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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.03.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050307019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905030701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905030701
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-03
- Tag 1905-03-07
-
Monat
1905-03
-
Jahr
1905
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vrzugS-PrriS dl tz« Hauptrxprdttton oder der«, LuSgaL» stelle» abgrholt: virrteljihrlich 8.—, bet -wrimaltga täglich« Zustellung tuS Han« 8.7k. Durch die Post bezog« für Deutsch- iaud ». Oesterreich vierteljährlich ^l 4H0, für di« übrig«, Lüad« laut ZetttluqSpretSltste. Diese Nummer kostet «ms alle» Vahnhdfrn und I II m^I bei der Zettung«-LerkLuferuI * VtedaMo» und Gx-edttto« 153 Fernsprecher 222 Johannt-gasse 8. HetvZt-Filiale Dre«8e»r Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1718). Haupt-Ktliale Berlin: L « rl D « » ck « r,-erzg lBayrHofbuchbaudlg, Lüyowltraste 10 Gerufpmch« Amt VI Nr. 4E Nr. 12«. Morgen-Ausgabe. WM er Tageblatt Amtsblatt des Äönrgl. Land- und des Känigl. Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und -es Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Dienstag dm 7. März 1905. Anzrigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 28 Familien- und Stellen-Anzeigen 20 ^s. Finanzielle Anzeigen. GeschäftSauzeigrn untre text od« an besonder« Stelle nach Tarif. Die «gespaltene ReNamezeile 75/^. Aunahmeschlutz für A»zeigen: Ab« ad-Ausgabe: vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: uachmMag« « Uhr. Anzeige» sind stet« au die Expedition za richten. Extra-Beilage» (nur mit der Morgen: Ausgabe) nach besonder« Lereiubaruag. Die Gx-edMa» IP wocheutag» »uuat«brochru geSffnrt »o» früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Lrmk lt»d Verlag oo» G. Pal- i» Leipzig (Inh. vr. B., R. ch W. Lliuthardtj. SS. Jahrgang. Var Aichtigrle vom Lage. * Die Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt in Leipzig schlägt die Verteilung einer Dividende von 8'/, Prozent und eine Erhöhung ihre« Aktienkapitals um b 000 400 auf 80 000 400 vor. (S. VolkSwirtsch.) * In König-Hütte erkrankten in der vergangenen Woche 35 Personen au der Genickstarre; 19 von ihnen find gestorben. (S. Au- aller Welt.) * Die französische Deputirtenkammer hat gestern, im Sinne der vom Ministerpräsidenten Rouvier gestellten Vertrauensfrage, die Frage der Hausbrenner aus der Budgetberatung auSgeschieden. (S. Ausland.) * Aus Petersburg wird gemeldet, es werde al-VolkS- Vertretung eine legislative, dem Reichsrat angehörige Instanz berufe« werden. (S. den Artikel.) * Am Sonntag haben die Japaner aus der linken Flanke Madjapu nicht erobert; sie haben im Zentrum die Angriffe auf den Putilow Hügel, im Osten die Angriffe auf den Kutuliapaß ohne Erfolg wiederholt. (S. russ.- jap. Kneg.) Asisin gebt aer Für; ärr Oeuttcden Politik? Die Fruge nach -en Zielen der deutschen Politik be herrscht in hohem Matze die Gedanken der Politiker. Gar verschiedenartig fallen die Antworten aus. Und in der Lat, man muh im Voraus zugeben: eine sichere Antwort darauf gibt es nicht. In zwei Dingen hat die Regie rung ihren Willen durchgesetzt. Sie hat in Preutzen das Kanalgesetz zustande gebracht und im Reiche die Handels verträge. Die letzteren sind unstreitig für das Agrarier- tum errungen, die Kanalfrage aber kann