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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188401117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840111
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-01
- Tag 1884-01-11
-
Monat
1884-01
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.01.1884
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l. ds-. » »2- k 721- ?ÄL! «N. 7l,Ü IS7.1L u»uo 80.— l«L IS1» II.il- l««^0 llio W M« «SIL AL— UB1L Na-«0 I-Lüv St Ai. ULL WU0 »« l«A0 USLO s — 77« »Hl— US 7b ISllb. UtlbÜ «llb «l- löblü »- wt— b!«w IAA» suc> «- u«.— 8l- USL0 Sb^- i^l IWAb Ub»I VM0 US-— nao ws.« M« «b0 iSLIb lAI.40 i«a» i«« >S7« lrix»- ibeü«. »».7« iUL? US-Tb U«.- SA« ÄZ» l», U7>i» «.- llLW w L» »LS bÜS LS« lRLO ILsb k«7^, «Ä-. r di, . ^ muar AI Jnli looo Llla- - !r»te» allen. «OS. 3.000 i.ii. Post- »kvd, ; di» KftS- >een< dort; and ' «ov efter" ffayrt ilckiff igiere Post- indon ralien i für «etti» l vo» .1000 .K Ersch.l«t tögUch früh 6'/, Uhr. Krt«rti«» u»ö Lr»^Üi»» J»haa,e«g,ffr 38. APrechko>-k« der Aedarti»»: Bsrmittag« 10—13 llhr. Nachmittag« ö—6 Udr. »Sr »»» »«»»»» ei»,r1»»trrr «mmlriM«, »che ßch u« Ni»»cu»» »utl ^rtuMtch >,««»«« der für dt« »ichftsal^d« Nu««er desrt««te» Inserate a, Wechrurage« di« L Udr Nach«tnaa«» au La»»» u»d -estt-geo früh di« '/,* Uhr. 3» dt» Filialeu Kr Z«s.-Ä»u»h«e: Otto Ale««, UaiverfitLt«strah» 31, Laut« Lüsche» Kathartnenstraße 13,p. »ur di» ',.8 Uhr Egcr.Lagtblatt Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichtr, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage I8,LV0. Ldonnrmeatsnreis vierrelj. 4'/, Md. iarl. Briagerioba ö Mk„ durch die Post bezogen 6 Rk. Jede -inaelne Nummer 2V Ps. Betetze;ri»r>l°r 10 Pf. Gebühren sür Extrabeilagen ahur Hoftbeiörderung 39 Mk. »it Postbejörvrrung 48 Mk. Jukeratr «gejpaltene Peützeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer a-Zifselliiav »ach HSHerm Tarif. Lerlamen unter drm Nedartionslirich die Loaltzeile SO Pf. Inserate sind ii«s an die lsi.pevition zu senden. — Sirbait wird nicht gegeben. Zahlung praeouioeiamia oder durch Post- nachiialime. II. Freitag den 11. Januar 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekaunliulllhmlg. Die diesjährige NeujabrSmeffe endet mit dem 15. Januar. Au diesem Lage sind. die Buden und Stände aus den Plätzen der inneren Stadt bi« Nachmittag« 4 Uhr vollständig zu räumen und bi« spätesten« 8 Uhr Morgen» de« 16. Januar zu entfernen. Die auf dem AugustnSpkahe und auf den öffentlichen Wegen und Plätzen der Borstadt befindlichen Buben und Stände sind bis Abends 8 Uhr de« 15. Januar zu räumen und am 16. und 17. Januar, jedoch lediglich während der Stunden von früh 6 bi« Abend« 7 Uhr abzubrechen und wegzuscbaffen. ^Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, für welche beziehentlich auch die betreffenden Lauhandwerber oder Bau unternehmer verantwortlich sind, werden mit Geldstrafe bi- zu 150 oder entsprechender Haftstrafe geahndet werden. UebrigenS haben Säumige auch die Obrigkeit- wegen zu ver» fügende Beseitigung der Buten zu gewärtigen. Leipzig, am 4. Januar 1884. Der Siath der Stadt Leipzig. vr. Trvndlin.Hennig. Hoh-Auction. Mittwoch, dea 20. Januar e., sollen von vor» mittags g Uhr an im Forstreviere Burger» auf dem Mittel waldschlage in Abthl. ll. 12 und 13. in ver Nähe deS Korst Kaufes an der sogenannten Ehrenberger Linie uud der Leutzsch- Wahrener Brücke ca. 150 starke Klbrauuehause» und 180 starke Langhaufea unter den öffentlich auShangenven Bedingungen und der