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Einladung zum Abonnement. Indem wir das geehrte Publikum Freibergs sowie der näheren und weiteren Umgebung zum Abonnement auf unser täglich erscheinendes Organ : „Areiberger Anzeiger und Tageblatt" pro erstes Quartal 1886 höflichst einzuladen uns erlauben, bitten wir, besonders die auswärtigen Abonnenten, die Bestellungen auf das Watt rechtzeitig machen zu wollen, damit eine Unterbrechung resp. verspätete Lieferung vermieden wird. Ler vierteljährliche Abonnementspreis beträgt 2 Mark 25 Pfg. Inserate, pro gespaltene Zeile 15 Pfennige, finden 6ei der großen Auflage des Blattes die weiteste und zweckentsprechendste Verbreitung» Bestellungen nehmen sämmtliche kaiserliche Postanstalten, sowie die bekannten Ausgabestellen entgegen. Die Expedition des „Freiberger Anzeiger und Tageblatt". adelte» Isr Lus- 1ung. mten hen fier') der eheitt l von cistime NaNin Mim Fuß- i dicken Rhen- !e Leh- riedrich Halse; Schuh- ischleier n von ser von ihnhast en der cheinigt beziehen oeisung) Tagesschau. Freiberg, den 28. Dezember. Dem deutschen Kaiser brachte am Sonq-bend das Berliner Publikum in einer stürmischen und herzlichen Ovation seine Weihnachtsgrüste dar. Bei dem Anriicken der Wach parade hatte sich am Denkmal Friedrichs des Groszen eine nach Tausenden zählende Menge angesammelt, um den Kaiser zu sehen. Mit großer Mühe hielten die Schutzleute eine kleine Passage vor dem Denkmal frei. Als das Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regimcnt aus der Friedrichstraße in die Linden einbog, marschirte schon die erste Kolonne aus dem Publikum vor dem kaiserlichen Palais vorbei. Aber immer dichter, immer mächtiger wurde die Menge, Hurrahrufe erschütterten die Lust; der Kaiser, wohl und frisch aussehend, trat an das Fenster, lange bevor die Wachparade defilirte. Tücher und Hüte wurden geschwenkt; die Hurrahrufe pflanzten sich von Reihe zu Reihe fort und wenn sie an dem einen Orte erlöschen wollten, dann brachen sie an dem anderen Ende wieder donnernd hervor. Immer wieder dankte der Kaiser nach allen Seiten freundlich lächelnd. Nur mit Mühe konnten die Soldaten sich durch die Menge durchwinden und lange noch verweilte der Kaiser am Fenster. Nach amtlichen Berichten aus Zanzibar ist dort am 20. d. M. an Bord S. M. Schiff „Bismarck" ein Freuud- schafts-, Handels- und Schifffahrts-Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und dem Sultanat vonZanzibar unterzeichnet worden. Das Vertrags-Instrument wird durch einen Osfizier der kaiserlichen Marine nach Deutschland ge bracht, der zu diesem Zwecke bereits Zanzibar verlassen hat. Die Vorlage an den Bundesrath und Reichstag dürfte sonach noch im Laufe dieser Session zu erwarten fein. Die Ver handlungen, welche Ende Oktober d. I. begannen, wurden auf deutscher Seite durch den Chef des ostafrikanischen Geschwaders, Kontreadmiral Knorr, und den kommissarisch nach Zanzibar berufenen kaiserlichen Generalkonsul Travers geführt und haben, Dank dem Entgegenkommen und der freundschaftlichen Haltung des Sultans Bargasch den Said, einen schnellen unk. "L ran-t, usteitt, l. Ver- »xner rk itt !gen in schützt aster. 8räe. t. Rückblicke auf bas Jahr 188S. Wer alljährlich mit sinnendem Geiste am Schlüsse des Jahres noch einmal die geschichtlichen Ereignisse an sich vorüberziehen läßt, in dem muß die Ueberzeugung gekräftigt werden, daß ohne den festen Glauben an die unveräußer lichen heiligen Menschenrechte, ohne den strengen sittlichen Ernst, der nirgends die Ordnung leichtfertig aufgiebt, um die Freiheit zu gewinnen und ohne warme treue Liebe zum Valerlande kein modernes Volk eine Zukunft hat. Der gute Genius der deutschen Nation har aber auch wieder i m dem nun bald verflossenen Jahre so mächtig und segens reich gewaltet, daß die patriotische Mahnung zur Eintracht, zu besonnenem Freiheitsstreben und zu hingehender Vatcr- laMiebc bei uns fort und fort offene Herzen findet. Des halb blieben auch der Frieden und die Sicherheit des von allen seinen Nachbarn geachteten Deutschen Reiches unan getastet, das zwar nicht frei von inneren Wirren und Miß- helligkcitcn war, dem Ausland gegenüber aber stets das Bild fester Eintracht und muthiger Entschlossenheit zeigte. Unser engeres Vaterland Sachsen bewährte sich auch im vergangenen Jahre, Dank der