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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 06.05.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050506028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905050602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905050602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-05
- Tag 1905-05-06
-
Monat
1905-05
-
Jahr
1905
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Di-K» Matt »irt» dm Lekr» von Dresdea «d Uwgeduu- aw Tage vorher berat» als Abend-Ausgabe zugrftellh während «» die Post-Abonnenre» am Morgen m einer SejamtauHgabe erhalt«. verugsgedlldn Mst»al«mr Z»tra»»», durch mk» ««de» Wch a» a Äst. NO V« ^durch«üwSrti,e vom - «tlkönLn » VN det » Mk »0 VI Vit Auttelluna durch die Voll» Mt. <«du« viftilloeldi. im »u»< tuud «U «atvrrchcndim Zmchlaae. rlochdruckuller Artikel«. Onomal- «ittstln»»« »« »U d«utlicher vuilliuauuab«>„Dr«»d Rachr ") «ulälila. »kachträoltche Louorar- «uidrüchi bleibt» uud«rückitchti,t: «lbaAmgte M-milkrivt« werden »tcht anldewadst. r»l»,ra»«.>dr«Ni: »»chpicht«, »,«»«» HegvürrSeb 1888 Nerlcrg von Kiepsrh L Reichavdt. ^nrelgen-tack. Niruadm, pon »»»a»dt,nn,«n bi« uachmM»«« » llbr. voim- und Vrierto,« nur Marit>chn>di « von II dt» v,i Nbr Dt« > IvaI«iö»Gt»nd- oiik ira. » Ltldiw « Vt».. A>>- tll»dt,lin«cn aut drr VrWatiiNe Zeve «VI, . dti ittnUttu-SeUe aut Derl leite »o gjt, . al» Eiuaiiandt Veil, « P'o An »u»mcr» u«ch S,»»> und Heicrr«,«» i ivalti,« GrundieU, so Ll,.. aul Pnvallitte « v's . zlvLlltue Zette aus Teiltett« und al» EiuaetandlioLl». I!Iu»wLrli»i>ul> kraue nur »eaen voraubdetLblun«. BeleadlLtler meid«» «tt U> Vl»- V«r»lvrech,»lchl»tz! «lort l «r. U und «r.«»» KporsLi'tigs kl!8m!il Kock LpMl'l!8!lk!8itsn «l! ÜSll!^ l; u Uaovff Upkf IIrlri«ii8tr 20 LUVLLHÜIVll. ro„l,8 ^8^LU8r8f°pl!8ntliel, dilllg8 ^>88 v. n. NVLLi» 8b»s., ÄNr5'/A/MN MW Rr. tLL. Die deutsch-englischen Beiiehnngcn. Neueste Drahtberichtc. Hofnnchrichten, StabStrompeter Stock, Schillerfeier, Gerichtsverhandlungen. Kaiserreise. Schillers 'Ahnen, Schiller und die Schauspieler Sonnabend, 6. Mai 1W5. Die deutsch-englischen Beziehungen. Dieses Kapitel ist um eine neue deutschfeindliche uundgebung von englischer Seit« bereichert worden. ES handelt sich um einen Aufsatz des britischen Admirals Fitzgerald in der „Teichen Revue" — ob wohl ein englisches Blatt einem deutschen Admiral ferne Spalten zu einem äbnlichen Ausfälle gegen England zur 'Berfiiguna stellen würde'? Tie Red. —, worin es ganz im Tone des Ziviuords der Admiralität Lee heißt: „Ich würde einen Krieg zwischen England und Deutschland als ein schweres Unglück betrachten. Aber ich würde eine» derartigen Krieg lieber morgen aus brechen als ihn swenn er doch komme» muß) au^eine Reihe von Jahren verschoben sehen, wenn Deutschland zur See stärker sein wird und es ihm möglicherweise gelingen kann, einen Vorteil über uns davonzuiragen. Es sind seit einigen Jahren unverkennbare Anzeichen dafür hervor getreten, daß Deutschland eifersüchtig und neidisch aus unseren Handel und unsere Wellmachtstellung ist, und es lmt sich keine sonderliche Mühe gegeben, aus seinen Gefühlen ein Hehl z» mache». Wir können uns nicht veranlaßt sehe», irgend etwas von unserem Handel oder etivaü von unserer Welimcmsisicllung aufzuaeben, und es unterliegt keinem Zweifel, daß, wenn Deutsch land fortsahren sollte, seine Kriegsflotte in dem gegenwärtigen Verhältnisse