üblichen Anzahlung nach dem Melstgebole verlaust werden. Zusaur»n»ukuust: aus dem Schlage in Lbth. 13 an ver rcuhsch-Wahrencr Brücke. Leipzig, am 7. Januar 1884. DeSRachSgforst Deputation. Höhere Schule str M-cheu. Neue Schülerinnen für Ostern 1884 bitte ich mir von Lie»«t»g de« IS. bi« L«»n«he«h he» 1». I»u«»r »«» 11—18 Uhr M«r«r»S «»jumelde». Sebnrttjchck» «nd Jmpffchu, sind bei dSr Unmelbung vorzulegen. Leipzig, d«n 8. Januar 1884. Prof. ve. 38. Ntldeke, Dlrector. Nutz- und Brennholr-Auction. Donnerstag.den 17.JanuarH.I h«uv«r»tttags lv'/.UHraß sollen im städtischen Forstreviere Jösigk auS dem Schlage in dea Torsgruben 18 Stück eichene Nutzenden mit S2.S5 Festm., 23 Stück schwächere dergleichen, 130 Stück kies. Brett- und Baustämme. einige von besonderer Stärke, 1 eich, gleischklotz. 3 Rm. eich. Nutzholz, 20 Ri», eich. Scheite. 30 Rm. eich. Unüvpel, 90 Rin. kies. Sweile, 50 Rm. kies. Knüppel und SO Schock eich, und kies. Reisig an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Der Bersammlungrort ist im Josigkhauie. Gräfenhainlcheu, den 9. Januar 1884. Der Mngiftrat. Nichtamtlicher Theil. Lin neues Ministerium in Lgypren. Da- Ministerium Sherif Pascha ist abgetreten, weil r< die Forderung Englands, den Sudan auszugeben, nicht erfüllen wollte, und Nubar Pascha hat die Negierung übernommen, um den Kampf gegen die englischen Zumulhungen sortzusetzen. Der Khcdive weiß, daß seniem Vicekönigthum Gesahr droht und deshalb hat er freiwillig aus den zehnten Theil seiner Civilliste Verzicht geleistet, damit wenigstens die Unlcrbcamlen ihre Gehälter sortbezichcn können. Da« Mittel, seinen Anhang bei den Egyplern zu vergrößern, ist gut gemeint, wird aber wenig Ersolg haben, denn mit solchen Kleinigkeiten ist den finanziellen Schwierigkeiten in Egypten nicht abzuhelsea, dazu bedarf eS einer vollständigen Reorganisation der Ver waltung. Tie Landbevölkerung, welche durch fortdauernde Ausbeutung in Slumpssinn versunken ist. muß erst wieder erwerbsfähig gemacht werden, ehe an eine Besserung der egyptischen Zustände zu denken ist. Da« ist aber nur möglich, wenn eine kräftige zielbewußte Regierung an die Stelle der orientalischen Systemlosigkeil tritt, welche alles Heil von der Gnade Allahs erwartet, ohne selbst mit Hand anzulegen. eS sei den», um die armen Fellachen noch elender zu machen, al« sie ohnebin schon sind. Die Polilik England«, welche den Zwecken de- Mahdi in die Hände arbeite!, wird nur dadurch verständlich, wenn sie daS Mittel darbietcn soll, um den Khcbive vollend- unmög lich zu machen. Bisher hat die englische Regierung stel« verkündet, daß sie nickt die mindesten Ansprüche auf Egyplen erhebe, ihr alleinige-Ziel sei, Ordnung im Lande zu schaffen; sowie dasselbe erreicht sei, werde sie die englischen Truppen zurückziehen. In diese- Programm pahl e» aber schlecht hinein, dem Khcdive den Verzicht auf ein große« Land zu befehlen und ihm die einzige Möglichkeit, c« zu erhallen, abzuschneidcn. Ter Kbedive hatte al- letzte« AutkunstSmitlel zur Abwendung der Gefahr, welche von, Mahdi droht, die Anrufung der türkischen Hilfe in Aussicht genommen, da erklärt aber England: Wir sind im faktischen Besitz Egypten« uud können deshalb nicht dulden, daß türf>sch« Truppen in da« Land kommen und eS zur Basis ihrer Unter nehmung gegen den Sudan wäblcn. Will die Türkei den Sudan wirderervbern, so mag sie e« thun, aber nur von Euakim auS. Unter diesen Umständen kann da- neue Mini sterium sich nur halten, wenn eS sich den gemessenen Befehlen de- GeneraiconsulS