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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.12.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188412093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841209
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-12
- Tag 1884-12-09
-
Monat
1884-12
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.12.1884
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Erscheint täglich früh ev.Uhr. Ne-«1ion und Expedition Johannc-goste 33. ^»rechstunden der Kedaction: BurmittagS 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. »ch^« NuchN-ndror M-nuscrUU» s« nicht vrrdmdttch. »»««Hmr per snr die nSchftf-Iarnde Nummer bestimmten Inserate an S»che«ta,e« dis 3 Uhr Nachmitta,». «,»«««- und Festtagen früh bis '/.LUtzr. I> den Filialen fiir 3ns.-7ln»ahme: Vtt» Klemm, UniversitätSstraße 21, L*»n Lösche, Kalharinenstraße 18, p. nur bis '/,8 Uhr. 'tlWgtr.TaMalt Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels, nnd SeschiistSverkehr. 344. Dienstag dm 9. Deoember 1884. Auflage Äl»onne»eut,prei, vierteil. 4'/, LlN. incl. Brinaerlohn b M., durch die Post bezöge» S Mk. Jede einzelne Nummer SO Ps. Belegexemplnr 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt» formal gesatzt) atzue PostbesSrderung W Mk. Mit Pustbrsörderung 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Prei-verzeichuiß. Tabellarischer u. Zisternsatz »ach höherm Takts. Nrrlamrn »nter dem RedactionSstrich dielaespalt. Zeile50Ps.,vorden Familiennachrtchteu die «gespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stet- an die Expevitt«» z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnenuineraoclo oder durch Post. Nachnahme. ; 78. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Manntmilhml-. Nachdem in neuerer Zeit bemerkt worden ist, daß die Wegt»u»««gen über das Repetiren stark Wirkender Medtca«e«te von Seiten der hiesigen Apathrke«- besttzer nicht genau befolgt worden sind, sehen wir uns veranlaßt, darauf Hinzuwelsen, daß wir jede zur Anzeige gebrachte Uebertretung der nachstehend nochmals abgedruckten Verordnung de« Königlichen Ministeriums des Innern zu Dresden vom 18. August 1876, daS Repetiren von Recrpten betreffend, nnnachsicbtiich zur Bestrafung bringen werden. Leipzig, am 15. November 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. CichorluS. Verordnung, da» Repetiren »on Reeepten betreffend. E« ist als Bevürfniß zu erkennen gewesen, die in der Ver ordnung des Ministerium« deS Inner« an die vormaligen KreiSdirectionen vom 23. Juli 1853, daS Repetiren von Re- «pten betreffend, getroffenen Bestimmungen einer Revision zu unterwerfen, beziehentlich dieselben zu vervollständigen. In besten Verfolg wird die gedachte Verordnung hierdurch ausgehoben und wird an Stelle derselben hiermit Folgende« bestimmt: Ohne' besondere Genehmigung de« ArzteS, welcher daS Rerept verschrieben hat, oder eine- anderen legitimirten ArzteS «der Wundarztes auf der Signatur oder auf dem Recepte selbst dürfen in Zukunft auf bloße« Verlangen Der jenigen, auf welche die betreffenden Recepte lauten, beziehent lich ihrer Angehörigen und Beauftragten, nicht wiederholt zngefertigt