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Wöwenmch crsibeinen drei Nnnimern. Peanameraiiens- Prei» 22; Tgr. (j Lbtt.» mmeMrliii,, 3 Tklr. für La« ganze Jahr, ohne Er- hö hunr,, in allen Tdeilen der Prcu^fckm Monarchic. a g a für die Man rränumeein aus diese« Beidlaii der AUg- Pr. Staats, Acitung in Berlin in der Expedition (Mohren - Straße Nr. 34); in der Pronin; so wie im Auslande bei den Wohllöbl. Poff - Acmtcrn. Literatur des Auslandes. -49. Berlin, Montag Sen 24. April 1837. Frankreich. Paul de Kock's schriftsteUerischcr Ruf in England.") Ler fruchtbare und außerordentliche Dichter, dessen Namen wir in der Ueberschrlfl genannt Pade», Hal sich seil langer Zeil der fast bei- svicllvsen Gunst der Romanenlescr in Frankreich zu erfreuen. Allein, chcils wegen seiner systematische» Verachtung jener krankhaften Ueber- rreibungen, jenes ausschweifenden Mystizismus der Leine beiderlei Ge- schlechts, Lie sich in dem Borgeben, neue Schulen gegründet zu haben, gefallen, lheils wegen seiner Fernballung von jener sublimen Ziererei, durch welche man die niedrigsten Grundsätze unter dem Scheine liefer Gedanken einschwärzl, Hal er sich die liebevolle Theilnahme der soge nannten romantischen Kolerieen ioial verscherzt, und diese schließen von ibrcn Salons das Lob eines Mannes aus, welcher der naiionalste aller Schriftsteller ist, dessen Werle bei dem Näbermädchen im obersten Stock werke sowobl, als beim Schubmachcr in seiner unterirdischen Wohnung gesunden werden. Diese BolkSlbümlichkeil aber ist's gerade, welche leicht Herren und Damen in Harnisch bringt, die einen feineren Ge schmack als viele Andere zu haben affektircn. Sie klagen ib» an, er sey der Liebling der Griscnen, und spötteln vornehm über die Derdbeil seiner Schilderungen, die ganz der Grobheit seines Publikums ange messen sey. Ein Engländer, der früher eine fashionable Französische Bcurlhcikmg Paul de Kock's gelesen bat und nun einen dieser Ro mane liest, um sich eine eigene Meinung über die Verdienste und Män gel des Verfassers zu bilden, wird erstaunen über die vielen Adern der schönsten und großartigsten Gesinnung, die sich durch eine Ueppigkeil von Humor schlängeln, der oft zwar die Gesetze der kalten Sinlichkeil verletzt, aber im Ganzen durch seine außerordentliche Fülle von Ver traulichkeit hinreißi. Wir stehen nicht an, zu sagen, daß vielleicht noch nie ein Schriftsteller den Schöpfer des ,.knn enü,nt" und des ..brerv )ao,zues" in der lebhaften, durchbohrenden, tragischen Kraft, die ihre Elemente in den alltäglichen Leidenschaften des gewöhnlichen Lebens sammelt, übertroffen hat. Man bat das Talent Paul de Kock's sehr berabgewürdigt, indem man ihm nur eine Auszeichnung in der rohe» Farce und der humo ristischen Karrikalur zuerkennen wollte; aber er gleicht Hogarth i» der seinen und liefen Kunst, da« Lächerliche aut dem Schrecklichen zu ver binden. In den Details seiner männlich-kernigen Gemälde erscheint er als der Schalk, der über die Tborbciten des schwachen Menschenge schlechts lacht, und doch ist die Composinon, in ihrem ganzen Zusam menhänge betrachtet, ost eine schreckenerregende, schaudereinslößcnde Dar stellung der Folgen des Lasters. Bei solcher gewaltigen Eigenschaft müssen wir zweifeln, ob Frankreich unter seinen Dichtern je einen tüch