Volltext Seite (XML)
und Taacblatt und Tageblatt W 221. Freiberg, am 20. September 1898. Ä. L. ll 381/98^ Amtsblatt süi die löaiglichca md Müschen Behörden zn Freiberg und Brand, verantwortlich« Leitnugr »«arg »urrhardt. Kolz-Mrsteigerung auf dem Raffauer Ltaatsforstreviere. Im Gasthofe zu Bienenmühle sollen am 27. und 28. September dss. Js., jeden Lag von Bormiltags /,1V Uhr an, folgende im Naustauer Forstreviere in den Abth. 6 bis 19, 22 bis 26, 35 bis 40, 50 bis - 51. Jahrgang. Freitag, den 23. September Erscheint jede» Wochentag Abend» '/,B.Ihr für de» andere» Lag. Preis vierteljährlich 2 Mk. 2b Pfg. zweimonatlich 1 Mk. 50 Pfg.». «drmonatlichVbPsg. Bekanntmachung. In Burkersdorf ist am 14. d. M. «in Fahrrad (HerkuleS-Modell) im Werthe von 200 M. gestohlen worden. Modellnummer 16, Maschinennummer 25420. Zur Wiedererlangung des Gestohlenen und Ergreifung deS ThäterS wird solches hiermit veröffentlicht. Der KerW des sozialdemokratischen Dartei-Dorstavdes. Wie seit Jahren kurz vor der im Herbste stattfindenden Zu- ' Mmenkunft der sozialdemokratischen Führer, so ist auch jetzt der ' Jahres-Bericht der Partei-Leitung erschienen. 15 volle Spalten ' lleiner Schrift nimmt das Aktenstück im „Vorwärts" ein. Da I der Bericht der Kritik der Oeffentlichkeit unterbreitet wird, so versteht es sich von selbst, daß er dementsprechend abgefaßt ist und vor Allem den Zweck verfolgt, eine möglichst eindrucksvolle Schilderung der Partei-Verhältnisse zu entwerfen, um bei den „Genossen" .den Glauben an die Vortrefflichkeit ihrer Sache zu stärken. Für den, der mit prüfendem Auge diese Darlegung liest, ist freilich Manche» zwischen den Zeilen verborgen, waS Zweifel daran erweckt, daß die Hoffnungen der Sozialdemokratie sich erfüllt haben. Augenscheinlich ist die Partei-Leitung über die Ergebnisse ihrer Agitation enttäuscht. Das zeigt sich vor Allem in dem den Reichstagswahlen ge widmeten Abschnitt. Ziemlich kleinlaut heißt es da, „daß ein so gewaltiges Wachsthum, wie es die Partei bei den Wahlen von 1890 zeigte, diesmal nicht konstatirt werden kann." Wer sich der hochtönenden, frohe SiegeS-Zuversicht athmenden Sprache sozial demokratischer Zeitungen und Redner vor den Wahlen erinnert, dem werden die Entschuldigungen und Erklärungen verständlich sein, die die Partei-Leitung für die Thatsache ms Feld führt, daß nicht 30 — wie gehofft wurde —, sondern nur 8 neue Sitze von der Sozialdemokratie errungen worden sind. Sehr richtig wird in dem Berichte die „Geschlossenheit der gegnerischen Parteien" als erster Grund angegeben; die Politik der Sammlung hat es in der That zuwege gebracht, daß beispielsweise in Preußen der Sozialdemokratie vier Mandate entrissen wurden. Und doch hatte es die sozialdemokratische Partei nicht an Be mühungen und Opfern fehlen lassen. „Der Wahlkampf hat diesmal Summen gekostet, wie noch nie ein Wahlkampf zuvor", gesteht der Bericht. Wir erfahren, daß die Central-Kasse für die Wahl-Agitation 213000 Mark ausgegeben hat, 80000 Mark mehr als im Jahre 18931 Von einer für die ländliche Be völkerung bestimmten Wahl-Broschüre wurden 448000 Exemplare verbreitet. Außerdem wurden „Millionen von Flugblättern ver theilt" und erschienen „unter theilweise sehr drastischen Titeln spezielle Wahlzeitungen." Im Regierungs-Bezirk Oppeln wurde ein mehrseitiges Flugblatt in deutscher und in polnischer Sprache in 120000 Exemplaren abgesetzt. So geht es fort. Man sieht, daß die Sozialdemokratie noch immer hauptsächlich durch die Verbreitung von Agitations-Schriften zu wirken sucht. Wenn man erfährt, daß die März-Zeitung in 150 000 Exemplaren, Liebknechts „Zum Jubeljahre der Revolution'1848" in 30000 Exemplaren, die „Mai-Zeitung" in 292 000 Exemplaren, .Klassenpolitik und Sozialreform" in 119 000 Exemplaren, „Graf Posadowsky und die Koalitionsfreiheit" in 50 