zu vermehren, das t-eißt so, daß sie mehr oder minder aus den Fuß der Ebenbürtigkeit mit der Englands kommt, dieses Vorgehen als eine Bedrohung der Oberherr - lichkeit zur See anzusehen ist, die wir mit Recht oder Unrecht beanspruchen und die wir aufrecht zu er halten suchen werden, da sie unseres Dafürhaltens notwendig M unserer unabhängigen Existenz als 'Ration ist, abgesehen von aller Gefühlsregung und der Tatsache, daß wir sie ein Jahr- hnndert lang gewahrt haben. In Fragen von der Art derjenigen, mit der wir uns beschäftigen, ist cs weit besser und dürfte es viel eher zrimi Frieden führen, wenn wir uns klar aussprechen und mit nichts zurückhalten, und wenn ich jetzt mit ungewöhnlichem Freimut oder gar mit ungewöhnlichem Unbedacht gesprochen habe, habe ich damit das berühmte BcisviV jenes großen Staatsmannes vosolgt. der das heutige Deutsch« Reich aeschaifen hat." Daraul gibt es von unserer Seite selbstverständlich nur eine Antwort: „Gebaut wird sie doch, nämlich eine starke, znm Schutze der deutschen überseeischen Interessen voll ausreichende Flotte!" — Aber auch ein anderer hoherOffizier der britischen Marine beschäftigt sich mit Deutschland. Admiral Clo sc erklärt die Teilung der englischen Kriegsflotte in drei Teile, die aus Tag« voneinander getrennt seien, für widersinnig einem Feinde .gegenüber, der in einem Tage an Englands Küsten erscheinen rönne. Er verlangt dle Stationierung der Atlantischen Flotte in Dover und der Kanalflotte in der neuen Flottenbasis in Schottland, damit n ich t T e n t s ch la n d mit seinen 30 s!> Schiffen den einen Teil der englische » Flotte über raschend schlagen kö n n e' Im Gegensatz zu diesen Aus führungen schreibt die englische „Armn and Navy Ga- zette' die ehedem ebenfalls in der dentscki«n Flotte eine große Gefabr sah, nen-erdiuas: „Wir häGen das Bewußtsein einer so unbestreitbaren Ucber- leaercheit und Bereitschaft Gegenüber der deutschen Flottes, daß jeder offenkundige 'Art derselben der iosorligen Pernichtnna be gegne« würde. Diese Ansicht von ihrer vielgepriesenen Flotte mag vielen, Deutschen als eine Enchüllung kommen. . . . Ihre Schlachtschiff ^Flotte besteht in der Hauptsache aus fünf Braun- schweigs. fünf Wittelsbachs, der gleichen Zahl der wohlbekannten und viel annoncierten Kaiserklasse und vier Brandenburg»,... Di« Kaiser» und Wittelsoachs-Älasse sind für manche Dinge be- könnt: zuerst hind sic notorisch unterarmicrt in schweren Ge- schützen und ebenso notorisch überarmiert in Schncllseuer- Geschützen, so daß, während ihre 9,4 zölligen Geschütze irgend einem unserer Schiffe ernsteren Schaden kaum znsügen könnten, ihre überfüllten Sechszöllerbatterien ideale Zielscheiben sür unsere Geschosse bilden, die auf ihnen ein Maximum van zerstörender Wirkung erreich«» würden. Außerdem ist ihr Feuer in hohem Grade behindert und die Schwierigkeit, ihre zusammengepferch ten Schnettseuer-Geschütze mit Munition zu versehen, ist groß: ihre Türme und 'Batterien sind an ihren Basen ocrieidigungs- los, und die Schisse als Ganzes stellen eine ungeheure Ziel scheibe dar. Es ist mit Recht gesagt worden, daß, bei sonst gleichen Bedingungen der „Triumph" und die „Swistsure" allen fünf Schissen der Kailertiasse zusammen mehr als überlegen sein wurden. Die Biaunschweigs sind eine etwas bessere Ausgabe eines schwächlichen Entwurfs, aber nur zwei von den sünfcn stehen sofort zur Vcrsügung. Von den alten Brandenburgs