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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.03.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960321021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896032102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896032102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-03
- Tag 1896-03-21
-
Monat
1896-03
-
Jahr
1896
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Abend-Ausgabe cipMer TagMM k. Druck und Verlag von T. Polz in Leipzig SV. Jahrgang .V» M Sonnabend dcn 2l. März 1896. «r». b> Ich habe meinen Kaffee »Lieber Gott", rief Harry, »woher denn die Zeit nehmen? daS ist ja allerliebst! Verzeih' nur, daß ich hier so Herein- Aber nun: waS soll ich singen? Groß ist mein Repertoire geplatzt bin, liebste Marcella! Aber wie könnt' ich ahnen—? "lcht. Aber WaS ich singe, sing ich wie kein Anderer. Also? Ich wollte mich nur nach Euch Umsehen, Euch zu einer Prome- ly. A»'. rudixsiu ledd»tt. p«r Hat Di« Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr. di« Ab«nd»AuSgabe Wochentags um 5 Uhr. i > 148.50 153,— 273.50 IlÖ/— 108,75 270, - 70, vl) 71, — 103.50 S7,7S r! 121,— :.i 73,so >. 60,SO 226,— c 285.— i 180,— » 168,— . 144,— l 206,SO l« . 278,— > 20S.7S 123,— 34S,— FeiriHetsn. Wie sehr der Eiufall Jamcson s in Transvaal den englischen Interessen geschadet hat, zeigt die Stellungnahme des gegenwärtig in Burghersdorp tagenden Kongresses dce Afrikander-Bund eS, der einen Beschluß gefaßt hat, i» welchem er die Burghcrs des Transvaal beglückwünscht zu ihrer Abwehr eines hinterlistigen Angriffes unr ihrem in der Stunde des Sieges bewiesenen Edelmuth. Nach dem Vorschläge des Vorsitzenden des Bundes, Ho fmeyr, sollte eine gründliche Untersuchung über vr. Iameson's Einfall eingeleiiei werten. Tie Rechte der Britisch-Südafrikanischen Gesellschaft müßten beschränkt werden, damit sich in Zukunst nichts Ter- artiges wiederhole. Eine mit außerordentlichen Vollmachten ausgeslattete Parlaments-Commission möge die Untersuchung führen. Nur auf diese Weise könne Licht über die Frevelthal und ikre Anstifter verbreitet werden. Der Congreß hob hervor, daß Cecil Rhodes nicht nur Director der Südafrikanischen Gesellschaft, sondern auch Premierminister der Cap-Colonie ge wesen sei. Als solcher habe er die Unterstützung der Afrikander genossen. Jetzt seien drei Monate verstrichen, ohne daß Rhodes seine Handlungsweise gerechtfertigt habe. Rhodes müsse sich gegen die Beschuldigung vertbeidigen, daß er um die Aukamm lung von Truppen an der Grenze des Transvaal und deren Ännahmeschluß für Anzeigen: Ab end»Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morge n-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Vei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Filialen: Ltto Klemm's Sorttm. tAlsred Hahn), Universitätsstraße 1, LoniS Lösche, llntbarinenstr. 14, Part, und KönigSplatz 7. Nr-aclion «nd Expedition: JohanneSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Habe» Sie Vorschläge?" Frau Marcella nannte ein paar Lieder, die er alle nicht «mte. „Dingen Sie Wagner!" rief Thea. »Ganz gleich, 87,7» 1V8.S0 206,— 188,— 148,— II8.S0 182,60 120,80 288,40 100,— 208,7» 8»,70 165M 105.25 168,70 216^0 214.25 216,6S 151.40 160.40 1V4,— 1VI,— 108,60 82,60 217,— IIS.