Volltext Seite (XML)
Morler Grenzvoie Verantwortlicher Schriftleiter und Verleger Otto Meyer in Adorf. Fernsprecher Nr. 14 Postscheck-Kto. Leipzig 373 69 Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Oelsnitz, des Amtsgerichts, der Amts- anwaltschaft und des Stadtrates zu Adorf. Anzeigenpreise: Für die bgespaltene Petitzeile oder deren Raum 15 Goldpfennige, bei auswärtigen Anzeigen 20 Goldpfennige, für die amtliche Zeile 40 Goldpfennige, Rellammezeile 63 Goldpfennige. Diese Zeitung erscheint Montags, Dienstags, Donnerstags u. Sonnabends nachmittag mit dem Datum des folgenden Tages. Freitag, den 4. Januar Z924 GS. M 3. Goldmark für »r monatlich wöchentlich täglich für je zwei an- 50 12 0,50 gefangene oder volle Arbeitsstunden steuerfrei, (steuerfreier Lohnbetrag). Von dem den steuerfreien Lohnbetlag übersteigenden Teil des Arbeitslohns sind bei jeder Lohnzahlung 10 Proz. als Steuer einzubehalten, sofern es sich um einen ledigen oder kinderlos verwitweten Arbeitnehmer handelt. Der Satz von 10 Proz. ermäßigt sich um je 1 Proz. für die Ehesrau, die minderjährigen Kinder und etwaige mittellose An gehörige des Arbeitnehmers, wenn sie auf dem Steuerbuche vermarkt sind. Die einzubehaltenden Beträge sind auf 0,05 Goldmark nah unten abzurunden. Das Finanzamt. Bekanntmachung betr. Steuerabzug vorn Arbeitslohn. Der Steuerabzug vom Arbeitslohn wird mit Wirkung vom 1. Januar 1924 ab wie folgt geregelt: Von dem Arbeitslohn, der für eine nach dem 31. Dezember 1923 geleistete Arbeit „ Wochen „ Tage kürzere Zeiträume gezahlt wird, bleiben ohne Rücksicht auf den Familienstand bei jedem Arbeitnehmer bei Zahlung des Arbeitslohns volle Monate »MMW. MW?! »kW. Auf folgende für das Gebiet der Umsatzsteuer besonders wichtige Vorschriften der 2. Steurrnotverordnung R. G. BI. 1923 Teil 1 s. 1205 sf. wird hingewiesen. 1. Der Steuersatz für die allgemeine Umsatzsteuer beträgt vom 1. Januar 1924 2 V« v. H. 2. Die Ausfuhr ist ab 1. Januar 1924 wieder umsatzsteuerfrei, Führung eines be- sonderm Buches ist vorgeschrteben. 3. Die Steuer wird vom 1. Januar 1924 ab nach Goldmark berechnet. 4. Die monatlichen oder vierteljährlichen Umsatzsteuervoranmeldungen haben die Versicherung zu enthalten, daß die Angaben nach besten Wissen und Gewissen gemacht sind. 5. Bei verspäteter Zahlung werden für jeden Halbmonatsverzug je 5 v. H. des geschuldeten Betrags als Verzugszuschlag erhoben. Adorf i. V., am 31. Dezember 1923. Das Finanzamt. Wegen starken Schneefalles wird der Fährverkehr nach Hermsgrün-Wohl* bach über Leubetha und der nach Arasgrürt aus dem beim Landhaus-Drrmd* stücke vorbeiführenden Weg verwiesen. Adorf, den 3. Januar 1924. Der Stadtrat. Was gibt es Aeues? — Am Neujahrstagc fand bei dem Reichspräsidenten ein großer Empfang des diplomatischen Korps statt. — Durch Verordnung des Reichspräsidenten ist der Ausnahmezustand in Deutschland gemildert worden. — Ein Appell der konservativen Partei von London fordert Baldwin auf, mit Asquith in Verhandlungen zu treten, um geineinsam mit den Liberalen Front gegen eine Arbeiterregicrung zu machen. / — Der amerikanische HandelSsekrctär Hoover erklärt in einer ReujahrSbotschaft, die Weltlage sei hoffnungsvoll in- k»lge der Einleitung von Verhandlungen fitr die Reaeluna de« deutschen Problems. Ais Legalität. Laß der Abbau des passiven Widerstandes im Ruhrgebiet die dortigen Schwierigkeiten nicht besei tigen würde, war schon lange klar. Jetzt hat Pvin- oarä einen neuen Grund hervorgesucht, um die Ver handlungen zwischen Deutschland und Frankreich in die Länge zu ziehen oder sie gar abzubrechen. TaS ist die Legalität des RuhretnmarscheS. Mit anderen Worten, die deutsche Negierung soll anerken nen, daß der französische Einbruch in das Ruhrgebiet «ine rechtlich begründete Handlungsweise gewesen ist. Wenn wir unsere Erklärung, daß der Ruhreinbruch z «ine Rechtswidrigkeit war, aufgeben, dann erkennen