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Abotter s Vrembote Im Falle höherer (Sewall (Krieg oder sonstige Störung des Betriebes) hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückgabe des Bezugspreises. Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt mannschaft Oelsnitz i. Vogtl., des Amtsgerichts, der Amtsanwaltschaft und des Stadtrates zu Adorf im Vogtland Der Adorfer Grenzbote gelangt jeden Wochest. nachm. zur Ausgabe, für den nächsten Tag »unda tiert.—Anzeigen nach Tarif.—Postscheck-Konto 87369 Leipzig. — Fernruf Nr. 14. Segr. 1838 Tageblatt ».Anzeiger Abert WoE NabWerHadArambach, Arnsgrün. Breitenfeld, Bergen, Freiberg, Ober- u. Mergettengrim. Sermsgrlm Wgelsburg, Leubetba, Mühlhausen.Rebersreutb, Remtengrün, Schönberg, Eiebenbrunn, Sohl, Wehlbach u. dasübr. obere Bgtl. n bonntaos eine illustrierte AnterhaltunsSbetlage Druck und Verlag: Otto Meyer, Adorf (Vogtl.),Bergstraße 14. — Verantwortlicher Schriftleiter: Otto Meyer, Adorf (Vogtl.) srv. 134 Donnerstag, den 12. Juni ISS« 96. Jahrs. Ser Vnkarester Staatsstreich. Der neue König Carol von Rumänien kann mit Julius Cäsar sagen: Ich kam, ich sah, ich siegte. Sei ner überraschenden Landung ist ebenso überraschend seine fast einstimmige Proklamation zum König durch die rumänische Nationalversammlung gefolgt. Vor Liner Woche noch hätte niemand diesen Pfingststaats stretch und sein schnelles Gelingen vorherzusagen ge wagt, obwohl man wußte, daß sich Prinz Carol noch keineswegs mit seiner Verbannung ausgesöhnt hatte. Gerade seine früheren Versuche, in Bukarest eine Um- wälzung herbeizuführen, waren aber so theaterhaft, man ernste Zweifel hegen mußte, ob er noch sein Ziel erreichen werde. In keinem Fall hatte man aber mit einem so großen Erfolge gerechnet, wie er sich in der Abstimmung in der Nationalversammlung aus spricht. Wie zu der Königsproklamation noch ergänzend ^«richtet wird, hat die Nationalversammlung dem Ge setzentwurf, durch den das am 4. Januar 1926 be schlossene Gesetz über die Thronfolgefrage als aufae- bnken erklärt wird, mit 485 gegen eine Stimme bei Am Festtag, den 13. Juni 1930, nachmittags 3 Uhr sollen in Vav Brambach im Gasthof „Schwarzas Rotz" 1 SMEmMIm u. 1 WareMrank meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Adorf i. V., den 11. Juni 1930. H 249, 392/30. Dor GaricHtsbollziahKe des Amtsgericht«. Die Rückkehr Carols in sein Palais gestaltete sich AU einem wahren Triumphzug. Die allgemeine Be geisterung der Bevölkerung spiegelt sich auch in der Presse wieder. Selbst der liberale „Universal" hat eine gewisse Schwenkung vollzogen, nur die ausgesprochenen liberalen Parteiblätter verhalten sich nach wie vor ab lehnend. Es scheint aber auch in der liberalen Partei kein« volle Einigkeit in der Stellungnahme gegenüber dem König zu bestehen. In einer Sitzung des Vollzugs ausschusses der liberalen Partei hielt der frühere Mini sterpräsident Bratianu eine scharfe Rede, in der er er klärte, daß die liberale Partei mit der Wahl Carols zum König nicht einverstanden sein könne. Die Aus rufung Carols sei ein Abenteuer, das nicht lange dauern werde. Die liberale Partei könne sich unter keinen Umständen zu einem Staatsstreich hergeben. Der frühere König Ferdinand habe seinen Entschluß, den Thronverzicht Carols anzunehmen, auf Grund schwer wiegenden Materials gefaßt. Der Sohn des verstorbenen Ionel Bratianu, Dino, teilte dem Vollzugsausschuß mit, daß er mit der Hal tung der liberalen Partei in der Königsfrage nicht ein verstanden sei. Er wurde darauf aus der Partei aus geschlossen. Dino Bratianu will nun mit seinen Freun den eine neue liberale Partei gründen. Er hat aus allen Teilen des Landes Telegramme erhalten, aus denen hervorgeht, daß die Mehrzahl der Landesver- bände der liberalen Partei mit ihm, nicht mit Vmtrla §,^"anu gehen werden. Der frühere Justizmimster einiger Zeit aus der liberalen Parte» ist' veröffentlicht in einem Blatt einen Auf ruf an die Liberalen, sich von Bratianu zu trennen schlossen« Gesetz über die Thronfolgefrage als ausw hoben erklärt wird, mit 485 gegen eine Stimme d Abwesenheit der Liberalen zugestimmt. Die Vertreter der einzelnen Parteien, darunter auch Dr. Hans Otto Roth von der Deutschen Partei, gaben dementsprechende Erklärungen ab. Der Präsident der Nationalversamm- Lung