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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.11.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001130018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900113001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900113001
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-11
- Tag 1900-11-30
-
Monat
1900-11
-
Jahr
1900
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Ämlsvlatt des königliche« Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Aathes und Notizei-Ämtes -er Stadt Leipzig. Anzeige»-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 H. Rrclamen unter dem Redactionsstrich (4gespalten) 75 vor den Familiennach richten (6 gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. ^nnahmetchluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: BormittagS lO Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelleu je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Dir Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Drurk und Berlag von E. Polz io Leipzig. Freitag den 30. November 1900. lll Ranftsche Gasse 6 Herr k'liedr. k^eiwr, Colonmlwaarcnhiindsunq, Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. kiiKeliurmn, Colonlalivaarenhcmvlung, Schützenstrasze 5 Herr ^ul. 86iiiiilli< Ueu, Colonialwaarenhaudlung, Westplatz 32 Herr 11. Dlttl'ioü, Cigarrenkandlung, Lorkstrahe 32 (Ecke Berliner Straße) Herr IV >V. Llvt2, Colonialwaarenhandlnng, Zeiher Straße 35 Herr V. küutvr, Cigarrenhandlung, Plagwitz Herr 0. (-rütLiuauu, Zschochcrsche Straße 7«, Reudnitz Herr >1. ^nrrmauu, Marschallstraße 1, - Herr 0. 8eiuttnlt, Kohlgartenstraße 67, - Herr üvl'nil. Ketzer, Mntzengeschäft, Gabelsbergerstraße II, Thonberg Herr 11. 11iint86il, Zieitzenhainer Straße 58, Bolkmar'sdors Herr Vvors Alemann. Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Für « t i kann das Leipziger Tageblatt durch alle Postanstalten des deutschen Reiches und Oesterreick-Ungarns znm Preise von 2 bezogen werden. 2n Leipzig abonnirt man für 1 65 mit Bringerlohn 2 und nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Aohannisgasse 8, die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz 7 und Universitiitsstratze 3, sowie riackfolgende Ausgabestellen: Arndtstraße 35 Herr L. 0. Llttel, Colonialwaarenhandlnng, Beethovenstraße 1 Herr Uteoü. I'eter, Colonialwaarenhandlnng, Brühl 53 0. b. 8ellubert'8 Xavstl'olKvr, Colonialwaarenhandlnng, Frankfurter Sttaße (Thomasiusstr.-Ecke) Herr Otto ILlaut8^Iike,Colonialwaarenhandlung, Löhrstraße 15 Herr Lüuuril Uetxer, Colonialwaarenhandlnng, Nürnberger Straße 45 Herr LI. L. Albreetzt, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr Liobert Vrelner, Zweinaundorfer Strape 18, - Connewitz Frau Ketzer, Hermannstraße 23, - Entritzsch Herr liobert Bitner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Herr liolwrt 4I1uer, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Lindenau Herr Albert 1-lnüuer, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt Herr krml Luek, Auuoneeu-Lxpeültlon, Eisenbalmstraße 1, Die Säcular-Volkszählung. 2^ Am kommenden Sonnabend, am 1. December, findet die allgemeine Volkszählung statt, die diesmal eine besondere Be deutung dadurch erhält, daß sie mit der Jahrhundertwende zu sammentrifft. Die praktische Bedeutung dieser Volkszählung tlarzulegen, bemüht sich in einem lesenswerthen Aufsatz, der so eben in den „Conrad'schen Jahrbüchern" (Verlag von Gustav Fischer in Jena) veröffentlicht wird, Re gierungsrath vr. Friedrich Zahn. Eingehend legt er in diesem Aufsatze dar, wie dringend nothwendig nicht nur zur Feststellung der Bevölkerungsziffer überhaupt, sondern auch in Rücksicht auf die Bedürfnisse der Finanzverwaltung, des Heer wesens, der Vertretung der einzelnen Gebiete und Orte in Selbstverwaltungslörpern, die Eintheilung der Orte in Servis- clafsen, die Festsetzung des Minimalgehaltes der Beamten nach der Einwohnerzahl der Gemeinden, für das Münzwesen, für die Reichs-Gewerbeordnung und zahlreiche politische und volks- wirthschaftliche Untersuchungen die nächste Volkszählung sein wird. Vor Allem aber wird die Volkszählung sich eingehend mit der Staatsangehörigkeit, Religion, Muttersprache, Ge- bürtigkeit