000 Exemplaren Vertrieben und daß von einer großen Zahl von Broschüren neue Auflagen in mehr als 100 000 Exemplaren unter die Mafien geschleudert wurden, daß ferner 68 sozialdemokratische Zeitungen, fast ebenso viele Gewerkschaftsorgane und eine Reihe von Unter- baltungs- und Witzblättern den Geist der Auflehnung stärken, so kann man ermessen, wie nothwendig es ist, dieser Wühlarbeit durch eine umfassende planmäßige Verbreitung patriotischer Schriften entgegenzuwirken. Bemerkenswerth ist auch der Kassenbericht. Auch diesmal wird wieder über mangelnde Opferwilligkeit der „Genossen" ge llagt. Mit einem Anflug von Ironie heißt es, „daß die Zahl der Orte — und zwar auch solcher mit recht lebhafter Partei- und Gewerkschafts-Bewegung — eine sehr große ist, von denen der Partei-Kassirer nur hört, wenn sie die Parteikasse in An spruch nehmen." Daß die Arbeiter mit der Ablieferung ihrer Groschen vorsichtig geworden sind, ist begreiflich. Die große Zahl der Unterschlagungen von gesammelten Geldern durch manche Partei-Kassirer dürfte wohl hauptsächlich die Spender zurückhalten. Nichtsdestoweniger sind die Einnahmen der Parteikasie von 291000 Mark auf 315 000 Mark, also um 24 000 Mark ge stiegen. Die Ausgaben betrugen 340 000 Mark. Zu ihrer Deckung wurden 25 000 Mark „der Reserve entnommen", vrrmuthlich den Zinsen des beträchtlichen, in der Bank von Eng- u.edergel.gten Partei-Vermögens, das aus mehrere Millionen geschätzt wird. Nönigl. Staatsanwaltschaft. vr. Netvr. E An Strafen wurden über „Genossen" im Berichtsjahre i 54 Jahre Gefängmß und 19 948 Mark Geldbuße verhängt. ! Ungemein zahlreich waren nach dem Berichte die Strafen wegen i Vergehen gegen Z 153 der Gewerbeordnung, der bekanntlich die l Arbeitswilligen vor dem Terrorismus Streikender schützen soll. Die sozialdemokratische Parteileitung giebt damit selbst zu, daß ! die bestehenden Gesetze nicht ausreichen, den Mißbrauch der durch > den Z 152 der Gewerbeordnung gewährleisteten Koalitions freiheit zu verhindern. Es wäre daher klüger gewesen, wenn im Partei-Bericht der bekannte Erlaß des Grasen Posadowsky nicht zum Gegenstand so heftiger Anfeindungen gemacht wäre. Politische Umschau. Freiberg, den 22. September Deutschland. Vei der Einweihungsfeier der Erlöserkirche in Jerusalem werden sämmtliche Würdenträger der in der heiligen Stadt vertretenen christlichen Religionsgemeinschaften, namentlich der in besonderem Ansehen stehendeu drei griechischen, der armenischen und der römisch-katholischen, in vollem Ornat zugegen sein. Damit tritt die deutsch-evangelische Gemeinde zum ersten Mal in die Reihe der in Jerusalem angesehenen christlichen Religionsgenossenschaften. Noch nach der Wiederaufrichtung des neuen deutschen Reiches im Anfang der siebziger Jahre war es den deutschen Protestanten nur gestattet, zu ihrem Gottesdienst einen um den anderen Sonntag des Nachmittags eine Kapelle zu benutzen, die der englischen Judenmission gehört. Nach dem damaligen Abkommen wurde von England und Preußen ab wechselnd ein evangelischer Bischof eingesetzt. Erst in den achtziger Jahren wurde dieses Verhältniß gelöst und die deutsch-evangelische Gemeinde in Jerusalem selbstständig gemacht, die nun in der mit ihrem stattlichen Thurm alle umliegenden Kuppeln hoch über ragenden Erlöserkirche auch ihr eigenes würdiges Gotteshaus erhält. — Von unterrichteter Seite gehen der „T. R." noch die folgenden Mitthellunaen zu: Der Kaiser, die Kaiserin, Hofdamen, Haus beamte, militärische Umgebung und persönliche Bedienung werden zusammen eine Gesellschaft von etwa 100 Personen darstellen. Die Geistlichkeit, die zur Theilnahme an den Einweihungs- Feierlichkeiten in Jerusalem eingeladen ist, ist dabei nicht ein geschlossen; diese Herren reisen „für eigene Rechnung und Ge fahr", und erst in der heiligen Stadt selbst werden sie