erklärte hierauf unter dem Jubel der Anwesenden Prinz Carol zum Künrg von Rumänien erhoben. Vor her war ein anderer Gesetzentwurf eingereicht worden, durch den Michael zum Groß-Wojewoden von SYulase- hervar (Alba Julia) ernannt wird. Professor Iorga protestierte gegen den Tttel, der zu operettenhast sei, und schlug den Namen „Herrscher" vor. Die Natio nalversammlung nahm den Entwurf jedoch in seiner ursprünglichen Fassung an mit der Begründung, daß er jederzeit wieder abgeändert werden könne. Nach dem Schluß der Sitzung begab sich Mironescu ins Schloß und teilte Carol das Ergebnis mit. In Beglei tung seines Bruders Nikolaus begab sich Carol darauf lm Galawagen, von Kavallerie begleitet, unter dem Jubel der Menge zur Nationalversammlung. Dort leistete er den Eid, küßte das ihm von einem Geistlichen gereichte .Kruzifix und hielt die Thronrede. Der Prä sident der Nationalversammlung antwortete mit einem Treugelöbnis im Namen der Nation. Sie »MM Protestnote. ÄMwieiene Behauptungen. In der polnischen Note, die am Sonnabend über reicht worden ist, wird vor allen Dingen die deutsche Feststellung, das deutsche Paßhäuschen bei Neuhöfen sei von polnischen Grenzsoldaten beschossen worden, als völlig unzutreffend zurückgewiesen und behauptet, die Schußspuren rührten nicht von polnischen Schüssen her. Weiter wird die Behauptung aufgestellt, daß die gefun denen Patronenhülsen von deutschen Geschossen stamm ten und die Verletzung der polnischen Grenze durch die deutschen Grenzorgane einwandfrei festgestellt wor den sei. Eine Verletzung der deutschen Grenze durch Organe der polnischen Grenzwache habe in keiner Weise nach gewiesen werden können. Der polnische Kommissar Liskiewicz fei nicht bei illegaler Ueberschreitung der deutschen Grenze, sondern erst nachher, als man ihn in den Hinterhalt gelockt habe, niedergeschossen worden. Auf Grund dieses Tatbestandes halte die polnische Regierung ihren Protest vom 26. Mai in vollem Um fang« aufrecht. Ein deulscher Kommentar. Zu der am Sonnabend um 19 Uhr im Auswär tigen Amt überreichten »veiten polnischen Note in der Angelegenheit des NerHofener Zwischenfalls wird »nm zuständiger Stelle mitgeteM, daß durch die in dieser Note zum Ausdruck kommenden Polnischen Einwände an der gesamten Sachlage nicht das geringste geändert werde. Hervorgeh»»«« zu werden verdient die Scht«ß- demerknng der polnischen Note, ans der hervorgehe, dich di« Pole« ihre frühere Behauptung, di« deutsche» Be amten hätten die Grenze überschritte«, nicht «ehr a»ft rechterhalte». Das Auswärtige Amt wartet vor weiteren Schrit ten jetzt zunächst die polnische Antwort auf die am Sonnabend überreicht« deutsche Note ab. polnisch-russischer Zwischenfall. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat das Außen kommissaifiat beschlossen, bei der polnischen Regierung Schritte wegen der letzten Grenzzwischenfälle in der Nähe von Minsk zu unternehmen. Nach einer amtlichen Mitteilung haben polnische Soldaten wiederholt die Grenze überschritten und einen russischen Grenzbeamten entführt, der schon seit mehreren Wochen in Polen ge fangen gehalten wird. Die sowjetrussische Regierung hat in dieser Angelegenheit bereits früher in Warschau Schritte unternommen, jedoch ergebnislos. Rach einer weiteren Mitteilung haben polnisch« Soldaten eine rege SPionagetätigkcit ans weißrussischem Gebiet entfaltet, die große Ächnlichkeit mit dem deutsch- polnischen Grenzzwischenfall besitze und jetzt zu einem Notenwechsel geführt habe. Polens Antwort an Rußland. In der vor einigen Tagen in Moskau überreichten polnischen Antwortnote zu den vor über einem Monat vereitelten Bombenanschlag auf die sowjetrussische Ge sandtschaft in Warschau wird u. a. hervorgehoben, daß trotz energischer und sofort eingeleiteter Untersuchung noch kein Ergebnis erzielt sei, was darauf zurückgeführt werden müsse, daß die Täter nicht an Ort und Stelle hätten sestgenommen werden können. Trotz der großen Schwierigkeiten aber würden die Nachforschungen mit gleicher Energie fortgesetzt. SS sei zu hoffen, daß sie einen Erfolg zeitigen werden. und sich um den König zu scharen. Der Vollzugsaus schuß hat einen Aufruf an die rumänische Bevölkerung gerichtet, in dem festgestellt wird, daß es sich bei der Lhronübernahme durch Carol um einen Staatsstreich handele, an dem die liberale Partei keinen Anteil habe. Sie werde an der verfassungsmäßigen Politik festhalten. Die öffentliche Meinung werde nur kurze Zeit ein Opfer der Irreführung sein, Vie Carols Wahl darstelle. 