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1857. Sonnabend, den IS. August. Cagesoeschlchle. Dresden. Unterm 24. Juli ist eine Verordnung des königl. Ministeriums des Innern, betreffs Ausführung des Gesetzes vom 11. August 1855, die Einsetzung von Friedensrichtern betreffend, ergangen. Im Eingänge der Verordnung heißt es: „Nachdem die neue Einrichtung der Bckörden erster Instanz für die Ver waltung auf Grundlage des Gesetzes vom 11. August 1855 so weit geordnet und im geregelten Gange ist, daß cs angemessen erscheinen kann, das fricdensrichtcrlicbe Institut, als eine weitere Ergänzung und Fortbildung jener Organisation, derselben ein zufügen und anzuschlicßcn, in dessen Berücksichtigung aber be schlossen worden" ist, das auf das gedachte Institut bezügliche, mittels allerhöchster Verordnung vom 13. August 1855 zur Publikation gelaugte Gesetz vom 11. August desselben Jahres nunmehr gleichfalls zur Ausführung zu bringen, so wird zu diesem Behufe mit Bezugnahme auf die tzh. 21, 23 des letztern, unter allerhöchster Genehmigung Sr. Mas. des Königs, andurch verordnet wie folgt: h 1. Als Zeitpunkt, mit welchem das Ge setz vom 11. August 1855, die Einsetzung von Friedensrichtern betreffend, im gcsammteu Königreiche, jedoch zur Zeit noch mit Ausnahme der schcnburgiichcn Reccßhcrrschaflcu Glauchau, Wal denburg, Lichtenstein, Hartenstein und Stein, in Wirksamkeit zu treten hat, wird der 1. Januar 1858 bestimmt." Es folgen daun die spccicllen Anordnungen und Bestimmungen. Die „D. A. Z." enthält einen Bericht über die in Leipzig am 10. August Abends im Saale der Ersten Bürgerschule ge haltene erste diesjährige Versammlung des hiesige» Zweigver- «ins der Gustav Adolph-Stiftung. Die Versammlung wurde durch den Vorsitzenden, Archidiaconus Or. Tempel, wie gewöhnlich, mit einem passenden Gebete eröffnet. Tie demsel ben folgende Ansprache belehrte uns, daß der Verein Len Nvlh- staud ter evangelischen Kirche erst recht ausgedeckt, aber auch bereits 248 arme Gemeinden Les österreichischen Staats, nämlich 50 böhmische, 22 mährische, 7 österreichisch-schlesische, 19 kärnth- nischc, 20 östcrrcichi che, 4 steierische, 3 illynsche, 1 krainische, 5 galizische, 3 sicbcubürgische und 114 ungarische, außerdem noch an 200 Gemeinden anderer Länder, in Allem also 448, unterstützt habe, was aber dennoch nur die Minderzahl Ler na mentlich in gemischten Ländern ncngebildcten Gemeinden sei, die Ler Unterstützung bedürfen. Nachdem hierauf die Einwei hung der neuen protestantischen Kirche in Kcmmotau in Böh men bcschr.tben worden, erfuhren wir wcinr, daß Ler gesammte Verein seit 13 Jahren bereits 1 Mill. Thlr. Unterstützungs- grldcr gezahlt habe, wovon 70—80,000 Thlr. auf den Leipziger Haupwerein und davon wieder ein Dritcheil auf Stadt und Ephorie Leipzig komme; doch mußte diese Summe, verglichen mit Len 3,200,000 Fr., Lie katholischerseits allein ider Ka- veriub-Vercin im vorigen Jahre znsammeugcbracht habe, abge sehen noch von dem P:us-, Bonifacius- und Vincentius-Verein, als gering bezeichnet werten, da ter ganze Ertrag des Gustav- Atossh B.reins in demselben Jahre 102,000 Tblr. betragen habe. Ten Grund ticscö Unterschieds konnte ter Vorsitzende weniger in t>m größern Ncichlhume ter katholischen Kirche, als in Lim größern Einflüsse der Geistlichkeit finden, da protestan- üscherscüö die Gemeinten reicher seien, weil größere Bildung auch Betriebsamkeit, Erfindungsgabe und Wohlstand hebe. Es felgte nun eme kurze Handlung ter Pietät, indem ter Vor sitzende deö kürzlich verstorbenen Superintendenten Großmann als Stifters und Leiters kcs Vereins gedachte, dem die Ver sammlung turch allgemeines Auffiehcn ein ehrenvolles Andenken widmete, auch enthielt Las diesmal verihcilte Fliegende Blatt des Verstorbenen Bildniß und Lebensbeschreibung. Dem hier auf Lurch den Cassirer deö Vereins, Kaufmann Rus, erstatte ten Bericht zufolge haben die Sammlungen, bei denen wieder manche erfreuliche Wahrnehmungen gemacht worden sind, in diesem Jahre in den Landparochicn, wo sie jedoch noch bis zum 31. Oct. sortdauern werten, 230 Thlr., bisher die höchste Summe eines ganzen Jahres, in der Stadt bisher 1680 Thlr. i ergeben, wozu man noch 470 Thlr. erwarten zu dürfen glaubt; ! ----- Freiberger Anzeiger----- r Uhr Mr di-nächst. ' " und gespaltene erscheinende Nummer 'M" H deren