werden: ».) Bon den Recepte« für den innerlichen Gebrauch: solche, auf welchen eines van den in der Tabelle 8 der Lbnrwa- eopo«» ttermunieu (S. 3S4) namhaft gemachten Arzneimitteln (msllicumsntL ouutissimo aErv»n<>»>, ingleichen llixiialin und Ödlorokorm (bet welchem auch die Verwendung zu Inhalationen al» tunrrlicher Gebrauch gilt), gleichviel in welcher Gabe, ver schrieben ist. h. solche, ans welche» die in der Tabelle 6 der kb»rm»«>vo«» Oermanio» (S. 395) namhaft gemachten Arzneimittel (wsäioa- wmrt» ouuta «rravila) in einer, in der einzelnen Gabe den 5. Theil der in der Tabelle ^ (E>. 391) bezeichnet«» Maximal- dosir überschreitenden Menge Odlornlb^ärut, wenn die Maximal- doli« von 4.0, 8o«lle oornutuin, wenn die Maximaldosis von 0.6 und Lrtrnetnm oornati, wenn die Maximaldosit von 08 überschritten ist, verordnet sind. — Ans solche Recepte, aui welchen Mrdicamente verschrieben sind, die zwar in der Tabelle 6 sich vorfinden, für welche aber in der Tabelle X eine MarimaldosiS nicht angegeben ist, findet demnach da- vor. stehende Verbot nicht Anwendung. e. solche, aus welchen homöopathische Arzneien bis zur 3. Per- dünnnng (diese mit cingeschiosseu) verschrieben sind. S) von den Recepten für den äußerlichen Gebrauch: solche, aus welchen ein Mittel aus der Tabelle 8 der ?d.vmnovpvs» Onrma- uio», gleichviel in welcher Dosis, zu besagtem Gebrauche verschrieben find, icdoch mit Ausnahme von Üxiirnr^rum orzeckntnm rubrum, 87Ür»rgvram praeoipitatum »Idum nnd Veratrimim. 3) alle Recepte, aus welchen ein Arzneimittel für snbcntane In- jeetioac» auS den Tabellen 8 und 6 der pdarmaeopooa 6orm»mo» oder eines der außerdem vorstehend unter 1» und d aufgesührtea Arzneimittel zu gleichem Gebrauche verschrieben ist. Dem Borstehenden gemäß sind durch die Bezirttürzte sämmtlichr Apotheker deS Landes durch thunlichst zu beschleunigende Anfertigung von je 2 Exemplaren der gegenwärtigen Verordnung alsbald mit Anweisung z« versehen, wie dann seitens der genannten Medicinal- beamten auch den Aerztcn und Wundärzten in ihren Medictnal- beztrken, einschließlich der Militairärzte, je 1 Exemplar der Brrord« »nag zur Senntmßnabme milzulhellen ist. Dresden, den 18. August 1876. Mtutftertu« tze« 8»»er«. gez. v. Nostitz.Wallwttz. Pfeiffer. An sSountltche Kreishauptmannschaften. KrkimMachm-. DaS Werfen oder Schütten von Papier, Scherben. Ruß. Asche, Schutt, Lumpen. Kehricht, Geströhde. Steinen, Schnee, Kohlen, Erde und dergleichen aus die Vorländer der Parthe wird Lei Vermeidung b,S 60 Geld- oder bi« zu 14 Tagen Haft-Strafe untersagt. Leipzig, am 2. December 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. G. Holzauction. Montag, den 13. December «. sollen auf dem Schlage in Ab-Heilung 27 b des Burganer Forstreviers, in der sogenannten Gottge, dicht am Leutzsch»Leipziger Fahrweg 109 Eichen- 87 Buchen» 19 Nüstern- 25 Eschen- Rntzklvtze, 2 MaSholder, 3 Erlen- und 1 Linden- 115 Schirrhölzer, 40 Schirrstange« und 40 Hebebäume unter den öffentlich auShängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung nach dem Meistgebot verkauft werden. Zusammenkunft: auf obigem Schlage früh S Uhr. Leipzig, am 2. December 1884. De« Rath» gforstdepntatton. Vrrmielhung