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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 30.08.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050830025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905083002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905083002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-08
- Tag 1905-08-30
-
Monat
1905-08
-
Jahr
1905
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tvtese» Matt wird den Leiern von Dresden «vd Umgedun- am Tage vorher bereits als Abend-Ausgabe zugestellt. während eS die Post. Abonnenten am Morgen m einer Gelamtausgabe erhalten. SerugsgeMn «»«ladrltL »m,b«, «s«n» »«ü»att«« üutraau«, durch unlere Boten <»»«»»« und «» » «» an e»im- und Montaaen nur etnmav »M.»oVI. durch auSwärttieNoi». » M«. d« , Mt »0 «». vei einmalt»« Zulttlluna durch dt« voft»Mt. <ohn«veftell»e>»>. im Aus land mit «nllvrechendem Zulchlaie. er ackdrutk all« Artikel u. Ort,Mal- r>tUl«tlun,en nur mit deutlicher Ouelleuamadet.DreSd Nachr.') »ulätN, Siachlniatichk bonorar- ouivrtche »leiben unbcrücknchtiit: u»dnla»«te Manuikrivte werde» nicht auidewalirt. »«Iraramm-Adreli«: »»chrtch»«« »»»»de«. S 1880 Nevlag von Kiepstli L Ueichtrvdt. Anreizen, cartt. Amiabme von A»tündi,un,en bis nachniiita»« » Udr Sonn- und lleicilagS mir Marienitrabe s» von ii bi» '„l Ulir. Di« i ivaliiaeOlrund- teile lca. s Silben! 20 M,„ «n- kündiamiaen aui der Privatieite Zeit« «Pt, : dierivalliseSeil«auiD«t- ieite bo Pt, . ald Linaeiandt Zeile w Pia In «»mnirr» n«ch Gouu- und ^eiertaac« t ivalii,« Grund,ei!« so Pi, , aui Privatieite «0 Pi,., ripalnae Zeile aui Lertieite und al« Eingeiandi so Pi,. AuSwärliaeAui- trage nur ,c,en Porausbeiadlun», BeitLbiätter werden mit 10 Pi», berechnet. kiernivrechauichlußi Anit l »ir. U und Nr. /ML5-/MWN MS MF» t»V/ß Ltz Lwi««»i - Neursle Tml>tberichle. Hofuachrichten, Dresdner Gastwtttichastc», Ge,ichtsveibaiidliinge». Engl. Flotteiibesuch, t uzr;»-4» 1 e»7»V» VFilUll. Friedensverhandlungen, Norwegische Tbronsrage. „Nora", Gretna Green, Laufbahn eines Dichters. ! Vt «>"» K-r veZ« Neueste Drahtmeldunaen vom 2V. August. Friedenskonferenz in Portsmouth. PortSmouth. Dem Vernehmen nach wird Komnra in der heutigen Sitzung Witte eine neue Grundlage sür ein Kompromiß unterbreiten, welches, wie man bestimmt glaubt, den Frieden herbeisühren wird. Ties ist das Ergebnis der Instruktionen aus Tokio, welche gestern nach dem Kabinettsrate der japanischen Minister und älteren Staats männer an Komura telegraphiert worden sind. — Der hier ein- getroffene Vertreter der Nationai-Eily-Vank batte eine Unter redung mit Witte. London. „Daily Telegraph" meldet aus Portsmouth: Hier sind die Vertreter Rockeseilers und der National - Eity- Bank erngetroffen, um, wie man annimmt, in der Voraussetzung eines baldigen Friedensschlusles geschäftliche Ab- urachimacn mit Rußland vorzuberciten. Köln. (Priv.-Tel.s Der „Köln. Ztg." wird von einer den Japanern nahestehenden Seite versichert, Marjchall OYama verlange mit Rücksicht auf das militärische Interesse Japans dringend, die militärischen Operationen sofort wieder oufzunehmen, wenn nicht unverzüglich der Friedensschluß erfolge. Man könne nicht dulden, dag die russische Armee sich weiter verstärke, müsse vielmehr auch mit der vorgeschrittenen Jahreszeit rechnen. Wenn Japan nicht sofort die Operationen aufnehme, käme es in die Schwierigkeiten des Winters hinein, während jetzt ein großer Schlag alle Aussicht auf Erfolg biete. Der Gewährsmann erklärt, nach dem