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29. Jahrgang. Mittwoch, dm 2. Juli 1902. — Ein Gcneralstabswerk über den Chinazug ist gegenwärtig im Entstehen begriffen. Schon während der Transportreise der Truppen hatte der Kaiser dem Chef des Großen Generalstabes Anweisungen über die Schaffung eines solchen Werkes gegeben, und die Führer wurden demgemäß beauftragt, für das Werk Material zu sammeln. München, 30. Juni. Der vor zwei Jahren er öffnete Konkurs über das Vermögen der Bayerischen Be amtenkreditbank, Gesellschaft mit beschränkter Haftung, ergab die Thatsache, daß der 1899 durch Selbstmord geendete Direktor Wachier gegen 200000 Mark unter schlagen und kostspielige Passionen verwendet hat. Die Bestürzung unter den bayrischen Beamten, die nun mit ihren Privatmitteln herangezogen werden, ist sehr groß. Redaction und Expedition: vahnstrahe 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Lelegramm-Adreffe: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. ^ertliches «uv Sächsische«. Hohenstein-Ernstthal, den 1. Juli. — Einweisung Heute morgen fand im Zimmer der 1. Mädchenklasse eine interne Feier statt, an welcher außer dein vollzähligen Lehrerkollegium die Herren Bürgermeister Or. Polster, Stadtrath Müller und Pfarrer Albrecht theilnahmen. Es galt den neuen Cantor zu St. Trinitatis, Herrn Fischer, in sein Schul amt einzuweisen. Der erhebende Akt begann mit Ge sang der Liedstrophe 541, V. 3: Wir nehmen hier von deiner Hand den Lehrer, den uns Gott gesandt. Sodann ergriff Herr Direktor Patzig das Wort zu einer feierlichen Ansprache. In derselben begrüßte er die anwesenden Vertreter des Schulausschusses und seine Lehrer. Er gab hierauf seiner Freude Ausdruck, daß die fühlbare Lücke, die seit einem Vierteljahr im hiesigen Kollegium bestanden, nun dauernd beseitigt und durch eine tüchtige Kraft ausgefüllt sei. Nach einem dem neuen Klassenlehrer gewidmeten Willkommengruße be rührte er die Schwere des Abschieds, den Herr Fischer jedenfalls au seiner früheren Wirkungsstätte gehabt und wies hin, wie derselbe ausgeglichen werde durch das un- begrenzte Vertrauen seiner neuen Schülerinnen, die dem selben durch Blumen- und Laubjchmuck des Zimmers auch äußeren Ausdruck zu verleihen suchten. Möchte ihm das ein Trost für die Zukunft sein! — So wie er früher ein Führer der Unmündigen gewesen, so sei er es auch wieder in seinem neuen erweiterten Wirkungskreise. Denn hier sei er berufen, neben seinen Pflichten als Lehrer nach den kirchlichen Gesang der Gemeinde zu fördern und ein Ge chlecht heranbilden zu helfen, da» fest in seinem Glauben, fest zu Kaiser und Reich stehe. De» Redners anderer Wunsch ging dahin, die Tüchtigkeit de» Collegium« auf alter Höhe zu erhalten. Er sei fest überzeugt, daß Herr Fischer all sein Wissen und Können gern in den Dienst der Schule und Gemeinde stellen werde. Möchte ihm dazu Gott allezeit Glück und Wohl ergehen in Schule und Hau« geben und ihn segnen! Mit einem Handschlag gelobte hierauf Herr Fischer seine Treue im Amte. In einem kurzen Wort gedachte Herr Direclor Patzig der Mädchen, welche über die Anstellung eines Klassenlehrers große Freude an den Tag gelegt hätten. Er ermahnte sie, dieselbe in Fleiß, Folgsamkeit und Sittsamkeit umzusetzen. Nachdem das Lehrercolle gium eine Motette von A. Zedller vorgetragen, hieß die Schülerin Anna Heinrich als Prima Herrn Cantor Fischer willkommen und gelobte ihm namens ihrer Mitschülerinnen gutes Betragen, Fleiß und Gehorsam. Mit dem Ge- fange der 5. Strophe des Eingang« erwähnten Liedes schloß diese engere Feier. — Ein ausgiebiger Gewitterregen ging heute Mittag unter heftigem Donner in Begleitung von Schloßenfällen hier nieder und brachte die ersehnte Abkühlung der Temperatur. In den tiefcrgelegenen Häusern der rr9.n,nikerstraße war das Wasser in die Häuser gedrungen, A die Schleußen das strömende Wasser nicht aufzu- der Stadt Hohenstein-Ernst. 