— 103,2» SS,40 »42» Gottbegnadet. Roman von Konrad Telmann. Nachdruck Politische Tagesschau. * Leipzig, 21. März. Der vielbesprochene, aus Antrag deS Abg. vr. Lieber ein stimmig gefaßte Beschluß der Budgetcommission des Reichstags, daß für das laufende und das nächste Etatsjahr die Hälfte der Ueberschüsse der Reichseinnahmcn zur Schuldentilgung verwendet werden soll, ist, wie voraus zusehen war, vom Bundesrathe abgelehnt worden, seine Mehrheit ist allerdings bereit, zu einer solchen Ver wendung der Hälfte der Ueberschüsse des Jahres l890 97 die Hand zu bieten, aber von einer gleichen Verwendung der Ueberschüsse des Jahres 1895/96 kann keine Rede sein; über dies erklärt der Bundesrath es für unzulässig, daß ein bestehendes Gesetz durch das Etatsgesetz abgeändert werde, und verlangt ferner, daß die Einzelstaaten, wenn die Ueber- fchüsse aus den UeberweisungSsteuern ganz oder theilweise zur Schuldentilgung verwendet werden, auch eine Gewähr dafür bekommen, daß sie gegen Zuschüsse an das Reich gesichert werden. Dies der kurze Sinn der gewundenen Rede, in welcher gestern im Reichstage der Reichsschatzsecretair Graf Posadowsky den Beschluß des Bundesraths mittheilte. Dieser hat sich also genau auf denselben Standpunct gestellt, den wir von vornherein gegen den Beschluß der Budgetcommission ein genommen haben. Sie hat nunmehr einen neuen Beschluß zu fassen, wenn sie ihn nicht schon gestern Abend gefaßt haben sollte. Wie er ausfällt oder bereits ausgefallen ist, wird man ja wohl im Lause des Tages erfahre». Jedenfalls hat sie sich durch die einstimmige Annahme des Antrages Lieber keinen Ruhmestitel erworben. Mildernd kommt allerdings der Umstand in Betracht, daß Graf Posadowsky, der recht Wohl die staatsrechtliche Unzulässigkeit des Antrages, wie die gerechtfertigten praktischen Bedenken der Einzelstaaten gegen eine Beschränkung ihrer Einnahme hätte würdigen können, den Antrag nicht energisch genug bekämpfte, oder vielmehr empfahl als bekämpfte. Aber immerhin hätte die Commission wissen können, daß man nicht mir nichts dir nichts durch das Etatsgesetz andere Neichsgesetze zeitweilig außer Kraft setzen und unmöglich den den Buudesrath bilden den Einzelstaaten zumuthen kann, auf einen Tbeil der ihnen gesetzlich zustehenden Ueberweisungen aus der ReichScassc zu verzichten, ohne eine Gewähr gegen Heranziehung zu er höhten Beiträgen für diese Casse zu erlangen. Jetzt bat die Commission die Frucht ihrer Uebereilung zu kosten. Es wird nicht leicht sein, aus der Sackgasse herauszukommen, in die sie vom Centrum sich hat führen lassen. Und Letzteres wird Wohl in den sauren Apfel beißen müssen, durch eine Resolution seine Geneigtheit zur Mitwirkung an einer organischen Reichs- sinanzreform, welches ein festes Verhältniß zwischen dem Reichs- und dem Staatsfinanzwesen schafft, zu bekunden und sich dadurch für eine Reform festzunageln, die durch den Antrag Lieber Hintertrieben werden sollte. < 86,so 102H0 104,so 86,50 102,so 104,40 87,60 103,2S 184'i» 602 »82 >837 683 !lr »13 112,70 108.40 103.50 89,2» 88,84 52,IM 48.80 52.50 83,20 77.50 94,7» 75,— 131,— 130.40 81.25 118,10 8V,7ö 142,7» 108.50 120,60 ISO,— 120,60 Man von der Erneuerung herzlicher Beziehungen zu ,Genossen", von einer That „echter Freund- Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbesorderuug 70.—. Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Ratljes nnd Notizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Nachdem die erste Aufregung über die Reichstagsdebatten, deren Kosten Herr vr. Peters zu tragen hatte, sich gelegt Kat, lenkt sich die Aufmerksamkeit auf die Rolle, die der Director des Colonialamts, Herr vr. Kayser, in diesen Debatten gespielt hat. Das Urtheil über diese Rolle fällt nur in der demokratischen und der socialdemokratischen Presse zünftig auS, herb dagegen in konservativen Blättern, am herbsten in der „Schief. Ztg.", die zu folgendem Schlüsse kommt: Er (vr. Kayser) hat den Angeklagten preisgegeben, wo er ihn vertheidigen wollte. Er hat andere Colonialbeamte und Afrika reisende verdächtigt, um den Angeklagten in milderem Lichte er- Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Rrclamen unter dem RedactionSstrich (-ge spalten) 50 vor den Familien Nachrichten (6 gespalten) 40/H. Größere Schriften laut unserem Preis, verzeichniß. Tabellarischer und Zisfernsatz nach höherem Tarif. Herr Kaiser es nicht verstanden, den Wahnsinn gebührend zu kenn- zeichnen, der in der demokratischen Beurtheilung der in Afrika vor kommenden Tödtungcn von Negern liegt. „Räuber" nnd „Mörder ruft Herr Bebel, der die Ermordung der „Geiseln" durch diePariser Commune als eine Großthat feiert, der nach diesem nichtswürdigen nnd zwecklosen Blntbade folgende Worte am 25. Mai 1871 im ersten Reichstage sprechen konnte: „Seien Sie überzeugt, das ganze europäische Proletariat nnd Alles, was noch ein Gefühl für Freiheit nnd Unabhängigkeit in der Brust trägt, sieht aus Paris. Und wenn auch im Augenblicke Paris unterdrückt ist, dann erinnere ich Sie daran, daß der Kampf in Paris nur ein kleines Vor- Postengefecht ist, daß die Hauptsache in Europa uns noch bevorsteht." Herr Kayser hat sich in der letzten Colonialdebatte weder klar gemacht, zu wem er zu sprechen hatte, noch ist er sich der Pflichten deutlich bewußt gewesen, die er bei dem, was er sagte und verschwieg, gegenüber der ihm unterstellten Beamtenschaft zu erfüllen hatte, noch auch hat er es verstanden, die Ehre des deutschen Staates kraftvoll und besonnen zu vertreten. Sellen dürste wohl an so verantwortlicher Stelle so unverantwortlich geredet worden sein. Mit Ausnahme der demokratischen Kreise wird kaum Jemand in kcut ch n Landen sonderlich erfreut sein, wenn bei künftigen Reichstagsdebatten die Bertheidigung der Colonialverwaltung wiederum Herrn vr. Kayser anvertraut werden würde." Wir glauben, Ursache zu der Annahme zu haben, daß auch der Reichskanzler wenig erbaut ist von der Haltung, die Herr vr. Kayser in der „Peters-Debatte" eingenommen hat. In der sndanattgclkgciihcit hat der Dreibund durch sein exactes Functionireu wieder einmal seine ungemein praktische Brauchbarkeit und politische Zuverlässigkeit dargethan. Es hat nicht erst vieler Umschweife bedurft, sondern in kürzester Frist war das Londoner Cabinet im Besitze der Antworten aus Berlin, Wien und Rom. Es ist daS jedenfalls ein Beweis dafür, daß die informirten Kreise Mitteleuropas Recht hatten, als sie gelegentlich der neulichen Anwesenheit des österreichisch-ungarischen Ministers des Auswärtigen, Grafen Goluchowski, iii Berlin, wiederholt mit vieler Bestimmtheit versicherten, daß zwischen Wien und Berlin in allen Puncten Uebereinslimmunz herrsche. Dasselbe gilt selbstverständlich auch bezüglich des römischen Cabinets. Man kann wohl sagen, daß die Verständigung der Dreibundmächte ebenso rasch in irgend einem anderen Falle, als in dem zur Rede stehenden erfolgen würde, eben weil sie sich mit gleich sam mathematischer Sicherheit aus der grundsätzlichen Ge meinsamkeit der Anschauungen