braucht man nicht erst viel zu sagen — unsere Royal Sovereigns werden mit ihnen mehr als fertig werden. Dazu finden wir ein Mandel „Muster" von Kuslenverteidigungs- Schlachtschiffen: sie sind nicht einmal der Erwähnung wert. Was die Kreuzer betrifft, w kann Deutschland über ein gemischtes Quartett »erlügen, das sich einigen Panzerschutzes rühmen kann, und über kaum 20 Panzcrdcckkrcnzer. Neugierigen möchten wir empfehlen, einen Blick in die hritisch« Liste dieser beiden Klassen im „Naval Annual" zu werfen. So viel, was das Material betrifft — wie siebt es nun mit Offizieren und Mann schaften? Die Offiziere sind gewiß gut trainiert und zweifellos ausgezeichnet in jeder Beziehung: aber man darf mit gutem Grunde annchmen, daß lange Jabrc der Unterwürfigkeit nur geringe Spuren der großen und sehr notwendigen Eigenschaft der Initiative ihnen gelassen haben. Wenn , das von den Offizieren gilt, wieviel mehr vvn den Mannschaften! Man bat behauptet, daß ein deutsches Schisfsgeschütz Mann aus Mann verlieren könnte und doch weiterfcuern würde, solange ein Offizier übrig bliebe, um es zu kommandieren; aber wenn der Offizier als erster fiele, würde die Mannschaft die Be- vienung deS Geschützes einstcllen, da das Kommando fehle. . . . Und das ist die Marine, die die Macht Britanniens aus die Probe stellen möchte." l'?l Die Uebercreibungen und Gehässigkeiten des Blatles be- dürfen keiner Widerlegung, aber vielleicht, meint die „Voss. Zig.", fragt man angesichts aller dieser Kundgebungen auch in Eng- land: Wer hat nun recht, die Admirale oder die erste Fachzeit schrift des Weltreiches? Wassollen d i e f or t w äh r en - den Ausfälle gegen die deutsche Flotte und Politik bedeuten, wenn die englische Flotte ungeheuer überlegen ist und bleibt? Und daß man in Deutschland nicht daran denkt, die bedeutende Uebertegenheit der britischen See macht zu bestreiten, darf ohne weiteres zugegeben werden. Neueste Drahtmeldungen vom 5. Mai. Marokko. London. Der „Times'^Korrefpondent in Langer tele graphiert: Ein marokkanischer Beamter hat mir die fran zösischen Vorschläge für die Finanzreform in Marokko mitaeteilt. Es wird vorgeschlagen, eine marokka nische Staatsbank zu errichten, die alle Geldumlaufsfragen realisieren und die Frage des fremden Wechselkurses endgültig lösen soll. Die marokkanische Münze soll auf Pariwert mit der französischen und englischen Münze aestellt werden. Die Bank, die tatsächlich das Schatzamt von Marokko werden würde, soll die Zahlung an alle Beamten und das Heer übernehmen, die Steuer- und Zolleinnahmen in Empfang nehmen und dabei das Recht erhallen, sich dem zu widersetzen, daß der Maghzen Gelder diesem Fonds entnehme. Aller marokkanische Regierungsbesitz soll von dieser Bank verwaltet und der Einnahmeüberschiiß des Besitzes den Moscheen zur Gründung und Erhaltung von Schulen sür die Verbreitung der französischen Sprache verwandt wer- d«n. Ter Maghzen soll sich verpflichten, Anleihen nur von dieser Bank zu nehmen Tie Banqne de Paris et des Pays-Bns wird um ein Gutachten ersucht iverden. ob die Bildung einer marokkanischen Bank jetzt angezeigt sei. Zur Erhöhung der Staatseinnahmen wird vorgcschlagcn, von allen Personen, die Marokko betrete», eine Steuer zu erheben und den Paßzwang einzusühren. Zum rnssiscki-iapnnischcn Krieg Berlin. Die in verschiedenen Zeitungen gebrachte Mit teilung von der beschlossenen Einstellung der Tätigkeit des deutschen Vereins vom