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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.05.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187705095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770509
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770509
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-05
- Tag 1877-05-09
-
Monat
1877-05
-
Jahr
1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.05.1877
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75 v .T 9. 8 »0 8. ro a 9. >0 g 8- b» n V !.'> 1' ,l Erfcheiut täglich früh 6»/, Uhr. »löiUlto« und Elpkdilioa Johannisgass« 3». Zsrrchftoiidrn der ttedacliou: PormittcigS 10—12 Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. W 128. sinnaymr der für die nächst- olarnbc Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis i ilhr Nachmittags, an Lonn- ,nd Festtagen früh bis Uhr. 1« dra Filialen für Zns.-Aunahmk: .. vtto Klemm. Universitätsstr. 22, MiS Lösche,.>iLthariilenstr. Id, p. »5 ^ nur bis '/jä Uhr. ? K 7» 5 8 0 t 8. 5 6 k lU. 103 5 p !5 Kr u 8 « 8 L S 0 b 8. 8. L L 5 «. 9. ? 5 p. o r 5 L T s r T 9. ?. 9. Uch.riger TagMM Anzeiger. Organ skr Politik, Localgcschichtc, Handels- und GefchWvcrkcdr. Auslage lo.IVV. 2U'ü>o^ iar»t»»lkt» viertelt. 4V,Atl.. urcl. Bringcrloh, 5 Mk.. durch dir Post bezögen 6 M* Jeo« einzeln« stummer 30 Pl Belegexemplar io M Gebühren für Extradetlagm ohne Postbefordeeung »ü Ml o,it Postbeförderung 4b Rl Losreate 4gesp. vouraeorSz. 2>P, Größere Schriften laut unf-rerr PrelSverzeichniß. — Tabeüar ich r Lay nach höherem Tarif. Teelamen unter dem U.dacNouoiirtl- die Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stets an d. Lk»,»>t1n^ zu senden. — Rabatt »ird u, gegeben Zahlung pr»<-„Lnier»r.ch oder durch Postvorschuß Mittwoch den 9. Mai 1877. 71. Jahrgang. Zur geMi-en Beacht««-. Unsere Expedition ist morgen Donnerstag den 10. Mai nur Vormittags bis ,9 Uhr zeöstnet. Danksagung. Bon den Erben deS am 20. Februar d I. hier verstorbenen Privatmann- Herrn Johann Friedrich Berger ist in Folge letztwilliger Verfügung desselben dem hiesigen Orchester-PensionSsond- em Bermächtniß von Achtzehn Tausend Mark in Bufchtiehrader Eisenbahn 5<>/g Silber-PriorttälS- obligationen er>ter Emission sammt Talon- und Coupons übermittelt worden. Wir süblen unS gedrungen, für dieses Bermächtniß, durch welches unserer Anstalt ein überaus chätzbareS Wohlwollen bewiesen worden, öffentlich unfern herzlichsten Dank auSzusprechen. Leipzig, den 5. Mai 1877 Der Verwaltur»sSa«Ssch«H deS Orchester.Pe«sko«-fo»d». Bekanntmachung. Im Monat April d. I. gingen bei hiesiger Armenanstalt ein: «. an Dermachtntffe«: von der am 5. Januar d. I. hier verstorbenen Fräulein Emilie Wilhelmine Große; k. an Geschenken: - von den Inhabern eines hiesigen Handlung-Haufe-, deren Namen nicht genannt werden sollen; - überwiesenes EinquartierungSgeld von Krau verw. AßmuS, durch Herrn Kaufmann Gustav Unger; - Vergleich in einer Streitsache zwischen 17/6. durch daS königl. Bezirksgericht; «. an der Arnrencaffe gesetzlich znsallenden Gelder»: » wegen ertheilter Musikerlauvniß und Gestaltung von Schaustellungen, durch dm Rath; - diverse Strafen, SonntagSentheiligung betr., durch denselben; - Strafe wegen öffentlichen AuSlnetenS von Lotterieloosen, durch da- kgl. Bezirksgericht; - diverse Strafen, SonntagSentheiligung betr., durch dasselbe. 