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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190003110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19000311
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19000311
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-03
- Tag 1900-03-11
-
Monat
1900-03
-
Jahr
1900
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1900
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Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr, dir Abend-Ausgabe Wochentag- um b Uhr. Ledaclion und Lr-editio«: Jaßauni»§affe 8. Dir Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filiale«: «tfretz Hahu vorm. v. Klemm'» L-rtt«. Umversitätsstraßr 3 (Pavltnnm), Lauts L-sche, Lathariaenstr. 14, part. und Küuigsplntz 7. Bezugs-PreiS 1» der Hauptezpeditioa oder den im Stadt- bezirk und den Vororten errichteten Aus» gaveftellen ab geholt: vierteljährlich 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins HauS^t S.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Dirrcte tägliche Kreuzbandsendung in- Ausland: monatlich ^ll 7.b0. MpMtr TagMM Anzeiger. ÄmlsUatt -es Königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes nn- Nolizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. Auzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile SO Psg. Reclomen unter dem RedactionSslrich (4aa- spalten) bO^, vor Len Familiennachrichtra (6 gespalten- 40.^. Größere Schriften laut unseren: Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Zisfernsop nach höherem Laris. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen. Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesürdernng ^l 70.—. Anuahmeschluß fiir Iuzeige«: Ab end-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen- Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je »ine halbe Stunde früher. Pnrei-ea sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 94. Jahrgang, Z IW Sonntag den 11. März 1900.' rxrieoensworr eines evangeuia-en Avaeordnelen ganz ungescheut ivrui, u-c » « . » v.v... v... mit der Erklärung beantwortet, das Ccntrum denke gar nicht I verschlagen hat, und der mich auf das liebenswürdigste mit Der Krieg in Südafrika. Bei dem Mangel jeglicher positiver Nachrichten vom Kriegsschauplätze bewegen sich die Meldungen immer im Con- junctiv. So lauten zwei Depeschen: * London, 10. März. (Telegramm.) Wie daS „Neuter'sche Bureau" aus dem Boerenhauptquartier bei Biggarsberg von vor- gestern meldet, berichten Kundschafter, sie seien gestern bei Wasch, bank aus sechs britische Kundschafter gestoßen und hätten einen getödtrt und drei verwundet. Dieselben berichten ferner, 12 000 Engländer sollen die Boerenstrlluugeo aus der Richtung von Helpmakaar her bedrohen. * London, 10. März. „Daily News" berichten aus Lourentzv Marques unter dem 8. d. MtS.: Präsident Krüger soll in Glencoe vor seiner Abreise nach Bloemfontein in einer Ansprache gesagt haben, eS sei ungewiß, ob der Kampf durch Schiedsspruch oder Intervention werde beendigt werden; sicher werde er wohl in einem Monate beendet sein. Von positiven Mitteilungen ist zu verzeichne», daß die Division des Generals Brabant, ohne Widerstand zu finden, in IameStowa eingetroffen ist und daß Lord Kitchencr sich in Kimberley befindet. E- scheint demnach als wolle Robert- feine erhofften Lorbeeren mit Niemand theilen. entdeckt hatte. Weiter ging es du« staubige Straße entlang, doch mit weniger