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Wochenblatt für Rkichenbmlib, Siegmar, Neustadt und Rabenstein. Dieses Blatt wird an jede Haushaltung der obigen Gemeinden unentgeltlich vertheilt. 25. Sonnabend, den 25. Juni 1KV4. Erscheint jeden Sonnabend Nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition iNeichenbrand, Pelznriihlenstrake 47v), sowie von den Herren I. Oc b sc r. Barbier Kirschin Reichenbrand. Buchhändler Elemens Bahnerin Siegmar und jkausmann Emil Winter in Rabenstcin entgegcngcnommcn und pro Ispaltigc CorpuSzeile mit 10 Psg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Bekanntmachung. Am 1. Juni war der 2. Termin der diesjährige» Rente fällig und ist spätestens bis zum 88. Juni d. I. a» die hiesige Ortsslcuereiuiiahiiie zu bezahle». Reichenbrand, am 17. Juni 1904. Der Gemeindcvorstand. Vogel. Gemeindeabgaben. Am I. Juni » o. war der 2. Termin der Gemeindcabgaben »ud des Schulgeldes auf >804 fällig. Der Unterzeichnete Gemeindevorstand macht dies mit dem Bemerken hierdurch bekannt, das; nach Ablauf der für die Bezahlung zugclasscneu 14tägigen Frist gegen Säumige das Mahn- bez. Psändungsverfahren eingeleitet werden wird. Rcicheiibrand, am 17. Juni 1904. Der Gemeindcvorstand. Vogel. Bekanntmachung. Die nächste Reinigung der Schornsteine findet vom 22. bis 88. Juni 1804 in hiesiger Gemeinde statt. Reichenbrand, am 24. Juni 1904. Der Gcmeindevorstand. Soges. Gesunde»» wurden in hiesiger Gemeinde 2 Geldtäschchen mit Inhalt. Reichenbrand, am 24. Jnni 1904. Der Gemeindcvorstand. Soges. Bekanntmachung, betreffend die Schutzpockenimpfung ausländischer Arbeiter. Es wird hierdurch bekannt gegeben, daß nach ministerieller Verordnung sich alle ausländischen Arbeiter innerhalb 7 Tagen nach Eintritt in ein in ländisches Arbeitsverhältnis einer Impfung zu unterziehen haben, wenn sic nicht de» Nachweis erbringen, das; sic bereits innerhalb der letzten 18 Jahre mit Erfolg oder 2 mal ohne Erfolg geimpft worden sind oder eine Blattern- erkrankung uberstanden haben. Der Nachweis der Impfung hat als erbracht zu gelten durch Vorlegung des Militärpasscs bei solche» ausländischen Arbeitern, welche ihrer Militärpflicht in de» letzte» 10 Jahren in den Staaten genügt haben, in denen jeder in das Heer eintretcndc Rekrut geimpft wird. Die Herren Arbeitgeber sind für die rechtzeitige Impfung verant wortlich und habe» alle ausländischen Arbeiter sofort und längstens inner halb 8 Tagen nach Eintritt in die Beschäftigung bei der Ortspolizeibchörde anzmnclden. Rabenstein, am 24. Juni 1904. Der Gemcindcvorstand. Wilsdorf. Bekanntmachung. Auf Antrag des Besitzers der von der Forststraße nach de»; „Bahnhofs restaurant", hier, neuerbaute» Straße, wird auf letzterer der Lastfuhrwerksverkchr bis ans weiteres zur Vermeidung einer Strafe bis 88 Mark Verbote». Rabenstei», am 22. Juni 1904. Der Gcmeindevorstand. Milsdorf. Bekanntmachung. Am 16. Juni war der 2. Termin der diesjährigen Rente fällig und ist spätestens bis znm 88. Jnni dieses Jahres an die hiesige Ortssteuercinnahme zu bezahlen. Rabenstein, am 24. Jnni 1904. Der Gcmciiidcvorstand. Wilsdorf. Kirschen - Verpachtung. Die diesjährige Kirschen-Nutzung an der Forst- und Kurzestraße, hier, soll Sonntag den 8. Juli 1884 nachmittags 4 Uhr in Ranft's Restaurant unter den im Termin bekannt zu gebende» Bedingungen an den Meistbietende» gegen sofortige Barzahlung öffentlich versteigert werden. Rabenstcin, am 24. Juni 1904. Der Gcmeindevorstand. Wilsdorf. Entgegnung. Neichenbrand. Wie ans dem Artikel in Nr. 24 des hiesigen Wochenblattes zu ersehen ist, war der Verfasser redlich bemüht, das Verhalten der unan sässigen Gcmcinderatsmitglieder in der Wasscrwagcn- angelegenhcit einer besondere» Kritik zu »iitcrzichcii. Die Sache liegt aber weit anders. Der Antragsteller stand nicht allein da, denn einer davon hat sich in dieser Angelegenheit an jenem Abend gar nicht geäußert, niid ei» anderer erklärte, er könne bloß dafür stimme», wen» alle Wege besprengt würden: auch kam den selben der Antrag so