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Allerthal-Zeitung. Tageblatt für die Stadt Aue und Grsch«t«tt täglich Nachmittags, außer an S.>»> n Aeierlagen. — Preis pro Monat frei ins Hau« 20 Psg., abgcholt 15 Pfg. — Mil der Sonntagsbeilage: „Der Zcitspiegel" Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr l Ml. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. Verantwertlicher Redakteur: Gr«ft Aunke, Aue fErzgebirge Redaktion u. Expedition: Au«, Marktstraße. Nr. 85 Freitag, den 13. April IWO. Umgebung. Inserat» »te einspaltige Petitzeile 10 Pf«., an.tltcht Inserate die Corpus-.'jeile 25 Psg., Reklamen pro Zeile 20 Psg. Bei 4 maliger Ausnahm. !iki»/o Rabatt. — Bei größeren Inserat« n. mehrmaliger Ausnahme wird entspreö end höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten und Landbriefträger nehmen Bestellungen an. IS. Jahrgang? - — , - / U Lt L Die erste Tbeilzahiung der Stadtan- tage« auf das Jahr 1900 ist fällig und spätestens bis zum 15. April dieses Jahres an unsere Steuereinnahme adzusiihren. Aue, am 2. April 1900. Der Rath der Stadt. Dr. Krehschmar. Sch. . Ve * inis -tzteK Deutschland. 8 Köln, 9. April. Am Sonnabend erfolgte in der Kaserne des 7. westfälischen Fußartillerie-Negiments in einer MannschastSstube eine Explosion mit schweren Folgen. EinUnteroffizier hatte der Vorschrift zuwider einen Zündertheil im Spind aufbewahrt. Das Lpreng- stück explodirte; drei Soldaten sind sehr schwer, einer leicht verletzt, desgleichen e<n Civilist schwer verletzt. Der schuldige Unteroffizier wurde verhaftet. — Zwischen Wetzeling und Köln verunglückten in der verflossenen Nacht drci Personen, welche von einem Ausflug mit einem Motorwagen heimkehrten. Zwei Personen sind schwer verletzt. tz Die Sozialisten haben zum Nachfolger Bertels zum Reichstag für Nürnberg den Privatdozenten Dr. Arons-Berlins in Aussicht genommen. 8 Berlin, 10. April. Prozeß Bankier Sternberg. Es verlautet, der Staatsanwalt habe drei Jahre Zuchthaus beantragt. 8 Das bayerische Kultusministerium sandte dem Landtage ein Denkschrift zur Frage der Revision der gesetzlichen Bestimmungen über die Gehälter und Pen sionen de* Volksschullehrer zu. 8 Unterschlagungen ,n Höhe von 80 000 Ml. hat sich der Berliner Vertreter eines bedeutenden Ham burger Hauses zu Schulden kommen lassen. § München, 9. April. Die hiesige Staatsanwalt schaft ließ auf Veranlassung des Fürsten von Bulgarien; einen Steckbrief hinter dem bayerischen Staatsange-s hörigen Eugen v. Pfannenstiel, welcher früherAttacher im Geheimcabinets des Fürsten war. stfannenstiel hatte voriges Iah«, als er auf Urlaub in Wien war, eine Liebschaft m t der Chansonnette Liane angeknüpft, von der bulgarischen Gesandtschaft in Wien 8000 Francs herauSgeschwindelt und war dann mit Liane geflüchtet. 8 Berlin, 9. April. In einem Hause zu Schöne berg wurde der in braunes Packpapier eingewickelte Kopf eines neugeborenen- Kindes gesunden. Sofort angestellte Recherchen ergaben, daß das 28jährige Dienstmädchen Johanna Weber die Leiche ihres angeb lich bald nach der Geburt gestorbenen Kindes zer stückelt habe, um den ganzen Vorgang zu ver tuschen. 