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HANS-PETER STEGER studierte am Konservatorium ^htlle/S bei Prof. Günter Angerhöfer Fagott. Er war |M:h Beendigung seines Studiums Solofagottist am ^leater Bautzen, Landestheater Dessau, an der Ko mischen Oper Berlin, beim Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig und bei der Staatskapelle Berlin. Seit 1982 ist er Solofagottist der Dresdner Philharmonie. Als Mit glied der Dresdner Bläsersolisten und der Virtuosi Sa- xoniae ist er an zahlreichen Rundfunk- und Schallplat tenaufnahmen sowie Auslandsgastspielen beteiligt. HANS-DETLEF LOCHNER, 1952 geboren, erhielt seine musikalische Ausbildung an der Spezialschule und an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber" Dresden in den Fächern Klavier, Komposition und Kla rinette. Seine Lehrer im Fach Klarinette waren die Kam mervirtuosen Manfred Wünsche (Staatskapelle Dresden) und Werner Metzner (Dresdner Philharmonie). Nach dem Staatsexamen trat er 1973 sein erstes Engagement beim Philharmonischen Orchester des Volkstheaters Ro stock an. 1974 wurde er als Soloklarinettist an die Dresdner Philharmonie verpflichtet. Als Solist konzer tierte er bei den führenden Orchestern der DDR und u. a. in der CSSR, in Rumänien, Italien, Frankreich, der BRD, in England, Österreich und der Schweiz. Seit 1976 wirkt er neben seiner Tätigkeit bei der Dresdner Philharmonie als Lehrbeauftragter im Fach Klarinette an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber" Dresden. Er ist einer der Mitbegründer des Bläser quintetts „Dresdner Bläsersolisten". Das Klarinetten konzert von Paul Hindemith spielte er — mit der Dresd ner Philharmonie unter Herbert Kegel — für Eterna ein. auf diese Weise den jüngst, am 5. Juni 1826, verstorbenen Weber zu ehren und seinem An denken zu huldigen. Zunächst lag die Ouvertüre lediglich in einer Fassung für Klavier zu vier Händen vor; erst einige Jahre später wurde sie, in dieser end gültigen Gestalt von Robert Schumann begei stert begrüßt, mit meisterhafter orchestraler Ko- loristik, Durchsichtigkeit und Charakteristik ver sehen. Die Shakespeare-Übersetzungen August Wilhelm Schlegels und Ludwig Tiecks hatten Anfang des 19. Jahrhunderts die Werke des englischen Dichters in Deutschland bekannt ge macht. Die familiäre Beziehung der Mendels sohns zu Friedrich Schlegel mag dazu beigetra gen haben, dem jungen Komponisten die Welt Shakespeares zu erschließen. Mit der Sommer nachtstraum-Ouvertüre fügte Mendelssohn dem Intonationsschatz der Musik des frühen 19. Jahrhunderts eine originelle, persönliche Leistung bei: den Ton der märchenhaft-heite ren, hell-freundlichen Geistersphäre. Romanti sche Naturbeseelung, Waldesrauschen, der Zauber der Mondnacht, das Flüstern der Elfen und Nixen — all das wird mit märchenhafter Poesie in diesem Stück lebendig, das bei aller Originalität nicht „vom Himmel gefallen" war, sondern deutlich Webers Vorbild erkennen läßt. Nicht minder genial und ursprünglich tritt uns Mendelssohn in der erst 17 Jahre später, also 1843, komponierten und uraufgeführten voll ständigen „Musik zu Shakespeares Sommernachtstraum" entgegen, in die er die Ouvertüre ohne jede Änderung über nahm. Als Richard Strauss in den Jahren des Faschismus neben anderen Komponisten auf gefordert wurde, eine „Sommernachtstraum- Ersatzmusik" zu schreiben, wies er dieses Ansin nen zurück, da niemals etwas nur ähnlich Voll kommenes geschaffen werden könne. Obwohl 17 Jahre zwischen der Komposition der Ouver türe und der Bühnenmusik op. 61 vergangen waren, begegnet in den späteren Stücken der gleiche jugendliche Schwung, findet sich nir gends ein Stilbruch. In unserer Aufführung fol gen der Ouvertüre vier Teile aus der Bühnen musik, zunächst das leidenschaftliche Inter mezzo, das nach dem 2. Akt der Verzweif lung der Liebenden und Verschmähten Aus druck gibt und in einem burlesken Nachspiel den Auftritt der Handwerker zu Beginn des 3. Aktes ankündigt. Das phantastische, bildhaf ¬ te Scherzo, das den 1. Akt von Shake speares „Phantastischem Traumbild" beschließt, beschwört wieder die Feen- und Elfenwelt der Ouvertüre herauf mit Holzbläser-Gekicher und dem Pianissimo-Geflüster der Streicher. Das empfindungstiefe Notturno verbreitet mit getragenen, breiten Kantilenen in Fagotten und Hörnern Ruhe und Frieden. Die glückliche Lösung der Verwicklungen und die schließliche Vereinigung der füreinander bestimmten Paare finden ihren jubelnden Ausdruck im Trompeten glanz des feierlich-festlichen H o c h z e i t s - morsches. Die Ouvertüre zu „Oberon", b e r s letzter Oper (1826), mit der unser Z'^P> „Carl Maria von Weber und die Romantik" fest lich ausklingt, vereinigt romantische Märchen stimmung und orientalisches Klangkolorit. Mit dem ersten, sehnsüchtig langgezogenen Hornruf ist man schon eingesponnen in eine fremdartige zauberische Welt; ein farbenprächtiger Klang reigen hebt an, in dem Kühnes neben Zartem steht, Heldisches mit elfenhaftem Spuk verwo ben ist zu einem Tonbild, dessen strahlender Klang wie dessen Transparenz das selten er reichte Vorbild für viele spätere Werke abge geben hat. Oberons Hornruf lockt die Geister aus Wald und Flur, sie huschen herbei in nie derrieselnden Läufen der Flöten und Klarinet ten; ein Marschrhythmus wird in Hörnern und Trompeten leise angestimmt, von den Violinen graziös umspielt, bis dann ein Orchesterschlag dem Elfenspuk ein Ende setzt und im unmittel bar sich anschließenden Allegro con fuoco die Gestalt des Ritters Hüon heraufbeschworen wird. Sein Liebesthema, Vision der schönen Rezia, zuerst von der Soloklarinette zart ge sungen, dann von den Violinen aufgenommen und weitergetrieben, vereinigt sich mit dem Gesang der Geliebten. Es geht über in ckis glanzvoll ritterliche Thema, bis im Schlulf^Ä schwung Liebe und Treue alles überwinden^?o wird die Fabel des „Oberon" allein durch die Ausdruckskraft der Musik deutlich gemacht: Der Elfenkönig Oberon streitet sich mit seiner Gemahlin Titania, wer bei den Menschen treuer sei, die Frau oder der Mann. Sie stellen das Liebespaar Hüon und Rezia auf die Probe, aber beide wissen — wie Tamino und Pamina in der „Zauberflöte" - alle Prüfungen zu be stehen. Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Prof. Dr. habil. Dieter Härtwig Chefdirigent: Jörg-Peter Weigle — Spielzeit 1986/87 Druck: GGV, BT Heidenau 111-25-16 2,85 JtG 009-32-87 EVP —,25 M 9. ZYKLUS-KONZERT 1986/87