'h°-^nmcÄung^ Hunde' zur Lersteuerung. Ueber die im Besitz- befindlichen Hunde >st bis zum A in der Stadlsteucreinnahme — Rathhaus öobenst »-Ernstthal, Zimmer No. 2 - schriftlich An- A zu erstatt!» und bis zum 31. Juli d.e zweite Half e der Hundesteuer mit 4 Mark für ,° -'nen Hund zu be- In der letzten Versammlung der Gewerbe- Vereins Neustadt wurde die Anregung gegeben, den Stavtrath zu ersuchen, die Anschaffung eines Spreng wagen,, der bei der trockenen Jahreszeit unsere Straßen durchfahren und den ausfliegenden Staub beseitigen soll, in Betracht zu ziehen. Man glaubt damit im Sinne aller Einwohner zu handeln, und hofft um diesbezügliche Maßnahmen, da erklärt wurde, daß auch bet unserer städtischen Vertretung dieser Gedanke schon Ausdruck gefunden hat. Eine ausgedehnte Aussprache erweckte die Anregung, durch Hinzuziehung neuer Erwerbrzweige Ersatz zu schaffen für die zurückgehende Hausindustrie in der Weberei. Hierbei kamen nun verschiedene An- sichten zum Ausdruck. In der Hauptsache halte man wohl die Überzeugung, daß unsere Stadt zunächst mit Elek- trizilät zu versorgen sei, damit den Kleinhandwerkern die Möglichkeit geschaffen wird, durch Aufstellen von Elektromotoren billige und bequeme Betriebskraft zu er- langen. Es wurde gesagt, daß man bei der seinerzeitigen Anmeldung sich etwas reservirt gehalten habe, e» sei dar zwar ein Fehler, da dadurch die Rentabilitätsberechnung ungünstig aurfallen mußte, doch werde auch hier der Consum nach und nach steigen, Gewerbtreibende würden sich vervollkommnen durch Aufstellung von Kraftmaschinen, fremde Unternehmer würden keine Behinderung sehen, Niederlassungen zu schaffen, wenn ihnen al« zweite Haupt sache Grund und Boden vorlheilhaft angeboten werde. Zur Verfolgung dieser Frage soll eine Commission thälig sein, um Mittel und Wege zu finden, den Verkehr zu heben und lohnende Arbeitsgelegenheit zu schaffen. So schwer lösbar diese Frage auch sein wird, so erhofft man doch von der Thätigkeit dieser Commission erfolgreiche» Wirken. Als geeignete und schöne Grundstücke zu Bau stellen aller Art wurden die Fletscher'schen Felder am Bahnübergang nach dem Logenhaus in Vorschlag gebracht. — Der Altstädter Gewcrbeverein unternahm am vergangenen Scnntag einen Aurflug nach dem Mulden- thale (Rochsburg—Penig). An diesem Ausfluge be- theiligten sich gegen 70 Mitglieder, zum Theil mit Frauen, sodaß die Ausflugsgesellschaft auf ca. 110 Personen anwuchs. — Gestern in den Nachmiltagsstunden hatten wir Gelegenheit, den von der hiesigen Weber-Innung neu angeschafften Leichenwagen, welcher vor dem Webermeister haus ausgestellt war, zu besichtigen. Wie es die Inn ung schon früher bewiesen, daß sie bei etwaigen Bestell- ungen und Einkäufen nicht in die Großstädte geht, sondern hre Bedürfnisse fast ausschließlich hiesigen Geschäfts leuten aursühren läßt, so mag es auch hier der Fall ge- wesen sein; denn sie übertrug die