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Intelligenz- und Wochenblatt Frankenberg m» Sachsenburg «nd Umgegend. Sonnabend- Gütiges über -ie Dresdner Blin denanstalt. Die Dresdner Blindenanstalt ist die bedeutendste in Deutschland. Sie nimmt nur Solche auf, die unheilbar blind sind und zählt dennoch etwa 84 Zöglinge, während die Wiener 40, die Berliner aber wenig über 20 zählt- Sie wird hauptsäch lich aus Staatsmitteln unterhalten, besitzt aber auch schon ein nicht unbeträchtliches eigenes Ver- mögen, auS Schenkungen und Vermächtnissen be stehend. Unter andern hat ihr ein Russe — wel cher fünf sächsische WohlthätigkeitSanstalten alSUni- versalrrben seines 85,000 Thlr. betragenden Ver mögens einsrtzte — 17,000 Thlr vermacht. Die sem Wohlthäter weihet die Anstalt alljährlich am 25. Juni ein Erinnerungsfest. Es beginnt Vor mittags mit einer ernsteNFeier, mit Gesang und Festreden und dauert mit Schmausen, worauf der Minde viel Werth legt, mit Spielen, Illumina» tidu «ad Tanz bis Morgens A Uhr- Brillantes Feuerwerk Macht ihnen, große Freud«. Wenige stad so vollkommen ertödtet für den Eindmck des LchtS>-daß. sie nicht doch «inen Schein davon wahrnehmen; igicbt mau ihnen bengalisches Feuer, so. jauchzen sie laut nor Vergnügen. Auch, den Tanz lieben sie leidenschaftlich. Und warum soll te» sis auck nicht tanzen können , turnen sie doch. Ähv Turnlehrer versicherte, sie machte» ihre Turn» -Übungen recht gut; freilich müßte! er ganz anders mürrrichten als für Sehende. Ein Lehrer erzählte uns moa dem ausgebildeten Gefühlsinn, oder wie mün rS nennen Möchte, Her „Wttterung^ der Blin- Hea folgendes Beispiel. Er habe nämlich untnv- «ch oft Mche», daß wtnn: die Minden im Gar te» lustwandeln, und Jemand sich heimlich in dm Weg- steStt ^hue sich ih^ etwas Lautbares Mskbar»u -mache» sogehrtzsi« bis lauf wenig Schritte zu ihm- heran, bleiven dann stedrn und^geben zu -ukemren, MtK -KLsöhlm, eS stehe Jemand vor; ch»M. i« B^ger: LDpr-Lchrermemtr: den 23. KetLr. 1848. die Blinden hätten die uns Sehenden verloren, gegangene deutliche Wahrnehmung des elektrischen Fluidums, welches jedes lebendige Wesen umgiebt und bis auf gewisse Entfernung reicht und sich dann verflüchtigt. Die Anstatt braucht ein großes Didnerpersonal. Es muß den Blinden fast Alles geleistet werden und sie leisten für die Oekonomie der Anstalt bei nahe nichts. Man kann die vielen weiblichen Blin den fast zu gar nichts gebrauchen. Betten, kehren, waschen, von alle dem kann man ihnen nichts an vertrauen, da sie die erforderliche Reinlichkeit nicht bemessen können. So ist es denn auch erklärlich, daß sie überhaupt und für sich selbst nur wenig Reinlichkeitsbedürfniß haben und fast wie kleine Kinder gewartet werden müssen. Eben so fehlt ihnen mit dem Augenlicht auch der Schönheitssinn, und es ist auffallend, wie das an ihrer eigenen Gesschtsbildung merkbar wird. Die Meisten ha- bm häßliche stumpfe Züge und selbst den wenigen Schönen fehlt der Adel,, die Beseelung, ich möchte sagen, Veräußerlichung der Schönheit. Bei alle dem !iegt ^eine gewM Sinnigkeit in den etwas schlaffen Zügen der meisten Blinden. Eine Freun din deSHaüseS, eine Schülerin des trefflichen Fröbel*), führte vor einigen Tagen einige der Uöbel'fchen Spiele in der Blindenanstalt ein und erregte damit große» Jubel. Es waren, kaum sollte Män es glauben, auch Ballspiele daruntez, welche freilich nur mit Auswahl sich für Blinde eignen. Die Dame versicherte, sie wären von den Blinden sichrer und bessrer ausgeführt worden als Meist pon Sehenden, und der Ball niemals hi», gefalle» 7 ' V , / ' ' *)-Fröbel, der Gründer der „Kindergärten" (rin On kel des sleichStägsabgeordneten Zulias Fröbel, der neulich rvitSrobert Skwl M Wien gesdntzeugenchnwen wurde und mit diesen erschossen werden sollte), hält geqenwärtia in der Fraykcnberg'schea Anstalt dwscr.Art Bortrsungen über süne Methode der Erziehung.' ',7'' -