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Wochenblatt ^ für Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 244. Reichenbmlld, Siegmar, Neustadt und Radenstein. SS. Sonnabend, den 30. Mai 1SV8. Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition (Reichenbrand, Nevoigtstraße 11), sowie von den Herren Friseur Weber in Reichenbrand und Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegengenommen und pro Ispaltige PetitzeUe mit 10 Psg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Arrzeigerr-Aunahme in der Expedition bis spätestens Freitags nachmittags S Uhr, bei den Annahmestellen bis nachmittags 2 Uhr. Bekanntmachung. Am 1. Juni a. c. ist der 2. Terinin der Gemeindeanlagen und des Schulgeldes auf 1908 füllig. Es wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß nach Ablauf der für die Bezahlung zugelassenen 14 tägigen Frist gegen Säumige das Mahn- bez. Pfändungsverfahren ein geleitet werden wird. Rekchenbrand, am 29. Mai 1908. Der Gemeindevorstand. 2. V: Enge» Gcm.-Altester. Bekanntmachung. Der Unterzeichnete Gemeindevorstand bringt hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß der approbierte Tierarzt vr. vrvck. vvt. Otto Iunghans ln Grüna als weiterer wissenschaftlicher Fleischbeschauer für den hiesigen Ort von der Kgl. Amtshauptmannschaft in Pflicht genommen worden ist. Reichenbrand, am 29. Mai 1906. Der Gemcindevorstaad. 2. D: Enge» Gcm.-Ältester. Nachstehende Bekanntmachung wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Rabenstein und Relchenbrand am 26. Mai 1908. Die Gemcindevorstäude. Anzeigepslicht bei ansteckenden Krankheiten betreffend. Nach § 2 der Verordnung des Königlichen Ministeriums des 2nnern vom 29. April 1905 über die Anzeigepflicht bei ansteckenden Krankheiten ist jeder Erkrankungs- und Todesfall an Croup, Diphtherie, Genickstarre, Scharlach und Typhus, sowie jeder Fall des Verdachtes der Genickstarre und des Typhus von dem behandelnden Arzte unverzüglich und spätestens binnen 24 Stunden nach erlangter Kenntnis dem Bezirksarzte mündlich oder schriftlich anzuzeigen. Bei Postsendungen ist die Frankierung der Anzeigen nicht erforderlich. 2st in den Fällen des § 2 ein Arzt zur Behandlung des Kranken nicht zugezogcn worden, so ist die Anzeige von den nachstehend mitgeführtcn Personen an die Polizeibehörde des Aufenthaltsortes des Erkrankten oder des Sterbeortes zu erstatten. Anzeigepflichtig sind in diesen Fällen: 1. der Haushaltungsvorstand. ^ ' 2. sede sonstHit der Behandlung oder Wege des Erkrankten'beschäftigte Person," 3. derjenige, in dessen Wohnung oder Behausung der Erkrankungs- oder Todesfall sich er- eignet hat. 4. die Leichenfrau. Die Verpflichtung der unter 2 bis 4 genannten Personen tritt indes nur dann ein, wenn ein früher genannter Verpflichteter nicht vorhanden ist. Die Königliche Amtshauptmannschaft bringt diese Bestimmungen mit dem Bemerken zur öffent lichen Kenntnis, daß Zuwiderhandlung gegen die Anzeigepslicht an den Anzeigepflichtigen mit Geldstrafe bis zu 150 Mk. oder mit Haft geahndet werden. 1465^. Königliche Amtshaupttnannschaft Chemnitz, den 18. Mai 1908. Bekanntmachung. Es wird zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß am 16. Mai 1906 der approbierte Tierarzt, Herr vr. weck. vet. Otto Iunghans in Grüna als wissenschaftlicher Fleischbeschauer für die hiesige Gemeinde in Pflicht genommen worden ist. Rabenstein, am 25. Mai 1908. Der Gemeindevorstand. WilSdorf. Bekanntmachung. Am 1. Juni d. I. wird der zweite Termin der diesjährigen Gemeindeanlagen fällig. Es wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß diese Anlagen zur Vermeidung des Zwangsvollstreckungsverfahrens bis zum 15. Juni a. e. an die hiesige Gemeindekasse abzuführen sind. Rabenstein, am 29. Mai 1908. Der Gemeindevorstand. WilSdorf. Bekanntmachung. Zugelaufen: 1 Hund. Rabenstein, am 29. Mai 1908. Der Gcmeilidcvvrstand. Wilsdorf. Schule zu Rabenstein. Die Amtsstunden des Schuldirektors sind Wochentags 11—12 und 2—4. Rabenstein, den 26. Mai 1908.