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Iriedrich H-orz Wiecks 0euk,che Illusitntte EewerbLAitMI. Hkrausgegcben von vr. Otto Dammer. Abonnements-Preis: Inserate,I-Preis>: Halbjährlich 3 Thlr. Verlag von I. Lerggold in Serttn, Links-Straße Nr. 10. pro Zeile 2 S g r. Iwl'iunddreiiria^er Jahrgang. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Wöchentlich ein Liogtll. Anhalt: Neber das Borkommen von Petroleum in der Provinz Hannover. — Die Fortschritte in der Stabeiseilfabrikation nach der internationalen Industrie-Ausstellung von 1867 zu Paris. Von P. Tunner. (Fortsetzung.) — Die Auszüge von Edoux und von Flaud in der Pariser Ausstellung. — Die schweizerischen Werkzeugmaschinen aus der Pariser Ausstellung. — Noinpo b^ckroxneumatiquv Sana I>kton, »spiranto et loulante. Von Mr. Zaroubine. — Neuberger Bessemer-ThreS. — Hydraulische Pressen. Bon Müller. — Eisenlack. Von Grothe » v. Maanen. — Uebersicht der französischen, englischen und amerikanischen Literatur: Verbesserter Richtschraubstock. Von Gibson. — Doypelte Cylinderpumpe. Von Hayde Bateman. — Dampfshritzen-Probe in Amerika. — Kleinere Mittheilungen: Verfahren, grüne Bohnen für den Winter so vor zubereiten, datz sie beim Kochen den Charakter frischer Bohnen erhalten. Von Pros. vr. Artus. — Internationale Convention zur Anfertigung von Reproductionen der Kunst werke aller Liinder für Museumszwecke. — Die Textilindustrie in Schweden. Ucber das Vorkommen von Petroleum in Hannover. Unter den aus Norddentschland zur Pariser Ausstellung gesand ten Bergproducten befindet sich in der Sammlung des königl. Mini steriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, welche von Herrn Oberbergrath Wedding arrangirt ist, eine Anzahl von Erd ölproben und erdölhaltigen Mineralien, welche von Herrn H. W. Kasten in Hannover ausgestellt und in Paris mit einer Preisme daille ausgezeichnet sind. Wir nehnien Veranlassung, aufdiese Proben hinzuweisen, da sie nach den neuerdings in der Provinz Hannover gemachten Ermittelungen äußerst instructiv sind, daß das weit ver breitete Vorkommen von Erdöl in Norddentschland die ungetheilte Aufmerksamkeit aller Sachverständigen verdient. Das Hervorquellen des natürlichen Erdöles in mehr als 50 Feldmarken der Provinz Hannover ist bereits seit Jahrhunderten be kannt. Theils haben aber Mangel an früheren Erfahrungen über die dortigen Formationsverhältuisse, theils Mangel an den zur Auf schließung nöthigen Capitalien, theils auch die von verschiedenen Seiten aufgestellten, mitunter recht absurden Theorien über den Ur sprung des Erdöles eine rationelle Erschließung und Ausbeutung dieser immensen Erdölschätze bis heute verhindert. Man kann die Hauptfundorte des Erdöles in der Provinz Han nover und dem Herzogthum Braunschweig in folgenden Districten zusammcnfasseu. 1) Der District bei Hannover, wozu Limmer, Velber, Ahlem und Wülfel gehört. 2) Der District von Lehrte (Eisenbahnstation) Rethmar, Sehnde und Ilten. 3) Der District von Oberg und Oelsburg südlich von Peine. 4) Der District von Sickte, Kremlingen, Lehre und Kl.-Schöppenstedt bei Braunschweig. 5) Der District Oedesse, Eddesse und Edemissen nördlich von Peine. 6) Der District von Hänigsen und Obershagen bei Burgdorf. 7) Der District Wietze, Steinförde, Hornbostel, Jerersen. 