bisherigen Verlause der Friedenskonferenz müsse man annchmen, daß die Kriegspartei in Rußland wieder Oberwasser habe. Rußland benutze die durch die Jriedensverhandlungen geschaffene Frist, um ununter brochen neue Truppen nach Ostasien zu senden. Zur Lage in Rustland. Petersburg. Der Herausgeber der hier erscheinenden lettischen Zeitung „Petersburgas Aviser" hat seine Abonnen ten davon in Kenntnis gesetzt, daß der Minister des Innern beim Senate die Unterdrückung des Blattes angeregt und gleich- zeitig angeordnet habe, daß die Zeitung vorläufig ihr Erscheinen «inzustellen habe. Potsdam. Der Kaiser und die Kaiserin find heute früh 8 Uhr 35 Minuten mittels Sonderzuges nach Stettin von Station Wildpark abgereist. 200 Millionen. Die Familie gieb» an, daß sie mindestens 40 Millionen betragen. Man beiürchtet als Folge des Falles weitere Zahlungseinstellungen in Paris. Mehrere hiesige Banken sollen schwer geschädigt sein. Ebenso soll, dem „Petit Parisien" zufolge, der Londoner und der Hamburger Platz grobe Ver luste erleiden. „Libre Parole" verzeichnet ein Gerücht von einer bevorstehenden Aussehen erregenden Verhaftung. Toulouse. lPriv.-Tel.s Jiistizministcr Chaumiä hielt heute hier eine Rede, in der er erklärte, er sei der Ueberzeu- gnnfl, daß der Senat für die durch die unduldsame Haltung des Papstes unvermeidlich gewordene Trennung der Kirche vom Staat stimmen werde. Diese Trennung gewährleiste die Freiheit des Gewissens und die Freiheit der Religionsübung. Burgos. K ö ir i g A l s o rr s traf heute hier ein und emp» fing die ausländischen Teilnehmer des hier tagenden Asironomen- Kongresses. Konstantrnopel. Marschall Feisi-Päscha telegraphiert aus Aemen unter dem 25. August, daß er gegen den Berg Dschebel-Schail, fünf Stunden von Sanaa, vorgeganacn sei und die genannte Höhe nach zwei Tagen eingenommen habe. So dann sei er nach Sinan vorocgangen und habe dort sein Haupt quartier ausgeschlagcnl Marschall Schakir-Pascha greise die Aufständischen bei Äcit-Beden an, wo ihr Zentrum stehe. Ger trifft Swinemünde. sPriv.-Tel.) Allgemein ist hier das erücht verbreitet, daß der Kaiser gegen Abend hier cin- isst, um der englischen Flotte einen Beiuch abzustatten. Berlin. Der gestern von Hongkong abgeganacne und nach Ostafrika entsandte Kreuzer „Thetis" hat folgenden Reise plan: An Singapore 1./9., ab Singapore 2./9-, an Colombo 8./S., ab Colombo 9-/9., an Seychellen 14./9., ab Seychellen 16./9., an Dar-eS-Salaam 19./9. Kiel. Prinz Heinrich von Preußen ist heute hier wieder eingetrosfen. Paderborn. In Peckelsheim ist gestern mittag eine FeucrSbrunst ausgebrochen, bei der über lOO Gebäude in Asche gelegt wurden, darunter das Posthaus, vier Pachthöie und ein großes Getreidegeschäft. Lebensmittel mußten aus Brakei beschafft werden. in Budapest. Der frühere Finanzminister Lukacz bat bezug auf seine Audienz beim König in Ischl erklärt, die ,... .. . am . ... die Frage, ob er eine Vermittlerrolle zu übernehmen gedenke, er Hab« diese Absicht nicht. Auch hätte sie keine Aussicht auf Erfolg, wenn nicht auf feiten der Krone oder auf seiten der Koalition eine Geneigtheit zur Nachgiebigkeit vorhanden sei. Paris. In der Angelegenheit des Todes desDirektors CroSnier von der Zuaerrafsincrie San wird heute ein Ministerrat stattfinden. Gestern hat der Verwaltungsrat der Bank von Frankreich über den Fall beraten und die nötigen Maßnahmen beschlossen. Die Angaben der Presse über die un gedeckten Verbind lichkeiten schwanken zwischen 20 und Ocrtliches nnv Sächsisches. Dresden, 