man sehr ver schieden beurteilen. Und dock) kommt eben darauf für die fernere Politik viel an. Hat man das Zustandebringen des Hannover- Rhein-Kanals als ein der Landwirtschaft abge rungenes Zugeständnis an die Industrie anzusehen, so daß die erstere mit Erfolg wieder die Rolle des ungerecht benachteiligten und daher zu neuen Forderungen be fugten Teiles aufnehmen kann? Fast sollte man es glauben, denn zwei Drittel der Konservativen und ein Drittel der Freikonservatioen haben dagegen gestimmt und die Agitation der Bündler ist von gleicher Schärfe wie zuvor. Aber die Regierung und die Industrie denken anders. Sie sehen die Beendigung -er neuen Wasser straße bei Hannover als ein schweres Opfer an, das sie -er Landwirtschaft bringen müssen. Jeden agrarischen Anspruch auf neue Liebesgaben auS Anlaß -es Kanals können sie um so schärfer zurückweisen, als -ie Meliora tionsbauten auf wasserwirtschaftlichem Gebiet auf Kosten des Staates und zum Vorteil der Landwirschaft einen Umfang angenommen haben, wie vor zehn Jahren noch niemand ahnte. Auf Grund der Kanalfrage, die nicht einmal durch die Konservativen die Wendung zu Gunsten der Regierung erhalten hat, können diese keinen neuen Wechsel auf den Staat ziehen. Den Kanal verdankt die Regierung dem Zentrum. Zentrum ist Trumpf, so gar seit langer Zeit, aber jetzt endlich hat es wieder ein mal einen Stich gemacht, für sich aber nur insofern, als es leicht neue Forderungen einreichcn kann. Man hatte ihm auf den verschiedensten Gebieten so grotze Kon zessionen gemacht, daß es sich notwendig einmal erkennt lich zeigen mußte, wollte es seine Ansprüche nicht ver- lieren. Sonst wäre Schwarz eben nicht Trumpf ge blieben. Wir werden wohl bald von neuen Forderungen hören. Auch von neuen Zugeständnissen? Darauf dürfte die Flottenvorlage im nächsten Winter Antwort geben. Die parlamentarische Position des Zentrums ist so stark, daß ohne seinen Willen kein Flottengesetz zustande kom men kann, ein Umstand, den man nie vergessen sollte. Das Zustandekommen des Zolltarifs und -er Handelsverträge ist aber nichts, ioofür die Negierung dem Zentrum und den Konservativen Dank schuldig wäre. Im Gegenteil. Sie ist es gervesen, die beiden ein schweres Opfer gebracht hat; beiden, denn nicht nur die Konser vativen, sondern auch das Zentrum ist von agrarischer Politik beherrscht. Die Negierung hat ihr Versprechen der Landwirtschaft gegenüber eingelöst und zwar in so vollem Maße, daß mit Ausnahme eines kleinen Häuf- leinS zumeist von der extrem agrarischen Agitation lebender Leute die Landwirte sehr zufrieden sind. Die Reihe, ein Notgeschrei zu erheben, ist jetzt an der I n - Lustrie. Sie erlebt geradezu ein Erwachen aus holdem Traum und sieht sich mit einem Male in rauher Wirklichkeit. Unter der Führung der rheinisch, westfälischen Großindustrie hat sie sich mit der Wieder herstellung der höchsten Bismarckschen Getreidezölle ein verstanden erklärt. Eine hie und da durchgeführte Er- Höhung der. industriellen Schutzzölle bestärkte Len Hyp notismus, in dem sie sich befand. Die unselige Schärfe LeS sozialen Kampfes hat die Industrie auch noch ver- *cht«t, wegen dcS politischen Anschlüsse» an die Korffsr- vativen und die Regierung Zugeständnisse zu machen. Eine Weiterentwicklung unserer Ausfuhr ist abgeschnit ten; es fragt sich, ob nicht ein fühlbarer Rückgang ein tritt, ein Rückgang, der die Industrie zwingt, sich mit verdoppeltem Eifer und