Volltext Seite (XML)
AmUtl U ÄliEllKtii ßrtsblÄ für MreWm, Aimnckßiiin, DulHa, Asrrdorf JA, MimnssMli, Ilichhai» SnWideu, Mz«. Wa, Anyisi«, AnißMnz, Mjndt, PWßkü. LnferWi, Auitnitz, Ljkta, Alfshiiii, Zuniistch M llMtii. Mit öev Sorrrrtcrgs-Kvcrtis-Weitcrge „Deutsches IlamitienbLcrtt". Dieses Blatt erscheint in Nannhos jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit dem Datum des nachfolgenden Tages nnd kostet monatlich 35 Pf., vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Nr. 50. Sonntag, den 29. April 1894 4. Iahrg. Das unnöthige Befahren vom nicht abgepflafterten Theil des hiesigen Marktplatzes (z. B. auch das Kreuz- und Querfahren) durch Lastgeschirre wird infolge ungebührlicher Abnutzung desselben durch solche (besonders bei Frostaufgang und regnerischer Witterung) nunmehr ein für alle Mal ausdrücklich verboten. Der Verkehr von Lastgeschirren wird, was den Marktplatz anlangt, nur auf der abgepflafterten Straßenstrecke gestattet. Ausnahmen werden zugelaffen 1. bei unumgänglich nöthigen Fuhren für die Be wohner der am Markt gelegenen Grundstücke, 2. bei Benutzung der Rathwaage am Markt. Zuwiederhandlungen gegen vorstehende Bestimmungen werden sowohl an den Geschirrbesitzern wie an den Geschirrführern mit Geldstrafe bis zu 30 Mk. oder entsprechender Haft bestraft. Naunhof, am 28. April 1894. Der Bürgermeister. Benkert. Oertliche und sächsische Nachrichten. Naunhof. Freunden des Garten- und Obstbaues sei hiermit die Mittheilung gemacht, daß der Bezirks-Obstbau-Verein Grimma in diesem Jahre, das hoffentlich gute Ernte bringt, wiederum eine Obst- und Gartenbau- Austeilung für Anfang October in Aussicht genommen hat. Dies mal ist das Land- -und Gartenstädtchen Naunhof als Ort der Ausstellung auserwählt worden. (Es sollen auch Felderzeugnisse, Obstweine und Garten werkzeuge mit zur Ausstellung gelangen.) Von Seiten des Bezirksvereins ist der Vorstand der Ver suchsstation für Pflanzenkultur am königlichen bota nischen Garten Herr Dr. Steglich in Dresden zu einem Vortrag am Eröffnungstag gewonnen worden. Wie wir wissen, wird der Ortsausschuß bestrebt sein, die Ausstellung bestmöglichst zu gestalten. Naunhof wird übrigens bereits im Laufe dieses Sommers mit einer Roseu-Ausstellung hervortreten. Auch der Parthen-Sänger-Bund hat dieses Städtchen, das sich immerfort gedeihlichen Wachsthums erfreut, für Anfaug Juli zu Abhaltung seines Bundes-Sänger- Tages ausersehen. Naunhof. Der durch das vorgestern hier niedergegangene Schloßenwetter verursachte Schaden in der Baumblut ist glücklicherweise nicht so groß, wie es zuerst den Anschein hatte, da dasselbe nur strichweise heftig aufgetreten ist. Näheres über die von dem Wetter ebenfalls betroffenen Nachbarge- meinden ist bis jetzt noch nicht bekannt. ):( Die Militärpflicht der Volksschul lehrer. Bereits seit längerer Zeit bewegt die deutsche Lehrerschaft die Frage wegen Neurege- lierung der Militärpflicht der Volksschullehrer. Bisher erhalten dieselben während einer 10 wöchigen Zeit in sogenannten Lehrerkompagnien ihre mili tärische Ausbildung. Nach Beendigung dieser Lehr zeit treten sie als Gemeine aus und als solche werden sie später wiederholt zu noch kürzeren Uebungen eingezogen. Wegen ihrer deswegen selbst verständlich nur mangelhaften Ausbildung können, sie demnach nicht avanciren und ist es natürlich, daß sie oft genug beim Militär, wie beim Civil nicht für voll angesehen wurden und daß man in Kriege 1870 und 71 gerade mit