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WSSnttli» erscheinen drei Nummern. Pränmncratiouo, Prei» 22j Sgr. (; Thlr.) rierlMähriich, Z Tdlr. für da» ganze Jahr, ohne 6r- HSHung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Wan prLnumcrül aus diele« Beiblait der Lltg. Pi. StaatS- Zeilung in Berlin IN der Expedition (Mohren - Straße Nr. 34); in der Prvoinj so wie im AuSlandc bei den Wohllöbl. Post-Aemeern. Literatur des Auslandes. 139. Berlin, Montag den 20. November 1837. Nord - Amerika. Die Amerikanischen Ursprachen. Die Gesellschaft der Amerikanischen Alterthunwforschcr Hal im vcr- stoffenen Zähre den zweiten Band ihrer Verhandlungen zu Cambridge in MaffachuffelS erscheinen lassen.") Den Hauptinhalt bilden die Untrer fuchungcn Gallatin'« Uber den grammatischen Ban und die innere Bcr- wandlscbasl der Amerikanischen Ursprachen, nebst Vokabularien und einem ansehnlichen linguistischen Apparat. Man sah in Amerika schon lange ihrer Bekanntmachung entgegen; die vieljährigen Studie» des Ver fassers, sein Forschcrtalent, die klare und richtige Gcdanlensolge seiner Darstellung, beide bereits bewährt, liehen etwas Reichhaltiges und Ge diegenes erwarten. Diese Erwartung ist denn auch in vollem Maße erfüllt worden. Voran gebt eine historisch-kritische Einleitung <Intr»- «luctor)" L8SU^), die gegen 200 Seilen einnimmt. Sie beginn! mit einer „Urbcrstchl der Indianer-Stämme, welche im Gebiete der Ber einigten Staaten, östlich von den Rockv-Mounlams, und in den Britischen und Russischen Besitzungen auf dem Festlande von Nord- Amerika leben", und schließt mit „allgemeine,^ Bemerkungen". Hier Hal der Verfasser in gedrängter Kurze die Resultate seiner umfassende» Belesenbeil und seines Nachdenkens über die dunkle Amerikanische Bor- zeil nicdergelcgt. Er siibrl die Geschichte dieser VNksstämmc von den ältesten vorhandenen Nachrichten bis aus die jüngsten Zeilen herunter. Keine noch so entlegene Quelle ist ihm entgangen; die scllensten Werke in allen Sprachen, und namentlich die Berichte der erste» größlentheils Französischen Missivnairc, sind mit einer Sorgfalt benutzt, die auch das Kleinste nicht übersieht. Ein vieljäbrigrr Aufenthalt zu Paris") ist dem Verfasser für diesen Theil seiner Forschungen zu Slattcn gekom men; daselbst finden sich in den Archiven des auswärtigen und des Kolonial-Departements die werlhvollstcn Dokumente aus der Zeit vor, als Frankreichs Herrschaft und Einfluß sich noch über Kanada, das Gebiet der großen Seen und des oberen Mississippi erstreckte. Unseres Wissens ist dies die erste zusammenhängende und einigermaßen be friedigende Darstellung der Ethnographie und Geschichte jenes großen Länder-Gebietes zwischen dem Eismeer und dem vormals Spanischen Amerika. Aus diesen Tert folgen nun die gesammelten Materialien, und zwar I) eine Aufzählung der bei den Indianischen Völkerschaft!« herr schenden Stammsprachen und Dialekte, mit aussübilickcu Notizen über Grammatik und Sprachbau, nach den besten und zuverlässigste» Quellen. 2) Zwei ethnographische Karlen; die eine zeigt uns die Wohnsitze der Indianerstämmc, wie sie ums Jahr 1600 bei,'östlichen Küstenstrich am Atlantischen Meere bis hinüber zu den Allcghanv-Bergen und zum Mississippi inne hatten; die zweite ist für das Jahr 1800 entworfen und stellt die Verbreitung der Stämme im Westen, von, Mississippi bis an die Küste des Stillen Ocean«, dar. Letztere ist von Herrn Gallatin selbst gezeichnet, nach den Ergebnissen eigener Forschung in Büchern rind aus Reisen. 