in »er NeisWSc am Piaurnschcn Platze. In obiger Fleischballe soll die iniethfrei werdende Rb thetlnng Rr. 2^ vom 2». diese» Monat» an gegen einmonatliche Kündigung Dienstag, den 1«. diese» Monat» Vormittag» 11 Uhr aus dem Rathbanse, 1. Etage, Zimmer Nr. 16. an dev Meistbietenden anderweit vermiethet werden Ebendaselbst auf dem großen Saale liegen die Der- miethungS- und BerstcigerungSbedingungen schon vor dem Termine zur Einsicblnabme auS. Leipzig, den 6. December 1884. Der Rath der Stadt Leipz^. vr. Georgi. Vleblahls-VekauntMchllng. Gestohlen wurden allhier erstatteter Ameige zufolge: 1) Ein Kintzrrbetlötzerzng von rothgemusterirm Kattun, ent- haltend 4'/, Kilo geschlossene Vettfetzer«, ans einer Bodenkammer in Nr. 27 der Langen Straße, im Laufe der letztvergangene» 3 Wochen; 2) ein Portemonnaie von braunem Leder, mit defekte« Schlößchen, enthaltend ca. 37 ^l, ln zwei Kronen, einem Zweimark-, vier Markstücken und div. kleiner Münze, sowie zwei Achtclloose der nächsten Braunschweiger Lotterie, a«S einem RestanrattonSlocale in Nr. 10 der Kleinen Fleischergaffe, in der Nacht zum 2. dsS. MtS.; 3) eine Grltzsumme von IO« ^tl 83 in vier Dopvelkronen, div. Silber-, Nickel- und Kupfermünzen, ferner ein Geldbetrag von k» Rubel 17 Kopeken, in einer Fünsundzwanzig-Rubelnote, einem Rubelscheine und div. Kopekenstücken in Silber und Kupfer, owie eine Partie Briefmarken zu Fünf-, Zehn- und Zwanzig pfennig, im Gesamnttbetrag von etwa 14.«!, mittelst Nachschlüssels au« einem Eomptoir in Nr. 28 am Brühl, am 2. dsS. MtS. Nach mittag- ; 4) eine Quantität blauwollenes Strickgarn, etwa 3'/, Kilo, auS einem BerkausSstand im Flur ReichSstraße 1, zur nämlichen Zeit; 5) ein Portemonnaie von schwarzem Leder, mit gelbem Bügel, enthaltend 40 » 30 -H, in zwei Doppelkronen und kleiner Münze, au- einem Küchenranme in Nr. 9 der Brüderstraße, am 3. d. M.; 6) ein Lommernberzieher von schwarzem Kammgarnstoffe, fast nru, mit zwei Reihen Knöpien, schwarzem Wollatlassutter und im Henkel mit der Firma „ÜearM, Lerlm", zwei Röcke von duukel- carrirtem Stoffe, je mit zwei Reihen Knöpfen, und eine Weste von demselben Stoffe, auS einer Schlafstube in Nr. 28 der Kletnr» Fleischergaffc. am 5. dsS. MtS.; 7) eine silberne Lhlinberuhr mit Sekunde, Goldrand, a«s der Rückseite die Buchstaben 8. IV. eingravirt und im Innern de« Ge häuses mit der Fabriknummer 40051, aus einer Wohnung in Nr. 3 der Glockenstraße, am gleichen Tage Nachmittags; 8) ein Muss von Skunkspelz, mit schwarzem LtlaSsutter, a«< einem Verkansslocale in Nr. 41 der PeterSstraße, zu derselben Zeit; 9) ein Wintrrüberzieher von dunkelblauem rauhen Stoff, mit Sammetkragen, zwei Rethen Knöpfen, Bordeneinsaffung, Schooßtaschen mit Patten und schwarzem Wollatlassutter, auS einem RestaurationS- locale in Nr. 5 der Grtmmaischen Straße, am 7. dsS. MtS. Abend«. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen oder den Thäter sind ungesäumt bet unserer Lrimiuat- «b:!,e>iung znr Anzeige zu bringe», tig, am 8. December 1884. Da« Polizei »Amt »er Stabt Leipzta. vrrtschnetder. vr. Denecke. Leip» am letzteren waren die Reden der Mttguever oe « ^ der Deu.schsnisinn.gen ^ demselben Mi ^ welcher in der vorigen R«chrtag«s-s''°n wird Geschieht beides nicht, dann wird ein Zufta gI i AusÄ7n d!nnock-intrer.n müsien. Dergegenwartg S°2d-^ok"rat!n ^"P^ovinz r'-rV^ung ^n. damit mau sehe, wie sie wirthsckaften." D,e Rtch er und W nd Horst sind bisher noch niemals auf den Punct gelangt, aus den sie ».n d« R,ich»,-»!