Ausführung dieses Obiekte» dem Wagenbauer Herrn Emil Kunze in Ger«- genanntem Herrn schon der gute Rus vorausging, eine feine geschmackvolle Arbeit zu liefern, w waren nur doch gespannt, ob ein derartig aurgestatteter 7° 7c °°r un« sahen, auf unseren bergigen Bespannung von nur 2 Pferden gut fahr bar sei. Doch wie es scheint, hat diese Fraae Kerr Facküeute »u lösen verstanden, denn anwesmde Fachleute, sowie auch Herr Spediteur Helbig, welcher die Fuhren bet Beerdigungen zu besorgen hat, erklären, Jnsertionsgebühren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg., Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Umrahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm. 10 tthr. Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. Tag^tatt s« Lugau, WMMand, Ursprung, Mittelbach, Henk - Deutsches Reich. ^nand' ° di-Hohen Konttöb^ ""gegriffen einander mit der ^°si>rahcnten vervsiickt-» beizustehen und demgemäß d"„Ihrer Reiche zu schließe,? gemeinsam Theile von einer andren verpflichtet sich hiermu ^L werden, sa Angreifer gegen ^en Kontrahent, dem nicht beizustehen iondern^nk B-rbündeten nicht nur neutrale Haltung gegen wohlwollende beobachten. Wenn iedock in Mukontrahenten zu «»»I v-n bu »ng„i,,nd, ""gcgMenen bedrohen, unterstützt werdev sollte io 7 ^ik°l l diese« Vertrages stipuli!?c V-r° pflichtung des gegenseitigen Beistände« mit voller Heeres- macht auch m diesem Falle sofort in Kraft und die Kriegführung der beiden Hohen Kontrahenten wird auch dann eine gemeinsame bi« zum FricdenSschluß den Angegriffenen-' schützt der Bundes- verlrag. Seinem Wortlaute nach bietet uns der Ver trag einen guten Schutz, wenn wir von dem revanche- lustigen Frankreich angegriffen werden und Rußland sich zu Gunsten Frankreichs irgendwie einmengen sollte. Aber auf den Wortlaut der Verträge ist leider nicht viel zu geben, wenn man nicht eines starken Willen» bei den Verbündeten sicher ist; denn die Kunst der Diplomatie versteht es leider nur zu gut, die Rolle de« Angreifer« dem Angegriffenen zuzuschieben und umgekehrt. Rian denke an das jüngste Beispiel: wie die Buren von den Engländern, von Dr. Jameson und den Uitlander» so lange drangsalirt wurden, bis sie rasch entschlossen los schlugen, um ihren Bedrängern zuvorzukommen. Nun hatten sie für die Diplomatie die Rolle de» Angreifer« zugeschoben bekommen und waren doch in Wahrheit noch immer die hilfsbedürftigen Angegriffenen. — Pariser Blätter erörtern bereit« als die Nächstbetheiligten die Erneuerung des Dreibundes. „Figaro" sagt: Wir nehmen mit aller Beruhigung die Erneuerung de» Drei bünde» auf, nehmen Akt von seinem friedlichen Charakter, welcher nicht verdächtig werden kann, und bleiben unseren Erinnerungen treu, welche niemand auszulöschen vermag. „GauloiS" schreibt, der Dreibund sei nur noch eine reine Formalität, welche man erneuert, um nicht die Gewohn heit zu verlieren. „Petit Partsien" sagt: Wenngleich die Vertragsklauseln unverändert sint, hat der Dreibund nickt mehr den kriegerischen Charakter, wie ehedem. Pelite Röpublique" meint, da» Wesen de« Dreibundes habe sich nothwendigerweise geändert, Italien werdesetzt Lm ^n° °ntifr°n,°sis-he P°»U un.^ um rund 80 Millionen hm er Mionen weniger ver- L. 'M Diese» Blatt erscheint mit Ausnahme her Sonn- und Festtag- täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Ml. 25 Psg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Nr. 150.