unter Preiskonzessionen auf den inländischen Markt und auf die nicht von Schutzzoll- erhöhungen heimgesuchten Märkte des Auslandes zu werfen. Das kann denn die verderblichsten Störungen der Gewinne geben, Lohnherabsetzungen, Arbeiterent- lassungen, Auswanderungszunahme obendrein. Das Bündnis zwischen Industrie und Landwirtschaft hat noch einmal vorgehalten, es hat den neuen Zolltarif und die Handelsverträge ge- schaffen. Aber damit hat es anscheinend sein Ende erreicht. Er hat sich außer Kraft gewachsen und bricht nun in sich zusammen. Wenn das schon jetzt so stark hervortritt, wo die Schädigungen der Ausfuhr industrie noch erst bevorstehen, wie mag das erst werden, wenn die Wirklichkeit eingetreten istl D i e Industrie muß und wird bessere Handelsverträge fordern, sie muß und wird näheren Anschlußan die liberalenParteiensuchen. TasAgrariertum hat der Industrie nichts mehr zu bieten; im Gegenteil, es wird fortan in derRolle desVersagens gegenüber-enbest begründeten Ansprüchen der Industrie sein. Kommt gar eine ungünstige industrielle Konjunktur hinzu, die — wie der Fernhandel es um die Mitte der siebziger Jahre erlebte — einen starken Druck auf Arbeitslöhne und Di videnden ausübt, so wird man ein ungeheures An schwellen der Bewegung gegen die jetzige Interessen politik des Agrariertums erleben. Es ist sogar zu hoffen und'sehr wohl möglich, daß die so heitz ersehnte Einigung uird Kräftigung der Liberalen, der Zusammenschluß des Bürgertums von der heutigen Zollpolitik seinen Aus- gang nimmt. Die Agrarier haben ihren Bogen überspannt. Sie selbst sind nur eine kleine Minderheit im Volke Bisher haben sie durch ihr Notgeschrei eine Masse gutmütiger aber nicht even sehr kritisch angelegter Leute auf ihre Seite gebracht. Es ist wahrscheinlich, -aß dies in einigen Jahren völlig umge schlagen sein wird. Die Regierung ist beklagenswert west mit den Agrariern gegangen. Aber man kann dennoch nicht sagen, daß sie von ihnen abhängig ist und mit ihnen steht und fällt. Sie hat — immer in Worten und in einigen Fällen auch in Werken — die Stellung des Unparteiischen zwischen den Strebenden eingenommen. Standhaft und erfolgreich hat sie sich geweigert, den neuen Zolltarif in Kraft zu setzen und die alten Handelsverträge zu kün digen. Hätte sie das getan, so wäre sie zur Sklavin der Agrarier herabgesunken und um unser Zollwesen stände es noch viel schlimmer. Sie hat den Weg offen, in einigen Jahren an der Hand der Erfahrungen Novellen zu den Handelsverträgen zu vereinbaren. Aufgabe der In dustrie muß es sein, sie dahin zu drängen, nicht aber allen Einfluß auf sie zu verlieren. Die eigentlichen Freihändler haben geringen Einfluß, auch einstweilen keinen großen in Aussicht. Wohl besitzen solchen aber die Industriellen. Die Macht des Zentralverbandes deut scher Industrieller ist groß. Man mag einweuden, daß eben sie zu Gunsten der Agrarier ins Gewicht gefallen ist. Leider ist das richtig. Aber jetzt schlägt elementar die Stimmung um, so daß sich der Vorstand des Zentrvlver- bandes schon gegen die Anklage, an den Handelsver trägen mitschuldig zu sein, verteidigen muß. Was diese Wendung schädigen könnte, das wäre eine enge Verbindung des Freihandels mit der Sozialdemokratie. Eben sie würde die In dustrie wieder vor den Kopf stoßen. Ein solcher „Block der Linken" wäre zu gänzlicher Unfruchtbarkeit ver dammt; er würde auch in manchen Dingen, wo die Ne- gierunfl schließlich noch