>-- ii->' >« K einen Riegel vorgeschoben hat. Ä>e aber dann, wenn dieser Widerstand gegen die zerstörenden Bemühungen der gönnten Parteiführer einmal nachl.eße, wenn man sie gewahren ließe, damit der ReichSwaaen auf der abschüssigen Bahn binabrolltr? DaS Mittel vmgt verzweifelter, alS eS ift. der gesunde Sinn de- deutschen Volkes würde sich dagegen ausbäumen und die Leitung 1«'"" Geschicke den Händen anvertrauen, welche ihre G^chicklichkeit schon so s aben. SS lässt sich nichts leustnrn^^daß eS Beurtheilung töß. Nichtamtlicher Thetl. Jur parlamentarischen Lage. Seit dem Zusammentritt de« Reichstage« hat sich di« Gesammtlage unserer inneren Verhältnisse so wesentlich ver ändert, daß e« nöthig erscheint, daran zu erinnern, wie die Dinge vor den Wahlen standen. Damal« war da« Bündniß zwischen den Conservativen und dem Centrum der Angel- unct, um welchen sich Alle» drehte und nur au« einzelnen lnsängen ließ sich erkennen, daß dieses Bündniß durch ein solche« zwischen Centrum und Deutschfreisinnigen abgelöst werden würde. Die Brücke zu diesem neuen Bündnisse baute die Haltung des CentrumS in der Dampfersubventions frage und die gegen Ende der preußischen Landtagssession von den Ultramontanen gewonnene Gewißheit, daß die NUck- berusung der Bischöfe MelcherS und Ledochowski nickt er folgen werde. Dazu kam die Unterstützung, welcke die nationalliberale Partei der Regierung in ihrem Kampfe gegen die Socialdemokratie gewährte und die gleiche Bereit willigkeit dieser Partei, mit der Regierung in der Colonial- polit.k zusammen zu gehen, während aus da» Centrum in beiden Beziehungen nur bedingungsweise gerechnet werden konnte. Diese Thatsachen drückten der Wahlbewegung dm Stempel auf und daS waren auch die Gründe deS Rück gänge« der Deutschfreisinnigen und deS Anwachsen« der Con servativen und Nationallioeralen. Unabhängig davon voll zog sich aber eine Bewegung unter der Socialdemokratie, welche zur Verdoppelung ihrer Abgeordneten im Reichstage führte. Dieser Umschwung ist e«. welcher vom Abgeordneten v. Sckorlemer-Alst mit dm Worten charakterisirt wurde: „Der Reichskanzler hat Nationalliberale gesäet und Social demokraten geerntet". Der Reichskanzler selbst bezeichnet das gegenwärtige Stimmverhältniß weit objektiver dadurch, daß «r dm ReickStag in drei Theile theilte, in 157, welcke für Kaiser und Reich kämpsm, in lvO, welche für die Herrschaft der Geistlichkeit eintretm und in 88, welche nach der parla mentarischen Herrschaft streben. Dm Rest von einigen 40 nannte er avcherhatb der Nation stehend, die Polm, Äsäffer, Dänen und Welsen. AuS dieser Gruppiruna ergiebt sich, daß die regierungsfeindliche Mehrheit 240 Abgeordnete beträgt, es sei denn, daß die Regierung durch irgend ein Zugeftändniß daS 100 Stimmen vertretend« Centrum an seine Seite ruft und dadurch das umgekehrte Lerhältniß erzielt. Für eine