de» Lehrersoldaten ganz ohne ihre Schuld nicht die besten Erfahrungen gemacht hatte. Und doch will der deutsche Lehrer stand eben so gern und freudig wie andere Stände und Berufsklassen dem deutschen Vaterlande im er- forderlichen Falle seine vollen Dienste leisten. Die gesammte deutsche Lehrerschaft hat sich daher des öfteren in ihren Vereinen und Versammlungen gegen die jetzige Einrichtung bezüglich ihrer militärischen Ausbildung ausgesprochen. Dieselbe hat durch den Leipziger Lehrerverein sich an den Kriegsminster und deutschen Reichstag mit der Bitte gewendet, es möge den Volksschullehiern auf Grund ihrer 6jährigen Seminarbildung die Berech tigung zum einjährig freiwilligen Dienst zuerkannt werden. Die Lehrer gehen dabei von der Erwägung aus, daß sie infolge ihres 6jährigen Seminarkurses und der dadurch erlangten allge meinen Bildung der wissenschaftlichen Bildung eines Sekundaners mindestens ebenbürtig sind. Das Kriegs ¬ ministerium, sowie eine größere Anzahl hervorragender Reichstagsabgeordneter stehen dem Anträge der deutschen Lehrer sehr sympathisch gegenüber und haben dieselben sich in der kürzlich geschlossenen Saison entschieden zu Gunsten der Antragsteller ausgesprochen. Zwischen den betheiligten Ministerien sind darum bereits Verhandlungen bezüglich dieser Angelegenheit im Gange, da hierbei mancherlei Fragen, z. B. die Ordnung der beruflichen Ver hältnisse der einjährig freiwillig dienenden Lehrer, oder betreffs der erforderlichen Kosten u. dergl. erst zu ordnen sind. Mögen die noch schwebenden Ver handlungen zu einem gedeihlichen Ziele führen, da schließlich ^taat, Gemeinde, Schule und Lehrer von der beabsichtigten Neuerung nicht ohne Gewinn bleiben würden. — Der langjährige Abgeordnete von Leipzig- Land in der 2. Kammer unseres sächsischen Land tages, der Bevollmächtigte des landwirthschastlichen Creditvereins, früherer Gutsbesitzer in Kleinmiltitz, Herr Joha nn Kökert, ist vom König zum Oeko- nomierath ernannt worden. — Zeitiger als sonst sind in diesem Jahre die Singvögel in die heimathlichen Fluren zurückge kehrt und zeitiger als sonst haben sie deshalb auch das Brntgeschäft begonnen. Wer selbst einen Garten besitzt, der weiß den Nutzen zu würdigen, den die kleinen Sänger durch das Vertilgen der Insekten bringen, und wird darum eifrig auf den Schutz der Vögel bedacht sein, denn groß ist die Anzahl ihrer Feinde. Katzen, Marder, kleinere und große Raub vögel, und nicht in letzter Linie auch die Menschen, namentlich Kinder, stellen ihnen nach. Zwar ermahnt der Lehrer oft und eindringlich genug vor dem Aus nehmen der Vogelnester, doch er kann die Kinder nicht stets überwachen. Deshalb ergeht an die Eltern die herzliche Bitte und Mahnung: Hütet eure Kinder ! und führt ihnen das Verwerfliche der Grausamkeit gegen die Vögel vor Augen; könnt ihr nicht selbst strafen, so setzt wenigstens die Schule von dem vor- kommenden Fall in Kenntniß. — Sächsische Landeslotterie. Die Ziehung der 5. Classe der 125. königl. sächs. Landeslotterie beginnt am 7. Mai. Die Erneuerung der Loose war vor Ablauf des 28 April bei dem Collecteur, dessen Name und Wohnort aufgedruckt und aufgestempelt ist, zu bewirken. — Nach dem Bericht der „Statistischen Corre- spoudenz" über den Saatenstand scheinen die Ernteaussichten im Ganzen günstige zu sein. So sind besonders die Weizen- und Roggensaaten gut durch den Winter gekommen. Indessen, wenn auch die Hoffnungen in Erfüllung gehen sollten und ein gutes Erntejahr