ergiebt, die in Berlin, Wien und Rom hinsichtlich der gesammtpolitischen Lage und der Stellungnahme des Dreibundes zu derselben gehegt werden. Mit dieser Tbat rechnet man, wie die Entwickelung der afrikanischen Dinge zeigt, in Paris nicht minder wie in London. Dort ist man natürlich wenig erbaut darüber, hier ist man zu der Einsicht gekommen, daß der Dreibund, den man eben erst zum Teufel gewünscht und gegen den man dem französischen Revanchedurst wieder neue Nahrung zu geben beflissen war, den Interessen Englands doch besser entspricht, als jede andere Macbtcombination. In London ist man denn auch voller Befriedigung über die Unterstützung, welche man unerwartet von dieser Seite erfahren hat. Man redet den drei schäft" und jubelt darüber, daß die Jsolirung Englands nur in der Phantasie seiner Gegner bestanden habe. Wer aber mehr in diesen englischen Preßäußerungen erblicken wollte, als die Quittung über ein gutes Geschäft, würde sich gründlich irren. Man prahlt dort nur mit den neuen „Ge nossen" und schlägt Vortheil aus der moralischen Unterstützung scheinen zu lassen. Er hat endlich, als er dieserhalb getadelt wurde, neues, bisher unbekannt gewesenes Material gegen den Ange schuldigten vorgebracht, um sich selbst zu entlasten. Statt klar und deutlich zu sagen, ob er die Anklagen für zutreffend halte oder nicht, hat er, ohne es zu beabsichtigen, den Angeschuldigten sowohl wie alle Afrikaner durch den Vergleich mit den spanischen Bluthunden Pizarro, Corlez u. s. w. von vornherein discreditirt. Er hat als dann sich zum folgenden, gleichfalls zur Entlastung des Herrn Peters bestimmten Satze verstiegen: „Von den bekannteren Afrikanern gicbt es fast keinen, der nicht wegen mancher seiner dortigen Handlungen schwer an- gegrissen worden ist. Wir besitze» nur Einen, der von allen seinen Querzügen durch Afrika, von seinen kriegerischen und wissenschaftlichen Züge» einwandssrei zurückgekehrt ist: das ist der Gouverneur von Wissmann." Jedenfalls können die verdiente» Afrikaner, wie Eltz, Ramsay, Gras Schweinitz, von Scheele, Rochus Schmidt, Stuhlmann, Bau mann und viele, viele andere, sich bei Herrn Kayser für dieses Compliment bedanken. Gerade diese Art einer angeblichen Ver- theidigung ist um so widersinniger und unstaatsmünnischer, als sie beweist, daß Herr Kayser sich die Tendenz des social demokratischen Ansturmes nicht im Geringsten klar gemacht hatte. Ware ihm nunmehr auch die persönliche Reinwaschung des Herrn Peters geglückt, so hätte er der Tendenz der Social demokratie dennoch die höchste Förderung anqedeiben lassen, da er selbst ja indirect zugestanden hatte, daß mit Ausnahme Wissmann's kein Afrikaner sittlich intact sei. Tas aber will ja die Socialdemo kratie gerade beweisen. Wie steht es denn aber mit Wissmann? Hat nicht gerade unter unter Mitwirkung des Herrn Kayser die Kaltstellung Wissmann's während eines fünfjährigen be deutungsvollen Zeitraumes stattgefunden? Und hat nicht Alles, was Graf Caprivi gegen Wissmann vom Bundcsrathstijche aus erklärt hat, später vollständig zurückgenommen werden müssen? Ist Herr Kayser ganz sicher, daß er nicht die entehrenden Be merkungen, welche er jetzt de» anderen Afrikanern ins Gesicht schleudert, auch wird znrücknehmen müßen? So unverantwortlich hat Herr Kayser gesprochen, obwohl er es in der Hand hatte, auf Grund ungenügender Informationen jede Auskunft über die Sache zu verweigern. Die Disciplinaruntersuchung gegen