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Grossenhainer Anterhaltungs- und Anzeigeblatt. — Mit Hoher Concession gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke. 32. Mittwoch, dm 21. April 1847. Bekanntmachung. Die gemachte Bemerkung, daß durch das Aufkäufen des Getreides aller Art von Seiten der Makler, Höker, Aufkäufer u. s. w. an den hiesigen Wochcnmarkttagen eine Steigerung der Getreidcpreise herbeigeführt worden ist, veranlaßt uns die bestehende Ordnung in Erinnerung zu bringen, daß an dem auf jeden Dienfttag und Donnerstag fallenden Wochenmarkttage hiesiger Stadt alles Aufkäufen von Getreide und andern Nah rungsmitteln durch Höker, Makler, Aufkäufer u. s. w. vor 10 Uhr des Vormittags bei 5 Thlr. —- —- Strafe und Consiseation des aufgekauften Getreides re. verboten ist. Völlig freier Marktverkehr für Getreide aller Art findet nur Sonnaven-s jeder Woche statt. Hain, am 19. April 1847. Der StadLrath daselbst. Hofmann, Brgrmstr. Dertliches. Beim Beginne des Jahres 1847 gab man sich der Hoffnung hin, daß, wenn das Frühjahr Aussichten auf gedeihliches Wachsthum des Ge treides und somit Aussichten auf eine ergiebige Erndte bringen sollte, der schon damals sehr hohe Getreide-, insbesondere Kornpreis herab sinken werde. Es war Grund vorhanden diese Hoffnung verwirklicht zu sehen, weil im Gan zen genommen in der hiesigen Gegend, wohl auch überhaupt im Dresdner Kreisdirections- bczirke kein wirklicher Mangel von Brodgetreide vorhanden ist, denn eincstheils war die letzte Erndte nach den von der Regierung angestell ten, dem außerordentlichen Landtage mitgctheil- ten Erörterungen durchschnittlich, also ganz gewiß für den fruchtrcichen Meißner Kreis, im mer eine Mittelerndte, und anderntheils lagern in der Umgebung Hains und gerade in der aller nächsten dem eignen Versichern der Landleute zu folge noch mehrere alte Erndten. Die Wahr heit dieser Behauptung beweist der Umstand, daß man noch jetzt Tausende von Scheffeln Korn kaufen kann, wie auch geschieht, wenn man nur einen hohen Preis bezahlt. Die Aussichten auf gedeihliches Wachsthum des Getreides sind nun da und dennoch ist der Preis höher als er im Anfänge des Jahres war, ja sogar täglich noch im Steigen begriffen. Am letzten hiesigen Markttage forderte man für den Scheffel Korn 9 Thaler, 2 Thaler mehr wie vor 8 Tagen. Ueber die Ursachen dieser künst lichen Theuerung, ich muß sie bei dem Nicht vorhandensein wirklichen Getreidemangels so nennen, will ich mich nicht verbreiten, um nicht Gehässigkeiten hervorzurufen, ich werde mich vielmehr blos mit ihren Wirkungen be schäftigen und Mittel andeuten, diese, soweit es möglich ist, zu beseitigen. Von den bemittelten Einwohnern Hains will ich nicht reden, auch von denen nicht, die obne Vermögen zu besitzen ein schwunghaftes Ge schäft betreiben, obwohl auch diese letzter» von der Theuerung hart betroffen werden; ich habe nur den Theil der arbeitenden Claffe vor Augen, deren Verdienst, wie man so sagt, von der Hand in den Mund geht, und in diese Kate gorie gehört wohl die Mehrzahl der Stadt bewohner. Hier ist die Noth groß. Nur den Fabrikarbeitern scheint das Frühjahr Aussicht auf Lrbeitsvermehrung zu bringen. Bei den übrigen in die von mir bezeichnete Elaste gehö rigen Arbeitern und Gewerbstreibcnden sinkt die Hoffnung gcwinnreicher Beschäftigung in dem selben Grade, in welchem der Preis der Nah-