29 August. —* Se. Majestät der König tras heute vormittag '/sll Uhr im Residcnzscblosse ein und nahm zunächst militärische Meldungen entgegen. Hieran anschließend hörte er die Vorträge der Herren Stanlsmiiiister, der Hofdepartemcntschess und des König!. Kabi- nettssckretürs. Die Rückkehr nach Pillnitz erfolgte nachmittags. —* Ihre Majestät die Königin-Witwe hat sich heute vormittag 10 Uhr zu Wagen durch den Lockwitzgrund über Dip poldiswalde zu einem etwa vierwöchentlichcn Ansenthalte nach Rchefeld begeben. Aus der Fahrt besichtigte sie bei Reinholds hain das von dieser Gemeinde errichtete König Albert-Denkmal. In ihrer Begleitung befinden sich: Frau Oberhofmcisterin v. Pflngk, die Hofdamen Gräfin Reuttner v. Wcyl und Frl. v. Nauendorfs, sowie Oberhofmeister v. Malortie. —* Der Für st von Ho benzollern stattete gestern vormittag der Königin-Witwe rn Villa Strehlen einen Besuch ab. Abends 7 Uhr 7 Minuten verließ er vom Hauptbahnhofe aus Dresden wieder. —* Herr Oberst z. D. Bock v. WüIfingc n in Meißen wurde zum Ehrcnmitguede des M i l i t är v er e i n s K ö n i gl. Säch >. Husaren in Dresden ernannt. —* Ms Kommissar für die diesjährige Landtagswahl im 5. Wahlkreise (Neustadls wählte der Rat Herrn Bürgermeister Hetschel und als etwaigen Stellvertreter Herrn Stadtrat Professor Dr. Lehmann. —* Der Rat bat beschlossen, die Benutzung der Neubauten des Materni-Hospitals sür den 2. Januar 1906 in Aus sicht zu nehmen, die neubcgründete Stelle des Hausinspektors beim Materni-Hospitale am 1. Januar 1906 zu besetzen und als solchen den Sekretär Mönch beim Krankenpflege litte zu wählen. —* An Stelle des als Stadtrat nach Freiberg gewählten Ratsassessors Dr. Genie wurde Assessor Dr. Heine mann in Dresden als juristischer Hilfsarbeiter gewählt. —* Dresdens Gastwirtschaften und der Bierverbrauch. Es existierten in Dresden sEnde 1903s 1973 Gast- und Schank wirtschaften und 1904 16 Brauereien mit 1497 Arbeitern und 169 Arbeiterinnen. Etwa die Hälfte der Gastwirtschaften ge hört den in den Gastwirtsvereinen organisierten Gastwirten an. Trotz der Anti-Alkohol-Bestrebungen ist der Verbrauch des Bieres stets gestiegen, entsprechend der Zunahme der Bevölke- rung. Merkwürdigerweise zeigt die Statistik, daß der Verbrauch der besseren Biersorten in Höherem Maße gestiegen ist als der der einfachen Biere. An Lager- und Doppelbieren wurden 1887 329325 Hektoliter verbraucht, wovon 101358 Hektoliter hiesige i und 227 967 Hektoliter fremde Biere waren. Während hier die fremden Biere überwiegen, ist es bei den einfachen Bieren umgekehrt: denn cs wurden 1887 im ganzen 313162 Hektoliter einfache Biere verbraucht, wovon nur 140 560 Hektoliter fremde und 172 602 Hektoliter hiesige Biere waren. Im Jahre 1908, von welchem Jahre die letzte Statistik vorliegt, ist der Gesaml- verbrauch der Doppel- und Lagerbiere aus 618 790 Hektoliter gestiegen, hat sich also in 16 Jahren fast verdoppelt, während der Gcsaiittoervranch der einfachen Biere in Höhe von 286 174 Hektoliter um rund 27 000 Hektoliter gesunken ist. Noch bedeu tender gesunken ist der Verbrauch fremder einfacher Biere, denn von den 1903 ausgcschenklen einfachen Bieren waren 236 629 Hektoliter hiesige und nur 49 515 Hektoliter fremde Biere. Von Lager- und Doppelbieren wurden 1903 253 306 Hektoliter hiesige und 383 483 Hektoliter fremde Biere verbraucht. Ter Verbaucki aller hiesigen Biere ist also von 293 460 Hektoliter in 1887 auf 489 935 Hektoliter in 1903 gestiegen, der Verbrauch aller fremden Niere von 368 527 Hektoliter in 