8 Der 16jährige Sohn des Bürgermeisters Rudolf in Kösen, der sich in Naumburg eine Kugel in den Kops geschossen, ist seiner schweren Verletzung erlegen. Liebesgram ist die Ursache des Selbstmordes ge wesen. ' ß Der verheirathete Oberleutnant Brückner in Kaiserslautern erschoß Frau Haupunann Hanfstengel und dann sich selbst. DasMotiv ist ein Liebeshandel. Brückner lebte mit seiner Frau getrennt und die Ehe scheidung wegen Untreue Brückners mit Frau Hanf stengel war im Gange 8 Angesichts der Trauung seiner Angebeteten er schossen hat sich in der Kolonie Britz bet Eberswalde der 28jährige Knecht Emil Sens. Der Unglückliche hatte sich rn die Tochter seines Dienstherrn, des Bauerngutsbesitzers Gabriel verliebt. Aus Gram darüber, daß seine Liebe unerwidert blieb, machte er, als Las von ihm geliebte junge Mädch.n zur Kirche fuhr, um sich mit einem anderen trauen zu lassen, seinem Leben durch einen Revotverschuß ein Ende. 8 Eine Liebestragödie. Die 33 Jahre alte Auguste Noatsch, welche 15 Jahre auf einer Stelle in Trcucn- brietzcn im Dienste war, hatte während dieser Zeit eine für ihre Verhältnisse nicht unbedeutende Summe erspart. Vor ungefähr vierzehn Tagen gab sie ihre Stellung auf, um einen um zehn Jahre jüngeren Mann, der als Wirthschafter in Falkenberg in Säst, beschäft war, Namens Engelchen zu hcirathen. Am Montag voriger Woche kam die N. zu Verwandten, den Fuhrherrn Dittmann'schen Eheleuten in der Wrangelstraße 69, in Berlin und wollte bis zur Hoch zeit bei ihnen bleiben. Am vergangenen Sonntag verließ Engelchen ohne Urlaub seinen Di-nst und kam ebenfalls nach Berlin. Was nun zwischen den Ver lobten vorgefallen ist, weiß man nicht. Engelchen wollte angeblich dieser Tage Nachmittags nach Falken berg zurückfahren; seine Braut, die geweint hatte, ver ¬ ließ Nachmittags die Wohnung ihrer Verwandten, um ihn zum Bahnhofe zu bringen. Von dort wollte sie nach Hause zurückkehren, blieb jedoch aus. AIS am andern Morgen der Parkarbeiter Jostisch von seiner Wohnung zur Arbeit ging und einen kürzeren Weg durch das Gehölz nahm, fand er abseits von einem Wege nachdem „Eieihäuschen" zwei Personen regungs los und mit Blut besudelt in einer Fichtenschoyung liegen. Es waren Engelchen und Auguste Nortsch. Beide lagen mit ausgeschnittenen Pulsadern da, hatten viel Blut verloren und waren bewußtlos und bereits halb erstarrt. Neben dem Manne lag daS Taschen messer, mit dem er seiner Braut und sich die Adern geöffnet hatte, und eine Ansichtspostkarte ohne Adresse. Auf der Karte stand, daß der Beweggrund zu dem doppelten Selbstmorde niemals an das TageSlscht kommen werde. Die Kosten, die er verursache, sollten aus dem Betrage mehrerer Sparkassenbücher, die das Mädchen besitze, gedeckt werden. Jostisch benachrichtigte schleunigst die Ortsbehörde von Treptow und diese ließ zwei Rünzel'sche Rettungswagen kommen, welche die Schwerverwundeten nach Britz in das Kreiskranken- haus brachten. Nach Engelchen sind von seinen Hei« mathsbehörden unterdessen schon Nachfragen in Berlin gehalten worden. 