75 ck — 250 B — 9 P 55 10 P — 216 - 18 S — 9 S — 10 - 50 598 05 Für die der Armenanstalt zugewendeten Geschenke und da- vorgedachte Bermächtniß spreche,' wir unfern aufrichtigsten Dark auS. Leipzig, den 3. Mai 1877. DaS Ar»e»dtr-ctort«« Schleißner. Lauge. . o b 8 4. l. r 0 8. 0 tu u « l' da* i r ) 6 ) 6. > 6 Lapttal. chnungS- Annahme chme aus : sich u« rSschlufic pillarisch »cn stieg r ^ - ck erhöht » der seit estehendni i -F. - recht igtv! 1877 im süssen der verweisen e Bilanz, ler Actio- Eisenbahn- laS Jahr u Naä rath na<7 slusseS au« «ral-Berl rtdividentl Bend« vas Ä, welchei tichen Re- günstigal ». da- ml rn Berlißl kffe»d. Id» ist lbergeganz 'achfolgrz Jub« Übet, »Haber W t. rldungsfast «" und c der Hand Nößnrr! Prlt. ,1.5 ) des «back. r, «üsteodrarlj 21 22. ^ «ühler» Ntz. 14. « de« Hand «u. l4. ' Leipzig, 8. Mai. Zur KanzlerkrisiS veröffentlicht Professor Bluntschli in Heidelberg in der „Deutschen Revue" (einer neuen Zeitschrift, welche unter Mitwirkung namhafter Gelehrten und Politiker lei! Kurzem in Berlin erscheint) einen lesenS- werthen Artikcl, in welchem dem Fürsten Bismarck oer Dank deS VolkeS, daß er auch die-mal wieder die Interessen seiner Person dem Vaterlande untergeordnet habe, und die Hoffnung au-ge- iplochen wirb, daß doch sein durchdringender Geist und seine ungewöhnliche Willenskraft bald wi-der wirksam werden können, und Beides um so mebr, je mehr er sich jetzt schont. Angesichts dcS Aussehens, welches die vielbesprochenen Ausfüh rungen der „Grenzboten" über denselben Gegen stand hervorgerusen haben, ist eS von Interesse, die theilS bestätigende, theilS beruhigenoe Dar stellung Bluntschli'- zttr Vergleichung heranzu- ziküen. Bruntschli hält eS für sicher, daß d,e ernstlich angegriffene Gesundheit de- Reichskanzler eine HauptursacLe seines Wunsche-, von den SraalSgeschästen sich zurückzuziehen, gewesen ist. Bei dem bekannten Zusammenhänge, in luelLem die Berstimniung de- Nervensystem- und die kör perlichen Leiden unserc- leitenden Staatsmannes nicht sowohl mit den übermäßigen Arbeiten semeS Amtes alS mit den mancherlei peinlichen E-fab- rur.gcn seines politischen Leben- stehen, ist der Verdacht zwar nicht leichr abzuwebrcn, daß auch diesmal blkre Erlebnisie den Entschluß zum Rücktritt grzoitiat da der. Der Hauptgrund ist schwerlich im Reichstage ru suchen,wo BiSmarck trotz mancher Anläffe zu Verstimmungen und Reizungen und mancher Anfechtungen, denen er auSgesetzt war, sortwährcnd seine Steilung behauptet hat und stets mit feiner Meinung durchdrmat, wenn er da- volle Gewicht seiner Person dafür cinsetzt Dieser Erfahrung gegenüber haben die kleinen Angriffe einzelner Parteiführer oder Mitglieder de- Reichs tage- auf den Reichskanzler zu wenia zu bedeuten. Schwieriger war ein andere- Mißverhältnis AlS politischer Staatsmann, der vornehmlich die Verantwortlichkeit der ReichSregierung zu tragen bat, mußte ihm viel daran gelegen fern, in dem Reichstage eine gesicherte Majorität zu finden, auf deren Vertrauen und Beistand er in der Leitung der Geschäfte zählen konnte. Offenbar fehlt e- einigermaßen an einem solchen, allezeit sicheren parlamentarischen Halte, und dieser Mangel ,st unzweifelhaft eine Schwäche sowohl de- Reichs tage- selbst alS der