Roten Kreuz in Chardin am l. Juni 1905 entbehrt jeder Begründung. Si n gapor e. Das d r i t t e r u s s i s ch e Geschwader passierte hier in Stärke von sechs Kriezs- und vier Transpvrt- lchissen um halb 6 Uhr morgens. Paris. Wie verlautet, will die japanische Gesandtschaft wegen Ankcrung der Flotte Ros hestwenskis in der Penghoi-Bucht aisis neue protestieren. Die französische Regie rung soll Schisse nach der Penghoi-Bucht zur Ucbcrwachung der Neutralität gesandt haben. Zur Lage iu Russland. Petersburg. Nach einer Meldung aus Melitopot lGouverneincnt Tauriens kam es dort am letzten Montag zu Unruhen, bei Denen Juden gemißhandelt wurden und jüdisches, aber auch christliches Eigentum zerstört und geplündert wurde. Eine Reihe von Buden wurde verbrannt. Die Ordnung wurde vvn den Truppen wiederhergestellt. Warschau. Gestern abend wurde in der Marschallstraßc gegen eine Patrouille eine Bombe geschleudert, die aber nicht explodierte. Odessa. In der Dcrilassowstraßc wurde gestern eine Person verhaftet, die eine Sprengbombe bei sich trug. In der Semskajaslraße wurde eine geheime Wasfen-Niederlag« ent deckt. - Ä arlsruhe. Die Straßen der Stadt sind aus Anlaß des heutigen Besuches der kaiserlichen Familie festlich geschmückt, besonders die Einzugsstraßen. Das Rathaus ist in ein prächtiges Blumengewand gehüllt. Ein offizieller Empfang aus dem Bahnhofe, sowie eine Begrüßung durch die Stadtvertreter sollen aus allerhöchsten Wunsch unterbleiben. Vereine und Schulen werden vom Bahnhofe bis zum Schloß Spalier bilden Düslcldars. Heute mittag ist, der „Düsseldorfer Ztg." zufolge, Geb. Kommerrcenrat Dr. ing. Karl Lu eg. MtWed des Herrenbauses, gestorben. Bange n. In vergangener Nacht ist der Gastwirt Klemens Riedel, der auf seinem Motorzweirckde nach Bautzen zurückkehren wollte, am Bühichosubergange Kobschütz tödlich verunglückt, indem er infolge Anfahrens an die geschloffene Barriere vom Rade stürzte und derart an die Lokomotive eines oorüberfahren- den Zuges geschleudert wurde, daß ihm der Kopf gypakten wurde. Berlin. In der Beleidigungsklage des Chefrckalteurs der ,.Nationalst»,", D ix, wider den Herausgeber der „Zu kunft", Maximilian Harden, und der von Harden er- höbenen Widerklage stand heute bei dem «Schöffengericht Termin zur Hanvwerhandlung an Nach fast zweistündiger Verhandlung kam ein B c r g l« i ch zu stände. Die Parteien nahmen die Klage und Widerklage zurück, das Verfahren wurde hierauf vom Ge- richt eingestellt. Wien. Abgeordnetenhaus. In fortgesetzter Be- ratung des Zolltarifs erklärt Seist, di« Sozialdemokraten stimmten geschlossen gegen d«n Zolltarif, der nur ein Mittel zur Auswuchcriing der Arbeiterklasse durch die Großgrundbesitzer und Agrarier beider Reichshälstcn sei. Lyon. Ein Infanterie-Regiment wurde nach St. Bel ab- gesandt, um ausständige Arbeiter dos Drahtseil der Förderbahn durch Dynamit zerstörten, die Telegraphendrähte durchschnitten und die Arbeitswilligen terrorisierten. Die Sol daten wurden verhälMt, Petersburg. Nach einer Meldung der „Petersburger Telegraphenagcntur" aus Teheran von gestern flüchtete die dortige angesehene Kaufmannschaft, die während der Abwesen heit des Schahs Steuererpressnngen befürchtete, in die ll Kilo meter von Teheran entfernte heilige Stadt Abdul Ahim, um damit gegen die Reise des Schahs zu protestieren. Dem Regen ten gelang cs, die Geflohenen zur Rückkehr und zur Wieder aufnahme des Handels zu bewegen. Die Basare waren fünf Tage geschlossen. Newyor k. Ter Präsident der Newyorker Produktenbörse bat dem Auswärtigen Amt einen Protest gegen die ungünstige Kunst und Wissenschaft. if* Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hof theater. Für die „Gedächtnisfeier" von Schillers 100. Todestag. Dienstag, den 9. Mai, im Schauipielhause Ost folgendes Programm scstgestellt worden: !, Trancrmarsch aus L. van Beethovens „Sinfonie croica". 