tigeren Silienlebrer gehabt hätte, als de Kock, hätte er nicht Einen verderblichen Fehler, welcher viele seiner ausdrucksvollsten Werke ent stellt und den tolerantesten Anstand, gerade wenn er sich am sichersten glaubt, überfällt und verletzt. Sittenprediger in allem Anderen, Sit tenprediger mit der anschaulichsten Allgewalt der Wahrheit, verwirkt er seine» edelsten Lohn in dieser Eigenschaft durch unfeine Züge unbe wachter Au-gclaffenb-it, sobald ihm sexuale Beziehungen willkommenen Anlaß bieten. Wir bedenken sehr wohl, daß ein Französischer Schrift steller im Punkte der socialen Ethik der nüchternen Tugendpredig, eines Englischen Kritikers wenig Aufmerksamkeit schenkt, daß er sich oft gar nichts daraus macht, sondern sich viel darüber mokirt. Wir sind ihm heute Scheinheilige, morgen altkluge Sprödelhuer, übermorgen verschro bene Donguixole einer unnatürlichen und anmaßenden Verschämtheit, und wer weiß, was noch Alles. Wir wollen eingestehcn, daß bei uns die Lehre von der Sittlichkeit oft auf das Berbältniß der Ge schlechter zu einander beschränkt ist; wir geben zu, daß in England oder nach Englischen Grundsätzen eine Person für moralisch oder un moralisch erklärt wird, je nachdem sie dieses Dogma in unserem elbi schen Glauben geachtet oder verletzt Hal, nicht „ach den zahllosen Be dingungen und anderen durch Uebereinstimmung gegründeten Ansichten des civilisirtcn Leben«; aber trotz dieser Zugeständnisse haben wir doch Mühe, zu begreifen, wie sich ein Schriftsteller in der Hintansetzung de« Dekorum« so vergessen darf, bloß deshalb, weil da« Dekorum nicht Überall an der Spitze der sittlichen Pflichten steht, und vor Allem, wie ') Die Betrachtungen der kaloburxb kdeviev, die wir hier mittheilen, gewähren da« eigenthiimliche Interesse, Laß sie den Französischen Poln- gravhe« von einer ganz anderen Seite darffellen, al« wir ihn auch in Deutsch land zu beurtheilen vflegen Gerade Paul de Kock findet Gnade in England, während viele feiner genialsten Nebenbuhler, namentlich aber Victor Hugo und George Sand, mit der schonungslosesten Strenge verurtheilt werden. Leute, die vorgeben, uns glücklicher oder besser machen zu wollen, so alle Schranken überschreiten, die im wirklichen Leben nicht ungestraft, wenigstens vom weiblichen Geschlecht nicht, überschritten werden dürfen. Paul de Kock's Worte sind anstößig; aber wir müssen ihn noch mehr wegen der Leichtfertigkeit in der Behandlung de« Gegenstände« al« wegen der Worte tadeln. Derbheit des Ausdruck« kann noch mit der Reinheit der Idee verträglich seyn, unser Geschmack kann auch oft be leidigt werden, ohne daß dadurch der zartfühlenden Seele zu nahe ge treten wirb; aber man muß mit aller Kraft da« verdammen, was von keiner gesunden Logik gebilligt werden kann — die Leichtfertigkeit, mit der die Tugend des Weibes für Kleinigkeit gehalten wird. In einer seiner Vorreden sagt de Kock, sich vcrlheidigend, daß seine humoristischen und fließenden Zeichnungen der menschlichen Leidenschaf ten weit weniger schädlich sehen, als die überfeinen Sophistereien und die auSgearlele Beredsamkeit vieler seiner Zeitgenossen. Wenn ein Mann von de Kock's Genie und von solchem allgemeinen Mitgefühl für Alle«, wa« edel und gut ist, sich mit solchen armseligen Entschuldigungen be ruhigen kann, so wäre