vr. Peters ist einzig und allein wegen seines angeblichen Brieses an den englischen Bischof Tucker eingeleitet worden. PeterS leugnet die Existenz dieses Briefes, ebenso wie er entschieden leugnet, daß er seine Zeltgenossin überhaupt, geschweige denn wegen deren angeblicher Beziehungen zu dem gehenkten Diener, habe hinrichten lassen. Herr Kayser ist über die Sache nicht unter- richtet. Dennoch spricht er allerlei ungereimtes Zeug, entschuldigt und beschuldigt, wo er überhaupt nichts auszusagen hat, und ver hilft fo der Socialdemokratie zum Ruhme einer Hüterin der Sitt lichkeit in einem Falle, in welchem sie vielleicht nur gelogen und verleumdet hat, im Grunde also selbst aus die Anklage bank gehört. Es ist jetzt in den Colonialdebatten üblich geworden, jedes Vergehen eines Colonialbeamten gegen das sechste Gebot als ein criminell strafbares Verbrechen darzustellen. Namentlich die socialdemokratifchen Vertreter der „freien Liebe" thun sich hierbei hervor. Wo solche Vergehungen von Beamten .öffentliches Aergerniß erregen, müssen sie selbstverständlich disciplinarisch geahndet werden. Das ist nun seitens des Herrn Kayser keineswegs überall geschehen, wohl aber hat er bisher unbekannte, auch im Reichstag gar nicht zur Sprache gebrachte Fehltritte eines hart angegriffenen Beamten der Oeffentlichkeit preisgegcben, obwohl er selbst sich nicht veranlaßt gesehen hat, gegen diesen Beamten einzuschreiten. Er hat es gethan, nur um sein eigenes parlamentarisches Ungeschickt» milderem Lichte erscheinen zu lassen. Welchen anderen Zweck konnte es haben, da ja doch die Art der früheren Beziehungen des Herrn Peters zu der Hingerichteten Weibsperson ganz gleichgiltig ist, wenn die Angabe des angegriffenen Beamten, daß die Hinrichtung wegen Hochverraths erfolgt sei, aus Wahrheit beruhte? Oder sollte der Hochverrath wegen dieser früheren Beziehungen straflos bleiben? Es ist seiner im Parlamente üblich geworden, jede Tödtung eines Eingeborenen wie einen im Centrum Berlins begangenen Mord zu beurtheilen, ganz gleichgiltig, ob die Anwendung rigoroser Strafmittel gegen die Eingeborene» mit Rücksicht aus die Sicherheit einer ganzen Expedition nothwendig ist oder nicht. Auch hier hat )i,-bv5S. mck». 16. 16. 16. 16. 16. 16. 16. -6. > 6. -6. -6. 16. -6. cadtdar. l6. 16. )6. ) 6.I0Z.2!, >6. l». >6. i6. >6. >6. >6. »6. >6. » 6. >6. 16. »6. >6. It» 6. 0,- K, 0.- - 660,60 62.75 461,— 27,12'- > 118,75 I 27,18 I 1°l» nad« abholen, und nun — „Du thust ja gerade, als ob Du unS bei einem Verbrechen ertappt hättest!" lachte Frau Marcella unbefangen. „O", lachte Asta mit halb unterdrückter Ironie sehr höflich, „durchaus nicht, ganz im Gegentheil — das ist ja eine so reizende Ueberraschung! Ich wußte ja nicht, daß die erste Bekanntschaft gestern gleich eine solche Intimität zur Folge haben würde. Und dann, offen gestanden, wenn Frau von Sennfeldt wüßte — „Na, laufen Sie nur gleich hin und sagen Sie's ihr!" brach Harry unwillig aus. Frau Marcella war ernst geworden. „Ich kann unmöglich annehmen, daß Sie gegen den Willen Ihrer Mutter hier sind, Herr von Sennfeldt!" „Halten Sie mich denn für ein Baby, gnädige Frau", erwiderte er aufbrausend, „das erst die Mama bei jedem Ausgang um Erlaubniß fragen muß?" „Aber, liebste Marcella", fiel Asta mit einer etwa« süß lichen Freundlichkeit ein, „so habe ich eS ja gar nicht gemeint, Du mißverstehst mich durchaus. ES handelt sich nur um das Singen. Frau von Sennfeldt