< Bekanntmachung. Es wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß vom 23. dieses Monats ab die Geschäfts- zeit der hiesigen Gemeindeverwaltung einschließlich der Sparkasse an den Sonnabenden auf vor mittags 8 Uhr bis nachmittags 3 Uhr festgesetzt worden ist. Neustadt, am 19. Mai 1908. Geißler. Die Sparkaffe zu Neustadt - unter Garantie der Gemeinde Für Einlagen, welche bis zum 3. eines Monats bewirkt verzinst Einlagen mit 3'/° o/o. , ... werden, erfolgt Verzinsung für den vollen Monat. Die Sparkasse, expediert tägttch vormittags von 8—12 Ahr und nachmittags von 2—6 Ahr. Gemeinderatssitzung Siegmar am 26. Mai 1908. um Entttlssung von Areal aus dem Pfandverbande wird die erforderliche Zustimmung erteilt. ^ 5. Von dem ausführlichen^ Bericht ^es Vorsitzenden über die bedingungsweise genehmigt, sowie das Gesuch des Gemeinderat/in Rabenstein um Aufnahme der Abfallwässer in die hiesige projektierte Kläranlage befürwortet, vorausgesetzt, daß die anteilige Erstattung der Projekttonskosten zugesichert wird. 8. Don den vorliegenden Planungen über die Erbauung der Straße Nr. 27 des Bebauungsplanes für Siegmar wird Kenntnis genommen und die erforderliche Zustimmung erteilt. K- 9. Don dem Ankäufe des Holzbestandes der Otto'schen Wald parzelle soll Abstand genommen werden und wird beschlossen, nach dem Vorschläge des Forstsachverständigen die Aufforstung des de- treffenden Teiles beginnen zu lassen. Zur Regulierung der Kaufs angelegenheit am 30. d. Mts. erklärt das Kollegium sein Einver ständnis. 10. Die vorliegenden Bauskizzen über die Errichtung eines Kessel hauses für das Elektrizitätswerk werden gut geheißen und beschlossen, die erforderlichen Bauzeichnungen unfertigen zu lassen. Mit der Übernahme der Garantieverbindlichkeit durch die Firma Pöge, Chemnitz für die Dynamomaschine erklärt man sich einverstanden. Rabenstein. Durch den Fleischbeschauer Herrn Fischer wurden diese Woche in einem Falle Trichinen aufgefunden. Die Freundinnen. Original-Roman von Irene v. Hellmuth. (Fortsetzung) (Nachdruck verboten.) „Du bestärkst das Kind in seinem Eigensinn," schalt Majas Vater oft, wenn Fritz den Fürsprecher machte bei den kindlichen Wünschen, die dem kleinen Fräulein aus irgend einem Grunde versagt werden mußten. Maja setzte freilich in den meisten Fällen ihren Willen durch. War sie doch das einzige Kind eines Mannes, der über ungezählte Reichtümer verfügte. Und er vergötterte das Mädchen geradezu. Der ausgedehnte Betrieb seines groben Geschäftes brachte auch manche Aufregung und manche Unannehmlichkeit mit sich, so daß der rastlos tätige Mann manchmal mit verfinsterter Stirn sein elegantes Heim betrat, daß er verstimmt und ärgerlich im Zimmer auf- und ablicf. Wenn dann aber Maja sich zärtlich an ihn hing, die lachenden, von Lebenslust strahlenden Augen zu ihm aufschlug und innig bat: „Lieber Papa, bitte, bitte, nicht so ein finsteres Gesicht machen! Du weißt ich kann es nicht leiden! Schnell, schnell, die Falten auf deiner Stirn müssen verschwinden," dann war seine Gereiztheit wie weggeblasen. Und wenn sie ihn dann lobte: „So, — so ist es recht, Väterchen, siehst du, es geht, wenn man will," dann zog er das liebliche Mädchen wohl leidenschaftlich an sich und sagte: „Ja, du — mein Sonneukind, wenn ich dich nicht hätte, — bei dir vergesse ich allen Aerger!" So viel Macht Maja auch über ihren Vater besaß, dahin brachte sie es trotzdem nicht, daß er sich ganz von den Geschäften zurückzog. Der Betrieb seiner Fabriken war sein