Volltext Seite (XML)
M. 23. Friedrich Heorg Wiecli's Deutsche 1867. IÜWtmte GeMi beMtung. Herausgegeben von Lr. Otto Äammer. Abonnements-Preis: Jnseraten-Prcis: Halbjäbrlich 3 Thlr. Verlag von F. Lcrggold in Lcrtill, Links-Straße Nr. 10. p r o Z e i l e 2 S g r. Iweiunddreibigster Jahrgang. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Wöchentlich ein Logen. Inhalt: Neber die besonderen Eigenschaften und Heizkraft der gebräuchlichsten Brennmaterialen. — Neber die Baryt-Industrie und ihren Zusammenhang mit chemische» Fabriken und Hüttenwerken. Von H. Wagner. — Verfahren zur Bereitung von Sauerstoff nach M. C. Tessiö du Montag. Von Or. Bothe.— Vorzügliches Mittel gegen den HauS- s schwamm. Bon G. Äunker. — Herstellung eines vollständig ächten Garnes auf Baumwolle. — Kastanienbraunfärben von Wollenzeug. — Ilebersicht der französischen, englischen und amerikanischen Literatur: Ueber das GlaS. Bon BontempS. — Kraftübertragung eines Hydroextracteurs. — Production der Jute. Nach A. Rousset. — Eine neue Methode der Gold- und Silberamalgamation. Von H. DufreSne. — Sebstthätiger Schmierapparat. Von Bouillon — Düsen von gehämmerten Küpser. Von CH. u E. Oeftnger. — Bearbeitung von Spähncn aus Bessemerstahl. Von W. u. S. Gallowah u. Söhnen. — Apparat zum Abglätten der Tonnenspeichen. — Hobelmaschinen für Stahl. Von Shmith u. Coventry. — Galvonoplastik durch Magneto - Electricität. — Blauer Farbstoff. Bon Louis Faber u. Sohn. — Comprimirtes Sauerstoff- lind Wasserstoffgas. — Dampfkessel von Robert Daglish. — Kleine Mittheilungen: Niederrheinische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Ueber den Bergwerks- und Hüt- Oesterreich. Ueber die besonder» Eigenschaften und Hcizkrast der gcbränchlichen Brennmaterialien. Bon der großen Anzahl brennbarer Körper, welche die Chemie aufzählt, kommen für industrielle Zwecke nur diejenigen in Betracht, welche in ökonomischer Beziehung zulässig sind und welche auch in chemischer Hinsicht weder auf unsere Gesundheit noch auf die Arbeits resultate nachtheilig einwirken. Diesen Bedingungen zufolge haben wir als unsere gebräuchlichen Brennmaterialien zu bezeichnen: Holz, Torf, Braunkohle, Steinkohle, Holzkohle, Torfkohle und Cokes. Bei der Berwendung diesed Heiznngsmittel erfahren wir täglich, welch' wesentlichen Factor im Kostenpunkte des angestrebten Heizzweckes sie bilden und daß wir dahep Mißgriffe in der Wahl und in der Be handlung der Brennstoffe möglichst zu verhüten haben. Im Nach stehenden sollen jene differenten Eigenschaften, welche die Brennma terialen bei ihrer Anwendung wahrnehmen lassen, näher beurthcilt werden, um Anhaltspunkte für eine richtige Wahl und Behandlung zu geben. Beobachten wir vergleichungsweisc die Brennstoffe bei ihrer Ber wendung, so findet sich, daß erstlich die Einen leichter zu entzünden, leichter in Brand zu bringe« und darin zu erhalten sind, als die Andern, und zweitens, daß die Einen mit Flamme, die Andern ohne Flamme brennen. Die Ursache dieser Erscheinungen liegt zweifels ohne in den Substanzen, aus denen der Brennstoff zusammengesetzt ist, denn wenn auch alle beregten Brennstoffe die Holzfaser zum Hauptbcstandtheile haben, so schließt dies nicht aus, daß die Elemente, ans denen die Holzfaser und die Elemente, aus denen ihre Neben- bestandtheile, als: Zucker, Stärkemehl rc. :c. bestehen, ungleich ge mengt sein können. In der That ersehen wir aus einer die durch schnittlichen mittleren Qualitäten der Brennstoffe bezeichnenden und daher nur allgemein gehaltenen Analyse: Wasserstoff Kohlenstoss freier gebundener Sauerstoss Mineraltheile Holz . . . 