8 Ueber die hohen Schiffsbaukosten bringt der sozial demokratische „Vorwärts" einige Mitteilungen aus der Kieler Staatswerst. Man habe, wie der „Vorw." ausführlich berichtet, bei dem großen Kreuzer „Fürst Bismarck" dieselbe Construktion für die Umsteuerungs maschinen genommen, welche sich schon vorher bei den Probefahrten der „Sachsen" ganz und gar nicht bewährt habe. „Das Ergebnis ist denn auch daS vorauszusehende gewesen: Die sämtlichen drei Um steuerungsmaschinen mußten verworfen und wieder aus dem Schiffe herausgerissen werden; sie wurden durch solche anderer Construktion mit zwei Cylindern ersetzt, die auch den Anforderungen genügen." Man müsse noch froh sein, daß hier in diesem Falle es nur die 60 000 Mk. allein sind, die durch den gemachten Fehler an Kosten entstanden und daß nicht gar junge Menschenleben durch eine fehlerhafte Construktion »er- nichtet seien. Z Berlin, 10. April. Der „Vorwärts" bringt wei tere Veröffentlichungen über leltsame Vorgänge aus der Werft in Kiel. Das sozialdemokratrsche Central- organ behauptet, seine Mitteilungen hätten in den Kreisen der höheren Werst beamten ivie ein Tonner- Auf falschem Wege. Roman von Oswald Reicher. HO „Du bist edel und gefühlvoll wie Deine Mutter, aber ich beschwöre Dich, sei nicht voreilig und laß Dein eigenes Glück nicht durch falsch verstandene Dankbarkeit Schiff bruch leiden, Diana." „Mein Glück ist nicht bedroht, wenn da» EllyS und Max' gesichert ist. Ich werde ihm sogleich schreiben." „Schreiben!" wiederholte Paula. „Du mußt ihn sehen." Diana wechselte die Farbe. „Er bittet Dich um eine Unterredung. Ich sehe nicht ein, unter welchem schicklichen Bvrwand Dn sie ihm ver weigern könntest. Willst Du seine Liebe wie ein wertloses Ding behwideln, da- keines ernsten Gedankens, keiner Er wägung Whnt? Vermagst Lu es über Dich zu gewinnen, einem braven, redlichen Manne einen so bitteren Schmerz, «ins so tiefe Kränkung zu bereiten, Diana?" Paula bestand auf diesem Zusammentreffen, um Max' Beredsamkeit Gelegenheit zu geben, für die Sache seines Herzen- selbst einzutreten und der Geliebten da- Geheim es ihrer eigenen Gefühle zu offenbaren. Ein /Diener meldete, Max von Rokland warte im Em- pfangSsalon und wünsche Diana zu sprechen. „Heute schon, jetzt schon!" seufzte das arme Mädchen. „Wozu aufschieven, was besser rasch entschieden wird, mein teure- Kind?" sagte Paula Carenzi ermutigend. Lady Garrick wurde von der Zusammenkunft im Salon unterrichtet und beeilte sich, ihrer Tochter die Neuigkeit »iitzuteilen. „Ohne Zweifel wird sie seine Werbung an nehmen und sich die gute Partie nicht entgehen lassen. Diese Diana ist berechnender als D« glaubst," bemerkte sie. „Ihre Liebe zu Max kränkt mich nicht, Mama, die Empfindlichkeit, die mich in, ersten Augenblick darüber an wandelte, baß ich für Diana hinfort nicht mehr da» ge- liebtest« Wesen auf Erden bin, ist überwunden, und ich '. «sitze Vernunft genug, mich nicht gegen den natürlichen Hutt der Ding« auflebnen zu wollen. WaS mich so tief verletzt, ist nicht der Vorzug, den sie dem Manne ihrer Wahl giebt, sondern der Mangel an Vertrauen, den: ich bei ihr begegne. Nach Jahren hin gebender, liebevoller Zärtlichkeit, die ich ihr gewidmet, glaubte ich ein volles Recht an ihre Aufrichtigkeit und Offenheit gewonnen zu habe», aber sie hat sich einer an deren zngewendet und ich bi» vergessen." „Diese Italienerin war inirnie sympathisch!" rief Lady Garrick. „Ich »ms; diese Unterredung