unerwartet, wie vielleicht auch jedem andern. Darauf hin ist in, vorigen Jahre in demselben Monat noch eine WahlvcrcinSvcrsammlung abgchaltc» worden, in welcher beschlossen wurde, die uuausässigen Vertreter möchten für Anschaffung eines Wafferwagens in Anbetracht der örtlichen Verhältnisse eintretc». ES hat also nicht ein Jahr bedurft, um Klarheit in dieser Frage bei den llnansässigc» zn schaffen. Wenn cS der Vorsitzende vom Ortsverein jetzt als seine Pflicht erkennt, diesen Verein um seine Meinung zu fragen, so ist er wohl nur einem sanften Druck von außen gefolgt. Nichtiger wäre cs allerdings ge wesen, wenn er de» Ortsvercin um seine Meinung gefragt hätte, bevor der Gemcindcrat die Vorlage ablchnte. Ob unsere Meinung aus Prinzip oder sonst was geschehen ist, darüber mag sich der Verfasser nur be ruhigen, das Eine sei ihm gesagt, daß die Vertreter vom Wahlverein die von dcmsclbcu gefaßten Beschlüsse respektiere»: er mag zusehc», ob das die Vertreter vom OrlSvereiu nun auch tun, nachdem sich letzterer Verein nun auch für Anschaffung eines Sprengwagens entschieden hat. Dies unser letztes Wort in dieser Sache. Pie unansosflaen chemeindeverlreter. Helbig. John. Fickert. Köhler. (Weitere Erörterungen in dieser Angelegenheit können nur nt» Inserate ausgenommen weiden. Die Exped.i Original-Roma» von Irene v. Hellmuth. (Schlich.!. Eva ließ erschüttert das Blatt sinken. Sic konnte es sich kaum vorstcllcn, daß dieses junge, blühende Leben plötzlich erloschen sein sollte, gefällt von der rauhen, kalten Hand des Todes. — Longe saß sie unbeweglich, und die Gegenwart versank vor dem sinnende» Blick. Sie dachte in dieser Stunde nicht an die vielen Fehler der Verstorbenen, sondern daran, daß sie einst als Kinder Freundinnen gewesen waren, daß sie die sorglos heitere Jugendzeit gemeinsam verlebt hatten. Und wie schön war diese Zeit gewesen! Und wieder schwand ein Jahr dahin. Ein herrlicher Sonnnertag senkte sich aus die bluiiiengeschmückte Erde hernieder. Eva kannte nicht we't von der Stadt entfernt ein äußerst idyllisches Plätzchen, das sie jeden Sonntag Nachmittag aufsnchtc: denn an Werktagen gönnte sic sich selten Zeit zum Spaffcrcngchc». Meist ging sic allein, eine Freundin besaß sie hier nicht und die Mutter war kaum zu bewegen, mit- zngchen. So wandcrtc Eva auch jetzt ganz allein den hübschen Feldweg dahin. Ans der einen Seite nickten die Blumen im leichten Somincrwind, auf der anderen floß ei» klarer, schmaler Bach, begrenzt von hochstehendem Getreide. Die junge Dame schien in tiefe Gedanken versunken. Sic achtete nicht darauf, daß nianch' neugieriger Blick ihr folgte. Sie wußte wohl auch nicht, wie hübsch sie aus;ah in dem Hellen, duftigen Sommerkleid, mit dem groben Florentinerhut, den ei» Kranz blaßroter Rosen schmückte. Die schweren Zöpfe waren wie ehe mals um den Kopf gesteckt, und so einsach diese Frisur war, sie kleidete Eva doch ganz vorzüglich. Sie nahm den Hut ab nnd hing ihn an den Arm, »nd nun konnte man erst wahrnehme», daß das liebliche Gesicht sich gegen früher etwas gerundet hatte, daß die Wangen ihre ehemalige Blässe verloren »nd dafür ein zartes Rosa angenommen hatten, und das; auch die Augen viel Heller blickten, wie sonst. Ja, in Evas Herzen wollte leise, leise eine süße Hoffnung ihre Schwingen entfalten. Sic lies; sich nicht mehr ganz verbannen, die Hoffnung auf eine glückliche Zukunft, lind wenn auch dazwischen wieder Zweifel sich regten, wenn Eva sich auch töricht schalt und sich immer wieder vorsagte, daß ja die Schranke, die sie nach ihrer Meinung von jedem Glücke scheiden mußte, noch immer nicht gefallen sei, und nie fallen konnte, daß der häßliche Flecken nach wie vor ans ihrem Namen ruhte, so faßte die Vorstellung, daß die Liebe stärker sei als alles andere, doch nach und nach festere Wurzeln in dem Herzen, das sich sehnte nach Glück und Sonnenschein, und nicht mehr schweigen wollte! So schritt Eva langsam dahin, hier und da eine Blume pflückend, bis sie das Ziel ihrer Wanderung erreicht hatte. Dort stand, nahe an einen; kleinen,