47 7 5 '/2 44 L) I -- /2 Torf. . - 57'/2 2 3 "2 32 5 Braunkohle . 69 - ,2 2'g 17'g 8'/2 Steinkohle . 78 4 1"/- 1l'/- 5 Holzkohle .' 85 0 9 io 7'/,» 7 Torfkohle . 60 0 l'/.c, 8°/i« 30 Cokes . . 88 0 9 1 V 7Vio 4 daß bei allen die Zusammensetzung im Wesentlichen aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und mineralischen Substanzen besteht, daß aber das Mischungsverhältniß so abweichend ist, daß wir z. B. den Kohlenstoff um das Doppelte, den Wasserstoff um das Siebenfache u. s. w. differiren sehen. Es kommt nun darauf an, in wie fern diese Bestandtheile der Brennbarkeit des Materials förderlich oder hinderlich werden. Daß der Kohlenstoff ein leicht brennbarer Körper ist, ist hinlänglich bekannt, zumal wir ja auch in Folge dieser Erfahrung zur Verhütung von Feuersgefahr alle Kohlen aus der Nähe von Feuer halten. Der Wasserstoff und Sauerstoff sind als flüchtige Körper uns nicht leicht wahrnehmbar, wo sie unvermischt in reinem Zustande existiren. Erst da, wo sie miteinander verbunden, aufhören luft förmig zu sein und die Gestalt eines flüssigen Körpers annehmen, den wir Wasser nennen, werden wir ihre Anwesenheit gewahr. Die Wasserbildung besteht aus 8 Theilen Sauerstoff und 1 Theil Wasser stoff. Wo nun mehr Wasserstoff oder mehr Sauerstoff vorhanden ist, als dieses besagte Verhältnis; 8:1 bedingt, da bleibt entweder der Neberschuß an Wasserstoff oder der Ueberschuß an Sauerstoff unver mischt in seinem gasförmigen Urzustände, dem Brennstoffe innewoh nend, zurück, während die vermischten Theile dieser beiden Elemente gleichsam als Feuchtigkeit im Brennstoffe sich repräsentircn. Es steht daher in obiger Analyse der in der Wafferbildung (Feuchtigkeit) der Brennmaterialien enthaltene Wasserstoff als „gebundener" Wasser stoff zur Unterscheidung von dem ungebunden gebliebenen „freien" Wasserstoff besonders rubricirt. Für den Sauerstoff hat die Analyse aber keine derartige Abtheilung, weil nach ihrer, nur.für die'allge- meinern Durchschnittsverhältnisse bestimmten Specisication keine der Brennmaterial-Gattungen mehr Sauerstoff enthält, als ihr Wasser stoff zur Wasserbildung beansprucht. Der in dem Brennmaterial befindliche, nicht zur Wafferbildung ^Feuchtigkeit gelangende, d. h. „freie" Wasserstoff ist sehr leicht ent zündbar nnd brennt mit einer sehr großen Heizkraft, welche die eben falls nicht geringe Heizkraft des Kohlenstoffs um das Dreifache über steigt. Die in der Wafferbildung hingegen gebundenen Wasserstoff- und Sauerstoffmengen erschweren die Brennbarkeit des Brennma terials so lange, bis die Verdampfung der Wasserbilduug (Feuchtig keit) eingetreteu ist, wo diese beiden Elemente dann wieder ihre gas förmige Gestalt gewinnen. Der „freie" Wasserstoff ist daher der Brennbarkeit sofort förderlich, die gebundenen Wasserstoff- und Sauerstoffmengen aber erst nach ihrem Freiwerden in höherer Tem peratur. Was die Mineraltheile anbelangt, so beweist ihre als Asche uns be kannte Ausscheidung, daß sie nicht verbrennen, folglich der Brenn barkeit des Materials fortwährend hinderlich bleiben. Aus dieser Einzelbetrachtung der Bestandtheile entnehmen wir, daß: je mehr Kohlenstoff und freien Wasserstoff, nnd je weniger Wasser bildung, d. h. vereinigten Wasser- und Sauerstoff und je wen! ger Mincraltheilc ein Brennmaterial hat — desto größer ist seine Brennbarkeit. Was die Flammbarkeit der Brennmaterialien betrifft, so weist schon das luftige Aussehen der Flamme daraus hin, daß diese aus den bei der Verbrennung der Brennmaterialien sich ab sondernden Gasarten (Luftarten) gebildet wird. Wie obige Zusam menstellung zeigt, haben das Holz, der Torf, die Braunkohle und