wir nicht allein die Ansprüche Poincares an uns an, j wir billigen auch ini voraus alle seine Forderungen, j geben Frankreich ein Vorrecht auf die Besetzung des Industriegebietes und schließen die fremden Einmischun gen aus. Wenn wir also diese „Legalität des Ruhr einmarsches" nicht gut heißen, dann will die Pariser Negierung sich alle Vorbehalte machen, oder den kaum j begonnenen Verhandlungen mit Deutschland ein Ziel z setzen. Wir wären dann wieder so weit, wie wir vorher ; gewesen sind und können von neuem anfangen. Wir dürfen getrost sagen, daß ein solcher Schritt ' einer Negierung noch nicht dagewesen ist. Uns wird die gröblichste Verletzung des deutschen Eigentums zu teil, wir bekommen neue und schwere Lasten aufge packt und sollen anerkennen, daß die Franzosen mit Reckt gehandelt haben. TaS bedeutet also, daß wir uns selbst ins Unrecht setzen, die Wahrheit auf den Kopf stellen. Es ist unmöglich, sich tiefer zu erniedrigen, als hier von uns verlangt wird. Wenn der Sache hier auf den Grund gegangen wird, so läuft die Zumutung der famosen Legalität darauf hinaus, daß auch die eigenmächtige Verfügung der Franzosen über dos Ruhrgebiet von uns aner kannt werden soll. Poincara sagt, daß er kein deut sches Gebiet von uns annektieren will, aber wenn wir «ingestehen müssen, daß fremde Truppen recktmätzig in unseren Landen schalten und walten, dann geben wir ihnen auch dort Verfügungsfreiheit. Wie wir die Sache nennen, ist gleichgültig, die Hauptsache ist, daß wir sa gen, ihr, Franzosen, seid von Rechts wegen auf deut schem Gebiet und wir können deshalb nichts dagegen stinwenden. Als der Weltkrieg seinen Anfang nahm, wurde <mS Paris immer wieder auf die Freiheit der Völker hingewiesen, die nicht mehr durch die Regierung von Kotödam unterdrück werden dürften. Dieses große Wort ist seitdem, wie die Vorgänge im Ruhrgebiet zei gen, vergessen, und die Aktion Poinearäs geht im Ge genteil darauf hinaus, das wahr zu machen, was er damals für ein Verbrechen erklärte. Es ist an der Zeit, daß auch dem deutschen Reiche seine „Legali tät" zuteil werde, daß uns die Gerechtigkeit zugute komme, die wir in vollem Maße verdient haben. Nur daß wir Vie Schwächeren und außerstande sind, un sere Meinung oder unseren Willen jemand aufznzwin- gen. Aber der Rechtswille der Menschheit muß und wird sich Geltung verschaffen. NeujahrsemMnge! Wie alljährlich, so fand auch diesmal am Neujahrs- tage bei dem Reichspräsidenten in Berlin ein Emp fang des diplomatischen Korps statt. Als Doyen des diplomatischen Korps hielt zunächst der päpstliche Nun tius Pacelli eine Ansprache an den Reichspräsidenten, in der er u. a. ausführte: Tas soeben verflossene Jahr ist nicht ohne schwere Schmerzen nnd Leiben für die Menschheit dahingcgangen. Aber besonders an diesem Tage, de« mau gewöhnlich mit Freude »nd Fröhlich keit feiert, richten sich unsere Blicke mit einer um so innigeren Teilnahme auf gewisse unglück liche Klassen des Volkes, in dessen Mitte wir leben. Tas sind die werktätigen Stände ebenso wie die Geistesarbeiter, das ist der Mittelstand »as sind Kranke, Greise, Frauen und Kinder, denen ost das Allernötigste znm Leben fehlt. Ter Nuntius schloß mit den Worten: „Wir spre chen den edleu Herzen unseren Beifall aus, die sich bemühen, ein so erschütterndes Elend zu lindern, und wir wünschen glühend, daß alle Nationen sich jener gesunden und ruhigen Wohlfahrt erfreuen mögen, die auf Gerechtigkeit, auf friedlicher Arbeit und auf brü derlicher Liebe beruht." Reichspräsident Ebert. Auf die warmherzigen Worte d.:S päpstlichen Bot schafters entgegnete sofort der Reichspräsident Ebert und betonte: Dankbaren Herzens begrüße ich die Worte des Mit gefühls, mit denen Sie der Not des deutschen Volkes und derjerkigen unserer Volksgenossen gedacht haben, die in diesem schweren Winter unter bitterer Bedräng nis leiden. Mit aufrichtiger Genugtuung stellen wir