3) Data zur Grammatik der Indianischen Sprachen und Dialekte, mit Hervorhebung des Gemeinsam!» und Charakteristischen in Wortbildung, Wortabwandlung und Redcformcn; die Paradigmen, aus funszehn Idiomen miigetheilt, beziehen sich hauptsächlich aus die Eonjngation und das Regimen der Zeitwörter. 4) Eine Tafel über die Stamm- und Sprachverwandtschaft, über die wahrscheinliche oder mulhmaßlichc Verzweigung der Indianischen Völkerschaften; cs sind ihrer 04 ausgesührt. 3) Vokabularien und kurze Sprachprobcn. Zuerst werden 181 Wurzclwörler, jedes in 33 Sprachen und Mundarten, ver dolmetscht. Darauf folgt eine kleine Nachlese, worin gleichbedeutende Wörter und kurze Sätze aus achtzehn verschiedenen Sprachen mitgcthcilt werden; doch finden sich hier bedeutende Lücken, so daß aus manchem Idiom nur acht, auS keinem mehr als 32 Proben gegeben sind. Desto wollständiger ist die nun solgcndc vergleichende Tafel über sechs Haupt- fprachcn, nämlich der MuScogcc-, der bboclaw-, der Caddo-, der Mohawk-, der Seneca-Indianer und der Chcrokee'S, welche aus jedem dieser Idiome 432, aus dem Cbcrokcstschen jedoch nur 303 Wörter aussührl. Eine besondere Liste bat den Zweck, die Verwandtschaft zwischen den Sprachen der Cboclaw'S und der MuScogce'S darzuthun. Den Schluß macht eine Reibe ausgewählter Sentenzen 'n»d das Valer- -f ^roliapvloxia Lmerioana- anN Collection» ok e4m-r,ean ^ntlonana» 8oeietv. Vol II Aus der Unioersitäts-Buchdruckerei zu Can, tridge. 4. 57Z S. ") wo Gallatin Gesandter der Vcreinlgren Staaten war. Sein Name . »ll in den Verhandlungen wegen der Indemnität von 20 Millionen oft ge nannt worden Gegenwärtig lebt er zu New-Port und bekleidet eine höhe Stelle in der Finanz-Verwaltung dieses Staates unser in den vier Mundarten der Chcrokce'ö, der MuScogce'S, der Daheola's und der Cboclaw'S Die Geschichte des Amerikanischen McnschcnsiammeS beginnt für uns erst mit den Entdeckungen des Columbus und seiner Nachfolger. Die Benennung „Indianer",' welche sür die Eiugcborncn des' ganzen Wcliticils üblich geworden ist, schreibt sich von dcm Irrlhume der ersten Entdecker her, welche hier nicht einen neuen Welttbeil, sondern das äußerste östliche Ende von Asten und Indien erreicht zu habe» meinten. Laß diese rolhe oder vielmehr kupferbraunc Raye gegen Ende des )3>en und zu Anfänge des lOlen Jahrhunderts über ganz Amerika, vom Atlantischen bis an den Stille» Lcca», vo» Patagonien bis zum nördliche» Eismeer verbreitet war, wissen wir ganz bestimmt. Aber wo die ursprüngliche Heimalh, die Wiege dieser Volksstämme zu suchen, von welchen Punkten ihre Verbreitung auSgegangcn, zn welcher Zeit und unter welchen Umständen sie geschehen scy, ob durch Völkerwan derungen, durch Eroberungszüge, durch Colonisation, darüber fehlt uns alle Kunde so ganz und gar, daß nicht einmal Vcrmmbungen zu wagen sind. In 'die jahrtansendlangc Nacht fällt mit der Landnng des Columbus auf Guanahani, im Jahre 1402, der erste Lichtstrahl. Die Berührung mit den Europäern Zst der eingeborenen Bevölkerung ver derblich geworden; die letzten Jahrhunderte erfüllt drr langsame, aber unwiderstehliche Prozeß ihrer Aufrcibung und Vernichtung. Sie werden von der Küste nach dem inneren Lande gedrängt; sic weichen vor den nachrückenden weißen Männern