Glück als bisher. Der Weg theilte sich oster, und ich mit manche Strecke vergeblich. In verschiedenen Boerenlagern, in denen ich nach dem Wege fragte, konnte man mir keine, oder nur mangelhafte Auskunft geben, und mein Pferdchen zeigte von Stunde zu Stunde größere Müdigkeit. Endlich kam ich nach vielam Herumirren, wobei ich unter Anderem durch einen breiten Fluß mit starker Strömung mußte — denn Brücken giebt eS hier nur an der Eisenbahn — an eine deutsche Ambulanz, wo ich zunächst erfuhr, daß ich auf einem falschen Wege sei, dafür aber den richtigen Weg beschrieben bekam. Mer es war bereits 5 Uhr Nachm'itags geworden, und ich hakte noch zwei Stunden zu reiten. Der Weg, anfangs eine alte Ochsenwagen- straße, wurde immer unwegsamer und führt« schließlich nur noch als schmaler Fußsteig durch dichtes Gestrüpp, über Geröll und schliipferige F«lsblöcke. Da mein armes Pferd kaum noch von der Stelle zu bringen war, stieg ich ab und zog es hinter mir her. Als die Sonne immer tiefer sank, die Schatten immer länger und die Gegend immer wildromantischer wurde, ohne daß eine Spur von einem menschlichen Lager zu entdecken war, wurde ich doch besorgt, bei dem Gedanken, daß man mir wieder einen falschen Weg gesagt haben könnte und ich das Lager vor Anbruch der Dunkelheit nicht mehr erreichen, oder gar auf"eine englische Stellung stoßen würde. Endlich — es dunkelte bereits — sah ich in der Ferne einen weißen kleinen Fleck, den ich als ein Zelt erkannte. Es war das deutsche Lager. Alle Müdigkeit war ver gessen, ich verdoppelte meine Schritte, und eilte, so schnell es der Gaul, den ich nachzog, gestattete, vorwärts. Eine halbe Stunde später saß ich im bequemen geräumigen Zelt bei einem einfachen Mahl und einem noch einfacheren Trunk, aber im Kreise deutscher Kameraden; und in meinem Ohr klang wieder nach langer Zeit der alte, liebe, leichte, deutsche Casinoton. Diese Nacht schlief ich auf der harten Erde — Stroh gisbt es hier nicht — besser, als ich je in einem Bett geschlafen habe. Am nächsten Morgen aller dings thaten mir alle Knochen wsh; mein Rücken wies mehr als einen blauen Fleck auf, den das ungewohnte umgehängte Gewehr und der gefüllte Patronengürtckl dort hinterlassen hakten, und ich mutzte in den nächsten Tagen viel mit Sublimatgaze »Nd Hirsch talg arbeiten. (Tägliche Rundschau.) Brief eines Württembergers. Es wird dem „Schwäbischen Mercur" der Brief eines Würtembergers, Namens Hermann Seitz, zur Verfügung gestellt, der, wie so mancher Deutsche, sich den Boeren angeschlossen und an der Belagerung von Kimberley theilgenommen hat. Der Brief, an einen Stuttgarter Arbeiter gerichtet, lautet im Wesent lichen: Pieterwolfsfarm bei Dornfield, 29. December 1899. Daß ich zur Armee eintrat, habe ich noch nie bereut, da ich die Sache Transvaals als absolut gerecht erkannt habe. Abgesehen von der militärischen und politischen Lage, kann ich aber nicht umhin, allen College» zuzurufen: „Seid froh, daß Ihr in einem Lande lebt, in dem Ruhe und Sicherheit gewährleistet ist und Besitz und Erwerb ungestört bleibt." Da ich beim 7. Regiment diente und auch in meinem Privatleben kern Pferd bestiegen hatte, so fand ich Verwendung bei der Belagerung Kimberleys, wo außer 4000 Reitern und 30 Geschützen noch 1500 Fußtruppen in Stellung sich befinden, wozu fast jede Woche noch Verstärkung eintrifft. Die Engländer haben schon mehrere größere Demon strationen unternommen, wobei sie aber stets schlecht