ReichSregierung. Indessen wird auch diese- Bedenken dm Fürsten nicht zu seinem Entschlüsse bestimmt haben Neben einigen unangenehmen Erfahrungen hat er doch auch mehrere tröstliche und freundliche gemacht. Der Reichstag ist in seiner großen Mehrheit eher darauf bedacht, den Fürsten in dem Amte sestzu- balten, alS ihn daraus zu verdrängen. Für ganz unwahrscheinlich hält es der Verfasser, daß der entscheidende Antrieb zu dem Entlassung-« oder llrlaub-begehren von den Verhältnissen der aus wärtigen Politik hergekommen sei. Er ist viel mehr überzeugt, daß m allen wesentlichen Dingen, insbesondere in der päpstlich-römischen wie in der orientalischen »Frage, der Kaiser und der Reichs kanzler einverstanden waren und sind. Das aber ist da- entscheidende Moment. WaS etwa fremde Mächte wünschen mögen, da- kann für den Fürsten B Smarck nicht in Betracht kommen. Wären von daher Angriffe gewagt worden, so wäre die einzige mögliche Antwort gewesen, erst recht im Amte auSzubarren. Den Einflüssen der au-wärligen Politik kann Bluntschli höchsten- eine mittelbare R> flexwirkung zuschreiben, insofern al- dieselben gewisse innere Gegner de- Fürsten theil» reizten, theilS bestärkten. Hier stößt die prüfende Sonde auf eine dunkle Stelle, die nicht blo-zulegen ist uns auf welche doch jede Untersuchung immer wieder zweifelnd und fragend verfällt ES ist allerdings ein kff-ntliche- Geheimmß, daß Kürst BiSmarck in den höchsten Kreisen de-Hose- viele und einige dem Kaiser nahestehende Gegner und hauptsächlich Gegnerinnen hat, welche zwar be, wichtigen Entschließungen der Männer keine Stimmen baden, aber dafür in dem täglichen Gespräche um so öfter rmd nachdrücklicher ihrer Abneigung einen AuSbruck geben, welche über die Tyrannei de- Reichskanzler- heftig klagen, auf die Gefahren Hinweisen, die von dem allzu mach« u.zen Unterthan der Monarchie drohen, ihm die Krankheit und den Untergang de- Grasen Arnim vorwerfen, für den Gefangenen cm Vatican schwär men und ihre Sympathien mit den „verfolgten Priestern" derrömischen Kirche zur Schau tragen, die dynastischen Ueberlieserungen der deutschen Fürsten- bäuser für heiliger halten, als da- Beoürfniß und die Bestimmung de- deutschen Volke-. Nach den großen Leistungen Bismarck'- für die Neubelebung der preußischen Monarchie und die Schöpfung d-S oeutschen KaiferthumS mußte e« für ihn äußerst peinlich sein, gerade da auf ömen sortges»tz!ni Widerstand und Widerspruch zu stoßen, wo er am Sichersten auf dankbare Förderung und wohl wollende Anerkennung rechnen sollte. Diese Opposition war gefährlicher alS im Reichstage und ihre Bekämpfung erforderte größere und unaufhörliche Anstrengung. Sie entzog sich der Oeffentlichkeit und sie war weder zu beseitigen noch niedcrzuwerfen. Sie wirkte schmcrzlich auf die moralischen Empfindungen und sie konnte rn der Thal zuletzt unerträglich werden für einen ohnehin angegriffenen Körper, wie für einen Charakter, dessen Männlichkeit leidenschaftliche Erregungen nicht au-schließt. Gerade weil hier kaum zu helfen ist, wenn nicht in jenen Kreisen selber eine Umstimmung und entschiedenere Wen dung sich vollzieht, so muß dieser Conflict wie eine SchickjalSsügung hingenommen werden, die man beklagen, aber nicht ändern kann Der edle Entschluß deS Kaiser-, sich nicht von BiSmarck zu trennen, wird vielleicht diese