des Kaisers Gäste sein. Uebrigens ist die weit verbreitete Annahme, daß die ganze kaiserliche Reise von Berlin nach Jerusalem vom Hause Cook geleitet wird, irrig. Auf europäischem Boden reist das Kaiserpaar unter eigener Regie und in Asien tritt Cooks Thätigkeit erst ein, wenn gelandet wird. Unser Kaiserpaar wird, wie der „Konf." erfährt, bei der Ankunft in Palästina von deutschen Ehrenjungfrauen empfangen werden. Die weißen Ge wänder, welche sie bei dieser Gelegenheit tragen, werden augen blicklich in einem Magdeburger Geschäft angefertigt Der Reutersche Agent in Jerusalem schreibt unter dem Datum des 9. September: Der Sultan hatte sich in der letzten Zeit wiederholt durch seinen Botschafter in Berlin erboten, dem Kaiser und der Kaiserin während ihres Aufenthaltes im heiligen Lande alles zu stellen, was die Sitte der Orientalen bei fürstlichen Besuchen vorschreibt. Das Anerbieten wurde aber höflich abgelehnt. Kaiser Wilhelm hat nunmehr- jedoch einge willigt, daß der Sultan für die Beförderung der Reisenden sorgt. Die türkischen Behörden in Syrien und Palästina haben in Folge dessen die besten Pferde, Maulesel und Wagen, welche sie im Lande auftreiben konnten, angekaust. Außerdem werden Pferde und Hof-Equipagen aus den kaiserlichen Ställen des Mditz- Palasts gesandt werden. Die „Köln. Ztg." schreibt unverkennbar offiziös über das von Frankreich im Orient beanspruchte Schutz recht über nicht französische Christen: Von ver schiedenen deutschen Blä.lcrn, darunter auch von der in dieser Frage erfreulicherweise besonders bestimmt auftretenden „Germ.", ist die Forderung eines französischen, im Orient auch über nicht französische Christen und deren Anstalten auszuübenden Schutz rechtes mit allem Nachdruck zurückgewiesen worden. Nach der ganzen Lage der Verträge und nach jeder vernünftigen Aus legung deS Völkerrechts konnte ein solcher Anspruch im Ernste : gar nicht aufrecht gehalten werden, da man aber trotz aller von deutscher Seite beigeorachten vollgiltigen Beweise noch immer in einem Theile der französischen Presse der Behauptung begegnet, daß das französische Schutzrecht doch bestehe, so ist es vielleicht nicht ganz überflüssig, noch einmal mit aller Schärfe hervorzuheben, daß Deutschland ein solches Recht, soweit seine Unterthanen und deren Anstalten in Frage kommen, nicht auerkennt und sich jedem Versuche, es auszuüben, widersetzen wird. Jeder souveräne Staat besitzt kraft seiner Souveränetät daS Recht und die Pflicht, seine An gehörigen und deren Anstalten in fremden Ländern zu schützen. Das ist ein elementarer Satz des Völkerrechts, der nur dann in Frage gestellt werden könnte, wenn eine Macht zu Gunsten einer andern daraus verzichtet hätte. Ob andere Staaten daS gethan haben, wissen wir nicht, auch kümmert uns daS wenig; unbedingt sicher aber ist eS, daß Deutschland mit Frankreich niemals einen solchen Vertrag abgeschlossen hat und daß der französische Anspruch jeder berechtigten Grundlage entbehrt. Ganz abgesehen davon daß im Berliner Vertrage den diplomatischen und konsularischen Vertretungen der Mächte in der Türkei das offizielle Schutzrecht für ihre Angehörigen anerkannt und zugewiesen wurde, hat auch schon früher ein französisches Schutzrecht über Deutsche niemals bestanden und ist niemals von Deutschland anerkannt worden/ Die französischen Rechte begründen sich auf einem Vertrage, der zwischen Frankreich und der Türkei abgeschlossen wurde, der also zur Noth für diese beiden Staaten Gültigkeit hatte — soweit nicht auch er durch den Berliner Vertrag aufgehoben wurde —, aus dem aber niemals französische Rechte über deutsche Angehörige abgeleitet werden können. Weder Frank reich noch die Türkei haben das Recht, über die Verhältnisse deutscher Unterthanen gültige Bestimmungen zu treffen, ohne daß Deutschland dazu seine Genehmigung