wegkamen. Ich gehöre dem Vorpostencommanwo unter Cornet Cröner an, das etwa 200 Mann start ist. Wir befinden uns stets volle 24 Stunden in der Position und werden dann von der Ablösung zurückgezogen. Meine Zeichenkenntniffe als Möbelzeichner sind mir schon trefflich zu statten gekommen, indem ich von dem vor liegenden Geländeabschnitte ein genaues Kroki mit Paftellstiften ausführte, wozu ich die wichtigsten Anhaltspunkte auf eigene Faust mittels nächtlichen Patrouillirens mir verschaffte, wobei ich am 10. November von einem englischen Posten angeschossen und durch «inen Streifschuß am Oberarm 14 Tage gefechts unfähig wurde. Ich hatte aber meinen Zweck erreicht und wir konnten am 18. December unter vorheriger Einleitung unserer schweren Geschütze den Belagerungsring einer wesentlichen Ein schnürung unterziehen. Am 25. December wurde ich zum Com- mandant Cronje befohlen und bin jetzt damit beschäftigt, mir möglichst rasch dir holländische Sprache vollends anzueignen, da mir in Aussicht gestellt wurde, bei besserer Beherrschung der selben im topographischen Bureau des Commandos Verwendung zu finden. Unsere Verpflegung ist nach europäischen Begriffen für 3 Mann hinreichend, doch haben wir auch Witterungs Unbilden zu trotzen, die einen schwächlichen Menschen überhaupt nicht lange auch nur vegetiren lassen. Seit 4 Wochen haben wir täglich eine Hitze von 85—90 Grad Fahrenheit (ca. 25 Grad R ), welche aber Nachts einer desto fühlbareren niederen Temperatur Platz macht, so daß es beinahe den Nullpunkt erreicht. Es ist ein Glück, daß wir von dm sonst häufigen furchtbaren Regen güssen verschont blieben und die Einbettungen unserer schweren Geschütz« nicht weggewaschen wurden wie kürzlich -ei Mafeking, wo unter Verlust vieler Menschenleben die schweren Kanonen wieder in Vertheidigungszustand gebracht wurden, da Vie Eng länder bei Tagesanbruch die Flöße bemerkt und «in concentrirtes Feuer auf die defecten Positionen gerichtet hatten. Da die wenigsten unserer Leute Mit Hieb- und Stoßwaffen versehen sind, so müssen wir auf einen gewaltsamen Sturm angriff verzichten, da eS bei letzterem ohne Nochkampf nicht abgeht und wir dabei jedenfalls den Kürzeren ziehen dürften. Es ist mir bis heute unerklärlich, warum die militäri schen maßgebenden Berather 'der Transvaalregierung die NoH- wendigkeit eines Bajonets nicht klargelegt haben. So viel ich herausgefunden habe, geht unser Plan dahin, die englischcnTruppenmassenJahrundTagdurch kleine Gefechte hinzuhalten. Sobald Lady smith entsetzt werden sollte, zieht sich unser Comman'do nach Bloemfontritn und später selbst nach Pretoria zurück und wird den Eng ländern öde, leere Stätten zurücklassen und vielleicht in längerer Zeit eS dem Klima, Hunger und Krankheit überlassen, das eng lische Heer derart zu decimiren, daß es uns nicht schwer fallen wird, ihm eine Katastrophe beizubringen, die viel leicht ein Gegenstück zu Napoleons Untergang in Rußland bilden Brief aus dem Lager des deutschen Corps vor Ladysmith, den 18. Januar 1900. Am 16. Januar Abends waren endlich ich, mein Boy und vor allen Dingen mein Pferd so rveit kriegsbereit, daß wir ab reffen konnten. Auf dem Bahnhofe empfing ich neben meinem Gouvernementsb-illet eine grüne Karte, die in Holländisch und Englisch die Ueberschrift trug: „Jnformationsbureuu des Rothen Kreuzes". M« linke Seite enthält den „Identitätsbeweis" mit Namen, Alter, Wohnort und Lruppenabtheilung des Inhabers, die