Baring fügt, beharrt e« auf dem Slanb- puncie de- Ministerium- Sherif Pascha, dann ist rin un- sruchlbarer Streit die nolhwendige Folg«, in welchem der -hedive unterliegen muß. weil e« ihm an hrr Macht fehlt, seinen Dillen gegen den England« durchzusetzen. Trotzdem klammert sich der Khedive krampfhaft an den Schatten von Herrschaft, welcher ihm geblieben, bi« ein Lusstaad der zur Verzweiflung getriebenen Bevölkerung ih» zu« Rück- tritt zwingt. Mitten in die allgemeine Verwirrung fällt die Nachricht, daß J-mail Pascha, der frühere Khedrve. in Neapel ein« etroffen ist. jedenfall» i» der Absicht, den Ereignissen, welch« ich in Egypten entwickeln, näher zu sein und den güustigeu lugenblick zu benutzen, der ihm die Möglichkeit gewährt, wieder eine Rolle zu spielen. Außerdem meldet der Tele graph. daß Mukthar Pascha in Rom ist, um dem König Kunibert den Nischan Jmtiaz-Orden zu überbringeu. bekanntlich war der türkische Marschall vor eimge» Monaten als außerordentlicher Gesandter de« Sultan- auch in Homburg und Wien, um, wie die .Nordd. Allg. Ztg." behauptet, Beschwerde zu führen über die egyptischen, arme nischen und bulgarischen Verhältnisse. Dieselben Klagen würde er dann vermuthlich auch in Rom wiederhole». Andererseits liegt die Möglichkeit vor. daß die Türke» ihre Bemühungen sorlsetzt, um Anschluß an den mitteleuropäischen Zriedcnsbund zu gewinnen oder wenigsten- sür gewiss« Fälle dort einen Rückhalt zu finden. England hat natürlich von Italien nicht« zu befürchten. Mancini hat wichtigere Diuge u thun, al« sich zum Fürsprecher de« Sultan» in Sachen Ägyptens auszuwersen. aber die Verhältnisse könnten doch im Laufe der Zeit in Egypten eine Gestalt annchmea, welche die am Mtttclmeer liegenden Länder nölhigen, den Ereig nissen. welche sich am Nil abspielen, eine erhöhte Ausmerk- amkeit zuzuwenden. Daran bat aber Frankreich ein gleiche« und nock näher liegende- Interesse al- Italien wegen femer nordasrikanischen Besitzungen. DaS weiß Gladstone sehr gut, und deSbald ist e« sehr unwahrscheinlich, daß eS ihm mit dem Aufgeben des Sudan Ernst ist; er benutzt den Mahdi vorläufig nur al» Schreckgespenst, uni sich de» Khediv« vom Halse zu sckasir« und in Egyplen freie Hand zu erhalttn. Baker Pascha ist inzwischen aus den, Marsch nach dem Sudan begriffen, um sich nach der Vereinigung mit Zobehr Pascha dem Mahdi entgegen zu stellen und die Niederlage HickS Paschas zu rächen. Die Aufgabe ist schwierig, um so ckwieriaer, weil die Persönlichkeit de« Mitstreiter» Zobehr Pascha sehr zweideutiger Nalur ist. Man hak nämlich den ehemaligen und wahrscheinlich noch jetzigen heimlichen Sklavenhändler in Verdacht, daß er mit dem Mahdi unter einer Decke steckt, ja mau will sogar behaupten, daß Mohammed Achmed der leibliche Sohn Zobehr Pascha» fee, welcher der Hinrichtung glücklich entrann und jetzt uuter der MaSke des Mahdi sein Wesen treibt. DaS sind märchen hafte Dinge, welche an Tausend uud eine Nacht erinnern, welche aber dennoch nicht ganz ohne thatsächiichen Untergrund zu sein scheinen. Baker Pascha ist darüber gewiß noch geiiauer und besser unterrichtet, al- die englischen Blätter, welche diese Geschichlen miltheilcn; er wird sich also wohl vorsehen, bevor er sich mit einem so gefährlichen Verbündeten wie Zobehr "ascha einläßt. Vorläufig ist Ebartum noch von de» gyptern besetzt, wenn auch die 6000 Manu, welche dort siebe», nicht genügen, um dem Anprall der Schaaren de« Mahdi wirksamen Widerstand entgegen zu setze». Endlich ist nicht vorauSzusetzen. daß Baker Pascha unter