Wendung zur Folge haben. Tagesgeschichtliche Ueberjicht. Leipzig, 8. Mai. Ein Telegramm der „Post" signalisirt daS große Aufsehen, welches ein Artikcl de- „Figaro"'vom Sonntag in Paris gemacht hat, obgleich die Fälschung auf der Hand liegt. Der Ausdruck ist etwa- scharf. Der Artikcl führt nämlich aller- oing- den marktschreierischen Titel: „Eine neue Revc de- Herrn v. Moltke", aber in der Einleitung wird sogleich gesagt, daß der Feld marschall diese Rede in einer privaten Versamm lung von höheren Officieren gehalten habe und daß dieselbe dem „Figaro" dadurch zugekommen sei, daß ein deutscher Osficier einem augenblicklich in Frankreich verweilenden LandSmann davon einen genauen Bericht abgestattet habe. Diese Art der Offenbarung erklärt hinreichend, daß eS sich um eine Täuschung handelt, die aber so geschickt' gemacht ist, daß wir un- in der That nicht wundern, wenn der Artikel in Paris enorme- Aussehen gemacht hat. Die Rede fängt mit einer Auseinandersetzung an, welche ungefähr Da- wieder holt, wa- Graf Moltke im Reichstage gesagt hat, daß er den Frieden wünsche, daß r- aber noth- wendig sei, auf der Hat "zu bleiben, und daß er neben dem Zwecke, eine Bewilligung zu erhalten, noch den andern verfolgt habe, einen kalten Wasserstrahl an die Adresse Frankreich- zu schicken, besonders in einem Augenblicke, wo sich die besten Aussichten einer Allianz für die französische Re gierung darbieten. Und dann heißt eS weiter in der angeblichen Rede: . ,In der That, «eine Herren, ist der Augenblick nie- malS günstiger gewesen. 1870 drückte Rußland aus Oesterreich im Sinne der Neutralität und hielt «S in Schach. Nun bade ich mit Interesse und im Einzelnen die Zusammensetzung der türkischen Armee st«d,n »ud ich glaube, daß Rußland, um zum Ziele zu gelang», alle seine Kräfte, alle se-nr Energie wird aowendrn müssen und daß dennoch seine Aufgabe sehr schwer sein werde." Die Macht in der Türkei' sei augenblicklich in den Händen sehr intelligenter und sehr energischer Männer. Der Kaiser Alexander und seine Minister kennten diese Verhältnisse, hätten aber angesichts der Stimmung der Bevölkerung nicht zurückweichen können. Welche- auch daS Resultat »es Krieges sein möge, so sei der Einfluß Rußlands, welches 1870 die Neutralität Oesterreichs garantirt, gelähmt und Oesterreich habe wieder freie Hand Man habe dort Sadowa nicht ver gessen und auf einen Theil Sü»»eutschlands sei nicht zu zählen (?). Diese Umstände seien also sehr günstig für die Äegner Deutschlands ('?). Frankreich habe schon gesucht, sich Rußland zu nähern, und man könne Nickt sicher fern, daß etwas Sehnliches in diesem Augenblick in Bezug auf Oesterreich vorgehe. Gegen diese Eventuali- täten müsse man auf der Hut sein. Im Jahre 1870 habe eS der beiden fast gleichzeitigen Siege vou Reicks- Hofen und Saarbrücken bedurft, arm in Wien die gegen unS gesponnenen Jntrrguen zu vereiteln. Da Rußland jetzt hinreichend beschäftigt sei, um kein« Frage auszuwerfea, welch« di- österreichischen Interessen »er- letzrn köoute. so habe üz Oesterreich die preußeafeindliche Parier freie- Feld. Indessen leide Oesterreich au finanziellen Schwierigkeit-^ und an seinem Dualismus, »an, anders stebe eS mit Frankreich. In Bezug auf dieses he>ßt eS wörtlich: ..Ich glaube nicht, daß die französische Armee eben so schnell und präcis