rechte Seite fönenden Satz in holländischer uüd englischer Sprache: „Im Falle von Tod oder Verwundung des Inhabers dieser Karte, wird gebeten, dieselbe ausgefüllt an dbenstehende Adresse zu senden. Darunter: Gefallen: Ort: Datum: Verwundet: Art der Verwundung: Ort: Datum:" Diese sehr segensreiche Einrichtung ist der Initiative eines Arztes vom holländischen Rothen Kreuz zu verdauten. Nach zweitägiger Fahrt hielt der Zug Morgens um 7 Uhr in Elandslaagte, von wo ich meine Reffe zu Pferde fortsetzen mußte, da Pferde auf der letzten Station vor dem Hauptlager aus Mangel an Kämpen nicht ausgeladen werden können. Meinen schwarzen Burschen sandte ich mit meinem Gepäck bis nach Modderspruit weiter, von wo er mit dem nächsten Ochsenwayen nachkommen sollte. Auf dem Bahnhofe traf ich einen ehomaligen deutschen Studenten, den das Schicksal auch hierher ' ' ' ' ° -s»- "i Käffte/'geröstetem Brod und Jam'bewirthete. Letzteres ist eine Art Fruchtgelee, das man hier in Ermangelung von Butter auf das sonst furchtbar trockene Gebäck streicht. Dann sattelte mein Gastfrcund eines seiner beiden „Beune-Pferde", wie er sie stolz nannte und begleitete mich an die Straße nach dem Hauptlager. Als wir eine kleine Stunde geritten waren, und in der Ferne die Zelte desselben auftauchten, trennten wir uns. Während er auf seinen Posten zurückkehrte, trabte ich munter die Landstraße ent lang, erfüllt von der Hoffnung, nun bald an den Feind und in das Gefecht zu kommen. Kurz vor dem Lager wurde ich von zwei Männern mit großen Schlapphüten, Gewehr und Patronen gürtel angehalten, die sich gemächlich unter einem aufgespannten Regenschirme gelagert hatten, der sie gegen die Strahlen der brennenden Sonne schützte. Ich mußte meinen Paß vorzeigen. Nach mehreren gemeinsamen Leseversuchen, vielem bedächtigen Kopfnicken und einem eingehenden Verhöre wurde ich „für gut befunden" und eingelassen. Ich ritt die durch zwei Reihen von dicht nebeneinander stehenden Ochscnwagen gebildete breite Lagerstraße entlang und fragte nach dem General Joubert. Man zeigte mir ein großes, hcrlboffenes Zelt. In der Mitte desselben saß an einem kleinen Tische ein großer, kräftiger Mann in Civil- kleidung mit dichtem, grauen Haar und einem langen grauen Barte — Joubert. Im Kreise um ihn herum hatte sich auf Stühlen und Kisten eine Anzahl graubärtiger Boeren gruppirt, die seinen Stab bilden. Ich hatte bereits in Pretoria von deutschen Officieren, die im Hauptlager gewesen waren, gehört, wie wenig wohlgesinnt General Joubert den deutschen Officieren und den Deutschen überhaupt ist. Deshalb beschloß ich, mich nur kurz zu melden und dann sofort weiter nach dem deutschen CorpS zu begeben. Nach Allem, was man hier hört, besitzt Joubert fahr loenige von den Eigenschaften, die zu seiner hohen und verantwortlichen Stellung nöthig »oären. Er bsharrt mit eiserner Starrköpfigkeit auf einen einmal gefaßten Entschluß, ohne sich durch Veränderungen in der Lage oder sonstige Vernunftgründe davon a-bringen zu lassen. Diese echte boerische Starrköpfigkeit, seine große Lang samkeit und der Mangel an militärischem Blick haben die Lage bei Ladysmith sehr verschlechtert. Zufrieden mit den laicht er rungenen Erfolgen, dachte er nicht daran, seinen Sieg auszu nutzen, sondern ließ in unglaublicher Kurz sichtigkeit den Engländer sogar Zeit, sich von Neuem in einer Position f«stzusetzen, die die Boeren jetzt bereits drei Monate lang vergeblich belagern, und