es alleiding« unrecht, seine Ruhe hierin stören zu wollen. Doch glauben wir, er habe noch einen edleren Ehrgeiz, al« sich den genannten Vorzug vor seinen Landsleuten und Zeitgenossen zu bewahren. Um diese wenigen Bemerkungen über die Charakteristik eines der fruchtbarsten Dichter unserer Zeit durch Stellen aus seinen Schriften zu belege», wählen wir I'röie ssaoezuos, bemerken aber zuerst, daß ein guter und in der Auswahl geschmackvoller und sorgfältiger Uebersetzer dem nicht-Französische» Leser mit de» Dichtungen de Kock's sowobl ungewöhnliche Unterhaltung, als tiese Belehrung in der Geschichte des menschlichen Herzen« und seiner Leidenschaften verschaffen würde.") (Schluß folgt.) Syrien. Ei» Französischer MmgSsohn in Jerusalem. lSchluß.) Wir verfügte» uns nun aus der OmarS-Moschee nach ihrer Suc- cursale, der Moschee Ul Aksab, die aber weder so alt, noch so heilig ist al« jene. Sie steht etwa hundert Schritte von der Haupt-Moschee entsernl; zwischen beiden befindet sich ei» großer, wahrscheinlich antiker Springbrunnen, der vor Zeiten zu Waschungen der Opferlhierc und der Opserer dienen mochte und noch heute zu den gottesdienstlichen Reini gungen der Muselmänner dient. — Die Moschee Ul Aksab bat ungefähr die Gestalt eines Kreuzes, dessen oberes Ende in einen halbkreisförmigen Vorsprung ausläust; am unleren Ende befindet sich der Haupteingang. Kaum waren wir über die Schwelle, so ließ Hassan Bey zur Vorsicht da« Thor dinier uns schließen. Da« belle und warme Sonnenlicht, durch die herrlichen großen Fensterscheiben gedämpft und farbig gebrochen, verbreitete in dem «eiten inneren Raum eine ganz eigentbümliche, aber der Schönbeit dieser Archi tektur günstige Beleuchtung. Die Mauern und die zahlreichen Säulen mit Korinthischem Kapitäl glänzten in ihrer weißen Marmorbekleidung, aus welcher die kurzen Arabischen Inschriften durch die tiefe Schwärze ihrer kolossalen Buchstaben abstachen. Diese mächtigen Granit-Säulen, welche offenbar ehemals den christlichen Kirchen zu Zerusalem und Bethlehem angehön habe», bewahren »och beute ihren großartig impo santen Charakter, trotz de« orientalischen Ungeschmack«, der ihren Schaft bunt und ihre Kapitäle wunderlich grün angestrichen bat. — Unweit de« Einganges zeigte un« Hassan Bey ein Grabmal von einem eisernen Geländer umgeben; bei den Muselmännern gilt e« für das Grab Aaron «, de« Bruders Most«. Am anderen Ende de. Moschee war abermals ein heiliger Stein mit einer Fußspur daraus zu sehen; die Türken sagen, es sey die Fußstapfe Mh's, d. l. Zesu Christi. Nicht weit davon flehen zwei grüne ZaSpis-Säulen so nahe neben einander, daß ein Mensch sich nur mit der größten Mühe zwischen ihnen durchschmicgen kann; die Imam« behaupten, wer hindurch könne, der sey vorher bestimmt für da« Paradies. Aus dem Rückwege zum Ein gang kamen wir an einer verborgenen Nische vorbei, worin ein dem Zssab geweihter Altar steht. Auf diesen Altar, sagen die Gläubigen, In Deutschland erscheinen gewöhnlich soff gleichzeitig mit dem Origi, nal jedes einzelnen Romans von Paul de Kock mehrere ueberseßungcn Eine geschickt- Auswahl der sämmtlichen belletristischen Werke in gelungener Be arbeitung lieferte die Riegelsche Buchhandlung in Potsdam in k Bänden, zu denen Herr Ludw. Rellstab ein« Einleitung geschrieben hat.