1887 nur auf 432 998 Hektoliter. Es werden also sein mehr hiesige Biere getrunken als 1887, und zwar sowohl nbwlitt wie relativ. Der Gesamiverbrauch aller Biere in Dresden ist von 642 487 Hektoliter im Jahre 1887 aui 1 074 934 Hektoliter im Jahre 1903 gestiegen, dürfte sich oho bis beute >e!t 18 Jahren etwa verdoppelt haben. Daß trotz der Anstrengungen auswärtiger Brauereien und obwohl man in Dresden an vielen Orten ein gutes Glas „Echtes" bekommt, der Verbrauch hiesiger Biere zugenommen not, mag hauptsächlich darin liegen, dag sie im allgemeinen billiger sind als die im portierten Biere. Wahrscheinlich ist die Zunahme des Ver- brauchs der besseren gegenüber der Abnahme des Verbrauchs des einfachen Bieres bauvtsächlich durch stärkeren Verbrauch hiesiger Lager- und böhmischer Biere zu erklären, was aber aus der Statistik nicht ersichtlich ist. Somit würde trotz einer Zunahme des Verbrauchs besserer Biere die Statistik beweisen, daß die Zeiten sür die Gastwirte keine guten sind, da viele statt des echten die billigeren hiesigen Biere trinken. Und wenn erst die Brauer, wie sie es beabsichtigen, hier ihren Trust zu stände gebracht haben, können sür die Gastwirte noch schlech tere Zeiten kommen. Denn aber dann die Gastwirte durch den Braucreitrust gezwungen würden, etwa wie jetzt auf die Speisen, auch auf die hiesigen Biere einen Aufschlag zu setzen, so würden gewiß viele wieder zum Genüsse des „Echten" zurück kehren. —* Wie eine hiesige Korrespondenz wissen will, hätte sich in den letzten Wochen ein erhöhter Zustrom von Fremden, namentlich aus dem Auslande, nach Dresden wieder bemerkbar gemacht. Nach der im Bureau des Vereins zur Förderung Dresdens und des Fremdenverkehrs am Haupt- bahnyofe auslicgenden Liste haben in der letzten Zeit vorzugs weise Amerika und Rußland ein starkes Kontingent von Be suchern Dresdens gestellt. Man liest dort zahlreiche Namen aus Wien, Budapest, London. Paris, St. Gallen, Genf, Stockholm, z Palermo, Konstantinopel, Newyork, Pittsburg, San Francisco, ! Lima (Perus, Ballarat lAustralienj usw. s —* D r e i F e l d p ost e n an einem Tage gehen zum ersten Male am 31. August nach S ü d w e st a fr i k a ab. Sie gehen ! sämtlich von Hamburg und gehören alle drei der Woermann- Linie an. Es ist dies einmal der regelmäßige Woermann- Dampser „Alexandra Wocrmann", dann der Extradampfer ^Adelheid" und endlich der Extradampfer „Eduard Woermanu". Die Gcschwinigkeit der drei Schiffe ist eine sehr verschiedene, so daß sie zu sehr verschiedenen Tagen in Swakopmund ein- treffen. Am schnellsten fährt der „Eduard Woermann". Er ist schon am 21. September in Südwestafrika und wird deshalb in erster Linie von der Feldpost benutzt. Sechs Tag« später, am 217. September, kommt die „Alexandra Wocrmann" nach Swakopmund. und am 29. September trifft die „Adelbeid" dort ein. Die Feldpost vom letzten Tage dieics Monats, die nur deutsche 'Dampfer benutzt, beordert natürlich sowohl Briefscndun- gen wie Fekdpostpaketc. Aus eine gewisse Beruhigung des Schutz gebietes laßt es schließen, wenn jetzt den deutlichen Postanstalten vom Reichspostamt mttgeteilt wird, daß der Postpaket- und Post- srochtstückverkehr nach Keetmanshoop in Deulsch-Südwestafrika wieder eröffnet worden ist. Es muß vorläufig jedoch die Be- schränkung eintreien, daß von einem Absender an demselben Tage ^ nicht mehr als drei Pakete an denselben Empfänger einge- liesert werden dürfen. Die Beförderungsgclegenheiten un Schutz gebiet sind immer noch recht ungünstige. Das Franko gilt nur