ist etwas besorgt, wie Du weißt. Und da Harry — Herr von Sennfeldt — heute noch bei Prinz Schönburg singen soll, könnte sie fürchten —" „Soll! Soll! Soll!" warf Harry dazwischen. „Von Sollen ist schon gar keine Rede. Versprochen hab' ich's, das ist wahr. Aber das thut nichts, thut gar nichts. Ick hab' mir die Stimme nur geschmeidig gesungen. Und wenn ick dort schlecht sänge oder heiser wäre, würde mir auch nichts d'ran liegen. Ich Haffe dieses Muß-Singen. Ich Hab s satt. Ich will nur singen, wo'S mir Freude macht. Blos da kann ich Hut singen. So, nun wissen Sie'S!" Harry hatte jetzt etwas von einem ungezogenen, trotzigen Jungen an sich m seinem Wesen. Asta lachte laut, aber es klang nicht recht natürlich. „Na, im Allgemeinen sind Sie doch immer sehr für dies „Muß-Singen" eingenommen ge wesen", sagte sie mit einem Ton, auS dem die Absicht, ibn zu treffen, ziemlich deutlich hervorklang, „die bösen Zungen haben in Berlin sogar behauptet, Sie betrieben ein Gewerbe damit —" „Ein Gewerbe?" fragte er achselzuckend, sie mit forschenden, beinahe feindlichen Augen messend. „Hab' ich noch je einen Nickel mit meinem Singen verdient oder verdienen wollen? Man weiß überall, daß ich nickt für Geld singe." „Aber für gutes Essen und Trinken — sagt man", er widerte sie lachend. „Sollten Sie wirklich nicht wissen, daß Sie den Spitznamen „der Braten-Barde" führen?" Nun eS heraus war, schien die Sprecherin ihrem eifer süchtigen Groll Genüge gethan zu haben. Vielleicht that eS verboten. Thea war roth geworden. „Cousine Asta erzählte gestern, Sie sagten jedes Mal erst, Sie wären heiser, damit man nachher um so angenehmer enttäuscht wäre!" brachte sie zu ihrer Entschuldigung heraus. ,,(juel onlank terrible!" lachte Frau Marcella. Harry hatte erst eine grimmige Miene gemacht. „Ach, Frau von Flügge!" sagte er in halb wegwerfendem Ton; dann glätteten sich seine Züge. Er sah Frau Marcella an and lachte unbefangen mit. „Das war doch nun wieder reizend", sagte er, „nicht? Diese Kindlichkeit ist zu entzückend." Dann wandte er sich zu Thea um, die verlegen lächelnd in den Schooß blickte, und sagte mit einer Verbeugung: „Ich tanke Ihnen für die Lehre, mein Fräulein! Frau von Flügge Kat aber eine böse Zunge und verleumdet gern. Ich bitte Sie, in Zukunst immer nur auf Ihr eigenes Urtheil etwas geben zu wollen!" Nach einer nochmaligen Verbeugung ließ er sich auf den Claviersesiel nieder und spielte rasch hintereinander ein paar häufe. Dann hielt er inne und sagte: „Das ist auch so dumm, daß ich so wenig Clavier spielen kann. Kaum daß ich mich zur Noth begleite. Man ist so abhängig. Und ich denke mir auch, wenn ich spielen könnte — so recht nach Herzenslust, wissen Sie, ganz frei, ganz als Meister des Instruments —, wie oft würde man da seiner Stimmungen Herr werden können beim Pbantasiren, wie ost könnte man sub ausgrollen und auSrasen, und wäre nachher wieder sriedlich und ruhig und glücklich. Mit dem Singen geht daS nicht so." »Warum haben Sie denn nicht Clavierspielen gelernt oder lernen es jetzt noch?" fragte Frau Marcella. WaS es ist! Für Wagner schwärme ich. DaS ist doch das Größte und Erhabenste in der Musik. „Ja", sagte er, „kann sein. Aber Wagner ruinirt^Einem die Stimme für den del cauto — das ist das Schlimme. Ein wahrer Verderber ist er, wenn man ein so zartes Organ hat wie ich. Lieben und hassen muß man ihn zu gleicher Zeit. Aber Ihnen zu Liebe, mein Fräulein, und damit Sie mich