2. „Demetrius", drama tisches Fragment von Schiller. 3. „Das Lied von der Giockc" in szenischen Bildern, Musik von P. Lindpaintner, dargestellt von den Mitgliedern des König!. Hofschausinels. 4. Epilog zu Schillers ,.Glocke" von Goethe. Der Vorverkauf zu volkstüm lichen Preisen und ohne Aufgeld beginnt Montag, den 8. Mai, vormittags 10 ilhr, an der Kasse des Schauspielhauses. Ten Inhabern von Stammsitzen werden die Plätze reserviert und gegen Entrichtung deS für diese Vorstellung festgesetzten Ein- trsttspreiseS abgegeben. f* Schillers Ahnen. Die eitrige Erforschung der Vorfahren Schillers hatte bis jetzt in Richard ÄeltricbS großer, leider über den ersten Band noch nicht hinaus gediehener Biographie einen vorläufigen Abschluß gesunden, indem der Stamm des Dichters bis zu einem gewissen Stephan Schiller zurückzu verfolgen war, der als Einwohner von Neustadt bei Waiblingen vom 10. November 1S89 urkundlich belegt ist. Doch erschien es al- durchaus unwahrscheinlich, daß der ergcfftliche Illsitz der weit verbreiteten Schillerschen Familie in dem kleinen Neustadt gelegen sei, und außerdem führte ein vielfaches Gewirr von Namen den Stammbaum der Schiller-Familie über die Zeit de» dreißigjährigen Krieges hinaus in die Vergangenheit zurück. Der Stadtpsarrer Maier gibt nun in dem neuesten Hefte der „Württembergiichen VierteffabrShefte für LandeSgcschichte" eine ausführliche „Schiller-Genealogie", durch die man über die Ahnen des groben Dichters unterrichtet wird. In den Kirchen- rogistern und sonstigen archioalischen Urkunden von Neustadt fand sich auch bei genauester Durchsuchung kein Anhaltspunkt für ein frühere» Vorkommen der Familie. Der älteste bisher v,kannte Ahnherr Stephan mußte «so aus der Umgegend nach Neustadt cingewandert sein. Wo hatten nun' aber die Vor fahren Schillers ihren alten Stammsitz, wo wurzelten die tief sten Anfänge ihrer Heimat und ihrer Kraft? Das war die große Frage, und der Blick der Genealogen lenkte sich vor allem aus die weitverbreitete Familie der Schiller in Groh- nnd Kleinheppach. Unter den vielen Trägern »es Namens, die ia auch den Meistersinger Jörg Schiller aus dem Anfänge des 15. Jahrhunderts und manchen anderen poetisch veranlagten, vielseitig gebildeten Monn aufwicsen, verdiente dieser in Heppach lokalisierte wichtigste Zweig der Familie besondere Aufmerk samkeit. Und hier bietet sich denn das Bild einer ausgedehnten kräftigen Sippe: ein ganzes Geschlecht tüchtiger, wirkender Männer und ehrsamer Frauen gehl aus von den zwei Stami»- vätccn, vor denen um die Miste des 16. Jahrhunderts der eine, Peter Schiller in Großheppach, und der andere, Ludwig Schiller in Kleinheppach, woblansehnliche Stellung und gedeih lichen Besitz behaupteten. I» langer Reche marschiert die tüchtige Schar der vermöglichcn Paten auf, unter denen sich mich ein Stammvater des Dichters, Wilhelm Hauff, befindet. Die Häupter der Schiller-Familie selbst lind Schultheißen und Bürgermeister, der eine.führt wohl den Namen „AmtSvorstcher