bis zum Landungshafen Lüdcritzbucht. Die Kosten für die Land beförderung werden vom Empfänger eingezogen. Privatpakete an Milttärpersoncn werden von der Kaiserlichen Schutztruppe von Lüdcritzbucht kostenlos weitcrbefördert. Kunst und Wissenschaft. s* Mittellung aus dem Bureau der Königlichen Hof theater. Die Ausgabe der Abonnementsbilletts für die bis- herigen Abonnenten des Schauspielhauses wird Donnerstag, den 31. August, nachmittags 2 Uhr, beendet. Von Freitag, den 1., bis mit Sonntag, den 3. September, erfolgt die Ausgabe für die neuhinzutretcnden Abonnenten. f* Residenzthrater. Der über Erwarten große, übrigens nicht ganz unverdiente Erfolg der Schauspiel-Gesellschaft des Herrn Direktors Linscmann hat auch eine Verlängerung des Gast spiels von Frau Nina Sandow im Gefolge gehabt. Die Künstlerin spielte gestern abend die Titelrolle in Ibsens „Nora", in der an der gleichen Stätte Agnes Sorma, damals noch ans der Höhe ihres Ruhmes^ unvergleichliche Eindrücke vermittelt hat. Gegen diele übermächtige Erinnerung vermochte Frau Sandow mit ihrer Darstellung des wunderlichen Wesens, der erste» Iran, auf dte Ibsen in seinen Bühnenwerken die Persönlichkeitsforderung auSdehnt, nicht anzukämpfeii. Die Rotte, die zum mindesten in den ersten beiden Aufzügen eine fast kindliche Persönlichkeit oder wenigstens den Schein einer solchen verlangt, liegt dem innere» wie äußeren Wesen der Künstlerin nicht, die wir sonst als eine tüchtige Könnerin schätzen. Sie vermag die Figur, die im emi nenten Sinne die Kunst der seinen Uebcrgänge verlangt, wenn sie nicht allzu konstruiert erscheinen soll, nicht von innen heraus zu ge stalten und versucht ihr darum van außen her beizukoinmen mit einer beträchtlichen schauspielerischen Intelligenz, die die künstlerische Stärke dieser Schauspielerin ausmacht. Dieses Verfahren kan» aber für die Verkörperung der Nora nur gegen Schluß des Stückes hin von leidlichem Erfolg begleitet sein, da, wo die Gestalt vom Dichter eine beträchtliche Steigerung erfährt, wo die „Erwartung deS Wunderbaren" einsetzt und sich die bedeutsame Wandlung im Charakter der Nora vollzieht. Hier wirkte denn Frau Saiidow auch am unmittelbarsten, während sie zu Anfang ganz versagte. Im ersten Alle war sie geradezu nüchtern und trocken - erst im Metten Aufzuge gewann sie mehr sichere Fühlung mit der Figur, um sie von da an eindrucksvoller zu belebe», mit dem rechten To» und der rechten Geste der Nora Ibsens naher zu komnien, als sich ha- erwarten ließ. Daß Iran Sandow äußerlich recht wenig das Bild deckte, das man sich von dem „lustigen Singvögelei»" nach den Worten des Dichters von der Nora machen dort, soll kein Vorwurf für die Künstlerin sein, wohl aber dies, daß sie zu Be ginn der Komödie, ja eigentlich während des ganzen ersten Auf zuges. mit einer fahrigen Theaternervosität eine Jugendlichkeit zu markieren bestrebt war, die einem das „Kind" Nora arg verleiden konnte. Auch die von Frau Sandow zum Besten gegebene Tarantella im zweiten Aufzuge war nicht dazu angetan, diese recht wenig erfreulichen Eindrücke zu verwischen. Neben der Dar stellerin der Titelrolle, die entschieden zur Trägerin des äußeren H (Doktor Rank) um eine den Anforderungen Ibsens entsprechende Interpretation des Schauspiels, das bente bereits der Literatur geschichte angchört und nicht halb so frisch mehr wirkt, wie da mals, als der Ibsenkultus im deutschen Lande umging und es als ästhetische Todsünde angesehen wurde, wenn man an dem nordi schen Magus und seinen Stücken nicht alles gut und