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Nummer 189 — 29. Iahroanq Donners lag, den 24. Juli 1930 Verlagdoi^r Lreedeu «n,el«e»vreilr. Die Iqeivnltene PeUtzeile »«» ^.Fmniiim- -Iiz-lge» u.TIoll-ngeluche Di- PeNIreNameze»«, 8ÄMN- bre». 1 Für «»zeigen antzerhaib des «erbreiNnigSgebicle« 4«» 4. die VetitreNamezeile l.-tU^. Brieigeb.it«» Im Fall, bSherer «ewalt erltschi »de BerpsUchtung aul Liel-rinig »wt, »rialliing v. «n,eigen-«ufträgen'ii. k'eistlmg'd. Gchadenerlatz. »ei«iINN«n Delb F»an, Bungarb. Dresden. Iricheini Sma> wSchtl. mil illiislr.iSraitSbetiage» .Henna! »»> v«»' und dertlinderbeilage.Frohm»!', lowie de» 2exlbct!age> ,E>. Veniio-Matt'. .Ntticrhaiiung »»d Witte»'. .Die Wett de, Fra»', ilerjliicher Raigeber'. »Das g»te B»ch'. ,Filmr»»d schau'. Monalliche, VeziigSvreid 8 Mi. eilNchl. Beiiellgeid. Ii»«el»ummei I«» 4 ?o»»abe»d- ». Loiminanummer SO 4 Hanoi ' ri» ->l«' T». G. D,s, >»c Vierden. UtelchüstSftelle, Druck».Verlag! >«erman,a. «.-G. iür Verlag »nd Druckerei. Filiale Dresden, Dresden-«.>. Polterst ratze 17. Fernnil siniL Posiichecklonio Dresden eoaz. Banklonlo Stadtban» Dresden «r. »l7ltt Für christliche Politik und Kultur Redaktion »er Lachiilchen Vol»»zr«»«ng DreSden-Siltsladi I. Polierslratze >7. Fenir», 2V7II und »INI Rheinlan-seiern abgesagl Brüüieneinslurz in Koblenz nach der Besreiungsfeier — 35 Tole Trauer statt Festfreude Trier. 23. Juli. Die sür die nächsten Tag« geplanten Besreiungs- feiern habe» abgesagt werden müssen. Die Ursache ist das surchtbare Elnsturzunglllch, das sich „ach dem Abschluss der Koblenzer Festbeleuchtung gestern abend im Ko blenzer Floschafen zugetragen hat und dem nach den bisherigen Feststellungen 35 Mensck>enleben zum Opfer gefallen sind. Bei der Siadtvermallung Trier ist eine Mitteilung des Reichspräsidenten eingegangen, das; er infolge des furchtbaren Unglücks in Koblenz nicht in/»er Lage sei, bei den Feiern in Trier und Aachen zu erscheinen. Er werde lediglich heute noch an einer Tranerlinndgebnng in Koblenz teilnehnien uns als dann sofort »ach Berlin zurück kehren. Der Reichspräsiden! hoffe jedoch, die Fahrl nach Trier und Aachen binnen Kurzem nachliolen zu liönnen. Koblenz, 23. April. Ein Augenzeuge des Unglücks im Floschafen gibt folgende Schilderung: „Ich hatte mich mit Bekannten über die schmale Pontonbrücke des Slchecheitshafens in Koblenz-Lülzel zum Nenendorfer Eck begeben. Die letzten Lenchlüugeln waren am nächtlichen Himmel »erglüht, als viele Beobachter des Feuenverks heimwärts über die schmale Brücke am Eingang des Sichcrheitshasens in Koblenz-Lülzel drängten. Ich befand mich in einem Zuge freudig gestimmter Menschen auf der Brücke kurz vor dem Lülzeler Ufer als plötzlich init lautem Krach und Netöse di« Brücke unter den dicht gedrängt Kops an Kops aus ihr befindlichen Menschen zusammenbrach und die aus ihr befindlick>e» Männer. Frauen und Kinder mit sich in die Tiefe riss. Ich selber stürzte mit in den an dieser Stelle be sonders tiefen Flohhasen. Gellende Hilferufe schallten über ü ü-Ü N Der Landbund Parlei Schiele Berlin, 23 Juli. Die mehrstündigen Beratungen des Bundesvorstandes des Rcichslandbundes am Dienstag endeten mit einer Entschlie ßung, wonach der Bundesvorstand beschlossen hat, die Mitglie der des Reichslandbundes zur Wahl aus