nicht mehr verleumden —." Er schlug ein paar Accorde an und begann aus dem ersten Act der „Walküre" zu singen. Seme Stimme war glockenklar und erschien heute macht voller als gestern. Bei dem „Winterstürme wichen dem Wonnemond" blickte Thea mit einem schwärmerisch leuchten den Ausdruck zu ihrer Mutter hinüber, die ihr lächelnd zunickte. Sie selbst war erstaunt und ergriffen. Als Harry geendet hatte und mit einer nicht ganz natürlichen Pose der Ermüdung am Clavier lehnte, die Augen halb geschloss^i, rief sie: „Bravo! Bravo! Das war meisterhaft!" „Ja", sagte er ganz ruhig, „ich bin heute gut disponirt. Und nun mehr!" Er sang noch „Herz, mein Herz, was will das geben?" mit einer Frische und Innigkeit, daß Frau Marcella entzückt war, dann, nach einem Blick auf Thea, die wie verzaubert dasaß, wieoerum „Du bist die Ruh'". Während dieses Liedes ging die Thür leise auf, und Asta von Flügge trat ein. Sie war in Hut und Promenaden toilette, trug einen Sonnenschirm in der einen und winkte Frau Marcella mit der andern Hand, ruhig sitzen zu bleiben, sie wolle nicht stören. Ein unruhiger, halb spöttischer, halb verbissener Zug lag auf ihrem Gesicht, ihre Mundwinkel zuckten. Sie ließ sich auf einen Sessel nahe der Thür nieder und drehte nervös ihren Schirmgriff zwischen den Fingern, dazwischen bald Thea, bald Frau Marcella unter den Wim pern hervor betrachtend. Kaum war Harry zu Ende, als sie loSbrach: „Auch mal wieder zur Veränderung das? Na, damit feiern Sie nun wohl nächstens Ihr fünfhundertstes Jubiläum! UebrigenS bin ich nicht wenig erstaunt, Sie hier zu finden, bester Sennfeldt, und so ganz au sein cke kamills — singend — und Cigarettenrauch im Zimmer — Bezugs-PreiS io der Hauptexpedition oder den im Stadt. b«zirk und den Vororten errichteten AuS- babeslellen abgeholt: vierteljährlich^ 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in- Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Directe tägliche Kreuzbandjendung 1«S Ausland: monatlich 7.50. des Dreibundes, weist aber weit die Möglichkeit von sich ab. zu demselben in engere Beziehungen zu treten, welche England auch nur die kleinste Verpflichtung auferlegen könnten nnd fährt fort, gegen Deutschland dieselbe arrogante Sprache zu führen, wie vorher. Den Angriffen der französischen Presse rechnet man das nationale Vorurtheil zu Gute, den „noch bittreren" Angriffen deutscher Kritiker aber spricht man jede Berechtigung ab, da die englische Operation „höchstens" dem Bundesgenossen Deutschlands zum Vortheil gereiche und den deutschen Journalisten wirsl der dem Ministerium Salisbury sehr nahe stehende „Standard" vor, daß sie durch die „französische Brille" sehen. Nun, die deutsche Presse wird sich das Recht, die auswärtige Politik Englands zu kritisiren, nicht nehmen lassen, um so weniger, als sie an eine englische Rücksichtnahme auf deutsche Interessen nicht gewohnt ist nnd Dank für den jüngsten Dienst nicht erwartet. Deutschland leistet denselben lediglich seinem schwer bedrängten italienischen Bundesgenossen, sonst will es damit Niemanden etwas zu Lieb oder zu Leie thun und es wäre sehr verkehrt, wollte man in der Unter stützung des englischen Griffes in die egyptische Staatscasse eine Schwenkung der Politik Deutschlands erblicken. Die Vc: hältnissc in Afrika, wo noch Alles im Werden ist, sind so geartet, daß die Mächte nur von Fall zu Fall mit- oder gegeneinander gehen können. Das deutsche Reich steht in der