reichsfrenndlichen Ge sinnung und der weisen Verwaltung der sächsischen Ne gierung und der regen Betriebsamkeit und Ordnungsliebe des sächsischen Volkes, als eine der herrlichsten Blumen im Kranze der wicdergcwonnenen deutschen Einheit. Bedeutsam für ganz Sachsen waren die am 23. Januar durch Schlag wetter erfolgte Katastrophe im Helene-Jda-Schachte zu Oels- nitz, der Tod des sächsischen Gesandten von Nostitz-Wallwitz, das 250jährige Jubiläum der Zugehörigkeit der Oberlausitz zu Sachfen (30. Mai), das Mitte Juli in Dresden groß artig gefeierte deutsche Turnfest, das Ende desselben Monats in Chemnitz begangene neunte mitteldeutsche Bundesschicßen und der dort verhandelte Sozialistenprozeß, dessen Schluß akt nach dem Erkenntniß des Reichsgerichts sich hier in Freiberg abspielen soll, ferner die am 15. September voll zogenen Ergänzungswahlen zum Landtage und die am 11. November erfolgte feierliche Eröffnung des sächsischen Landtages, schließlich der Verkauf dreier Freiberger Gruben an den Staat, ferner eine am 20. Dezember getroffene Ver einbarung über den Ankauf von Himmelfahrt Fundgrube und Himmelsfürst Fundgrube, welche hoffentlich in nächster Zeit die Zustimmung der hohen Ständevcrsammlung und der betheitigten Gewerkschaften finden wird. Bei der tiefen politischen Stille, welche das neu anbrechende Jahr 1885 im Deutschen Reiche vorfand, machte die fast gleichzeitig in Berlin und Hanau begangene Feier des hundertjährigen Geburtstages des berühmten Sprachforschers Iakob Grimm immerhin Eindruck. Höher gingen die politischen Wogen, als die Afrikanische Konferenz in Berlin monatelang über das Schicksal der Kongo-Staaten verhandelte, und nachdem der am 8. Januar wieder zu- sammcngetrctene deutsche Reichstag von den am 20., 21. und 22. Dezember am Kamerunflusse stattgefundenen Kämpfen Kenntniß erhielt. Am 12. Januar verschied der tüchtige deutsche Heerführer Prinz August von Württemberg; am Tage darauf verhauchte in Frankfurt am Main der Polizeirath Rumpf sein Leben unter Mörderhänden. Am lö. desselben Monats wurde in Berlin der preußische Landtag durch eine von dem Minister von Puttkamer ver lesene Thronrede eröffnet. Indessen gingen die Bcrathungen des deutschen Reichstages unter lebhafter Bethciligung des - Fürsten Bismarck weiter. Das Bürsensteuergesetz wurde angenommen, dagegen verhielt sich die Reichstagsmehrheit ablehnend gegen das Postsparkassengesetz, gegen die Er weiterung des preußisch-russischen Auslieferungs-Ueberein- kommcnS auf das Reich, sowie gegen den Kardvrff'schen Münzantrag. Am 7. Februar wurden die Urheber der Dynamit-Explosion Reinsdorfs und Küchler hingerichtei, gemeine Theilnahme, welche in einer milden Unterstützung der Hinterbliebenen der spurlos verunglückten Seeleute den rührendsten Ausdruck fand. Durch die am 20. September erfolgte Vermählung des ErbgroßherzogS von Baden mit der Prinzessin Hilda von Nassau wurde das Versöhnunas- werk mit den depossedirten Fürsten fortgesetzt. Am 1. Ok tober d. I. trat das Unfallversicherungsgesetz in Kraft. Die Braunschweigische Landesversammlung brachte am 20. und 21. Oktober die seit dem Ausschluß des Herzogs von Cumberland schwebende Thronfolgefraqe dadurch zu einem vorläufigen Abschlusse, daß sie den Prinzen Albrecht von Preußen einstimmig zum Regenten wählte, der am 2. No vember seinen feierlichen Einzug in Braunschweig hielt. Drei Tage später zog der neuernannte Statthalter der Reichslande, Fürst Chlodwig von Hohenlohe-Schillingsfürst, in Straßburg ein. Nachdem am 29. Oktober in Preußen die Laudtagswahlen vollzogen worden, wurde am 19. No vember der deutsche Reichstag eröffnet, in welchem der Hclldorff'sche Antrag auf Verlängerung der Legislatur perioden, die Missions-Interpellation des Zentrums und die Polen-Interpellation wegen der Ausweisungen lebhafte Debatten hervorriefen. Die letzterwähnte Anfrage bot außerdem am 1. Dezember Veranlassung zu einer kaiser lichen Botschaft, welche Fürst Bismarck im Reichstage ver las Bci der Etatsberathung wurde am 15. und 16. De zember auf Vorschlag der Budgetkommission der Militäretat um fast sieben Millionen Mark verkürzt. Zu den Ereig nissen des verflossenen Jahres gehört auch die am 7. De zember begangene Feier des fünfzigjährigen Bestehens der ersten deutschen Lokomotiv-Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth. während