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Dienstag »e» 11. Juni 1N18 77. Jahrgang Der Tcilangriffe der Fran- mont-Hamel Nir der von Ppcrn, der Engländer nördlich von Beau> wurden blutig abgewiesen. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz (Amtlich.) Grohes Hanptqiuartier, 9. Juni 1918. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht ver Weltkrieg Deutsch« Heeresbericht« Berlin, 8. Juni, abends. (Amtlich.) der Schlachtfront ist die Lage unverändert. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg sen. in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von E.«. Roßberg in Frankenberg i. Sa- Heeresgruppe Herzog Albrecht Bei erfolgreicher rlnternehmung auf dem Ostufer der Mosel machten wir Gefangene. dem alle Ausführungen getragen werden vom Interesse des Ganzem und vom Interesse des Vaterlandes. (Beifall.) Das freie Wort ist auch ein verantwortungsvolles Wort. Der Präsident weiht dann seinen ersten Grütz unseren unvergleich lichen Heeren, er preist die deutsche Heldenmutter, die jedes Opfer für das Vaterland trägt und gibt schlietzlich ange sichts des gigantischen Höhepunktes des Krieges der festen Ueberzeugung Ausdruck, daß wir auch das amerikanische Heer, wenn es herüberkommt, noch besiegen werden. Mit unge brochener Kraft und frischem Mut voranleuchtend als Ekke harde unserem ganzen deutschen Volke wollen wir an diesen hoffentlich letzten schweren Kamps in diesem ungeheuren Kriege Herangehen; im Aufblick an die Grütze dieser Ereignisse wollen wir nunmehr an die Arbeit der nächsten Wochen — hoffent lich ist sie erfolgreich — Herangehen. (Lebh. Bravo!) Vizepräsident Dr. Paasche erklärt, datz er nunmehr auch sein Amt als Vizepräsident niederlegt. Abg. Dr. Stresemann (natl.): Wir stehen vor der Wahl von drei Vizepräsidenten. Ich schlage vor, die Wahl der drei Vizepräsidenten in einem Wahlgange durch eine ge meinschaftliche Liste vorzunehmen. Das Haus stimmt dem Vorschläge zu. Das Ergebnis der Abstimmung ist: Von 269 Stimm zetteln sind zwei unbeschrieben, 262 Stimmen entfallen auf den Abg. Dove, 194 Stimmen auf den Abg. Scheide mann, 187 Stimmen auf den Abg. Paasch«. Sämtliche drei gewählten Herren erklären die Wah? anzunehmen. Es folgt die Beratung des Etats des Reichsamts des Innern. die U-Soote vor Amerika Im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten, in Amerika, hat, wie mitgeteilt, Has Erscheinen der deutschen Tauchboote an der Küste der Vereinigten Staaten viel Aufregung wachgerusen, zumal es sogar hieh, deutsche Flieger würden Newyork bombardieren. Nach Pankee-Manier hat man das für unmöglich erklärt und zugleich gesagt, die U-Boote könnten auch nicht viel schaden. Darauf brauchen wir nicht weiter einzugehen und können getrost abwarten, welche Möglich keiten unsere Seestreitkräfte schaffen werden. Nur darauf sei hingewiesen, datz vor zwanzig Jahren bereits die Ame rikaner selbst mit der Möglichkeit einer Beschiehung von Newyork rechneten, als im Kubakriege die spanische Flotte den atlantischen Ozean durchquerte. Damals wurden vor der nordamerikanischen Metropole Riesengeschütze aufgestellt, um den Angriff abzuwehren. Diese smd seitdem noch ver stärkt worden. Unser U-Boot-Angriff soll in der Hauptsache den Ameri kanern zeigen, datz wir auch vor ihrer eigenen Tür Krieg zu führen in der Lage sind. Wenn sich bei uns Stimmen erheben wollen, die meine», datz durch unseren