den gegen wärtigen kritischen Verhältnissen etwas unternehmen wird, ohne sich vorher mit der englischen Regierung in« Ein vernehmen gesetzt zu haben. HickS Pascha ging trotz aller Warnungen in sei» Verderben; nach solcher Er fahrung ist sür Baker Pascha doppelte Vorsicht geboten. In Anbetracht oller der hier angedenlcten Thaksachen ist die Annahme gerechtfertigt, daß England weit davon entfernt ist, dem Mahdi da« Feld ohne Kampf zu überlassen und daß eS die Lage nur dazu auSbeutet, um daS Protectorat über Egvptcn zu erlangen. England ist nach seiner bisherigen Haltung genö.khigt, die Herrschaft über Egypten nicht ge- wallsam au sich zu reißen, sondern den Schein zu erwecken, daß sic ihm ausgezwungen ist Sobald dieser Zweck erreicht ist, wirb e» die sudanische Verwickelung vcrauSsichtlich aus einem andern Gesichtspunkt betrachten. * Eultu-ministerS erfolgen. Uebrigen» dürste, wenn noch em irchenpolitische» Gesetz dem Landtage zugeht, e» sich kaum ermöglichen lassen, daß daS Abgeordnetenhaus auch nur b>« Pfingsten mit seinen Arbeiten fertig wird. Heute »st aus eme vsraqe de» Abg. Or. Hawuiacher auch noch die baldige ^Vrlcgung de« Gesetze» über die Communalbrsteuerungder Eisenbahnen vom Minister Maybach zugesaat worden. Man muß anerkennen, daß da- Abgeordnetenhaus bis jetzt mit eben olchem Fleiß« wie im vorigen Jahr im Plenum und i« den kommissionen gearbeitet hat. Ob r» aber lange so auShalt — daS muß abgewartet werden." * Ein, recht löbliche Neuerung ist in jüngste, Zeit bei großen gesetzgeberischen Aufgaben eiten« der Reich-regierung insofern eingesührt worden, al« di« Entwürfe al-bald nach ihrer Feststellung, m dem einen Falle sogar schon nach Verständigung Über die Grund- zvge, «och ehe der Bunde«rath sich mit de» Borlagn, zu de- chästigen in der Lage war, der vollsten Oesfentlichkelt übergeben wurden. Dieses Verfahre» ist z. L. bei dem neue« Aetiengesetzentwurf und jetzt auch bei der Unsallver- stcherungsvorlage beobachtet worden und wird ohne Iweifel sehr ersprießliche Früchte tragen. Ueier da- neue Actiengesetz haben aus diese Weise die berufensten Körperschaften und Sachverständigen ihr Urtheil abzugeben Gelegenheit gehabt; massenhaft liegen bereit- die benierkenSwerthestco Gutachten, Kritik» und Bcrbcsserungsvorschläge vor. Auch die minder Erfahrenen. deren eS ja naturgemäß bei so schwierigen die mannicbfachsten wirthsckaftlichcn, juristischen und technischen Kenntnisse erfordernden Gesetzvorlagen auch im Reichstage nicht wenige geben muß, sind aus diese Weise in der Lage, sich frühzeitig und gründlich mit dem Gegenstand nach ver» schiebeucu Richtungen hin vertraut zu machen; da» sachver ständig, Urtheil. die öffentliche Meinung einigen sich zeitig über gewisse Grundfragen und e- wird damit den Be ratbungen der gesetzgebenden Körperschaften in der er wünschtesten und fruchtbarsten Weise vorgearbeitet: e« werden die Garantien vergrößert, daß die Praxi« de« Lebens, die Stimmen der von km Gesetzen zunächst be- troffencn Kreise zur gebührenden Geltung kommen, Dies« erfreuliche Erfahrung werden wir ohne Zweifel auch mit der Uasallversicherungsvorlage wieder machen, die in de» nächste» Wochen uud Monaten di«, öffentlich, Pech, uud die indu striellen Kreise aufs Lebhafteste beschäftigen wird. Der Reick-tag wird auf diese Weise bei seinem demnächstigen Zu sammentreten gleich an wohlvvrbereitete Materien heran treten, bis zu einem gewissen Grad vielleicht schon dm Boden der Verständigung vorffndcn und die eigentliche gesetzgeberische Arbeit wird