Nupsch zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt wurde. Die Afrikanische Konferenz, welche am 15. November 1884 ihre Arbeiten begonnen hatte, wurde am 26. Februar geschlossen, nachdem vollständige Uebereinstimmung der Mächte über das Schicksal der Kongo-Akte und die leiten den Grundsätze der Kolonialpolitik erzielt worden war. Am 1. März erlangte die ostafrikanische Gesellschaft für ihre Erwerbungen in Üsagara, Nguru, Usegusa und Ukami den Schutz des Deutschen Reiches. Die am 9. März von dem Fürsten Bismarck im Reichstage gehaltene Rede über sein Verhältniß zu der englischen Staatsleitung führte zu einem durch den Grafen Herbert Bismarck geförderten freundlichen Ausgleich mit Cagrrmd, der durch die Anwesen heit der englischen Prinzen bei dem 88jährigen Geburts tage unseres Kaisers bekräftigt wurde. Bci den mehrtägigen Rcichstagsdebattcn über die Postdampfcr-Subvcntionen elektrisirte der Reichskanzler sowohl den Reichstag wie das ganze Reich durch das Gleichniß vom .Loki und dem deut schen Völkerfrühling" und wurde unter diesem Eindruck das Jubiläum des Reichskanzlers am 1. April mit großem Enthusiasmus in ganz Deutschland glänzend gefeiert. Am 7. April starb der schneidige preußische General Vogel von Falkenstein, am 20. desselben Monats der um Deutschlands Kolonialwesen hochverdiente Afrika-Reisende Gustav Nachtigol. Das preußische Abgeordnetenhaus genehmigte am 17. April das Lehrcrpensionsgesetz, der deutsche Reichstag am 11. Mai die Verdreifachung des NoggenzollS und am 14. Mai die Erhöhung der Holzzöllc. Am 18. Mai erlangte die Neu- Guinea-Gesellschaft einen Schutzbrief des deutschen Kaisers. Vier Tage später beantragte Preußen im deutschen Bundes- rathe die Ausschließung des Herzogs von Cumberland von der Thronfolge in Braunschweig. Am 25. Mai wurde das Reichswaisenhaus in Lahr eingeweiht. Der Monat Juni brachte drei hervorragende Trauerfälle, denn am 2. d. M. verstarb Fürst Karl Anton von Hohenzollern, am 15. d. M. Prinz Friedrich Karl von Preußen, am 17. der Statthalter der Rcichslande, Freiherr von Manteuffel. Nachdem sich schon am 17. März in der Grube Camphausen ein schweres Unglück ereignet hatte, dem 159 Bergleute zum Opfer fielen, vernichtete am 27. Juni eine ähnliche Katastrophe in Dud- weiler bci Saarbrücken 17 Menschenleben. Zu Fulda ver sammelten sich am 5. August am Grabe des heiligen Voni- fazius die deutschen Bischöfe zu ernsten Berathungen. Der Sultan von Zanzibar hatte Ansprüche auf verschiedene von der ostasrikanischen Gesellschaft rechtmäßig erworbene und unter deutsche Oberhoheit gestellte Gebiete erhoben und letztere theilweise durch seine Söldner besetzen lassen. Um den Sultan Said Bargasch in seine Schranken zurückzu- wcisen, erschien am 7. August der Kommodore Paaschen mit einem deutschen Geschwader auf der Rhede vor Zanzibar und zwang den Sultan, der vergebens auf englischen Bei stand gerechnet hatte, auf seine Ansprüche zu verzichten und sich den deutschen Forderungen zu fügen. Die Beziehungen des Sultans zu Deutschland gestalteten sich bald darauf wieder so freundlich, daß einige Monate später ein neuer Handelsvertrag zu Stande kam. In Berlin wurde am 9. August durch den Staats sekretär vr. Stephan die internationale Tclegraphen-Kon- ferenz eröffnet, aus welcher bis zu dem am 14. September erfolgten Schluß die deutschen Anträge auf Hebung des internationalen Verkehrs in der Hauptsache durchgingen. Der durch die Aufhissung der deutschen Flagge auf der Insel Aap erzeugte Karolinenkonflikt nahm durch die leichte Verletzlichkeit der Spanier und die Demonstrationen gegen die deutsche Botschaft in Madrid vorübergehend einen recht drohenden Charakter an. Unter der Vermittelung des Papstes kam aber ein sowohl für Spanien wie für Deutsch land ehrenvoller und befriedigender Ausgleich zu Stande. Der Verlust des deutschen Schiffes „Augusta" erweckte all «, eine ein wird, es Magazin 38. Achrgasg. Nachmitt. ü Uhr für de» F 300. j ALUDWL'LLÄ? Dienstag, den "ZS. Dezember. »- 7» Jnserate werden bi« Vormittag 11 Uhr angenom- UM UMM men und betrügt der Prell, für die gespaltene Zelle 1 UMFMLH oder deren Raum tb Pf. M-VW- ' md Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen «ad städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur: I»li»s Brau» iu Freiberg.