8) Wieckenbnrg b- Winsen a./d. Aller. Die ganze Gegend, in welcher sich alle diese Districte befinden, gehört zum Flußgebiete der Aller, bildet ein durch frühere Meeres- fluthen ausgewaschenes Thal, dessen südlicher Rand von den letzten Ausläufern des Harzgebirges, dessen nördlicher dagegen von dem Höhenzuge begrenzt wird, welcher von Südost nach Nordwest den nördlichen Theil der Lüneburger Haide durchzieht. Bei Hannover, Lehrte und Braunschweig ragen die letzten Bunt sandsteinkuppen aus der Ebene heraus und ebenso deuten die zahl reichen Salzquellen im ganzen nördlichen Theile der Lüneburger Haide auf eine starke Entwickelung der Triasformation hin. Die Sohle des Thales wird von einer Ablagerung sehr compac ten feinkörnigen blauen Thönes gebildet, der an manchen Stellen bis zu 120" stark vom Diluvium überlagert ist. Nur bei Abbensen, nördlich von Peine findet sich ein der Wealdenformation angehöriger Kalksandsteinhügel, als der letzte von den Meeresfluthen übergelassene Rest dieser Formation; Bohrungen in diesem Felsen haben unter ihm in geringer Teufe denselben blauen Thon aufgeschlossen, welcher weit und breit zu Tage steht. Man hat diese Thonablagerung nach den sehr vereinzelt darin ausgefundenen Versteinerungen zuerst zur Kreide und dann zur Weal denformation gerechnet; neuere Untersuchungen haben ihn jedoch unbedingt zur Liasformation verwiesen. Die vereinzelten Versteine rungen aus jüngeren Formationen finden sich nur in den allerober sten Schichten, und bei Oberg hat man in einem Schachte Verstei nerungen, welche ausschließlich zurHils-resp.zur Liasformation gehö ren, unmittelbar bei einander und durcheinander gewürfelt gefunden. Diese Thonablagerung ist es, welche man bisher irrtümlicher Weise als den Ursprungsort und den Hauptsitz des Petroleums bei uns bezeichnet hat. Mau hat dabei ganz vergessen: Erstens, daß Erdöl ein Product der Destillation ist, welches sich nur da aus organischen Stoffen gebildet haben kann, wo Räume zur Condensirung der entwickelten Kohlenwasserstoffgase vorhanden sind, das sich aber nie und nimmermehr in einem Thone bildet, der so fein körnig und der deshalb so langsam aus dem Wasser abgeschieden ist, wie der vorliegende; das Product einer Destillation, die unbedingt die Beschaffenheit des Thönes vollkommen verändert haben müßte, ganz abgesehen davon, daß von den Masten organischer Stoffe, die solche Masten Erdöl, wie die zu Tage tretenden, bilden konnten, dann doch irgend welche Reste als Versteinerungen oder in Pflanzen abdrücken übrig geblieben und im Thon abgelagert sein müßten, während statt dessen dieser Thon in Wirklichkeit ganz arm an solchen Spuren organischen Lebens ist. Zweitens läßt sich dieser Thon von allen darin befindlichen bituminösen Substanzen durch einfaches Auswaschen mit kaltem Wasser befreien, Las Erdöl haftet nur ganz oberflächlich und mecha nisch beigemengt an dem Thone und nach dem Auswaschen ist der Thon vollkommen unbituminös, was sicher nicht der Fall wäre, hätte sich das Erdöl im Thone selbst gebildet. Drittens aber hat man bei Hänigsen ein Bohrloch abgetcuft und zwar ca. 60" durch Diluvium zum Theil dickem schwarzen Erdöle gesättigt „ 6" blauen Liasthvn bituminös „ 80" röthlichen Thon „ IG Kalkstein „ 80" violetten Bnntsandsteinthon Man ist schließlich auf Buntsandsteinschieferstücke gekominen, die in ihren Spaltflächen reich an Petroleum waren und gleichzeitig wuchs die Entwickelung von Petroleumgas mit zunehmender Teufe. mit! / welche viel reicher an Erdöl waren als der übcr- einander liegende Lias- i thon.