einen Rest von Zugänglichkeit betoahrte, bei ihr nichts mehr gelten. Nichtmaterielle Angelegenheiten ge- Winnen neuerdings erheblich an Bedeutung. In -er Frage des Schulkompromisses sind die Geister am Mittwoch im Abgeordnetenlxmse mit ungewöhnlicher Heftigkeit aufeinander geplatzt. Zwischen dem National liberalen Hackenberg einerseits und dem Minister Stuüt und dem Abgeordneten v. Zedlitz anderseits sind Reden gewechselt, wie wir sie innerhalb solcher Instanzen seit lange nicht gehört haben. Als sehr bedeutsam muß es angesehen werden, daß Pastor Hockenberg, der Haupt- Urheber des Schulkompromisses innerhalb -er national liberalen Partei, sein Möglichstes tot, um Las Ver trauen der Liberalen wieder zu gewinnen, das so tief erschüttert worden war. Er betonte die liberalen Grund sätze der Partei mit einem Nachdruck, der ihm den un unterbrochenen Beifall der Linken einbrvchte, während die Herren Studt und Zedlitz immer heftiger wurden. Auch das erscheint unS als eine überaus günstige Wen dung und vielversprechnd für den Zusammenschluß der Liberalen. Blickt man auf die Erregung, die Üa8 Vor- gehen des Kultusministeriums in Sachen der Hochschulen hervorgcrufen b-ft, so muß mau sagen cS wclst ein scharf liberaler Wind. Gerade die Jugend, die bisher über der an sich so schönen patriotischen Begeisterung die Kritik fast verlor, wir- mit einemmal vonfreiheit- lichemFeuer erfaßt. Das ist Loch ein gewaltiger Umschwung. Wie wird sich dazu die Regierung stellen? Was den Kultusminister anbelangt, so ist kein Zweifel möglich. Er vertritt die kirchliche Ortho doxie, die nachgiebige Freundschaft mit dem Zentrum, mit einem Worte die Reaktion. Möglich ist, daß ihm da mit noch eine lange Wirksamkeit beschieden ist, denn diese Parteirichtung hat mächtigen Rückhalt. Möglich ist aber auch eine Wendung im liberalen Sinne. Man denke nur an den plötzlichen Sturz des Kultusministers Grafen Zedlitz, eben da in parlamentarischer Beziehung alle Türen für sein reaktionäres Schulgesetz völlig offen waren. Die Antipathie gegen die zentrumsfreundliche Politik beherrscht doch weite Kreise, solche, die beim geistigen Fortschritt der Nation nicht entbehrt werden können. Die entscheidende Stelle hat mehr als einmal bewiesen, daß sie so etwas zu würdigen weiß. Unter Liesen Umständen sollte man aufs Lebhafteste wünschen. Laß nicht im nächsten Winter Lurch die Flottenfrage eine Situation geschaffen würde, die dem Zentrum die Entscheidung über sie und über die ganze innere Politik in die Hände spielte. Die National liberalen werden keine Schwierigkeiten machen, Besorg nisse muß man hegen, daß beide Flügel der Freisinnigen dabei das Richtige verfehlen. Auch bei der „Ver einigung" macht sich ein Ton -er Opposition quauck möme geltend. Wenn die Linksliberalen politischen Blick haben, so können sie über ihre Stellungnahme nicht im Zweifel sein. ver NuMana in Ziiamrtafrika. Die Lage im Süden. G-nerale"ojvr n. FrancoiZ setzt im .Mtti ttrwochenblütl" soeben ferne wertvollen Betrachtungen über unseren jüdwest- asrrkanifchen Feldzug fort. Da es Sem Rlchtkenner der Ver hältnisse so Vorkommen wird, als gehe es ergenllich auf dem südlichen Kriegsschauplatz (gegen Morenga und Morris) seit einigen Monaten gar nicht mehr recht vorwärts, so mag hier in erster Linie unedergegeben iem, was v. Frangots über die ungeheuren Gelänoe- s ch w i er i g l e i t e'n für den Kampf nn L-üden des Groß- Namalandes