sich um so rascher und erfolgreicher abwickeln können. Dieser ModuS, den gesetzaebknden Körperschaften vorzuarbcikcn und daS Urtheil der Männer de« praktischen Lebens bei der Vorbereitung wichtiger, in die wirthschaft- licken Berbältnisse tief eingreifender Gesetzentwürfe zur gehörigen Geltung kommen zu lassen, wird sich ohne Zweifel besser bewähren al» die Anhörung deS DolkSwirthschastS ratheS. Leipzig, 11. Januar 1884. * AuS Berlin wird unS vom Mittwoch geschrieben: ,Ob der Antrag Reichenspergcr am nächsten Mittwoch zur Debatte kommt, ist durchaus noch nicht bestimmt; der Antragsteller selbst ist nach Neujahr noch nicht im Hause er schienen, die Mitglieder de» Cenlrum» sind überhaupt diesmal ziemlich säumig trotz der von Herrn v. Schorlemer an sie gerichtete» dringenden Mahnung. Die Ultramontanen sind aber fortwährend in gereizter ivtimmung. und je mehr sie erreicht haben, um so anspruchsvoller werden sie. Sie zeigen die- jetzt bei jeder Gelegenheit und ziehen, um so zu sagen, dm Culturkamps bei den Haaren herbei. Gestern bei der Beralhung de« Etat« de« Finanzministeriums schlugen die Herren Winvthorst und v. Schorlemer-Alst eine» Ton an. der durchaus nickt bittend klang, und eS ist bezeichnend, daß die Herren dies dem Finanzministcr von Scholz gegenüber thatcn, von dem bekannt ist. daß er beim Reichskanzler sich ganz besonderer Beliebtheit erfreut. Auch heute wieder spielten sie sich al- die Wächter der BersassungSlreue aus und fanden dm Beifall de- Fortschritt- und der Secession. Nur die Nationalliberalen verhinderten eS, daß da- Eisenbahnverstaatlichungsgesetz verballhornisirt wurde. — Man glaubt in parlamentarischen Kreisen, daß der Bischof von Münster sicher begnadigt werden und für di« Diöcese Posen-Gnesen eine Einigung mit der Eurie wegen Einsetzung eine« EoadjutorS erzielt werden wird. Ob aver damit endlich der Culturkamps beseitigt wird, ist eine andere Frage. Wir glauben e< nicht. Herr Windthorst will e« nicht, und leider folqm ihm die übrigen Mitglieder de« Ecnlrum- noch allzu sehr. ES wird durchaus nothwmdig sein, daß der Staat sich aus sich besinnt und den llltramon» tanm zeigt, daß er noch nicht ganz kcaftl»« ist. Et ist schwer zu unterscheiden, ob da- gestrige und heutige Austreten de« Herrn Windtborst mehr droben» sein soll, oder ob er sich bereit- al» Führer einer Art Regierungspartei ansieht. Am Sonnabend will man in der EtatSberäthnng sortsahre» und dürste jedenfalls in der nächsten Woche der CultnSctat an die Reihe konimm. Bekanntlich hat auch in dieser Session da« Cenlrum eine sogenannte „Vcschwerbecpmmission" einge setzt. also an allerlei Klagen wird c» nicht fehlen. Indessen da« Sprichwort sagt: »Der Ton macht die Musik", und daran erst werden wir erkennen, wie weit wir eigentlich sind. Unsere Meldung, daß in dieser Session »och eine kirchen politische Novelle zu erwarten ist. wird nunmehr auch von anderer Seit« bestätigt, ober da mon weiß, welche» Ge schick Herr Windthorst im Jnterpellirm hat. so dürste wohl schon m der Generaldebatte eine bezügliche Erklärung de« * ES ist bereit« darauf hingewirsen worden, daß die Tragik in dem plötzlichen Tode LaSker's, fern von der Heimatb, den Verwandten uud Freunden, von denen ihn die Weile deS OceanS trennte, noch in eigcntbümlichcr Weise durch die hoffnungsvolle Stimmung seiner letzten Lebenslage verstärkt wird. Seine Gedanken warm schon in die Heimath vorauSgeeilt und im Geiste war er bereit« wieder mitten in der gewohnten Arbeit. Es ist, wie der AuSgang gezeigt hat. leider