Landvolklisten aus allen Provinzen und Ländern auszurusen. In der Entschlic ssuug wird u. a. gesagt: „In der ausserparlamelltarischen. wiNschuflspolilischen Auseinandersetzung hat sich für die gefamle Laudwir!schuft der geschlossene Block des im Reichslaudbuude zusammengefcitzteu Landvolkes als starkes, schlagfertiges, unabhängiges Kampf- mittel bewährt. Der deutsche Bauer ivill nicht, dass diese be- währte Kampsorganisation van gewissen Parteien und Partei- gruppen missbraucht wird. Abgestossen von diesem Parteihader und vom Gezänk der einzelnen Cliquen, stellt sich das Landvolk nn»mehr auch für de» parlamentarischen Kamps «ns eigene Fähe. Der Bundesvorstand des Reichslandbundes hat deshalb beschlossen, unter bewusster Abkehr von der bisher geübten Methode sür die kommende» Wahle» seine Mitglieder anfzn- sordern, der Eammelparole des Bernfsstandes zu folgen und. soiveit es die örtlichen Verhältnisse irgend znlasse». einzuireten sür die Wahl ans Landvolklisten in alle» Provinzen und Län dern. — Wenn das deutsche Landvolk unter seiner eigenen Fahne in den Wahlkamps marschiert, so will es dabei nicht neue Zersplitterung, sondern Stärkung aller Kräfte, die i in Kamps sür die von Hindenburg gewiesenen Ziele in einer Front stel)en." Aus dem letzten Satze der Kundgebung des Landbundes ist zu entnehmen, das; er eine Zusammenarbeit mit der Trevira nus- »nü Weslarp-Grnplu: anstrebcn wird. Zwischen diesen beiden Grnp;>en ist gestern eine Einigung erzielt worden. Man nimmt an. das; bei einem Zusammengehen der beiden Gruppen dunkle Wasserfläche. In der höchsten Rot klammerten sich die ins Wrisser Geiallene» aneinander. Da ich nahe am User war und einen Hali Halle, gelang es mir. verschiedene in der Rähe befindlichen Leute beizustehen und sie vvr dem Tose zu retten. Indessen schlugen die unglücklichen ans- und nnler- lauchenden Menscken in ihrer höchsten Angst und Rot wild um sich. Die Dunkelheit und die Todesängste behinderten natur- gemäs; die gegenseitige Hilfeleistung!" Bis gegen 3 Uhr srüh waren an der Unglücksstelle am Neuendorser Eck 35 Personen geborgen. 10 Personen sind leicht verletzt. — Die Feuerwehr war Ui Minuten nach dein Einsturz an der Unglücksstelle, ebenso zahlreiche Schnpolente. die für die notwendige Abspermig und mit Pechfackeln sür die ersor dcrliche Beleuchtung sorgten. Mit lange» .Haken und Stangen wurde der Floschafen abgesnchl und abgelastel. Mehrere Ver letzte wnrüen mit Krankenautos i» die uächstgelegeneu Kran kenhäuser übergcführt. Au der Uiiglüchsstelle erschienen auch der preumsche Wohliahrtsmiuister Hirtsieser. Oberbürgermeister Russell und der Polizeipräsident. Das traurige Unglück ist auf einen Zusammenbruch der leichten Brücke zurückzuführe». die für den öffentlichen Vorkehr au sich nicht bestimmt war. Ta die Vermutung besieht, das; nach mehr Personen ertrunken sind, wurden die Bergungsarbeiten im Dunkel der Nacht emiig fort gesetzt. Auf der Brücke befand sich zur Zeit des Einsturzes auch eine Schwester mit einer Gruppe Schülerinnen, die sämt lich ins Wasser stürzten. 