derartige Veranstaltung ist aber auf Seiten der Regierung gegenwärtig keine Neigung vorhandm, der Reichskanzler hat rund heraus erklärt, daß er vom Cmtrum jetzt erst die Gegen leistung für die gemacht« Zugeständnisse erwartet und ihm um kein Haar breit mtgegen kommen werde. ES liegt nun klar auf der Hand, daß eia solcher Zustand nicht dauernd sein kann. Daraus ergiebt sich, daß der Reichs kanzler Mittel und Wege zu finden hofft, um seine Zwecke auch mit diesem Reichstage zu erreichen, denn er hat aus drücklich in der Sitzung vom S. December erklärt, daß er den Reichstag nicht auszulvsen beabsichtigt, ja er ist so weit gegangen, dm Fall in Betracht zu ziehm, daß die Gehätter für die Beamten nicht bewilligt werden. Natürlich ist kein Grund zu der Annahme vorhandm, daß der Widerstand der feindlichen Parteien einen so hohen Grad erreichen wird, aber dah der BcwilligungSeiser de« EmtrumS und der Deutsch- freisinnigen sehr germg ist, da« habm die dem Budget ge widmeten Commission«- )und ReickStagSsitzungm bewiesen, gerade solche AuSgabm» welch« der Reichskanzler für besonders nöthig hält, wie die für einen dritten AbtheilungSches im Auswärtigen Amt und für Gehaltserhöhungen stark beschäs tigter Beamtm in seinem Ressort habm bisher nicht die Zu> stimmung der Mehrheit erhalten. Wenn auch die Hoffnung nicht auSaeschloflen ist. daß der Reichstag die geforderten Beträge schließlich bewilligen wird. ZweiAbstimmnngm haben da« Parteiverhältniß im Reichs tage klar erkennen lassen, die über denDiätenantrag und die über den AntragWindthorst wegenAufhebung deSVerbannungSgesetzeS. der eine Wurde mit 180 gegen 99, der zweite mit 2l7 gegen 93 Stimmen angenommen. Nicht minder bezeichnend fürdieSachlag« waren die Debatten über da« Budget und über die Dampfer- Vorlage. In den elfteren übernahm wie immer der Ab- zu bewegm. «n Lyai,acym. ive^r eine klar« und deutliche Sprache reden, hat e« auch bet der letzten Wahlbeweguaa nicht gefehlt, um einen Reichstag zu Stande mbrsingm, n^lcher ^nationalen Bedürfnissen de« deutschen Volke« entspricht. Aber der Deutsche ist langsam und be- dächtig und der »eist de« Widerspruch«, die Sucht, cüle» zu bekritteln und besser wisse« z« wollen, ist besonder« bet dm Unverständige« mächtig; so kommt e«. daß die Einsicht«- vollen mit ibrer Meinung nur th«il»e,se durchdrmgm und daß erst bann eine radikale Besserung der Lage zu erwarten e« eingetrelm ist, daß e« mit Sicherheit bevorsteht, wenn nicht rechtzeitig vorgebeugt wird, leuchtet ihr nicht ein. Nun ist ja ein Umschwung unzweifelhaft in der Ent wickelung begriffen, die Wahlen dom 28. Oktober haben e» gezeigt, aber der Umschwung ist noch nicht bi« aus dm Grund durchgedrungen, die alten Vorurtheile, welche dm FortschrittS- ührern die Arbeit stet« so leicht gemacht haben, sind noch nicht überwunden. Nun sind die Herren vom Freisinn und vom Centrum wieder frisch an der Arbeit, und glücklicher weise hat Windtborft gleich in einer der ersten Sitzungen da« schwerste Geschütz ausgesahren, was überhaupt zur Verfügung steht. Er hat davon gesprochen, daß die Polm durch die Eingriffe in die Religion zum Aufruhr gereizt werden, daß sie eS ebenso machen werden, wie alle Völker» welche die religion-störmdm Tyrannen vernichtet habm. Er hat sogar von denBayonnetträgern gesprochen, die nur in dem Falle brauchbar sind, wmn sie zufrieden sind. DaS sind Aufreizungen zum Aufruhr» die der einfachste Wähler versteht und mit' denen kein treuer Unter, than oder Staatsbürger einverstanden ist, gleichviel ob er Protestant oder Katholik, Jude oder Freigeist ist. Es muß dm katholischen Wählern endlich einmal zum Bewußtsein . ^ .