1 Mit seiner Mutter, der Königin-Witwe Maria, scheint sich König Carol vollkommen ausgesöhnt zu haben. Er erhielt von ihr aus Oberammergau ein Glückwunschtelegramm, auf das er mit einem Danktele gramm antwortete. Unklar ist noch das Verhältnis des Königs zu seiner früheren Gattin, der Prinzessin Helene. Nach dem „Curentul" fand am Sonntagabend zwischen beiden eine Aussprache statt. Das Ergebnis dieser Zusammenkunft soll sein, daß vorläufig keiner von beiden die Ungültigkeitserklärung der Ehescheidung beantragen wird. Die Erziehung des Thronfolgers Michael soll vorläufig in den Händen der Prinzessin bleiben. Mit besonderem Interesse hat man in Paris den Bukarester Staatsstreich verfolgt. Die Pariser Presse zeigt sich zunächst sehr befriedigt. Der „Petit Parisien" betont u. a., daß alle Freunde Rumäniens, die die Rolle kennen würden, die dieses Land als vorge schobener Posten in Osteuropa berufen sei zu spielen, es stark und einig wünschten und sich freuen würden, wenn der neue König nunmehr entschlossen bliebe, seine dem Volk gegebenen Versprecher» zu erfüllen. Der „Matin" hebt hervor, daß man in Rumänien Ruhe und Einigkeit wünsche. Man sehne sich nach einer Regie rung, die die Parteien, Rassen und Religionen in sich vereinige, was zur Festigung eines Staates, dessen Bevölkerung plötzlich von 7 auf 18 Millionen ange wachsen sei, unumgänglich notwendig wäre. Das „Jour nal" erklärt, daß die Thronfrage diejenige sei, über die eine Verständigung am leichtesten habe erzielt wer den können, »veil niemand dadurch geschädigt werde. Der junge König Michael verliere keine Krone, finde aber seinen Vater wieder. Empfänge bei König Larol. Ein neues Kabinett Manin? König Carol von Rumänien empfing die Präsiden ten von Kammer und Senat und sodann General Ave- rescu und Dr. Lupu. Carol wünscht eine Regierung der Konzentration. Da sich aber ihre Bildung als sehr ,cyw»ertg erweist, Mrd zunächst ein Kabinett Maniu gebildet werden, in das auch Mitglieder der anderen Parteien eintreten werden. Tie neue Regierung wird voraussichtlich mit de« jetzigen Parlament weiter arbeiten, und erst «ach »er Herbsttagung, nachdem der neue Haushalt verabschiedet sein wird, wird versucht werden, eine Regierung unter der Präsidentschaft von Titulescu zu bilden. In diesem Falle würde dann die Konzentratiottsregierung v«S Parlament auflösen und Neuwahlen ausschreiben. * ; Lie Vorgeschichte »es Staatsstreichs. Genf, 11. Juni. Wie hier bekannt wird, soll der rumänische Staatsstreich bereits am 24. April in Bellinzona in allen Einzelheiten festgelegt worden sein. Teilnehmer der Geheimsitzung sollen Prinz Carol, General Averescu, der rumänische Konsul in Turin, der rumänische Prinz Soutro sowie eine Reihe maß gebender rumänischer Persönlichkeiten gewesen sein. Abbau der Eisenpreise. Rückwirkend ab 1. Juni. Der Reichsarbeitsminister hat den Schiedsspruch für die Gruppe Nordwest für verbindlich erklärt. Wie hierzu noch mitgeteilt wird, ist die Erklärung der Arbeitgeber in den Verhandlungen über den Lohnab bau in Besprechungen im Reichsarbeitsministerium am 5. Juni geändert worden. Es sollen nach Fortfall der Akkordüberverdienstklausel die übertariflichen Ver dienste nicht nur der Arbeitgeber, sondern sämtlicher Gehaltsempfänger ab 1. Juni so gekürzt werden, daß eine Ersparnis nicht bis zu 10 v. H., sondern bis zu 7,5 v. H. der gesamten Lohn- und Gehaltssumme ein- treten wird. Nach de« bestimmten Zusicherungen »er Arbeit geber werven rückwirkend ab 1. Jnni über das Ausmaß »er ersparten Lohn- und Gehaltssnmme Hinans die Preise in der Eisenindustrie abgebaut. Ter ReichS- arbeitsminister hat sich eine Nachprüfung der künftig festzusetzenden Preise durch Wirtschaftssachverständige Vorbehalten. Neber die Höhe des Preisabbaus sind vo« den Arbeitgebern bestimmte und bindende Zusagen ge macht worden, über die aber erst noch di« zuständige» Wirtschaftsorgane gehört werden müsse«. — Professor OSkar Bruckner, der jahrzehntelang als Eolocellist am Wiesbadener Staatstheater tätig war, ist im Alter von 73 Jahren den Folgen eine« Schlaganfalle« erleaen.