0 der jungen Mädclien sind ertrunken. « Im ganzen Rheinland sind auf die Nachricht von dem Unglück hin sofort sämtliche Flaggen auf Halbmast gesetzt morden. In Koblenz findet heute eine Traueneier statt, a» der der Reichspräsident tciliiimmt. Die Beerdigung der Opfer der Katastrophe erfolgt aus Kosten der Stadt Koblenz. sür Skandeslisken — Landvolk und Konservative — der Landbund in den mehr städtischen Wahlkreisen auf Ausstellung eigener Listen verzich ten und sür die konservativen Kandidaten Parole ausgeben würde. Austritt von sächsischen Deuischnakionaten Dresden, 23. Juli. Die vier in Sachsen gewählten deuischuatwualeir Reichs- tagsabgeordneteu Dom sch, Hartman» <Dresden>, Dr. Philipp sBoruaj und Dr. Nademacher haben gestern ihren Austritt aus der Dcutschnatioiiale» Bolkspartei erklärt. Sie haben bekanntlich bei der letzten Abstimmung gegen Hilgen berg gestimmt. Die vier Abgeordnete» haben ihren Schritt in einem Briefe begründet, in dem sie aussühren: „Wir sehen in der Arbeit des Kabinetts Brüning, trotz vieler sachlicher und persönlicher Bedenken, den ehrlichen Wil len, eine von sozialistischen Einslüsse» befreite, der Gesundung der Wirtschaft dienende Finanz- und Wirtschaftspolitik wenig stens einznleilen. Die Agrarreform beginn! ihre Wirkung zu zeigen, die eingeleitete Sozialrefarm hülle im Falle ihrer An nahme eine Entlastung van etwa 150 Millionen jährlich ge bracht. Das Ostprogramm ist als Grundlage des Wiederauf baues. insbesondere der Landwirlschast im Oste», unentbehr lich. In der vorgeschlagenen sogenannten Bürgerabgabe, eben so ivie in der Reform der Krankenversicherung tritt zr»n ersten Male seit Jahre» der Witte in Erscheinung, die im. Bersor- gungsstaat verlorengegangene eigene Beranlivartlichkeit des einzelnen wiedereinzuschalten. Noch sehen wir deshalb die Möglichkeiten eines Wiederaufstiegs ahne katastrophalen Zu sammenbruch. Wir glauben, eine Politik nicht verantworten zu können, die unter Zerschlagung der vorgeschlagenen Reform und ihrer Ansätze diese Wege versperrt und Volk und Wirt schaft in unübersehbare Wirrnisse stürzt, die untragbar sind, zumal die Gefahr der Staatskrise droht." Man darf gespannt sein, wie sich die deutschnationale Par teiorganisation in Sachsen zu diesem Schritt der vier Abgeord neten stellen wird. Ihren Austritt aus der Deutschnationalen Partei haben weiter erklärt: die Reichslagsabgeordneten Dr. v. Dryan- des und N a m p e sowie der bekannte General und Adjutant des früheren Kronprinzen, Gras v d. S ch n l e n b u r g. Partei und Vaterland Bon Pfarrer Ludwig Kirsch. Londesvorsitzendem der Sächsischen Zentrumspartei. „Die Partei über das Vaterland!" — mit den Let tern verbohrter politischer Leidenschaft geschrieben, stehe,r diese Warte ans der traurigen Siegestrophäe der l e tz - te n N e i ch s t a g s in e h r h e i t, die, ans den gegen sätzlichsten Elementen zusammengesetzt, den Don-Onichote- Ritt gegen die Reichsregierung unternahm und damit diesem Reichstag das Lebenslicht nusblies. Das; Kom in u n i st e n und National s ozioli st e n , stolz aus der Schindmähre radikaler Phrasen einherreilend, nur das Wohl der eigenen Partei kennen, kann schließlich keinen aufmerksamen Beobachter mehr wundern. Aber um so bitterer muß es berühren, daß auch zwei sa große Parteien wie die Sozialdemokratie und die Mehrheit der Dentschnationalen, die immerhin von Ideen getragen zu sein behaupten, rücksichtslos den Parteivorteil über dos Wohl des Volkes stellten und das Reich in seiner Not schnöde