fest, daß weite Kreise der fremden Nationen sich der in Teutschland herrschende» Rot bewußt geworden sind und, vom Geiste wahrer Menschlichkeit beseelt, uns Hilfe und Beistand geleistet haben; manches Leid ist dadurch gemildert, und vielen ist auf diesem Wege wirk sam geholfen worden. Mit Recht haben Sie auf diesen Geist allgemeiner Meuschenliebe hingcwiesen, der zu sammen mit dem Gefühl der Gerechtigkeit gegenüber den anderen Nationen die stärkste Gewähr für den Fort schritt und das gedeihliche Zusammenarbeiten der Völ ker bietet. Cs ist bei Beginn des neuen JahreS der sehnlichste Wunsch des deutschen Volkes in seinem Harken und duldenden Ringen um sei« Leben und seine Zn« knnft, daß auch ihm bald das hohe Gut ruhiger Arbeit und friedlichen Lebens im Kreise der Völker beschicken sei. Mit der Hoffnung, daß der von Ihnen so war men Herzens gewürdigte Geist-der wahren Menschlichkeit in: neuen Jahre sich Wetter ausbreiten und immer tie- fere Wurzeln fassen möge, verbinde ich, Hrrr^Nunttus, meine Herren, dis Bitte, Ihren Staatsoberhäuptern, Regierungen und Völkern meine herzlichsten und auf richtigsten Wünsche für ein glückliches und friedliches neues Jahr zu übermitteln." Tie große wirtschaftliche Not. Unmittelbar danach empfing der Reichspräsident das Reichskabinett unter Führung des Reichskanzlers Marx, der in seiner Ansprache der Hoffnung Aus druck gab, daß cs uns trotz aller entgegenstehender Hin dernisse möglich sein werde, das deutsche Volk einer besseren Zukunft entgegenzuführen. In seiner Ant-, wort sagte Reichspräsident Ebert: „Groß ist die wirtschaftliche Not in weiten Schichten unseres Volkes. Die Reichsregierung mutzte zu ti-seiuschuei- dendcn Maßnahmen greifen, zu Matznahmen, die den ein zelnen schwer treffen, aber doch notwendig sind, um die ^ebensfühigkeil des Landes zu erhalten. Bei allen An strengungen des Reiches ist dem schlimmsten Elend aber nur zu steuern, wenn jeder einzelne nach besten Kräften mithilst. , Mit Befriedigung kann man feststellen, daß bei uns wie im Auslande sich viele menschenfreundliche Herzen und Hände f regen. Aber noch sind unter »nS viele, die unberührt von i der Not des Volkes abseits stehen! An sie richtet sich unser dringender Appell zur Msnschenpflicht! Auch die Zukunft > wird von uns allen schwere Opfer fordern, wenn wir unsere I nationale Existenz erhalten und sichern wollen. Zur Er ; reichung dieses Zieles ist mehr denn je gerade heute der < Wille des ganzen deutschen Volkes zur Zusammengehörigkeit f notwendig. Nicht in dem Widerstreit der Interessen und ; Ideen, nicht in dem täglichen Betonen der bestehenden Gegen- > sätze siegt der Weg zur Zukunft unseres Volkes, sondern im , Hervorhcben des Gemeinschaftlichen, in: Willen zur Volks i zngehörigkeit. die unserer aller Schicksalsgemeinschaft ist. i Daß dieser Wille und dieser Geist der Sammlung das deutsche j Volt im neuen Jahre mehr als bisher leiten möge, ist mein > sehnlichster Wunsch am heutigen Tage, hierzu nach Kräften - beizutragen, die aufrichtige Bitte, die ich an Sie richte!" — Weiter empfing der Reichspräsident dann noch das Reichstagspräfidrum, Abordnungen des Reichsrates so wie des Heeres und der Marine. * DerWuliche Worte Millerands. Bei dem NcujahrSempfang in Paris gebrauchte Präsident Millerand ausfallend versöhnliche Worte. Sv sagte er u. a.: Es scheint, daß uns jetzt erlaubt ist, die Morgen dämmerung der Versöhnung und des endgültigen Frie dens zu begrüßen. Frankreich wünscht diesen Erfolg mit tiefstem Herzen, denn französischer Geist, ist fern von Haß und Zwietracht. Frankreich hofft aufrich tig, daß kein »euer Zwischenfall die Rückkehr des Frie dens aufhalten möge. Tie Wiederkehr der wirtschaft lichen Ordnung in der ganzen Welt und unser eigener Wohlstand sind mit unseren Wünschen untrennbar. Frankreich will seinen Platz cinnehmcu 'n der ersten Reihe aller Arbeiter für die Zutuns'. ehrlichen^