— Windthorst und >, wenn sie noch An spruch darauf machen wollen, Bürger des deutschen Reiche» zu sein. Wer die Polm im deutschen Reiche zum Aufruhr, die Braunschweiaer zur Aufrichtung einer ncum Welfenherr- schast, die katholischen Soldaten zur Empörung aufrcizt, der kann nicht Abgeordneter de« deutschen Volke« sein. Und nicht minder ist e« für jeden deutschen Wähler klar, daß Volksvertreter, welche der Regierung die nothwendigstm AuS gabm für ihr Beamtmpersonal versagen, die Rentabilität«. Nachweise bei Unternehmungen verlangen, welche dem Handel «me Absatzwege eröffnen, der deutschen Arbeit neuen Auf schwung verleihen sollen, kein verständniß für die Pflichten der BolkSvertreter habm. Deshalb bleiben wir bei unserer Meinung, daß die Auflösung und Neuwahl de« deutschen Reichstage« da« beste und zweckmäßigste Mittel ist. um endlich zu gefunden Parteiverhältniffen im Reichstage zu gelangen. * Leipzig, S. December 1884. » Durch da« Reich«gesetz dom 0. Mai 1880 ist bekannt räseuzstärke ^ - de- deutschen Heeres die FriedenSpräse. an Mannschaften für die Zeit vom 1. April 1881 bis »1-, März 1888 auf 437,274 Mann festgesetzt. Innerhalb dieser EtatSstärke sind aber Veränderungen soweit zulässig, daß zwischen dm einzelnen Truppengattungen und Chargen em Tausch stattfinden kann. Im vorliegenden Etat für 1885 b,S 1886 finden w,r in der Hauptvdersicht über da« Reich-Heer ?2Ä«dt 51,486 Unterofsiciere, 789 Zahlmeister-Aspiranten. 13,443 SpleUeute. 847,887 Gefreite und Gemeine, 3532 Lazarethgehl'.sen und »0.137 Oekonomiehandwerker. Der vor, jährige Etat führte aus 51,6,1 Unterosficiere. 788 «Zahlmeister, aspiranten 18.431 Spielleute, 847.814 Gefreite und Ge meine, 3533 Lazarethgehilsen und 10,087 Oekonomiehandwerker E« ist also ,m nmm Etat vermindert die Charge der Unter, offictere um 115 Mann und die der Lazarethgehilsen um 1 Mann, vermehrt die Charge der Gemeinen um 73. d« Oekonomiehandwerker um SO. der Gpielleute um 12 und der 1124 (1122). Württemberg 772 (773) und Bayern 2210 (2208) Officiere. * Dw Heranziehung der Officiere und Mann schaften de« Beurlaubtenstan deS zu militairischen Hebungen wird im künftigen Jahre im preußischen Heeres soweit man die» au« dem Etat beurtheilen kann, in demselben Umfange stattfindm, wie im lausenden Jahre. In Titel 6 Eapitel 24 sind als Besoldung für die Officiere des inactiven Standes 381,007 .6 auSgeworfen, und es ist dabei berechnet, daß eingezogen werden sollen 160 Premier- und 2240 Secondelimtmants aus 4 dis 8 Wochen. 225 Unter ärzte aus 6 Wochen. 75 Assistenzärzte aus 4 Wochen. 17 Ritt meister. 