von Revie: zu'Rcvicr, sie wollen nicht lassen von. ihrem freien Iägcrlcbcn, Aber zu eigentlichen Auswan derungen ganzer VolkSstämmc kommt cS nicht mehr; sic blcibcn in der Gegend, wo sie zuerst gefunden wurden, oder doch in deren Nähe; da kämpfe» sic unter sich oder gegen die fremden Dränger, da sterbe» sic aus. So sind die Araukaner i» Chili, die Cbariben auf Hispaniola, die Azteken in Mexiko, die Porballan's in Virginien, die Lenapcc's und Algonquin'S in' Neu-England und am Sankt-Lorenz-Strom spurlos von der Erde verschwunden. Herr Gallatin bringt die Urbevölkerung dcS Tbciles von Nord-Ame rika, der sich zwischen dem Atlantischen Ocean und den Rockv-Moun tains, von Florida im Süden bis zum nördlichen Polarmccr erstreckt, mit Rücksicht auf die Sprachverwandtschaft unter zehn Hanptstämme. Von diesen sind einige auf der ethnographischen Karte für das Jahr 1600 als Anwohner des Atlantischen Meere« angegeben; die anderen finden wir aus dem , zweiten Blatte, sür 1800, längs dcm ganzen Mississippi-Thäle, an den Ufern der Kanadischen Seen und in dcu weiter nordwärts gelegenen E»glischen Besitzungen verbreitet. Fünf darunter, die Scminolen nämlich, die MnScogec'S, Chcrokee'S, Cboclaw'S und Chacasaw'S, habe» in dieser ganzen Zeit ihren Wohnsitz nicht vel- ändcrt. Die Algonquin'S und Lcnapee'S, welche Herr Gallatin zu einem Stamme rechnet, nahmen das ganze Gebiet zwischen dcm Mississippi und der See, von dcn beiden Karolina'S bis Cap Breton, und weiter nach Norde» da« obere Kanada bis zur Hudsonsbai ein, nur mit Aus schluß der Landstriche, welche an der südlichen Gränzc diese« Gebiete« vo» de» Irokesen, TuScarora'S und Calawba'S, und in der nordwest lichen Ecke zwischen den Seen und dem Mississippi von den Winn-ba- goe's besetzt waren. Die Völkerschaften, welche zwischen dem Mississippi und den Rockv-MounlainS zu Hause sind, gehören zu cincrlci Sprach- siamm, nämlich dcm dcr Sioux; nur die Pawncc- und dic Blackfecl- (Schwarzsuß-) Indianer sind hiervon ausgenommen. Eine andere Sprachsamilie, welche Herr Gallatin unter dem Namen dcr Atbabasca- Mundarlcn zusammensaßt, herrscht in dem weite» Gebiete nördlich von dcn Quellen des Mississippi und westlich von der Hudsonsbai; zu ibr werden die Winnipeg s, dic Tacullic'S, die Biber-Zndiancr, die „Dog- ribS" (Hunds-Rippen) u. a. m. gcrcchnct. Endlich die cisbcdccklcn Küsten, Meerbusen und Inselgruppen dcr Polarste, von Grönland bis zur Behrings-Straße und hinüber zu den Ausläufern de« Asiatischen Kontinent«, sind die Heimalh dcr Eskimo«. Bon dicsen hält cs Herr Gallatin für ausgemacht, daß sic von Ostcn nach Westen gewandert und von Amerika nach Asten hinübcrgcgangen sind. Was jedoch die übrigen Amerikanischen VolkSstämmc bclrifft, so scheint dic Annahme, daß ihre Ausbreitung über den Kontinent in der Richtung von Westen nach Osten erfolgt scv, mehr für sich zu haben, als die entgegengesetzte. ES ist zu bedauern, daß Herr Gallatin seine Untersuchungen nicht über die Bewohner dec Westküsten von Nord-Amerika hat erstrecken können. Auch dic Vergleichung dcr Nord-Amcrikanischcn Sprachen mit den Süd- Amerikanischen bleibt eine Aufgabe sür künftige Zeilen. Wir erinnern un« nur einer einzigen Stelle, wo Herr Gallatin Beispiele ans Süd-Amerika nischen Dialekten, namentlich an« dcm Araukanischcn, hcrangczogrn hat. ES sind nun geradc funsziz Jahre her, seildcm Jefferson io seinen