nickt zu verkennen, daß er über da- Maß seiner wirk lichen Kräfte durch seinen nie erlahmenden Eifer in glücklicher Selbsttäuschung gehalten wurde. Aber wie wenig er auck im Stande gewesen wäre, den stetigen Aufgaben de- täglich wiederkehrenben Pensum- zu entsprechen, von der Regsamkeit seines Geistes, von der frischen Empfänglichkeit seiner Auf fassung liegen an- den letzten Tagen seine- Leben« noch merk würdige Zeugnisse vor. Eine» der bedeutsamsten ist der von ihm am 1. November an den Oberbürgermeister v. Forcken- beck au» Galveston gerichtete Brief, den wir, mit Auslassung einer, den Gegensatz zwischen deutscher und amerikanischer Städteverwaltung berührenden Stelle, wörtlich wiebergebcn. Derselbe lautet: Nalvesto», TexaS, den 1. November 1883. Sehr verehrter und lieber Freund! Meine Reise habe ich bi« jetzt »ach dem Plane, wie ich ihn zu Ansang bestimmt hatte, zurückgelegt, nur mit der Veränderung, daß ich hier die a» mich ergangene Einladung, die erste Fahrt aus der Nordpacific-Eisenbahn mitzumacheu, angenommen und zum größten Tdeil auSgelührt habe, indem ich der Reisegelekischast in Lhicago mich anschloß und bis zum Endpunkt in Portland mit ihr zusammen, geblieben bin, von wo auS ich, mich von der Hauptgruppe loSlösend, über San Francisco, Ealifornien eine ausgedehnte und sehr in teressante Zwiichentour, durch Ealifornien, Arrizona, New Mexiko, ArkanlaS nach TexaS gemacht habe, wo ich nun in Galveston seit heute vor 3 Wochen bin und ungesjhr die gleiche Zeit noch zu vcr- wellen gedenke. Während meine« AusenthalieS vor der großen Reise habe ich lO Tage mich ln London, eiwal länger in New-Bork, alsdann im Gebirge und in einem Modebadeorte aulgchalien. Nun habe ich die erst« Hälsir der Reiie hintar mir; auch für die zweite Hälfte habe ich mir den BertheilungSplan schon bestimmt. Bon hier gehe ich nach Nen^Orlean», alsdann nach St. Louis, dann besuche ich einzelne groß» Städte, wohin ich sekundlich eingeladen bin. An- lang» December will ich in Washington sei» und werde mir daS Longreßleben ansehen, gegen Weihnachten Haff« ich i, New-Nork ein- zutressen, um diese Weltstadt ausmerksamcr zu studlren und besser zu genießen, als ich die» in de» unantslehlich heißen Tagen im Juni vermocht«. Zwischen den beiden Reisehälften »endet sich der Vinn natürlich den Freunde« und Zustände, in der heimath sorg fältiger zu, und so ist e» «eine erste Entschließung, Ihnen von mir direct» Nachricht zu gebe», während Sie indirert« Nach richten über mich wahrscheinlich öfter erhalten haben. Wie ich ader Grund habe z» hoffen, wird di« Reise mir genau Da« bringen, war ich »o, ihr erwartet habe. Für mich persönlich desser» Gesundheit und Aufrichtung de« Gemüth»; ich bin während der Reise, mit Ausnahme eini-er Akklimatisation«- belchwerden im hiesige, Süden, in ganz vortrefflicher Gesundhrtt und Rüstigkeit gewesen, von Lbicag» bi« hierher Hab« ich, mit Ausnahme nur weniger eingelegter Ruhetage, ungefähr 6 Wochen kintereinaader im Eisenbahnwagen zu,»bracht, «a« nur hier durch führbar ist. aber auch hier nicht ah« Kraftanstrrngung und eigen,hümliche Beschwerden, welch« ich alle mit nicht derjagender Kraft gut bestand«, hod«. Dabei hat« ich »ine, großen Tbeil diese« gewaltigen Lande« mit eigene» Angen ,riehen, viel Volk-, lebe« und Leute kennen ^lernt, auch viel« »«»«che «»sichten gewonnen. Deutschland und wa« dort »or-eht, ist mir dabei gen, außer Auge» gekommen, »nd ich habe bi» hente noch keine Belehr,,, von dort, di« mir m, znlammnihän^nde« Bild gestattete, nur hob« ,ch