U-Bootangrrff die Kriegslust und die Kriegsfurie gesteigert werden würde, so dürfte eine solche Auffassung kaum zutreffend sein. Nach all dem, was man gerade in der letzten Zeit von drüben gehört hat, ist es nicht möglich, datz die Hetzerei und der Gewissenszwang noch eine Verstärkung erfahren könnten. In einem Lande, in dem ein Gesetz bevorsteht, datz jede deutsch freundliche Aeutzerung oder jede Aeutzcrung, die den amerika nischen Sieg beeinträchtigen könnte, mit den schwersten Stra fen bedroht, kann von Mer Steigerung der Kriegsfurie kaum Ehr geredet werden. Schwächliche Bedenken gegen unsere Kriegführung dürften also als gegenstandslos zu be trachten sein. veullcder keicbmg Sitzung vom 8. Juni. Die Wahl des Präsidenten erfolgt durch Stimmzettel. Abgegeben werden 280 Stimmzettel, davon ist einer un gültig. Von den 279 gültigen Stimmen lauten 270 auf den Namen des Abg. Fehrenbach, Ztr. (lebh. Bravo), drei sind zersplittert, sechs Stimmzettel sind unbeschrieben. Vizepräsident Dr. Paasche: Danach ist mit groher Mehrheit d«r Abg. Fehrenbach gewählt. Ich frage ihn, ov sr die Wahl zum Präsidenten dieses Hauses annimmt. Abg. Fehrenbach (Ztr.): Herr Präsident, ich nehme die Wahl an. Antrittsrede des Präsidenten Präsident Fehrenbach: Bei der Trauerfreier für den ! Heimgegangenen Präsident:» wurde dw Hoffnung ausgesprochen, ! datz der Geist unsres Kacmpf, datz der Geist des 4. August 1914 ! nicht mit seinemKörper aus demHaufe hinausgetragen werde. Ich ! glaube in Ihrer aller Namen sagen zu dürfen, daß dieser Geist auch weiterhin hier walten wird. (Lebh. Bravo.) Gerechtigkeit und Wohlwollen sind die Leitsterne für jeden Präsidenten, sie werden es auch für mich sein. (Bravo.) Es ist etwas'Schönes um ein freies, selbstbewußtes Wort, und an diesem Platze soll nach unserem Willen eine gesicherte Stätte für ein freies Wort aufgebaut sein und bleiben (lebh. Bravo!). Die vielen Nöte und Beschwerden, die während dieses langen Krieges an das deutsche Volk herantreten, verlangen nach einer offenen Aussprache in diesem Hause. Politische Tagesfragen, die an uns herantreten auch während des Krieges mit nicht sich vermindernder Kraft, verlangen eine klare und bestimmte Stellungnahme (Bravo!). Die Entwicklung unseres Reiches in anher- und innerpolitischer Beziehung soll je nach den verschiedenen Anschauungen der verschiedenen Parteien klar ! und deutlich zum Ausdruck kommen. Aber eines bitte ich ' nicht zu vergessen: datz dieser Platz die erste, Rcdckanzel im l Reich ist und datz gegen die WUrche dieser ersten Rede- i kanzel in diesem Hause nicht verstoßen werden soll. (Bravo.) Und da» andere bitte ich auch zu bedenken: Der Geist, von 5psre o«ler verlängere In England hat schon lange ein richtiger „Sparsam keitsfeldzug" begonnen. Er trägt den bezeichnenden Namen S. O. S.-Feldzug (save or starve — spare oder verhungere!), und diese Kennzeichnung erscheint noch eigenartiger, wenn man weiß, datz die Buchstaben S.O.S. auf See den Hilferuf eines Schiffes in Seenot bedeuten. Ganz England in See not? Gibt man endlich zu, was man bisher geflissentlich be stritten hat? Freiwillig wohl nicht, aber seit in England die LebensmittelpoGnaisen von Tag zu Tag länger werden, seit die Leute trotz stundenlangen Stehens mit leeren Händen und Taschen nach Hause ziehen müssen, seit in Presse und Parla menten von schweren Krankheiten, die sich Frauen und Kinder beim Neihenstehen zugezogen, ja von Todesfällen die Rede ist, seitdem hat das Vertuschungsverfahren Schiffbrucherlitten. 