schreckt: Gegen ine Witboi-Gruppe im nördlichen Namalande wird energisch gekämpft. Auf dem südlichen Kriegsschau plätze sind wir jetzt noch in dem Stadium der Vorbe reitung. Ueber einigen der dortigen Vorgänge liegt noch ein Schleier. Wir wissen nichts Näheres über die Ver nichtung des Siedlungsgebietes im Osten der Karasberge. Nähere Nachrichten über die verlustreichen Gefechte bei Murisfonlein, 26. November, Warmbad, 27. und W. No vember, Ramansdrifl, 2. und 3. Dezember und zwei ver nichtete Patrouillen flehen ebenfalls noch aus. Wir wissen nicht, ob der Wüstenmarjcb den für Keetmanshoop be stimmten 84 Offizieren und 1425 Mannschaften ebenso gut wie dem Major von Lengerke geglückt ist; die großen Schwierigkeiten legen einen Zweifel nahe. Der welt vergessene Winkel Lüderitzducht hat auf einmal ein ganz anderes Gesicht bekommen. Wo bei Beginn des Aufstandes nur 3 Deutsche und 100 Hottentotten hausten, da ist jetzt ein Durcheinander von geschäftigen Menschen aller mög lichen Farben. Wöchentlich kommen neue Truppen aus Deutschland, Pferde, Ochsen und Buren als Treiber aus Kapstadt dazu. Lüderitzducht ist ein zuverlässiger Aus gangspunkt für die Operationen ins Innere geworden. Nicht ganz so zuverlässig, aber doch immer noch hinreichend sicher find die Au-gangsorte am Oranje, Ramonsdrift und später vielleicht llpington. Dafür macht der Transport von beiden Orten nicht solche Schwierigkeiten wie von Lüderitz- bucht aus. Für dir Operationen auf -em schwierigen südlichen Kriegsschauplätze kommt alles darauf an, daß der Baiweg und di« Verpflegungslinicn nach dem Oranje so leistungs- fähig sind, daß sie den Ihachschub mit Keetmanshoop, Warm bad und Dawiguab sicher stellen. In die Verbesserung des Baiwcges ist in den verstossenen Monaten sehr viel Arbeit und Geld gesteckt worden. Seit dem 16. Dezember steht Lüderitzducht mit Kubub in telephonischer Verbindung. Von Kubub bis Keetmanshoop ist Heliograph gelegt. Wenig ge rechnet müssen täglich 200 Zentner von Lüderitzducht noch Keetmanshopp abgehen. Dazu sind 5 Ochsenwagen, 110 Ochsen, einige Pferde und das nötige Treiberpersonal er forderlich. Unterwegs müssen Menschen und Tiere Wasser und Futter finden. Wo soll der Etappenkommandeur Transporttiere usw. und den Unterhalt für diese her schassen? Bis jetzt scheinen 200 Wagen und 5000 Ochsen vorhanden zu sein Das Doppelte wird aber nötig werden, wenn die Ochsen nicht eingehen sollen. Viel Geld wir- noch ousgeaeben werden müssen. Wie wird es aber mit Futter und Wasser? Die Weibe am Baiwsge wird bald vernichtet sein. Große Heuniederlagen müssen also angelegt werden. Schwierigkeiten wir- das nicht machen, da jäder nach der Küste gehende Wagen Heu genug laden kann. Anders ist es mit der Wasserbeschaffuno. Seit dem November werden die vorhandenen Wasserstellen Ukama, Gaugausib, Aus, Kubub verbessert. Nach neuen Stellen wird auf Anregung des jetzigen Chefs des Generalstabes des yberkommandos gesucht. Ein erfahrener Geologe ist an der Spitze einer Bohrkolonne seit dem 26. Dezember tätig. Zu viel darf man sich aber von seiner Tätigkeit nicht versprechen. Bis fetzt sind tast alle Bohrungen im Nama lande außerhalb des GrunowasseraebieteS der Flüsse und Vlehcn usw. erfolglos geblieben. In dem Bergwerk von Ookiep, das in der Küstenwüste liegt, werden die Wände , erst in 800 Meter Tiefe etwas feucht. Viel tiefer wie bis her, 300 Meter und mehr müßte also gebohrt werden. Ehe solche