zu mein« großen Freude ersabrmi. daß d,r Siadtverordnrtrmvahleo in Berlin ,, einem entschiedenen Siege der Liberalen, d. h. der bisherigen Zzistände geführt haben. Diele- Resultat habe ich vom ersten Tage an mit Sicherheit erwartet, aber daß eS geschehen, ist doch erfreulich und beruhigt gegenüber den vielen Uederraschungen, welche wir i», unserem Lande schon erlebt haben.... (Hier folgt die zu Eingang erwähnte Parallele, die wir ortlassen.) In säst allen anderen Beziehungen sind d> Tugenden und Vorzüge diese- Landes so groß und allgemein sichtbar, daß ich die Ueberzcugung »ach Hause bringe, die Führung in alle» Aus- gaben der Livilisation wird in «ncr nicht ferne nachfolgende» Srncration aus die Bereinigten Staaten übergeb«». Die Folgen dieser Ueberzeugung sind sür mich sehr bedeutungsvoll. Ich freue mich aus die Zeit, da ich diese- Thema mit Ihnen mündlich werde besprechen und Ihr Urtheil hören können. Für meine Rückkehr hall« ich den ursprünglich bestimmten Zeitpunkt, die Zusammen- berufung d«< Reichstage-, die ick sür den nächsten Februar erwarte, «st. .... ergebener Eduard LaSkrr. Der Brief ist in jener flüchtige» und kleinen Schrift ge- chrieben. die LaSker immer ezgen war und welche eine de- ondere Fertigkeit im Entziffern'erfordert. Sie verrätst aber nirgend- Schwäche oder Zusanrmcnhanglosigkeit. Der Inhalt de» Briefe- ist ein lebendiger Ausdruck der Stimmung, die Alle» auf da» Leben in der Heimath und diejenigen Arbeiten bezieht, in denen sein ganzes Lvbcii ausging. * In verschiedenen Blättern wird die Mandat-nieder» legung deS Abg. von Gustedt in sacklicken Zusammenhang mit der Abstimmung über den Antrag Stern gebracht. Ein solcher Zusammenhang ist. wie versichert werden kann, nicht vorhanden. Herr v. Gustedt Hat sei» Mandat zum preu ßischen Abgeordnetenhattse lediglich auS familiären und geschäftlichen Beweggründen niekcrgclegt. * Die „Prov.-Corr." tritt in einem längeren Artikel sür da» Zustandekommen der preußischen Jagdordnung ein. Von den über den Entwurf noch hinauSgeheudrn Ab änderungS-Beschlüffen de- Herrenhauses wird bemerkt, daß dieselben .al» eine Verbesserung der Vorlage nicht zu erachten sind"; im Allgemeinen aber wird die „Mäßigung" deS Herren hauses gerühmt und gegenüber den Forderungen der liberalen Presse erNärt, daß die Regierung auf den Ersatz deS Wild schaden» in denjenigen Provi^en, wo er jetzt mcht gesetzlich besteht, nicht eingehen werde: e» wird darüber gesagt: „Es erscheint zweifellos, daß die Staatsregierung in diesem Punctt an der Vorlage im Wesentlichen unbedingt festhalten und es positiv ablehnen wird, diese Materie in Verbindung mit der Jagdordnmrg überhaupt einheitlich regeln." - * » * Wenig erquickliche Zustände scheinen gegenwärtig in Krntn zu herrschen, wo da- deutsche Element im Laufe der >it bi- auf 40.000 Köpfe zufammcngcschmolzen ist. Die -lowenen, jetzt Herren und Lenker de- Lande«, geberden sich so, als seien die Deutschen nur Eindringlinge und geduldete Fremdlinge, die man baldigst hinauStreibcn müsse. Die Ber- söhnungSpolitik Taafsc'S scheint in Krain die besten Früchte zu zeitige». So wird der Grazer „Tagespost" auS Laibach geschrieben: „ES sind kaum ein paar Wochen verflossen, teitdem zwei nationale LandtagSabgeordnete einer Wähler versammlung de» Bezirkes Stein die Grundsätze der Mäßig keit und Besonnenheit, die sie angeblich im Landtage ver traten, vorpredigten, und jetzt kommen gerade auS diesem Bezirke Nachrichten, welche nicht nur voii der Rohheit der Landbevölkerung, sondern auch davon