mit anhörcn, Mama." „Mein geliebtes Kind!" „Ich muß, sage ich Dir, Mama," fuhr das erregte Mäd chen fort. „Zwischen mir und Diana darf kein Mißver ständnis bestehen. Ich will mit eigenen Angen sehen, mit eigenen Ohren hören nnd dann selbst urteilen. Berichte und Zwischenträgereien mag ich nicht mehr. Schnell, Mama, schon höre ich Diana die Treppe herunter kommen, führe mich durch Dein Zimmer »ach dem Versteck, von dem anS Du schon manches Gespräch im Salon unbemerkt belausch test." .So komm." Max von Roklands Herz pochte laut, als er, unruhig der Geliebten harrend, im Salon auf und niederschritt. Hoffnung und Furcht bewegten seine Seele. Er bildete sich ein, in Dianas Blicken gelesen zu haben, daß er ihr nicht gleichgiltig sei, dennoch überkam ihn jetzt eine eigen tümliche Bangigkeit. Endlich trat Diana langsam und zö gernd in den Salon. Er erschrak, al» er die Veränderung in den lieblichen Züge» des Mädchens bemerkte, die wenige Tage darin hervvrgebracht hatten. Diana war schön wie immer, aber ihr Gesicht so bleich, so durchgeistigt und rührend, daß Max sich tief ergriffen fühlte. „Teure Diana," rief der junge Mann, sie zum Sofa geleitend, „hätte ich die leiseste Ahnung davon gehabt, daß Sie noch leidend sind, so würde ich Sie nicht letzt schon be lästigt haben. Die Ungeduld meines Herzens drängte »»ich, «w zu suchen, um meinen Urteilsspruch au» Ihrem Mund« zu empfangen. Ich sah mich genötigt, Ihnen schrifmch dar- znlegen, was mich so tief bewegte, meine Seele mit den strahlendsten Bildern künftigen Glückes erfüllte »nd mein Gemüt deimvch in eine» Aufruhr von Hosfmmg »nd Ver zweiflung versetzte. Ein böser Genius schien mir bestän dig l«de Gelegenheit nehmen zi» »vollen, mich Ihnen per sönlich nahen und meine Wünsche vortrage» zu dürfen. Ha ben Sie meinen Brief gelesen, gnädiges Fräulein?" „Ja," murmelte Diana tonlos. „Jch-fürchte, er beleidigte Sie." „Nein, er schinerzte mich nur." ... „Er schmerzte Sie, teure Diana? O, darauf war ich nicht vorbereitet. Vielleicht wird eS dein lebendigen Wort gelingen, Sie mir günstiger zu stimmen." ' Uederzengender als die glühenden Beteuerungen, be redter als die leidenschaftlichen Versicherungen,- sprachen die Blicke schmelzender Zärtlichkeit, mit welcher Max det Geliebten ins Auge schaute, aber treu deut Entschlüsse, Ellys Glück dem eigenen vorznziehen, suchte sie die Un terredung zu beendigen, um ihre wahren Gefühle nicht zu verraten. „Herr v. Rokland," begann sie mit versagender Stimme, „ich war Ihnen immer wie einem Bruder zugcthan und betrachtete Sie als den Verehrer meiner Frenndin, meiner Wvhlthäterin Elly, deren Herz, wenn »»»eine Beobachtung mich nicht trügt, Sie auch gewonnen haben. Ihre Auf merksamkeiten waren Elly stet» zugewendet, so daß ich niemals ai» Ihre Teilnahme für mich denken konnte." „Aber meine Huldigung galt in Wirklichkeit Ihnen al» lein." „Sie zeichneten äußerlich weder die eine noch die an dere au». War da» großmütig, war das recht, Herr von Rokland? Ich fürchte Ihre Unüberlegtheit, um Ihr Be nehmen nicht mit einem schärferen Wort zu charakteri sieren, hat schwere- Leid zur Folge gehabt." „Doch nicht für Sie, Diana ?" „Da» wäre nicht so traurig, nicht so verhängnisvoll,