Sudanfrage klar und entschieden auf Seiten Italiens und somit auch auf Seiten Englands, während Groß britannien sonst sowohl in Ost-, wie in West-Afrika unser ausgesprochener Gegner ist. Dann darf auch an die Trans vaalfrage erinnert werden, die noch lange nicht abgeschlossen ist. Dort in Süvoslasrika verfolgt Deutschland ans denselben wirthschaftlichen Gründen dieselbe Politik wie Frankreich; :n der Delagoaboi befindet sich schon ein deutsches Kriegs schiff und von sranzösiscken Interessenten wird die Absendnu.z französischer Kriegsschiffe verlangt. Das Uebergreifcn n: ' Znsammenfließen der Interessen sonst weit auseinande: gehender Sraaten in den einzelnen Theilen des schwarzen Contincnts giebt der Asrikapolitik etwas Unberechenbares urr so ist auch die deutsche Politik im Augenblick nichts andere? als — Gelegenhei tspolitik. Dafür wird cS auch cu den maßgebenden Stellen in Paris und Petersburg nicht au Verstand«iß fehlen. ihr sogar leid, daß sie Harry bis in die Lippen erbleichen und ihn die letzteren dann zwilchen die Zähne klemmen sah, während ein Blick voll Haß unter seinen Wimpern hervor schoß. Sie begann einzulenke». Mit der ihr eigenen, ge schmeidigen Grazie und unbefangenen, fast burschikosen Munterkeit sagte sie: „Ich habe aber ganz und gar nicht die Absicht gehabt, hier den neidischen Störenfried zu spielen und dieses Familien Idyll zu sprengen, meine Herrschaften! Im Gegentheil — wenn ich auch noch ein bischen Kaffee haben kann — ich nehme sogar 'ne Cigarette, wenn's keinen sittlichen Anstoß erregt — und wenn Harry — Herr von Sennfeldt — uns noch was Vorsingen will — ich bin dabei!" Harr» hatte sich gefaßt. Er verneigte sich ironisch vor Asta. „Danke! Muß bedauern. Ich habe meinen Kaffee schon abgesungen. Und da Sie mich daran erinnert haben, daß ich heute noch zu Schönburg'S muß, ich die Herrschaften hier auch in so angenehmer Gesellschaft zurücklaffe, will ick mich lieber empfehlen." Er trat zu Frau Marcella. Seine Mienen waren wieder ruhig nnd beiter, daS weltmännische, selbstzufriedene Lächeln lag auf seinen Lippen. „Gnädige Frau — vielen Dank! In Hand — auf Wiedersehen! wieder." — Er hatte sich schon abgewandt, um sich von Thea und Asta zu verabschiede», als er . drehte. „Sie erlauben s doch?" fragte er mit einem strahlenden Gesichtsausdrucke. Frau Marcella mußte selber wieder lächeln. Sie neigte freundlich zustimmend ihr Haupt. Dann ging er. Unter der Thür ries er noch einmal zurück: „Es war sehr hübsch". Dann schwenkte er seinen Strobhut mit dem flatternden Bande »och einmal grüßend und war verschwunden. „Man kann ihm gar nicht böse sein, nickt wahr?" fragte Asta, hinter ihm her sich bequemer in ihren Fauteuil zurücklehnend. „Wir haben ja wahrlich keine Ursache dazu", erwiderte Frau Marcella. („Er hat uns «ine große Freude gemacht und war ausgesucht liebenswürdig." „Ja", machte Asta gedehnt und zog mit der Spitze ihres Sonnenschirmes, sich leicht vorbeugend, allerlei Kreise über den Zimmerteppich, „er ist sehr entzückt von Euch — ganz besonder« von Dir, liebe Cella. Er schwärmte gestern Abend noch eine halb« Stunde laug von Dir. Er halt Dich für das Ideal Dessen, was er unter einer Frau vrrstrht, hat er mir gesagt. WaS willst Du mehr? Wa Er trat zu Frau Marcella. Seine . „Gnädige nd — er beugte sich über ihre Nun komm' ich erst recht bgewandt, um sich von -c fick »och einmal wieder um-
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