mobilisirt werden könnte wie die unsrige, aber ihre LadreS sind für Friedenszeiten sehr stark Wenn Alles genau be rechnet wird, so könnte man in wenigen Tagm 4S0.000 Mann über unsere Grenzen werfen und das werden nickt unvollständig«, sondern wvblvrganistrte Truppen se'n, welche durch Reserven später ergänzt »erden würden. ES ist ein delicates und verwickeltes Unter nehmen, aber es ist möglich und die französischen Generale beschäftigen sich mit demselben, wir können dessen sicher sein. Unter diesen Verhältnissen, »o wir verpflichtet sein würden, mit ebenso viel Schnelligkeit alS Vorsicht zu handeln, um nickt den mindesten Echec zu wagen, könnte die französische Armee einige Tage über uns gewinnen. Die neue französische Militair- Organisation bat ihre Dortheile, sie hat aber auch ihre Schwächen. Frankreich und Preußen sind die Länder, welche die glorreichsten militairiscken Traditionen haben; der militairische Geist, der Geschmack sür da« Kriegs- Handwerk sind mehr als anderswo in die Bevölkerung ringedlungen, aber in sehr verschiedener Weise." Nach dieser Schmeichelei sür die preußische Armee wird zwischen ihr und der französischen eine Parallele gezogen, in welcher der demokratische Charakter der letzteren hervorgehoben wird. Wir berühren diese Parallele hier heute nicht weiter. ES wird dann auch auf die verhältnißmäßige Qualität der verschiedenen Waffengattungen über- gegangen und um endlich der Täuschung wieder den Charakter der Wirklichkeit zu geben, heiß eS am Schlüsse: „Sie werden in wenigen Tcrgen eine detaillirte Darlegung der Maßregeln haben, welche zu ergreifen fern werden in dem Falle von Verwickelungen, welche wir zu vermeiden hoffen, aber welche man vorau-sehen muß. Unterdessen werden meine Instructionen vom 26. April v. I. al- Grundlage der ersten Maßregeln dienen " Da- berühmte Buch de- ehemaligen Major-, jetzigen GcneralfeldmarschallS Grafen v. Moltke über den russisch-türkischen Krieg von 1828/29 ist soeben bei Georg Reimer in Berlin in neuer Auflage erschienen. Die heutige mili- lairische Lage bietet so viele BergleichungSpuncte mit derjenigen zu Anfang de- damaligen Kriege-, daß die Darstellung de- großen Feldherrn gerade im gegenwärtigen Augenblicke mit ganz besou« derem Interesse gelesen werden wird. Die topo graphischen und ethnographischen Schilderungen können noch heute als im Wesentlichen zutreffend gelten. Bon Wichtigkeit ist auch der Einblick, welchen das Buch in die hygieinischen Verhältnisse, namentlich in der Dobrudicha, gewährt. Dem Texte ist eine reiche Anzahl vorzüglicher Karten beiqegeben. Die Kriege, ivelche Deutschland geführt hat und die W bereinführung de- deutschen Reiche- sollten, wie man Ziemlich allgemein angenommen hat. da- Nativ,ialgefübl der- Deutschen ge hoben haben. Leider ist Die- nicht überall der Fall. Die „Bossisck e Zeitung" bat einen Corresrondenten nach dem Kriegsschauplatz geschickt — natürlich in da- türkische Lager. Dieser 0 v. 8 ze'chnenl: Herr hat vorläufig in Wien Station genommen, von wo er an da- Organ der Berliner Fort schritt-Partei sein erste- Schreiben rrctitet, ui welchem folgende Stelle vorkommt: „Ein vor nehmer türkischer Staatsmann sagte mir hier unumwunden, er würde mit unendlich mehr Vertrauen in die Zukunft blicken, wenn in Deutschland der Constitutionall-muS eine