im Stiche ließen. Rein agitatorisch, unter Ver kennung der wirklichen Wirtschaftsverhältnisse, aufge zogen waren die Finanzvorschläge der Sozialdemo kraten, die dabei völlig außer acht ließen, daß die Regierung Brüning doch eben nur den Feuerbrand löschen muß, den sozialistische Finanzwirtschast und Poli tik im Reiche entfacht hat. Und die D e u t s ch natio nalen? Ein ganz übles politisches Schachergeschäft baten sie Brüning an: gib uns mehr Einfluß im Reiche, gib uns vor allem die heißersehnte Macht in Preußen, dann wollen mir hinter die Negierung treten! Hier wie dort: die Partei über das Vaterland. Das Zentrum hat van Anfang an eine honso- guente Linie durchgehalten, deren letzter Zielpunkt stets war: Ordnung in der Reichskasse, damit Weckung neuen wirtschaftlichen Vertrauens und so Linderung der furcht baren Arbeitslosigkeit. Selbst die Gefahr, bei manchen Entschlüssen in den Reihen der eigenen Anhän ger mißverstanden zu werden, hat die Zen- trmnspartei nicht gescheut, wo es um des Reiches Not und Rettung ging. Das ist vaterländische Politik im eminentesten Sinne des Wortes! — In die kommenden Reichstagswohlen wird eine Rie senwelle von Egoismus, Standes- und K l a s s e n i n t e re s s e n hineinschiagen, die niedrigsten, schmutzigsten Geldbeutel-Leidenschaften werden aufge wühlt werden, um Wühler zu fangen. Das Zentru m kann mit gutem Gewissen, das Beste gewollt zu hoben, on den Kühlen Verstund und das ehrliche Wollen oller Gerechtdenhenden appellieren. Wem das Deutscke Reich ivirkliclp Miterland ist, wer sich nicht als Eigenbröt ler. sondern als Glied des ganzen, großen, leidenden deutschen Volkes fühlt, der muß jetzt cinsehcn, daß es eine Rettung nur unter Zurückstellung engstirniger Son- derinteressen geben, daß kein Stand, keine P o l k s k!a s s e gewinnen kann, wenn das ganze Reich wirtschaftlich zugrunde geht! So ist dos Zentrum wirklich Volks Partei, ihm geht die Sache des ganzen Volkes über das Wohl des einzelnen Standes, selbst über das Wohl der Partei. Mag sein, daß mancher Parteifreund seine Stan de s interessen in dieser oder jener Partei meint besser vertreten zu sehen, daß ihn, Versuchungen kommen, etwa ans Steuergründen dem Zentrum den Rücken zu kehren Das ist dann die Stunde d e r E n t s ch e i d u n g: ob er. wie Millionen andere, i in z ä h e n B r e i des M a - tcrialismus versinken will, ob er sein stackstes staatsbürgerliches Recht, die Stimmabgabe, vom Geld beutel oder vom Gewissen ster ausübcn w:ii! Geht es denn dorm», daß Deutschland ein Kapitaiisten- staat oder ein Beomtenstoat oder ein Arbeitcrslaat oder ein Mittelstaiidsslaot werde? Es geht bei der stommenden Reichstogswahl um die grundsätzliche Entscheidung, van iv elcher Weitaus ch a u ung her Deut s ch - land regiert werden soll. Ans der einen Seite der h e m m n n g sIos e Ri a n ch e st e r l i b e r a I i s - m u s, der sich durch kein Berantivartlichkcitsgefühl vor Gott gebunden fühlt, dessen Gott das Gold, dessen Heilig tum die Börse, dessen Gebetbuch das Scheckheft ist, dem der Mensch im Arbeitsprozeß nur ein Kalknlationsobjekt ist. Ans der onderen Seite der k n I t u r b o l s ch e w i - st i s ch e Soziotis m n s in mehr oder minder rodika- Dte heutige Nummer enthält »te Beilage ,.U nter- Haltung» „»Wisse n".