oder Vizevrätor", ein anderer unterschreibt sich stoh: „Herr Johann Georg Schiller, Eonsul, vickuu«". „Gar em seines Weib" wird manches der weiblichen Mitglieder der Familie genannt. Der Name Stephan Schiller findet sich in den Heppacher Familien nickt, wohl aber weisen manch« Eintragun gen der Heppacher Ehcbücher auf eine Auswanderung nach dem wenige Kilometer oberhalb Heppachs gAegenen Grimbach. Hier finde» wir um die Mitte des 16. Jahrhunderts eben falls schon Schillers, und schließlich gelang es Maier hier auch, die Familie jenes Stephan Schiller nachzuweisen, von dem nach seiner Uebersiedlung nach Neustadt jener erste Ursprung der Familie des Dichters ausgegangen ist. Wir haben also Grunbach als de» ältesten Wohnsitz des Ge- schlechts anzusetzen und erfahren nun auch etwas mehr von dem Geschlechts des Ahnherrn Stephan Schiller. Auch dessen Vater hieß Stephan Schiller: er erscheint 1559 als Familien- oater, war mehrere Mme verheiratet und batte als eins der jüngsten feiner zahlreichen Kinder einen Sahn Stechan. der etwa 1580 geboren worden ist und von dem das Ncusladter Ehc- buch am 29. September 1609 berichtet: „Stefan Schiller, Stefan Sch- hinterlaiscner Sohn von hinnen und Katherine Martin Schunds Tochter auch von hinnen." Dieser Stefan Schiller ist dann nach Neustadt übergesiedelt, doch hat er unter der Drang sal des dreißigjährigen Krieges sich nicht lange in der neuen Heimat zu behaupten gewußt. 1634 verließ er den verödeten Ort, sein jüngster Sohn Kaspar ließ sich dann in Waiblingen als Bäcker nieder: er ging vom Bauernstände zu einem Hand- werk über, während in Grunbach der Stamm der Familie er- losch. So siihrte der dreißigjährige Krieg, dem einst der späte Enkel den Stoff zu großen Werken der Geschichte und Dichtung entnehmen sollte, eine höchst wichtige Wandlung in dem Schia- sal seiner Ahnherren und seines ganzen Stammes herbei. Von nun an blieben die Schillers Bäcker; ein Sohn Kaspars, Georg, übernahm das Geschäft des Vaters in Waiblingen, ein anderer. Hans Kaspar, verpflanzte das ehrsame Bäckeramt nach Bitten feld. Diesem Zweige der Familie, der bald zu einem gewissen Ansehen gelangte und manchen Schultheißen unter seinen Mit gliedern zählte, entstammt der Vater des Dichters, Johann Kaspar. Er war der Enkel Hans Kaspars und der. Sohn des Bäckers und Schultheißen Johannes Schiller: er heiratete Elisabeths Dorothea Kodweitz, die einer uralt in Marbach ein- gesessenen Familie entsprossen >var. Schon im Jahre 1473 wird «in Fritz Kodweiß in Marbach erwähnt, und von da «m wächst der Stamm dieses Geschlechtes in reichem Gezweige auf, bis sich schließlich einer seiner weiblichen Sprossen mit einem Mit- glicde der in nicht allzu großer Ferne ausgeblühten Familie Schiller vereinte, um zur höchsten Krönung des Geschlechtes ihrer Heimat und dem ganzen Volke einen unsterblichen Sich» zu schenken. st* Schiller und die Schauspieler. Wie Schillers künstlerische Wirkung durchaus einer genauen Kenntnis der Bühne und einem sicheren Instinkte für das Lyeater entwuchs, so hat er in seinem Leben auch für den Berus des Schausvielers und für seine Kunst ein gutes Verständnis bewiesen. Waren si« doch, 'deren flüchtig« Schöpferstunden er im Walleustcin-Prolog halb tragisch, halb tröstend gefeiert, die eigentlichen Verkörperungen der erhabene» Gestalten, die zunächst nur «ekenk-a» «u,i- «einem Geist« a«
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