Bohrungen fertig werden, dürste ober der Krieg hoffentlich vorüber sein. Daß sie aber überhaupt gemacht werden, kann nur freudig begrüßt werden. An der Tat sache wird indessen nichts geändert, daß wie bisher Wasser von Lüderitzbucht angefvhren werden muß. Aber dieses Fuhrwesen macht so bedeutenLe Kosten, daß der unbedingt nötige Dau einer Kriegsbahn bereit» be gonnen sein soll. Der Flugsandgürtel soll mit Lebm, der rn L. zwasser angemacht ist, auf der Bahnstrecke frsigelegt werden. Auch wenn die Bahn nach Beendigung der Krieges in Betrieb bliebe, würde sie viele Hunderttausende sparen. Es ist gut, sie anzul«gen, bevor sie aus zwingender Not gebaut werden muß. Sie wird nicht nur die Fracht sätze verbilligen, sondern auch einen schnelleren Gang der Operationen ermöglichen. Ohne gesicherten Nachschub ist nichts zu machen. Das muß sich ^«der Vorhalten, der glaubt, die Vorbereitungen für di« Bekämpfung des Aufstandes im Süden dauerten zu lange. Seit Ende Dezember ist die Verbindung von Warmbad und Ramansdrifl möglicherweise wieder frei. An dieser Ver- pstegungslinie bekämpften sich seit Ende November Haupt mann v. Koppy und Morenga. Beide wurden bekämpft durch die feindliche Landesnatur, der schließlich Morenga unterlag. Er scheint sich in Anschlägen gegen v. KiwPY erschöpft zu haben, hat sich in di« Karrasberg« zurückgezc^en und dort mit Morris vereint. Gegen das stark besetzte Keetmanshoop hat er nichts zu unternehmen gewagt, dafür aber mit Frei manns- und KarraAeuten Witboi in den Januarkämpfen bei Gochas unterstützt. Ramonsdrift ist jetzt von deutscher Seite mit etwa 20 Reitern und Buren besetzt. Auf englischer Seite sickert Leutnant Adams mit einer starken Abteilung der Kap- Lplizei. Die dritte BerpflegungMnie, die bei der Nieder werfung der Bondelzwartgruvpe unter Morenga-Morris von Bedeutung werden kann, ist di« von Upington nach der Ost seite der großen KarraSberae. Dort werden sich die Kämpfe gegen Morenge wahrscheinlich obspielen. Denn dort sitzt er an den Quellen seiner Kraft. AuS seinen Schlupfwinkeln in den Karrasbergen beherrscht er das Namaland noch allen Richtungen, ganz besonders aber die innere Hochfläche bis zu den Dün«n der Kalahari und der englischen Grenze, die jeder, zeit ein Entwischen gestattet. Eine baldige Sperrung der Pforte von Upington, etwa durch eine Komapani« bei Dawianab, dürfte von Wichtigkeit sein. Jedenfalls muß, sowie die Zeit des Einschreitens gekommen ist, in diesem Süd ostzipfel etwas geschehen. Erst wenn rund um die Großen KarraSberae Stützpunkte vorhanden sind, wird es mit den jetzt verfügbaren Kräften möglich sein, Morenga und Morris in absehbarer Zeit unterzukriegen. Vie Hririr in fturslanä. Die Legislative. Wie dem „B. T." auS Petersburg gemeldet wird, wird die Volksvertretung binnen kurzem in Form einer legis lativen, dem Reichsrat angehörenden Instanz zu sammenberufen werden. Die Arbeiterbewegung in jpeterrburg. Nach einer Depesche des „L.