Element, seine Lebensbedingung. Er konnte sich ein Leben ohne Arbeit einfach nicht denken. Durch die Arbeit war er zu Reichtum und Wohlhabenheit, zu Ehre und Ansehen gelangt, sie war ihm so zur Gewohnheit geworden, daß er sich ihr nicht entziehen konnte, ohne sich unglücklich zu fühlen. Ferdinand Reinau, Majas Vater war ein Mann in den besten Jahren. Das Geschäft hatte er von seinem Vater übernommen, und er brachte es durch Fleiß und Umsicht dahin, daß es bald zu den ersten des Landes zählte. Den größten Kummer be reitete es ihm, daß er keinen Sohn besaß, dem er einst die Leitung des weitverzweigten Betriebes übergeben konnte, daß einst Fremde da schaffen sollten, wo er mit Lust und Liebe stets gearbeitet und gesorgt hatte. Freilich blieb ihm die Hoffnung, daß seine Maja sich dereinst einen Gatten wählen möchte, der die Fabriken in seinem Sinne weiterführte, — aber wer konnte sagen, wie sich die Zukunft gestaltete? Das eigenwillige Kind würde nur dem Herzen folgen bei dieser Wahl, und eine» Druck wollte der Vater auf keinen Fall auf seinen Liebling ausüben. Maja sollte glücklich werden, er wollte dazu beitragen, so viel in seiner Macht stand. Gedankenvoll ging Herr Ferdinand Reinau an dem Tage, als seine TochterdieAusfahrt mitihremPonnygespann machte, in seinem Zimmer auf und ab, als ein bescheidenes Klopfen an der Tür vernehmbar wurde. Geräuschlos trat ein Diener über die Schwelle und überbrachtc seinem Herrn auf silberner Schale zwei Visitenkarten. Kaum hatte Reinau einen Blick darauf geworfen, als er auch schon lebhaft rief: „Herzlich willkommen, mein alter Freund!" Zwei Herren, offenbar Vater und Sohn, waren dem Diener auf dem Fuße gefolgt und schüttelten nun dem ihnen entgegeneilenden Hausherrn kräftig die Hand. Der Jüngere der Eingetretenen ließ seine Augen in ziemlich neugieriger Weise in dem vornehm eingerichteten Raum um- hcrschweifen, als suche er irgend etwas. Er trug einen tadel losen Gescllschaftsanzug, war überhaupt sehr elegant, beinahe stutzerhaft gekleidet und dennoch machte er auf den ersten Blick keinen günstigen Eindruck. Die von Hellen Wimpern beschatteten Augen schauten so nichtssagend und ausdruckslos darein, daß man sofort die Ueberzeugung gewann, vieles Wissen war gewiß nicht seine Sache. Er dichte auch jetzt mit linkischen, halb verlegenen Bewegungen den Hut zwischen den Fingern. Während die beiden älteren Herren sich leb haft unterhielten, fftarrte er nur immer auf die Tür, als erwarte er jeden Augenblick dort jemand eintreten zu sehen. Endlich platzte er ganz unvermittelt mit der Frage heraus: „Fräulein Maja ist Wohl nicht zu Hause?" Reinau, der den jungen Mann schon geraume Zeit ver stohlen beobachtet hatte, lächelte ein wenig malitiös: „Leider nein. — Herr Stolze, meine Tochter ist zu ihrer Freundin nach Neulinden gefahren, — und ich fürchte, sie wird so bald nicht zurückkommen. Meine Kleine wünschte sich nämlich zu ihrem Geburtstag ein Ponnygespann mit dazu gehörigem Wagen. Nun, gestern erhielt sie dasselbe und heute mußte cs unter allen Umständen der geliebten Freundin vorgeführt werden. Ich habe allerdings auf Ihren angekündigteu Besuch hingewiesen, — allein leider half das gar nichts!" Der junge Herr fuhr mit allen Zeichen des Entsetzens empor. „Und — Fräulein Maja kutschiert womöglich selbst?" „Allerdings," lächelte Reinau belustigt. „Sie hätte» das unter keiner Bedingung zugebcn dürfen!" rief der junge Mann ängstlich. „Bedenken Sie doch, wenn etwas passierte, so junge Tiere sind oft unberechenbar, — das ist, das ist —" Er schien das rechte Wort nicht zu finden. „Leichtsinnig gehandelt, meinen Sie?" vollendete Reinan hell auflachend, „beruhigen Sie sich, ich setze meine Maja keiner Gefahr aus, sie hat ihren getreuen alten Fritz dabei —