volle Wahrheit geworden wäre; denn vom deutschen Volke wäre nicht zu besoraen, daß es sich zur Parteinahme sür russische Pläne und Interessen entschlösse, wenn seine Stimme, durch den Reichstag geführt, die voll ent scheidende wäre. Äch beruhigte die türkische Excellenz darüber, daß beim deutschen Volke die Russen-Sympathie etwa gefährliche Dimen sionen annedmen könnte." Wir haben gar Sticht- dagegen einzuwenden, wenn Jemand mehr Sympathien sür die Türken hat al- für die Russen. Da- ist Geschmackssache. Wir wissen nicht, ob Herr O. v. B. ein Deutscher ist, aber die „Bosfise e Zeitung" ist eine deutsche Zeitung, und »aß sie sich erlaubt, eine „türkische Excellenz" zum Richter über unseren Constitutionali-mu- zu mache», daß sie die Taktlosigkeit ihre- Correspouventen, wAchcr der türkischen Excellenz nicht die gebührende Antwort gab, welche ihr jrder Engländer und Frauzoie gegeben hab?n würde, nicht unterdrückt, D»S tre.bt un- die Schamröthc in- Gesicht und dasselbe Gefühl sollten unserer Meinung nach die Leser der „Vossischen Zeitung" haben, wenn ihnen noch ein Funke von Patrioti-mu- geblieben ist. Wer in diesen Tagen in den Straßen der guten Stadl Metz umherzoa und die vielen schwär weißen Flaggen sah, der mochte sich wol.l darod verwundern, daß die wegen Renitenz ihrer städtischen Bevölkerung und Behörden bekannte Stadl über Nacht so gut preußisch geworden sci Die Erklärung liegt darin, daß die Stadt Me>.- die Wappenfarben mit dem Hause Hohenzollerr. und dem preußischen Staate gemein hat. Die Ausschmückung der Stadt, die eben so reich als geschmackvoll war, wurde durch eine Sammlung unter den Deutschen aufgebracht, ohne jede Betheiligung oder auch nur Anstoß von Seiten der Regierung. An dieser Sammlung haben sich auch Franzosen betheiligt, und zwar mit sehr namhaften Beträgen. Die Mit! Hellungen der „Allgemeinen Zeitung*, betreffend die Diffe renzen im Gemeinderath über die Bewilligung eine- Credit- für den Empfang de- Kaiser-, finc> nicht ganz genau. ES bandelte sich nicht um eine neue Bewilligung, sondern um die Wiederaus nähme eine- Posten- in da- städtische Budget, eine- Posten- für außerordentliche Festlichkeiten, der sich stet- unter den städtischen Ausgaben be funden batte. Eine Betheilrgung de- Gemeinde ratheß am Empfange de- Kaiser- war gar nickt in Krage gekommen Selbstverständlich war der- selbe auch nicht eingeladen worden. Uebcr die FeuerSbrunst im Dome zu Metz wird unterm 7. Mai gemeldet: Die Gewalt der FeuerSbrunst ist gebrochen, gegenwärtig steigen nur noch die Rauckwolken auS den gordischen Pfeilern auf. Die Thurmubr ist unversehrt, ebenso die deutsche Fabne auf der Spitze de- ThurmeS. Der Dachstuyl ist niedergebranut, da- Innere der Kirche ist mehrfach durch herunterge- fallen? brennende Holzstücke und dadurch mitge- theiltcs Feuer beschädigt. Die Feuersbrunst ist, wie mit Sicherheit ange nommen wird, durch Feuerwerk-körper von der Illumination entstanden Auf der Brandstätte erschien auch der Kronprinz. Wie verlautet, wird die Wahl im 6. Berli ner Wahlbezirk bereit- am 17. d. M. ftattfinden. Im liberalen Lager ist noch Alle- still, kaum, daß die ersten Vorbereitungen für die Neuwahl aetroffen sind. Man weiß nur, daß die Fort schritt-Partei, nachdem Virchow abgelehnt, dm
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