Zeugniß geben, daß die Hetze gegen die Fremden in Krai», welche von den Nationale» systematisch betrieben wird, nachgerade eine bedanernswerthe Gereiztheit de- Landvolke« gegen die Deutschen bervorruft. In kurzer Aufeinanderfolge ereignete eö sich nämlich jüngst in der Gegend von Mannsbura, wo eine Colonie wackerer Tiroler die Strobhiitfabrikation in Aufschwung brachte, daß Angehörige derselben von slowenische» Baucrn- burschen angefallen und beschädigt wurden. Ein deutscher Arbeiter einer solchen Fabrik ward aus diese Weise bei der Nackt angegriffen und zu Boden geschlagen; ein zweite- Mal war eS der von der Jagd hcmikestrcndc Fabrikbesitzer K., welcher von einer Rolle Bauern aitakirt und mit Knütteln verfolgt wurde. Nachdem er im Fliehe» zwei Angreifer mit einen, Sckuß au- seiner Bückse verwundet batte und weitere Schüsse abzuseuer» Miene wackle, ließen die Bauern endlich von seiner Verfolgung ab. Ein dritter Angriff geschah gegen eine de« Abend-beiiiikehreildc Gerickte- Eommission, welcher eS jedoch gelang, durch schnelles Fahre» der Gefahr zu entrinnen. Ja selbst gegen die Organe öffent licher Sicherheit werden Attentate verübt, wie jüngst in Fladnigg, wo Bauernl'i'.rschei: zwei Gendarmen, die außer Dienst und darum nickt mit Gewehren bewaffnet waren, mit llebermacht überfielen und arg beschädigten. ES sind dies Zustände, wie sie vereinzelt zwar auck anderwärts Vorkommen mögen, deren Continuirlickkeit hier jedock in Verbindung mit dem Umstande, daß eS nahezu immer Deutsche sind, welche bei solchen Anlässen angegriffen werden, die Bedenklichkeit der hierlandS getriebenen Nationalitätcnhetzc erkennen lassen." * Die in Betreff der Mörder Sndeikin's in Peters burg angestelltcn Nachforschungen scheinen bis zum Augen blicke erfolglos zu sein. Trotzdem hält man i» polizeilichen Kreisen an der Hoffnung fest, daß eS den Ucbclthätern noch nicht gelungen sein dürste, di« Grenze zu überschreiten. Der tvdtgesagle Begleiter Sudeikin'S. dessen Nesse SudowSki, ist nicht gestorben. Die« Gerücht war geflissentlich von der Polizei verbreitet worden, um bei den Mördern ein größeres Gefühl der Sicherheit zu wecken und sie cveiituett zu ver anlassen, eine etwa geplante Flucht ins Ausland auszu schieben. Sudowtki, der sich noch im Marien-Krankenhause befindet, hat zwar sehr ernste Verwundungen davongetragen, sein Zustand scheint jedoch keine ernsten Besorgnisse mehr ein- zuflökcn und man glaubt, daß er binnen Kurzen, in der Lage sein wird, Auskünfte von Wichtigkeit zu ertheilcn. Ter vcr- rälherische Polizeiagent, welcher Sudcikin in die von den Terroristen ausgestellte Falle lockte, ist ein gewisser Degajew, ehemaliger Ojficier der Kronstädter Artillerie. Er hat eS verstanden, da» volle Zutrauen Sudeikin'S zu gewinnen. Letzterer betrachtete ihn als seinen persönlichen Freund, ja. sie dutzlen sich sogar. AIS Nachfolger Sudeikin'S ans drm ßesährlichen Posten de« CdesS der politischen Polizei wird jetzt mit Bestimmtheit Alexe! Kuraschow genannt, eia naher Verwandter Pussanow'S, welcher mit den zur Sicherung de- Lebcn« de« Grasen Tolstoi ersvrderlichen Maßregeln betraut ist. Nach der Ermordung Sudeikin'S ist die Zahl der dem Befehle Pusianow'» unterstellten Geheimagenten derboppell worden und beträgt jetzt gegen dreißig Mann. ES bestättgl sich nämlich, daß da« terroristische Exeeutiv-Comitä den Proeuror Morawi«w.sei»enGebiljenDcbr»jin-kichenChcsderGc»darmerie, General Orschewski und den Minister des Innern, Grafe»
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