die, wenngleich sie kaum mehr lange zu halten sein wird, doch niemals hätte in die Hände der Engländer kommen brauchen. Stundenlang war ich bereits der einsamen, staubigen, heißen Straße gefolgt, mich von einem der im Kreise die Höhen um Ladysmith beherrschenden Boerenlager nach dem anderen durch fragend. Gegen Mittag erreichte ich «in kleines Lager, bei dem ich Halt machte, um mir und meinem müden Gaul etwas Ruhe zu gönnen. Ich traf hier glüchlicher Weise einen alten deutschen Farmer, der mich mit großer GastfreundlitPeit aufnahm. Nach dem ich meinen Gaul abgesattekt, ihm die Halfterleine um das Knie gebunden und ihm so nach hiesiger Methode überlassen hatte, sich sein Futter selbst zu suchen, kroch ich in den durch den Ochsenwag«n und einen Verschlag von Zeltlernwand gebildeten engen Raum. Der alte Farmer holte nun zunächst «inen großen Topf mit kaltem Thee und schmunzelt« vergnügt, als ich, durstig, wie ich war, «inen tiefen, langen Zug »hat. Dann schritt er nach tum Wagen, unter dem an einem zwischen tun Rädern ausge spannten Bindfaden mehrere Fliegenschwärme hingen, ähnlich wie ich es zu Hause häufig von jungen Bienenschwärmengesehen hatte. Aergerlich fuhr er mit dem Hut darüber. Die Fliegen stoben in einer dichten Wolke nach allen Seiten auseinander, und an ihrer Stelle wurden mehrere in lange Streifen geschnittene rohe Fleffchstücke sichtbar, die nach Boerenart aufgehängt waren, um in der Sonn« getrocknet zu werden. Ein mächtiges Stück wurtu angeschnitten und in eine Pfanne gethan, dazu kam auS einer Blechschachtel eine Portion Fett; die hier in jedem Essen unver meidlichen todten Fliegen waren auch sofort zur Stelle, und bald brckdettr lustig über dem Feuer, was man auf einer modernen Speisekart« ein Beefsteak von Filet nennen würde. Nachdem daS sehr wohlschmeckende Mahl unter Zuhilfenahme von Jagdmesser und Fingern eingenommen war, folgte aus einer ländlichen Steinkruke ein Trunk kühlen Kaffernbieres. Es ist dies eine röthlich-braune, trübe Flüssigkeit von erfrischendem, säuerlichem Geschmack. Dir Zubereitung derselben ist, wie ich mir habe erzählen lassen, eine sehr «infache. Nach dem Mahle verabschiedete ich mich von meinem Gastgeber und fing mir meinen Gaul wieder ein, den Ich nach längerem Suchen mit dem Fernglas« auf einer nahen Wies« unter den Pferden der Doerrn Ein Brief Krügers. * Lsndon, 8. März. Einen interessanten Brief Krüger' s vom 8. Januar an seine Boeren veröffentlicht der „Daily Tele graph". Wir entnehm«n ihm Folgendes: „Zu Eurer eig«nen Information und zu der Eurer Offici«re wünsche ich, feftg«stellt zu wissen, daß durch Gottes Segen unftre groß« Sache so weit gediehen ist, daß wir nach Aufwendung unserer ganzen Willenkraft auch hoffen dürfen, sie zu einem erfolgreichen Abschluß für uns zu bringen. Wenn wir das erreichen wollen, müssen wir jedoch unbedingt thun, was in unseren Kräften steht. Alle Bürger, die in der Lage sind, Kriegs dienst zu thun, sollen zum Schlachtfeld« eilen. Ich bitte Euch, Brüder, hierin mit allem möglichen Eifer und mit Gewissen haftigkeit zu verfahr«!, und Eure Blicke fest auf jene Vorsehung zu richten, die unser Volk durch ganz Afrika so wunderbar geleitet hat. Lest den 33. Psalm, vom 7. Verse bis zu Ende. Der Feind vertraut auf da» Bibelwort, in dem es heißt, daß dies Volk nicht mshr bestehen und sein Nam« verschwinden soll von der Erde; aber der Herr sagt auch wieder: „Es soll bestehen." Lest auch jenen