Raum Mit 5^ °ugen°.nm-m Sträfling allzu sehr „pflegt", ja geradezu in comfortabel ein» gerichteten Räumen „verwöhnt". Daher kommt es auch, daß dort die Besserung, jene Hauptfrucht der Disciplin, wohl mehr vorausgesetzt als nach der Entlassung erprobt wird. Was Wun der auch, wenn nach jahrelangem HerauHreißen aus dem Zu sammenhänge mit der Welt, der Natur und den Menschen min destens ein ebenso langer Zeitraum wie der der Strafe erforder lich erscheint, um Len Entlassenen im gewöhnlichen Leben wie der heimisch zu machen, mit der täglichen, zumal mit der Hand arbeit zu befreunden, mit dem profanen bürgerlichen Leben wie derum zu verbinden! Und doch ist das letztere Ziel nm so nöthi- gcr zu erreichen, als die Aufgabe der Strafanstalt in nichts An- j derm besteht, als durch die Strafe zu bessern, sodaß die Strafe nicht härter werden darf, als die Sühne des Verbrechens es > verlangt und die Besserung es zuläßt. Das würde sie aber, , wenn sie entweder die Gesundheit untergräbt oder wenn sie attch nur sonst den Entlassenen unfähig gemacht hätte, sein Brot zü verdienen. Auf diese Weise strafen hieße das Gegentheil des Strafzwecks erreichen, der Ausgleichung mit der bürgerlichen ! Ordnung, dem verletzten öffentlichen Zusammenleben! Diesem Zweck näherzukommen scheint das Ziel der Versuche, welche seit kurzer Zeit von der Strafanstalt Zwickau, nach früher vorzüg lich in Baiern und Schiveden gegluckten Veranstaltungen, durch schwere Handarbeiten im Freien angestellt werden. Eine Anzahl von über 100 Sträflingen ist thcils in der Nähe von Schönfels bei Zwickau, theils in Brambach an der österreichischen Grenze mit Ausrodcn von Waldstämmcn, Schneiden von jetzt mangeln dem Schwellenholz für die Eisenbahnen, mit Reißighaken, Ur barmachen u. dcrgl. beschäftigt. Für angemessene einfache Nacht- hierzu sind noch eine Anzahl kleinerer Geschenke von manchen Vereinen und verschiedene Legate, meist von 100 Thlrn., darun ter sogar eins von der neuen Gemeinde in Bergamo, gekom« men, so daß der Verein in diesem Jahre nach Abzug der an den Hauptverein zu zahlenden zwei Drittheile noch 730 Thlr. an bedürftige Glaubensgenossen zu vertheilen haben wird. Hierzu schlug der Vorstand, nachdem der jährliche Beitrag von 50 Thlrn. zu dem Licbcswerk bewilligt worden war, der Ver sammlung fünf hilfsbedürftige Gemeinden vor, von denen Wald sassen in Oberfranken nahe der böhmischen Grenze bei Eger durch Professor Brückner, Alt-Siklow unweit Deutscherone in > Westpreußcn durch Diakonus Valentiner, Gretsa in einer ehe mals fuldaischcn und daher katholischen Parcelle im eisenacher ! Kreise durch 0r. Tempel, Humpoletz an der böhmisch-mährischen 1 Grenze und Tönnig bei Linz durch Diakonus Wille, Schrift ¬ führer des Vereins, empfohlen wurden. Für die erste dieser meist mit Kirchcnbaulcn beschäftigten Gemeinden wurden 250 Thlr., für jede der drei folgenden 100 Thlr., für Tönning der Rest von 130 Thlrn. bewilligt. Noch kam die am 18. und 19. Äug. in Reichenbach abzuhaltende Versammlung des Haupt- Vereins zur Sprache; doch wurden dazu keine Anträge gestellt, daher außer dem Vorsitzenden und dem Schriftführer, welche > statutengemäß Hinreisen, Director Krauß, Licentiat Lampadius ! und ür. Merkel als Abgeordnete Les hiesigen Vereins gewähst wurden. Der „D. A. Z." schreibt man aus Zwickau vom 10. Aug.r So heiß auch der Streit über die Vorzüge des einen oder andern Systems von Strafanstalten geführt worden ist und noch geführt werden mag: das Eine räumen doch selbst die eifrigsten Berthei- digcr der Zcllengesängnisse ein, daß das geistige — nicht gelst* ! liche — und leibliche Wohl der Sträflinge durch ihr System, ! zumal wo es mit der ursprünglichen, selbst in England längst gemäßigten Strenge noch immer unfruchtbar erperimentirend ge« handhabt wird, viel bedeutendern Störungen unterliegen muß- als in der Gemcinfchaflshaft. Die ängstliche Fürsorge, mit i welcher man dort diesen gefürchteten Uebeln zu begegnen sucht, ist dafür der sprechendste Beweis, und trotzdem wird sie auf der einen Seite nie im Stande sein, den überwiegend schädlichen Einfluß der Zellenluft und des Zcllenlebens zu besiegen, während sie auf der andern Seite in Verbindung mit der überhäufte« geistlichen und trefflichen körperlichen Kost, gegenüber dem ge- ringcrn Werth, welchen jenes System der Arbeit ertheilt, dM