-A." führte eine Sitzung in Schivlowskys Privatwohnung, an der auch Mitglieder der Kommission teilnabmen, keine Einigung herbei. Sollten die in einigen Tagen beginnenden neuen Verhand lungen ebenfalls resultatlos verlausen, dann wird die Kommission ihre Tätigkeit ganz einstellem. Nach der „Voss. Ztg." nahm gestern die Mehrzahl der schlechtest bezahlten ungelernten Arbeiter die Arbeit wieder auf. Dir Ausständige» drangen in die Fabriken ein und halten dort Propagand «reden. Das Militär wurde verstärkt. Um 2 Uhr nachmittag wurden Zusammenstöße befürchtet. Die Zeitungen sind alle pünktlich wieder erschienen, auch „Ruß", der die Regierung ausfordert, Farbe zu bekennen; ein Semski Sobor aus nationaler Grundlage sei das einzige Mittel zur Befriedigung des Volkes. Der „Slowo" ruft: „Bahn frei, daS Volk kommt!" DaS Blatt warnt vor Verzögerungen. Mit Gorki zugleich ist, wie gemeldet wird, der Redakteur der „Russkoje Bogatstwo", Peschechonow, auf freien Fuß gesetzt worden. Ihm ist Reval al- Zwangsaufenthalt zugewiesen worden. In Ssrnowiee nahmen gestern die Huldschinsky-Werke die Arbeit — trotz den gegenteilrgen Mitteilungen — wieder voll auf. Mit Ausnahme von drei Gruben wrrd auf den übrigen im ganzen Umfange gestreikt. Der Güterrverkehr auf der Warschau-Wiener Bahn hat in Sosnowice abermals eine Unterbrechung von zwei Tagen erfahren muffen. Der galizische Landadel gegen eine Revolution in Russisch-z-olen. * Aus Lemberg meldet die „Neue Freie Presse": Unter dem Vorsitze des Lanbtagsabgeordneten Ritter v. Rayski haben zahlreich« zu den Generalversammlungen des Galizischen Dobenkrebitvereins und der Galizischen Landwirrschasts- gesell-schaft in Lemberg eingetroffene Gutsbesitzer und Land edelleute hier in vertraulicher Weise über die politische Lage der polnischen Nation berat«» und nach einer eingehenden, sehr lebhaften Debatte nachstehende Resolution an genommen: „Die in Lemberg versammelten polnischen Guts besitzer drücken ihre Ueberzeugung aus, daß 1s unsere Kon nationalen unter rulffjlscher Herrschaft im gegenwärtigen bedeutsamen Zeitpunkte ruhige und kühle Erwägung zu bewahren haben, sich nickt zu gewalttätigen Schritten hinreißen lassen sollen, und daß sie trotz strengen provokatorischen Verfolgungen mit Entschiedenheit und Würbe für -ie Rechte der polnischen Nation sich einzusetzen, sowie ausdauernd auf die Gewährung der uns gebührenden religiösen und politischen Freiheiten zu dringen haben; 2s daß es unsere Pflicht ist, in Galizien, welches dank der konstitutionellen Freiheiten «in« jystemati'che Tätigkeit in nationaler Richtung zu entwickeln vermag, die vor zwei Jahren vom polnischen Zentralwohlkoviitee in den Be zirken geschaffene Organisation zu erhalten und zu kräftigen, wie auch die Vereinigung aller Bürger ohne Unter schied der politischen Anschauungen zu einem nationalen Wall anzustreben." A«r vsrfchiedsnen Stä-ten. AuS Wilna wird vom Montag gemeldet: Die Arbeiter der hiesigen Fabriken und Druckereien sind heute in deu Ausstand getreten. Die Zeitungen werden morgen nicht erscheinen. Die Läden werden aus Furcht vor Ueberfällen geschlossen. Patrouillen durch riehen die Straßen. — Nach einem Telegramm au- Bieleftok stellten die Arbeiter zahlreiche Forderungen wirtschaftlicher Natur auf. Gestern wurde auf der Straße ein Bäcker getötet, weil er sick geweigert batte, sich den Ausständigen anzuschließen. Der Unter richt in der Realschule, dem Gymnasium und der Mädchenschule erfolgt unter militärischer Bewachung. Ja der Stadt berrlckt Schrecken. — Aus Tschita wird ge meldet: Etwa lOOOArbeiter der hiesigen Bahnwerkstättea sind beute früh in den Ausstand getreten. Sie fordern die Freilassung von 19 in einer Arbeiterversammlung ver hafteten Kameraden. Bei deren Verhaftung in einem Vorort wurden von den Arbeitern mit der Polizei Schüsse gewechselt, aber aiem«vd verletzt
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