Psalm, in dem gesagt wird, daß di« Christen, wenn sie sich von Gottes Wort abwenden, von schwerem Mißgeschick heimgesucht werden, daß aber seine Gnad« und Barmherzigkeit ewig sind. Was er aber gesagt hat, bleibt immer bestehen. Vergeßt nicht, daß der Feind Zerstörung geschaffen hat an allen Orten, die er betreten hat. In der Coloni« hat er die Güter der Afri- kapdrr fortgeschl«ppt und verkauft oder zerstört Alle». Selbst im Oranje-Freistaat verwüstet «r die Farmen. Ich brauche Euch nicht von den Zerstörungen zu m«ld«n, Ihr wißt ja genug davon, und ich erinnere Euch an den Angriff des Teufels auf Christus und seine Kirche. Ihr wißt, daß unsere Sache eine gerechte ist, und Niemand kann r» bezweifeln. Wir müssen fortfahrrn, im Namen deS Ewigen zu kämpfrn." Vorhaltungen macht über ihren Umgang mit älteren, evangelischen College»? Der zweite Fall ist an der unteren Ruhr passirt. Dort wünschte einLehrer, seiner Vorbildung gemäß im Seminardienst beschäf tigt zu werden. Ich erkundigte mich über ihn, und da ich glänzende Auskuuft erhielt, so verwandte ich mich bei dem UnlerslaatSsekretär Kuegler für den Mann. Er muß nun von seinem Recior ein jeuguiß erhaltru. Der Rector sagte ihm, er werde in ent- prrchruder Weise berichten; der Lehrer müsse sich aber vor Allem in religiöser Beziehung correct verhalten. Der Lehrer erwiderte, er sei seinen kirchlichen und religiösen Pflichten stets nach, gekommen. Der Rector gab dies zu, fügte aber dann hinzu: „Sie müssen mehr thun, um zu zeigen, daß Ihnen die katho. lisch en Anschauungen in Fleisch und Blut übergegangen ind. Sie müssen sich in Ihrem Umgang in Acht nehmen. Sie haben auffallend viel evangelische Bekannte; Sie müssen ich mehr an katholische Bekannte anschließen, und wenn Sie dann 2 bis 3 Jahre eine entsprechende Gesinnung gezeigt haben, dann werden Sie rasch weiter kommen." (Hört, hört!) Der Rector sagte weiter, er werde ja nicht ungünstig be richten, aber der Lehrer müsse auch zeigen, daß er sich nach seinen Wünschen richten wolle. (Hört! hört!) Ich glaube, jeder Commentar würde den Eindruck, den diese- Bild ultramontaner In- toleranz macht, abschwüchen." Allerdings, aber mindestens ebenso schlimm wie römische Intoleranz ist die — Toleranz des Staates Preußen, der gerade jetzt erkennen mußte, daß das Centrum nicht zu ver söhnen ist. Die besagte „Centralinstanz" schwieg. Mit Klagen über gegenwärtige „Bedrückung", das erkennt man, ist nichts zu mache», dafür muß die Vergangenheit herbalten, um das Gefühl des BefriediglseinS, die rückhaltlose Staats treue unter den Anhängern nicht aufkommen zu lassen. Der Abgeordnete und Caplan DaSbach hat dieser Tage ein Friedenswort eines evangelischen Abgeordneten ganz ungescheut daran, Tobte begraben sein zu lassen, werde „Kindern und Kindeskindern stelS Vorhalten, wie die Katholiken zur Zeit des CulturkampfeS in Preußen behandelt worden sind". Den Culturkampf hatten bekanntlich die Ultramontanen begonnen, gegen welche Feststellung sie im Grunde auch nichts einzu wenden wissen, al» dir richtige, aber geschichtlich aleichgiltige Tbatsache, daß der erste hörbare Schuß vom Staate ab- gefeu-rt worden war. Die wirklich christlichen Friedensworte deS Abgeordneten Friedberg und seines gleich vortrefflichen ParlamentScollegen PfarreS Hackenberg, einer ausgezeichneten neuen Acquisition des Abgeordnetenhauses und der national- liberalen Partei, sind umsonst gesprochen, wenigstens bis zu der Zeit, wo