'Zur Sparsamkeit hat ja auch schon Herr Lloyd George wiederholt aufgerufen. Aber gleichzeitig hat er immer wie der ausgesprochen, datz die deutschen U-Boote England nichts anhaben könnten, datz die Gefahr so gut wie überwunden sei. Braucht man sich da zu wundern, wepn der jetzige Ernäh rungsminister sich in einer Rede darüber beklagt, datz das grotze Publikum die ganze Schwere der durch die U-Boote hervorgerufenen Frachtraumnot noch nicht erfasse? Wie kann denn das Volk an eine Gefahr glauben, wenn man ihm bis her alle 7 Tage mitgeteilt hat, datz in der abgelaufenen Woche von mehreren tausend angekommenen Schiffen nur der win zige Bruchteil von einem oder zwei Dutzend versenkt worden seien! Jetzt kommt das Erwachen aus diesem von Amts wegen betriebenen Schwindel. Zucker, Butter, Margarine, Schmalz, Milch, Speck, Reis, Spirituosen — alles fehlt in den großen Städten oder ist nur in ganz geringen Mengen vorhanden, daß nur einige wenige etwas davon erhäschen. Zn den Industriestädten nehmen daher Unruhen und Streiks kein Ende. Und wo mit Reihrnstehen noch etwas zu bekommen ist, da drohen die Arbeiter, die Plätze ihrer Frauen einzu nehmen, ohne Rücksicht auf den Verlust ihrer Arbeitszeit. Und dabei kann die Kriegsindustrie in England nicht eme Hand entbehren. Jetzt soll die Losung „spare oder verhungere" das Heil und die Rettung bringen. Aber ein Beamter ruft dem Mi nister zu: „Was nützt, es, dem Volke Sparsamkeit zu pre digen, wenn es nichts hat, woran es sparen kann?" Was helfen, da die Ermahnungen zur Selbstverleugnung von der Kanzel herab, mit denen der grotze Feldzug beginnen soll? Was Helsen die Fünfminuten-Redner, die in Theatern, Sing spielhallen und Kinos die Predigt fortsetzen sollen? Schon deutet der Minister an, datz man ohne Zwangs rationierung nicht auskommen werde. Aber er fügt selbst hinzu, datz diese Maßnahme neue Schwierigkeiten mit sich bringen werde. Wenn man rationieren will, mutz man n'äm- lich wissen, was man hat. England lebt aber von der Hand in den Mund, es mutz mit dem auskommen, was trotz des U-Boot-Krieges eingeführt wird, es kann also mit vorhan denen Beständen überhaupt nicht rechnen. So gesteht der englische Ernährungsminister entsagungsvoll: „Die Einfüh rung von Lebensmittelkarten würde die Nahrungsmittelbe stände nicht vermehren, und wenn hinter den Karten keine Vorräte ständen, so würde die Lage dadurch nur noch schlim mer werden." Ein anderer Minister kennzeichnete die Lage ebenso düster, wenn er sagte: Nicht der augenblickliche, sondern der zu künftige Stand der Lebensmittelvorräte mache ihn besorgt. Die Wirkung der andauernden Versenkungen von Schiffsraum durch die U-Boote steigere sich immer mehr. Mit der Zeit mühten die Bestände an Nahrungsmitteln knapper und knapper werden, wenn man nicht mehr Schiffe bauen könne. Als versenkt würden/ Daß letzteres nicht der Fall ist, wissen wir. Und so missen wir auch, daß England näher und näher dem Tage rückt, da sein Schicksal nur noch in der «inen Formel liegt: Mach Frieden oder verhungere! Oise lebte die Gefechtstätigkeit auf. Oertliche Angriffe der Franzosen auf dem Sndufcr der Aisne und südlich des Ourcq scheiterten. Eigener Vorstoß östlich von Eutry brachte 45 Gefangene'ein. Amerikaner, die nord westlich vvn Ehateau--Thierry erneut anzugreisen