giebt. Niemand kann einem anderen geben, was er selbst nicht hat, und die Türkei hatte daher kein Recht, irgendwie über die deutschen Unterthanen und ihre Anstalten zu verfügen. Wenn Frankreich sich in die Angelegenheiten der in der Türkei lebenden Deutschen einmischt, so ist das ein offenbarer Eingriff in vie deutsche Souveränetät, der zweifelsohne vom deutschen Reiche mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen werden wird. Professor Schweninger hat der Nachricht gegenüber, es sei ein amtlicher Bericht von ihm über die letzte Krankheit Bismarcks zu erwarten, den Wiener Dozenten Weiß ermächtigt, zu veröffentlichen, die Abfassung und Veröffentlichung einer Krankengeschichte werde nur dann erfolgen, wenn die Familie Bismarck oder gar der Kaiser es wünschen sollten. Zur Zeit bestehen noch dieselben Gründe, die Schweninger früher in dieser Frage zum Stillschweigen bewogen. DaS Buch von Moritz Busch wird jetzt, wie bereits auszugsweise drahtlich mitgetheilt, auch von den „Hamb.N." in einer augenscheinlich aus Friedrichsruh stammenden Notiz abgeschüttelt. Es heißt da: „Schon das 120 Seiten lange Heft mit dem wenig adäquaten Titel „Fürst Bismarck und sein Werk" läßt erkennen, daß die Buschschen Publikationen, insoweit sie nicht beglaubigte Aktenstücke enthalten, als GeschichtSquelle nicht werden gelten können. Der Verfasser betont zwar immer wieder, daß er vertrauliche Aeußerungen des Fürsten am Theetisch noch am selben Abend „wortgetreu" niedergeschrieben habe; dies würde aber thatsächlich nur möglich gewesen sein, wenn er am Theetisch stenographirt hätte. Da dies ausgeschlossen war, sö handelt es sich um Notizen nach dem Gedächtniß, und da Busch immer an Schwerhörigkeit litt, sind Mißverständnisse wahrscheinlich. Für Jeden, der die vornehme Diktion und die gewählte, klassische: Ausdrucksweise des Fürsten Bismarck kannte, ist der saloppe Stil, in dem Busch ihn redend einführt, allein schon Beweis genug/ daß von „wortgetreuer" Wiedergabe keine Rede sein kann. Das,' erwähnte Heft enthält außerdem in Bezug auf allgemein bekannte . Daten sowie auf die Darstellung und logische Entwicklung der Thatsachen so erhebliche Jrrthümer, daß man es auch bei wohl wollender Kritik als flüchtig bezeichnen muß; um so mehr wird . dieses Verdikt voraussichtlich auf das neuerdings in fremden - Sprachen erscheinende Werk zutreffen, in dem Busch selbst sagt, - daß viele seiner Angaben auf Hörensagen basirt sind. Wenn er : seine gelegentliche Verwendung beim Ordnen von Papieren des Fürsten Bismarck zur Anfertigung von Abschriften benutzt hat, : so sind wir der Ueberzeugung, daß dies ohne dessen Vorwissen geschehen ist, und erblicken darin eine Indiskretion." — Uebrigens stellt sich jetzt auch noch heraus, daß Busch in sein neueS drei» Ins «rate werde» bi» Bormittag Ü Uhr s angenommen. Preis für die Gpaltzeile IS Pfg. "I FM2MFH Außerhalb de» LandgerichtSbezirtS 15 Pfg. st M-V 56, 65, 66, 69 bis 77 und in der Durchforstung in Abth. 88 aufbereitete Nutz» «nd Brett« Hölzer an die Meistbietenden versteigert werden, und zwar: Dienstag, den 27. September: 19 w. Stämme, 20 h. u. 21776 w. Klötzer, 800 w. Reisstangen und 61*/, rm w. Nutzscheite; Mittwoch, den 28. September: 302*/, rm w. Brennscheite, 254*/, rm w. Brennknüppel, 16*/, rm h. u. 282 rm w. Zacken, 1 rw fi. Brennrinde, und 74 rm w. Aeste. Näheres ist aus den bei den Ortsbehörden und in den Schankstätten der umliegenden Ort-, schäften aushängenden Plakaten zu ersehen. Königl. Forstrentamt Frauenstein und KSnigl. Forstrevierverwaltung Nassau zu Bienenmühle, am 20. September 1898. «eliurt«. Gemeindesparkaffe zu Ervisdorf ist jeden Montag Nachmittags von 2 bis 6 Uhr geöffnet, verzinst Spareinlagen zu 8*/, <*/, und gewährt Darlehen auf Grundstücke zu mäßiger Verzinsung. Der Gemeinderath. G.-Vorst.