da» Centrum die Erfahrung machen wird, die Herrn Richter nicht erspart geblieben ist. Vielleicht erweist sich diese Zeit schon gekommen, wenn wegen der Flotte der Reichstag aufgelöst werden muß. Aus -er Woche. E» ist ein Zeichen der parteipolitischen Misere Deutsch- , landS, daß eine Angelegenheit wie die de» Fleischbeschau- l gesetzt» hüben und drüben mit einer nationalen Daseinsfrage, ! wie die Flottensache ist, verquickt werden konnte. Häßlich und unklug zugleich. Wenn das Fleischeinfuhrverbot fällt, werden die Conservativen dennoch sich ihrer Pflicht gegen die LandeSvertheidiguog nicht entschlagen können, und erscheint das Verbot, dann müssen eben die linkSnationalliberalen Zeitungen, die bisher anders verfahren, daS Vorhandensein eine- Zusammenhangs zwischen Fleischgesetz und Flotten vorlage in Abrede stellen. Von den Berliner Leitern deS Bundes der Landwirthe versehen wir unS freilich einer geänderten Taktik für den Fall ihres Unterliegens in der Verbotsfrage nicht, sie würden aber auch gegen die Flotte Minen legen, wenn sie siegten, wenn also insbesondere auch die sächsische Regierung sich g«nau nach der „Deutschen TageSztg." richtete, die einen kurzen Berliner Aufenthalt d«S StaatSministerS v. Metzsch zum Anlaß nimmt, unsere Landesregierung zu bedeuten: „Daß aus Händlerkreiseu auch die sächsische Negierung in zu. dringlichster Weise wegen deS Fleischbeschaugesetzes angegangen wird, läßt sich denken. ES erscheint aber ausgeschlossen, daß die sächsische Regierung im Bundesrathe gegen die Commis- sionSbeschlüsse stimmen könnte. Sie würde damit ihren eignen Standpunkt preisgeben, und da» kann von einer Regierung, wie e» die sächsische ist, nicht erwartet werden." Selbstverständlich hatte die sächsische Regierung, der maß gebenden Bedeutung dieses Blattes für Sachsen Rechnung tragend, der „Deutschen Tageszeitung" ganz genau mit- getheilt, welches „ihr eigener Standpunkt" ist. Da das Fleischbeschaugesetz einmal mit der Flotte in Zusammenhang gebracht ist, so muß man wünschen, daß Graf Posadowsky nicht allzu lange ven Cunctator spiel«. Allerdings die „DeckungS frage" reicht bei dem vorhande nen guten Willen auch hin, die Verwirrung der Köpfe be stehen zu lassen und zu verstärken. DaS Ceotrurn soll sich zwar, wie gemeldet, besonnen haben und die sofortige Auf bringung der Mittel für spätere Ausgaben nicht mehr als nothwendig hinstellen wollen. Zeit wäre eS, daß die aus schlaggebende Partei dies Treiben nicht mehr mitmachte. Denn, an den Vorgängen bei der HeereSverstärknng von 1893 gemessen, erscheint diese» Deckungsgeschrei al» ein geradezu ungeheuerlicher Schwindel. Damals kam die Re gierung sofort mit Deckungsvorschlägen, aber wie heute das Fehlen solcher Vorschläge gegen die Flottenvorlage ausgebeutet wird, wurden vor sieben Jahren gerade umgekehrt der Militärvorlage diese Vorschläge als Steine in den Weg gewälzt und wurde schließlich unter Ablehnung der anderen Forderungen auch nur eine Erhöhung der Bvrsensteuer bewilligt, Letzteres ohne Frage mehr au» „Bosheit und Plaisir" denn aus Patriotismus. Daß die verworfenen Steuern auch nicht gebraucht wurden und werden, beweist vielleicht etwas gegen den Grafen Caprivi, aber sicher nichts gegen das anders geartete Vorgehen der jetzigen Regierung, die auf eine nach 1893 eingetretene außer ordentliche Steigerung der Staatseinnahmen Hinweisen kann. Die Verhandlungen de» preußischen Abgeord netenhauses über den CultuSetat