versuchten, wurden unter schweren Verlusten und unter Einbuße von Gefangenen über ihre Ausgangsstellungen hinaus zurückge worfen. , Berkaus von Kirsche« von Koni« INonlog sd bei Schaarschmidt und Pfitzner an die Bewohner de» 1. Brotkartenbezirkss Nr. 1 bis 300 aus Lebensmittelmarke Nr. 122 je V, Pfund. Fleischausweis ist vorzulegen. StadtraL Frankenberg, den 10 Juni litt«. Leutnant Kroll errang seinen 24. und 25., Feldwebels Numey seinen 23. Luftsieg. Der Erste Generalquartiermeistec: Ludendorff. wtb Berlin, 9. Juni, abends. (Amtlich.) Westlich von der Oise nahmen wir die Höhe von Gury und die anschließenden feindlichen Linien. Tagesbericht des Admiralstab«» 23 080 Tonnen wtb (Amtlich.) Berlin, 9. 6. Neue U-Booterfolge auf dem nördlichen Kriegsschauplatz: 12 500 Brt. Handelsschiffs- Ai MGümg des TsMM ins W «ob Amit oder nach Inlands-Garnisonen erfolgt pünktlich in allabendlicher Absendung unter Streifband durch die Post. Bezugspreis einschließlich Versandspesen für den Monat Mark 1.30. Bestellungen auf Einzelmonate oder längere Bezugszeit werden täglich angenommen. — Für die bisherigen Empfänger wolle man die Weiterbestellungen baldigst emeuern. Die Geschäftsstelle des Tageblattes. Berkans von Nudeln «nd Grießsuppe bei Amtlichen Händlern: Mittwoch, den 12. d. M., auf Feld Nr. 34 der Nahrmittelkarte je 100 Gramm Nudeln und auf Feld Nr. 35 der Nahrmittelkarte je 50 Gramm Grießsuppe. Preise: Nudeln 1. Sorte: 82 Psg. das Pfund, . Griesssuppe: 70 „ „ Stabtrat Frankenberg, den 10 Lunt E«. Artillerickampf lebte am Abend vielfach auf und nahm heute früh im Kemmelgebiet, südlich von der Somme und an der Avre an Stärle zu. zosen südlich Brotkartenverteilung. Die vom 15. Juni bis 12. Juli 1S18 geltenden Brotkarten werden wieder kn unserer »»»Nlgon — Markt Nr. 14 — ausgegeben, und zwar: am Dienstag, den 11. Junk 1S18, für den 1. Bezirk ,, Mittwoch, » 12. » » „ » 2. „ „ Donnerstag, „ 13. „ „ „ 3. „ ,, Freitag, » 14. » ,, »4. » je von 8 bis 12 Ahr vormittags und 3 bis 5 Ahr nachmittag». Es werden verabfolgt für Kinder bis 1 Jahr je 1 Zwiebackkarte, für Kinder bis zu K Zähren Brotkarten über wöchentlich 3 Pfund Brot und für Personen über 6 Jahre Brotkarten über wöchentlich 3'/»Pfund Brot, autzerdem für Schwerarbeiter und Schwerstarbeiter Zusatzbrotkarten im bisherigen Umfang und für Jugendliche (Personen von 12 bis 17 Jahren), soweit sie nicht schon als Schwerarbeiter Zusatzkarten erhalten, solche über wöchentlich Vs Pfund Brot. Die Answeiskarte ist vorzulegen. Die Brotkarten sind unmittelbar nach Empfang vom Haushaltungsvorstand unter schriftlich zu vollziehen. Es wird hierbei nochmals darauf hingewiesen, dah die Belieferung der Brotkarten vor Freitag nachmittag 5 Ahr verboten ist. Stadtrat Frankenberg, am 10. Juni 1918. Zrankenberger Tageblatt Bezirks- Anzeiger KirsKenverpaMunH. Die im Stadtgebiet 1. am Seeberg und am vormaligen Rahnfeldlchen Felde hinter dem Seeberg, 2. an der Heinrich Beck-Straße, 3. am Abhang hinter dem Schützensestplatz oberhalb der Amalienstraße anstehende diesjährige städtische ÄirschennutzttNg soll verpachtet werden. Schriftliche Angebote sind — für jeden Posten getrennt — di» »uni IS. luni ISIS anher einzurelchen. Die Bedingungen können an Stadthauptkaisenstelle eingesehen werden. Auf die Bekanntmachung der Königlichen Amtshauptmannschaft Flöha vom 5. ds». Mts. wird hingewiesen. Stadtrat Frankenberg, am 10. Juni 1918.