beschieden ist, wäre der Schluß doch hinfällig, daß dann die klagen der Landwirth- schaft einigermaßen sich mildern. Vor zwei Jahren befriedigte sicherlich das Ernteergebniß in Deutsch land; trotzdem klagten die Landwirthe. Was nutzt, hi ß cs, die reiche Ernte, wenn man uns in Folge des starken Angebots vom Auslande auf dem Gc- treidemarkt nngenüacnde Preise bietet? Es ist schlimm, daß die deutsche Landwirthschaft nicht einmal bei guten Ernten auf die Productionskosten kommt. Zum Theil rührt das daher, daß dgs Vcxkaufswefen und das Creditwesen der Landwirthschaft zu wünschen übrig lassen. Zahlreiche Landwirthe sind nicht in der Lage, eine gewinnbringende Verkaufsgelegenheit abzuwarten; sie schlagen ihr Getreide eiligst los, verkaufen es gar auf dem Halme an speculative Händler. Natürlich verderben diese Notverkäufe die Preise. Die „Correfpondenz des Bundes der Land wirthe" rieth einmal, als die Preise sehr niedrige waren, mit dem Verkauf zurückzuhalten. Ja, der Großgrundbesitz dem in den meisten Fällen Geld oder Credit zur Verfügung stehen, kann ohne Be schwerde dem Rathe folgen. Nicht aber der mittlere Grundbesitz, soweit ihm nicht Darlehenscaffen über die augenblickliche Verlegenheit hinweghelfen. Auf diesem organisatorischen Gebiete ist noch viel zu thun durch Vermehrung der Verkaufsgenossenschaften und Creditanstalten. Dann wird es gelingen, die Landwirthschaft vom Handel unabhängig zu machen und dadurch auf die Preisgestaltung einzuwirken. — Fünfundvierzig Millionen Hektoliter Bier fließen alljährlich durch die Kehlen der Deutschen. Ein Seebad von 225 Hector Grundfläche würde bei einer Tiefe von 2 Metern bis zum Rande gefüllt werden. 90 Quadratmeilen in hoher Cultur befind liches Land sind nothwendig, um bei vollem Ertrag die Menge Gerste zu erzeugen, die zur Herstellung dieser Menge Bieres gebraucht wird. Crimmitzschau. Hier plant man die Errichtung einer städtischen elektrischen Centrale. Der Stadt- rath fordert bereits zur Zeichnung für die Entnahme des elektrischen Stromes auf. Oederan. Der Stadtrath hat beschlossen, für die hiesigen Gast- nnd Schankwirthschaften eine Polizeistunde einzuführen und deshalb für den Stadt bezirk Folgendes bestimmt: „Wer künftighin als Gast- oder Schankwirth das Verweilen der Gäste in den Schankstätten über 11 Uhr Abends hinaus duldet und dadurch mittelbare Veranlassungen zu Ruhestörungen und polizeilichen Ungebührniffen giebt, wird mit Geldstrafe bis 150 Mark oder entsprechen der Haftstrafe belegt. Marienthal. Am Mittwoch feierte das Musiker Ernst Wunderlich'sche Ehepaar auf dem Windberg das Fest der goldenen Hochzeit. Der 72 jährige Jubilar ist schon von seiner frühesten Jugend an Musiker mit Leib und Seele, denn bereits seit 62 Jahren bläst er Trompete und erfreut sich noch heute einer verhältnißmäßigen Rüstigkeit. Er ist zur Zeit der noch lebende älteste Trompeter des 2. Reiter- Regiments. Olbernhau. Der hiesige Gemeinderath beschloß in seiner letzten Sitzung, unsern Gemeindevorstand Gessing mit dem bisherigen Gehalt von 4200 Mk. auf Lebenszeit zum Gemeindevorstand von Olbern hau zu wählen. Interessant ist die in der heutigen Nummer unsrer Zeitung sich befin dende Glücks-Anzeige von Joseph Heckscher in Hamburg. Dieses Haus hat sich durch seine prompte und verschwiegene Auszahlung der hier und in der Umgegend gewonnenen Beträge eine dermaßen guten Ruf erworben, daß wir Jeden auf dessen heutiges Inserat schon an dieser Stelle aufmerk sam machen.