sind sehr geeignet, den extremen Elementen im Centrum die Arbeit zu erschweren. Daß man von den „Katholiken" nur fordere, ihnen aber die „Rechtsgleichheit" versage, daS angesichts deS Auftreten» der Regierung und der zu Tage geförderten Tbatsachen aufrecht zu erhalten, ist ein allzu schwere» Stück Arbeit. Katholisch ist thatsächlich „Trumpf", der Ultramontanisinu» privilegirt. WaS die preußische Regierung sich „ohne Murren" bieten läßt, geht aus den beiden folgenden Fällen hervor, die der Nationalliberale Beumer vorbrachte. Der Abgeordnete nahm Bezug auf ein im „Leipz. Tageblatt" wiedergegebenes Urtheil seines FractionSgenofsen Hackenberg und erzählte: „Der Abg. Hackenberg hat gestern behauptet, es sei vorgekommen, Laß katholischen Lehrern von ihren Vorgesetzten ein Verbrechen daran» gemacht wurde, daß sie Umgang mit ihren evangelischen Collegen pflegten. Als er das sagte, kamen auS den Reihen des Eentrums mehrere Rufe: „Beweise!" Ich bin in der Lage, den gewünschten Beweis z« führen und zwei Fälle Ihnen zu unter breiten, die für da» Machtgriübl der Ultramontanen außerordentlich typisch sind. Im Landkreise Essen hatte rin katholischer Lehrer bei den Gemeinderathswahlen seine Stimme für die sogenannte Zechen partei abgegeben, d. h. für die Candidaten derjenigen Zeche, die in der betreffenden Gemeinde mehr als die Hälfte der gejammten Commonalsteuern zahlte und außerdem alle Jahre für katholische und evangelische Kirchenbauten große Opfer aufbrachte. Der Lehrer war von der meiner Ansicht nach richtigen Anschauung auSgegangrn, Laß einer derartigen Zechenverwaltung auch eia entsprechender Sitz im Gemeindecollegium gebühre. Er hatte sich aber durch seine Ab stimmung den Zorn seine» SchultnspectorS, eine» katholischen Geist, lichen, zugezogrn, und b«i der demnächst erfolgenden Wahl eines HauptlehrerS, bei der der Lehrer aus sein« Wahl gerechnet hatte, wurde er übergangen und «» wurde ihm eine jüngere Kraft von auswärts vorgesetzt. (Hört, hört!) Auf meinen Rath wandte sich der Mann hierauf an di» Düsseldorfer Regierung. In der amtlichen Eingabe, deren Abschrift mir vorliegt, heißt es, der Lehrer hab« über seinen Verkehr mit evangelischen Lehrern manch« abfällige Bemerkung gehört, ja s«tu«r Illtährigen Tochter sei von dem geistlichen Sch»li,s-«ct»r der Umgang mit den Töchtern d«S evangelischen Lehrer» verboten vordrn. (Hört, hört!) Auf diesen Satz ist in der Antwort der Düsseldorfer Regierung mit keinem Wort eingegang««. Sie hat einfach erwidert, wenn er auch fetu RectoratSezamen gemacht hab«, so hab« er Loch krineu Anspruch auf Anstellung al» Rector, zumal sein frühere» Verhalt«« nicht einwandSfrei gewesen sei, (Hört, hört! im Eentpum) In der Lhat hott« der Maa im Jabre 1883 einryak «inen Verwei» «rbaUe». Im Jeder 1897 aber hatte ihm her katholisch« KreiSfchnltnspector da» mir im Original vorliegend« Zengniß ausgestellt, daß er sich bisher gut geführt, befriedigend» UuterrtchtSrrfolge erzielt hab« und daß er mit löblichem Eifer au seiner Weiterbildung arbeite. (Hört! hört!) Daß di« Düsseldorfer Regierung im Jahr, 1900 «in«» Marnw, der 1887 «in so vottheilhafte» Zeug- niß bekommen bat. au em«, im Jahre 1883 erholte«« Verwei» erinnert, kan» ich auf keinen Kall für richtig halten. Ich richt, an di« Erutral-Jnftana di« Krag«: Warum fchrriirt man nicht «in g«ge» «tu«» OrtSschulinspector, der ftiam katholischen Lehrern
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