schön fand. Die ehrliche Bewnnderling seiner starken Persönlichkeit. die der dichterische» Gestaltung neue Pfade gewiesen und über die Maßen anregend auf die dramatische Produktion unserer Zeit gewirkt, wird ihm immer den Beifall sichern, den ein Poet von seinen Quali täten auch dann beanspruchen darf, wenn man nicht in allen Punkten völlig seiner Meinung und Ucberzeugung sein kann. IV Für 1908 ist wieder eine Große Dresdner Kunst- a n s st el l u ng geplant. Eine Vorbesprechung der an dem Unternehmen interessierten Persönlichkeiten hat bereits statt- gesunden. Aus der Geschichte von Gretna Green. Me oft haben wir der Heiratslustigen, gehört schon von ,hdrt und Achim v. Arnim hat unS in einer LillencronS schönem Gedicht von junge Paar «m Sonnenschein nach land. Die modern« Äesetzgebun! Schimmer von dem Dörfchen Liebenden vallfahrteteo, doch no Gretna Green, dem Paradies seinem berühmten Schmied! Novelle davon erzählt, und in der kleinen Komtesse fährt das dem stillen Oertchen in Schott- l hat längst den romantischen >enommen, zu dem einst die immer zieht es schwärmerisch« Gemüter dahin, und die Eisenbahn führt zahlreiche Besucher all jährlich in die schottische Grafschaft Dumfries, in der unmittel- bar an der Grenze Gretna Green liegt. Ein interessantes Büch lein, das soeben unter dem Titel „Die Geschichte von Gretna Green" erschienen ist. dürste nicht nur diesen Reisenden, sondern auch noch manchem anderen Leser eine amüsante Lektüre ge währen. Bis zum Jahre 1754 hatte der Flecken gar keine Be- rühmthcit und kein Ansehen. Erst als in diesem Jahre durch di« Heiratsakte von Lord Harlwicko die Bestimmung des kanonischen Rechtes, nach der die Willenserklärung zweier Personen vor irgend einem Priester, Friedensrichter oder Notar als Voll ziehung einer gesetzmäßigen Ehe angesehen wurde, für England aufgehoben worden war, erhielt der Keine Ort plötzlich eine un geahnte Bedeutung. Gretna Green nämlich lag in Schottland und wurde also von den Bestimmungen nicht berührt, sodatz alle, die sich aus irgendwelchen Gründen m London nichi heiraten konnten, zuerst nach diesem Dorfe kamen, wenn sie noch Schottland flüchteten. Gretna Green wurde daher jetzt vielfach von Liebespaaren aiisgesucht, die sich hier vom Friedensrichter oder einem Priester trauen ließen. Ob der Schmied von Gretna Green eine mythische Persönlichkeit ist oder ob er wirklich ein mal ein Friedensrichter von seiner Arbeit am Amboß ans die Hände der Verlobten zusammengab, läßt sich nicht mehr scst- stcllen. Bis 1833 fanden jährlich über 200 solcher Heiraten statt, danach wurden sie seltener, weil ein, Gesetz alle heimlichen Trauungen bestrafte, und gingen ans etwa 100 «jährlich herab. 1856 wurde daun durch Porlamentsakte jede auf diese Weise geschloffene Ehe für ungültig erklärt, und damit war auch der Ruhm Gretna Greens zu Ende. Man kann sich zwar auch heute noch dort trauen lassen, aber man muß dieselben Be dingungen dabei erfüllen, wie sonst überall, und der Zauber der Heimlichkeit ist geschwunden. Di« Priester, die gewöhnlich die Ehen in Gretna Green vollzogen, waren schottische Bauern söhne. Einer der berühmtesten war Joe Paisley, dem man eine besonders glückliche Hand beim Trauen nachsagte: dafür wog er aber auch 300 Pfund und trank drei Liter Branntwein den Tag. Eines Tages wurden ferne Dienste zu gleicher Zeit von zwei Paare» in Anspruch genommen, die möglichst schnell kopuliert werden wollten. ES gina alles in aroßer Hast, «w!»
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