Volltext Seite (XML)
Anzeiger. Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. M 23«. Sonntag den 18. August. MI. Bekanntmachung. Auf Antrag der hiesigen Fischerinnung wird hiermit das Fangen der Fische und das Betreten deS Glster- FlußbetteS von der Angermühle an abwärts während der bevorstehenden Abdämmung des Wassers allen Nichtberechtigten und denen, welche nicht mit der Räumung des FluffeS und den Rcparaturarbeiten an den Ufern beschäftigt sind, bei Strafe verboten. Leipzig am 15. August 1861. Der Rath der Stadt Leipzig. ' vr. Koch. Schleißner. Bekanntmachung. Um die in sehr lästiger Weise überhand nehmenden Ratten in den Straßenschleußen möglichst zu vertilgen, soll in denselben wiederum ein schon bewährtes Phosphorpräparat aufgestellt und damit im Laufe nächster Woche zunächst in den Hauptschleußen der innem Stadt begonnen werden. Zur Unterstützung dieser Maßregel fordern wir alle Grundstücksbesitzer und besonders diejenigen, aus deren Häusern Beischleußen in die Hauptschleußen führen, in ihrem eigenen Interesse hiermit auf, auch ihrerseits dieses Mittel gleichzeitig mit der nöthigen Vorsicht anzuwenden, und würde wegen dessen Erlangung und Anwendung alles Nähere in der Marstall- Erpedition in Erfahrung zu bringen sein. Leipzig, den 15. August 1861. Der Rath der Stadt Leipzig. Ur. Koch. Schmidt. Mittwoch dm 21. August d. I. Abends ,7 Uhr ist öffentliche Sitzung der Stadtverordneten im gewöhnlichen Locale. La-e-ordnrmg: 1) Gutachten des Finanzausschusses, einen Erlaß an dem letzten Termine der Communalfteuern betreffend ; 2) deSgl., einen Mancoersatz für die Einnehmer Stoye und Taube betreffend. 3) AuSloosung zur Erfüllung deS mit Ablauf des Jahres ausscheidenden DritttheilS der Herren Ersatzmänner. 4) Bericht des Ausschusses zu den Kirchen, Schulen und milden Stiftungen über eine Anzahl Schul- und StistungSrechnungen. 5) Vortrag über die Brückenbaue an der „blauen Hand", in Lindenau und an der Braustraße. 6) Bericht des BauauSschusseS, die Aufstellung zwei neuer Meß-Budenreihen auf dem Markte betreffend; 7) deSgl., die Oekonomie deS JohanniShoSpitalS betreffend. Stadttheater. Am 15. d. M. beschloß Herr Schütky sein Gastspiel als Jäger in Kreutzers „Nachtlager in Granada", also mit derselben Partie, in der er seinen diesmaligen Gastrollen-Cyclus eröffnet hatte. Wie in allen seinen Vorstellungen wurden auch an diesem Abend dem vortrefflichen Sänger eine glänzende Auf nahme und die unzweideutigsten Beweise allgemeiner Anerkennung. — In der Partie der Gabriele gaftirte Fräulein Braun vom deut schen Theater zu Pesth. Die Leistung dieser noch jungen Sän gerin fand von vielen Seiten deS Publicum- eine sehr freundliche Ausnahme, und das nicht mit Unrecht, denn wenn diese Leistung auch noch keineswegs eine vollkommene war, so erschien sie doch auch uns als eine sehr beachtenswerthe, durch Frische deS Talents und natürliche Anmuth gewinnende. Die Stimmmittel der Sän gerin sind nicht groß, doch aber von Natur wohlklingend und für sogenannte jugendliche, lyrisch gehaltene Gefangspartien hinreichend ausgiebig. Einige Schärfen und Unebenheiten in der Stimme zu beseitigen, wird der Sängerin durch recht fleißige Studien in der Tonbildung bald möglich werden, wie ihr überhaupt bezüglich der höheren Gissangsbildung — besonders wa- Registerverbindung, Portament, Gewandtheit und Leichtigkeit in der Ausführung der Kiorituren betrifft — noch zu thun übrig bleibt. Beim Vortrage der die Oper beginnenden großen Arie der Gabriele stand Fräulein Braun noch unter dem Einflüsse einer großen, bei dem ersten Auftreten einer jungen Sängerin vor einem ihr fremden Publicum sehr natürlichen Befangenheit; dennoch konnte »an auch hier schon ein schönes natürliches Talent ec kennen, das im weiteren Verlauf der Oper nach der freundlichen Aufmunterung, von Setten deS Publicum- sich mit Entschiedenheit geltend machte. ^ Wie in allen Rummern der Partie zeigte sich besonders bei dem Bortrage der Romanze i« ersten Finale natürlicher Geschmack und Fähigkeit zu tieferem Verständniß. Die Sängerin wird schon jetzt, unter stützt von einer hübschen, niedlichen äußeren Erscheinung, das Fach einer jugendlichen Sängerin ehrenvoll ausfüllen können. Goethe'- frisches kräftiges Jugendwerk, das uns das treueste Charakter- und Sittengemälde aus der letzten Periode de- deut schen Ritterthum- und des mittelalterlichen Deutschland überhaupt giebt, sein „Götz von Berlichingen", erschien am 16. d. M. ein mal wieder auf der Scene. Wir haben von Jugend auf stets eine besondere Vorliebe für diese- Drama gehegt und sahen daher seiner Darstellung mit großem Interesse entgegen, um so mebr als die Hauptrolle in den Händen eine- Künstler- war, der gegen wärtig in dieser Leistung kaum einen Rivalen haben dürfte. — Herr HendrichS führte unS in wahrhafter Vollendung eine edle, mannhafte, ritterliche Gestalt vor, die durch daS glückliche Betonen der echt deutschen Charakterzüge deS Helden unsere ganze Theilnahme in Anspruch nehmen mußte. So und nicht ander- denkt man sich den treuherzigen Götz. Herr HendrichS hat mit dieser Vorstellung seinen diesmaligen Gastrollen-CycluS ab geschlossen; dadurch, daß er diese Rolle als die letzte gab, hat er un- den Abschied besonder- schwer gemacht. Möge eS nicht da- letzte Mal gewesen sein, daß wir diesen ausgezeichneten Künstler auf unserer Bühne gesehen haben! Erwähnen wir noch, daß auch die Rollen der Maria und deS Sickingen von Gästen gegeben wurden, und daß diese — Frau Müller und Herr Schwing — ihre Aufgaben im Ganzen befriedigend listen, so ist gar» besonder- der Leistungen unserer in Hauptrollen beschäftigten Darsteller mit voller Anerkennung zu gedenken. Namentlich gilt da- von Frau Wohlstadt als Adelheid, von den Herren Stürmer als Lerse, Czaschk« als Selbttz, Kühn- als Bruder Martin und von Fräulein Heller als Georg. Letztere sahen wir zum ersten Male in einer derar tigen Rolle. Die talentvolle Darstellerin wußte auch hier durch