17 PreinierlimtmantS und 17 SeeondelieutenantS ans 14 Tage, 220 Hauptleute, 340 Premierlieutenants und 1170 SecondlieutenantS auf 13 Tage. . Tiefe Zahlen decken sick durchweg mit denen deS vorigen Etats. Für die Mann schaften deS Benrlaubtmstandes sind an Sold während der Hebungen 797,878 ebenfalls genau so viel wie im Vor jahre, angesetzt. Es sollen eingezogen werden 1300 Unter- officiere auf 56 Tage. 12,915 Gemeine ^aus 49 Tage. 665 Unterosficiere und 80 Gemeine aus 42 Tage, 20 Unterosficiere aus 28 Tage, 9200 Unterosficiere aus 13 Tage und 91,300 Gemeine auf 12 Tage. Im Ganzen würden also üben 4481 Officiere und 111,480 Mannschaften deS Beurlaubten standes. Ersatzreservisten sollen außerdem noch 33,998 ein- gezogen werden, und zwar 15,498 aus 10 Wochen, 10,000 aus 4 Wochen und 8500 aus 2 Wochen * AuS Berlin wird geschrieben: „Die Erhebung der zusammen. «,e,e Waffenmeister waren bisher unier- luna e7tftekenv/Ä »«d verpsiegt der au« der Stellenumwand, lung entstehende Ausfall an der Friedenspräfenzstärke soll aber dÜrck*i1^k'«b" Vermeidung von Mebrko^en nicht Wiede! - Di- gedeckt werden. Officiere de« deut cken Heere« siebt de, Dal .« Ganzen aus 18.140 an. d. i. 28 mZr at« rm Vo!- l°hre. Preußen zäblt 14,034 (1888/84 14,014), Sacksen änderungen de» SlaatshauShaltS-EtatS bereit» regierungs seitig sestgrstellt. Von den bei der Verwaltung der «direkten Steuern au« Anlaß der llebertragung de« GerichtSkosten- wesen« besonders angestcllten Beamten wird nach einer officiösen Mitteilung ein namhafter Theil ^ bei der Justiz verwaltung Verwendung finden, wenngleich die Einordnung derselben m daS abweichende System der unteren Beamten der Justiz nicht ohne Schwierigkeiten sich ermöglichen läßt. Ein kleiner Theil jener Beamten wird aber zunächst außer Be schäftigung treten. Da e« für die Betreffenden hart und der Stellung de« Staate« zu seinen Beamten nickt entsprechend sein Würde, in Bezug aus diese Beamten einfach von dem ihnen gegenüber in der Regel bestehenden Kündigungsrecht Gebrauch zu machen, ohne bi» zur Ermöglichung ihrer Wiederanstellung für ihre Existenz zu sorgen, so wird darauf Bedacht genom men tverden, durch Einstellung eines Dispositionsbetrage« in den Etat der Staats.egirrnng die Mittet in die Hand zu geben, für diese lediglich in Folg« organisatorischer ^?af;regeln außer Brod gekommenen Beamten in ausreichender Weis« zu sorgen. Der betreffende Dispositionsfonds, dessen Ausbriuguug bereits in Bezug aus die bei der Iustizorganisation nicht in voller Zahl Übernommenen unteren Beamten der Justiz ein Analogon batte, wird keinen dauernden Platz im Etat bean spruchen, sondern nur für die voraussichtlich kurze Zeit bi» zur Wiederanstellung der Beamten im Staatsdienste m Aus sicht zu nehmen sein." ' » * » * Der soeben veröffentlichte Bericht der russischen ReichScontrole ergiebt, daß daS Finanzjahr 1883 mit einem nicht unbedeutenden Deficit abschließt, statt, wie erwartet wurde, einen Ueberschuß von ungefähr 1,200,000 Rubel zu geben. Nach dem Voranschläge wurden an ordentlichen Ein nahmen 714 Millionen erwartet, eS sind aber nur 699 Mill. eingegangen; die ordentlichen Ausgaben waren auf 708 Mill. veranschlagt worden, e« sind aber 724 Millionen anSgegeben worden, so daß also da« Deficit sich auf ungefähr 25 Millionen belaufen wird. Die außerordentlichen Ausgaben (für den Bau von Eisenbahnen und Häfen, sowie für die Rück zahlung der Schuld der NeichSrentei an die ReichSbank) waren aus 64 Millionen für da« Jahr 1883 veranschlagt worden, in Wirklichkeit jedoch haben sich diese außerordent lichen Ausgaben auf ungefähr 80 Millionen belaufen Der Bericht hemübt sich, das Publicum zu beruhigen, indem er zu verstehen giebt, daß diese so bedeutend gestiegenen außer ordentlichen Ausgaben mit Leichtigkeit durch finanzielle Opera tionen (Emission von Goldrente u. s. w.) gedeckt sind, so daß also in dieser Hinsicht von einem Deficit nicht die Rede sein könne. Die Zahlen de« Budget», sowohl hinsichtlich der Ausgaben al« auch der Einnahmen, sind, wie eS iin Bericht beißt, in den letzten zebn Jahren sehr bedeutend gewachsen, jedoch werden auch in Zukunft für die Hebung und Verbesse rung mancher Theile der Reichsverwaltung noch große Summen erforderlich sein; leidefcntsprechen die bisher erzielten Resultate nur in sehr geringem Maße dem Aufwands so vieler Millionen. Für daS Gerichtswesen z.B.» daS im Laufe dieser zebn Jahre nicht viel bester geworden ist. al« eS früher war, haben sich die Ausgaben nm 34 Pror. vermehrt; die Volksbildung hat nur kaum merkliche Fortschritte gemacht, und doch sind die Ausgaben dafür von 13 auf 20 Millionen gestiegen oder um 39 Procent. Auch die Flotte erfordert enorme Summen, obgleich sic aus der Epoche der Pläne und Projekte kaum herausgekommen ist; im Jahre 1875 wurden für dieselbe 25 Millionen, im Jahre 1883 dagegen 31 Millionen Rubel auSgegeben; für da» Jahr 1885 verlangt daS Marine ministerium, an besten Spitze ein Bruder de« Kaisers steht, die Summe von 40 Millionen Rubel. Sogar die Ausgaben für die ReichScontrole sind in den letzten 10 Jahren um 27 Proc. gewachsen. Für die Verzinsung und Tilgung der Staatsschulden waren im Jahre 1883 mehr als 200 Millionen Rubel erforderlich. In Bezug auf diesen Posten zeigt sich eine Vermehrung von mehr alS 100 Proc. im Vergleich mit dem Jahre 1874. * lieber einen drohenden Conslict unserer Botschaft in Rom mit der Municipalverwaltung daselbst schreibt man dem „Hamburger Correspondent* von dort: „Die Geschäfte der Mimicivalverwaltung der ewigen Stadt haben sich seit einigen Jahren so vermehrt, daß deren Arbeiten in den bis« berigen Localen de- Eampidoglio-PalasteS nicht mehr ordnungsmäßig betrieben werden können, die Vötcr der Stadt haben daher beschlossen, zur Einrichtung anderer Boreoux, zur Unterbringung der Archive rc. ein neue« Gebäude gegenüber der MittagSfrite des Palazzo Cakarelli, de« deuischen BotschasiShotclS, rrrichlcn zu lasten nnd rin Stück Garten propriirrn. in welchem ein- zur Amtswohnung dienende, dem ischen FiSeuS gehörige Billa gelegen ist. In dem von dem letzteren chloffenen Kansvertrage über den genannten Palast ist stipulirt worden, daß dem Municipium daS LorkausSrecht zustehc» falls derselbe in anderen Besitz übergehen sollte, und daß nur der preußisch« FiSeuS denselben zu besitzen berechtigt sei. Seitdem der selbe dicht neben dem BoffchaftShotel auch noch andere Häuser uud Grundstücke erworben und aus einem solchen den Palast für da» V,.
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