und Militärzugehörigkeit beschäftigen, worüber der oben erwähnte Aufsatz sich wie folgt äußert. Die Nachweise über Staatsangehörigkeit im Zu sammenhalt mit denen, die im Wege des Austausches von fremden Staaten über di« im Ausland« vorhandenen Deutschen erholt werden, ermöglichen ein, insbesondere in politischer Hin sicht, wichtiges Bild über die Ausländer in Deutschland und die Deutschen im Auslande. Bemerkt sei, daß im Jahre 1900 auch Oesterreich-Ungarn, Serbien (wahrscheinlich auch Rumänien), die Schweiz, Dänemark, Schweden, Belgien, Portu gal, die Vereinigten Staaten von Amerika, Mexico, im Jahre 1901 Italien, Frankreich, Norwegen, Großbritannien Volks zählungen veranstalten, und daß die Niederlande 1899, Spanien und Rußland 1897 solche vorgenommen haben. Eine werthvolle Ergänzung dazu sind die Daten über Geburtsort und Muttersprache, um so mehr, als sie in ihrer Art völlig Neues liefern werden. Denn die Muttersprache wurde bisher nur für einzelne Bundesstaaten, von Reichswegen überhaupt noch nicht erhoben; man wird Anhaltspuncte bekommen über das Eindringen von Polen, Tschechen, Franzosen, Dänen, Nor wegern, Italienern u. s. w. in Gebiete, wo sie noch nicht oder nur vereinzelt waren. Und die für die Verfolgung der inneren Wande rungen so wichtige Frage nach dem Geburtsorte, die aller dings auch schon bei früheren Volkszählungen (1871, 1880, 1885) gestellt war, wird diesmal in ihrem Ergebniß mehr als früher ausgenützt, ind«m man für die verschiedenen Theile des Reiches darstellen wird, woher deren Bevölkerung stammt, und zwar mit Unterscheidung von verschiedenen Altersklassen (unter 16 Jahren, 16—30, 30—50, 50—70, 70 und mehr) und unter näherer Specialisirung der Provenicnzgebiete. Handelt es sich bei diesen letzteren Nachweisen um die Feststellung, in welchem Maße und in welcher Richtung definitive Abwanderungen, mit der Wirkung der endgiltigen Aufgabe der Geburtsgemeinde und der Ansässigmachung in einer anderen Gemeinde, sich vollziehen, so will eine andere, zum ersten Mal« von Reichswegen gestellte Frage genaueren Aufschluß über die Beziehungen des Wohn- und des Beschäftigungsortes erbringen. Es wird nämlich bei der nächsten Volkszählung auch gefragt nach der Gemeinde, in welcher der Wohnort (Familien wohnsitz verheiratheter Personen) belegen ist, und nach der Ge meinde, in welcher der Beruf zur Zeit ausgeübt wird, bezw. wo er zuletzt ausgeübt wurde. Die Ermittelung dieser Fälle, in denen der Ort der täglichen Beschäftigung vom Wohnort verschieden ist, hat besondere Wichtigkeit für die Verwaltung der Großstädte und für sonstige Jndustrieorte, welche damit ihre wirthschaftlichen Beziehungen zu dem umliegenden Lande klargelegt erhalten. Die ausgearbeiteten Nachweise werden will kommene Unterlagen bieten für die Fragen Uber Verbesserung der Verkehrs- und Wohnungsverhältnisse, Ausdehnung der Nah verkehrszone, und dir Struerverschiebung zwischen den Ge meinden und für Fragen Uber die sittlichen Verhältnisse der fluktuirenden Bevölkerung. Der Nutzen, der auf viese Weise von der Volkszählung für die Praxis und die Wissenschaft zu erwarten ist, erfährt noch dadurch eine Erweiterung, daß man bei der Bearbeitung der Volkszählung es nicht, wie früher, bei der Feststellung der auf das Individuum bezüglichen Thatsachen bewenden läßt, sondern auch die Haushaltung, dieses unterste sociale Gebilde, in dem sich das persönlich» Dasein des Einzelnen abspielt, besser zur Geltung bringt. Zahl. Umfang und Zusammensetzung der drei Arten von Haushaltungen — Familien-, Einzel- und An- staltShauShaltungen — wird ersichtlich werden. Insbesondere sollen die Familienhaushaltungen svecialisirt werden noch Haus haltungen mit 2, 8, 4, k, 8, 7, 8, 10, II und mehr Personen und für jede einzelne Gruppe neben der Zahl der Personen die Familienangehörigen im engeren Sinne, die häuslichen Dienst boten und sonstige Personen zum Nachweis gelangen. Auch sind Schritte eingeleitet, die darauf abzielen, gewisse Verhältnisse der Bevölkerung, Wohnungen und Grundstücke für einige Großstädte, z. B. Berlin, Frankfurt a. M., nicht blos in Be schränkung auf das Weichbild d«r Stadt, sondern im Zusammen hang mit den Vororten, die mit ihnen ein wirthschaftliches und sociales Ganzes bilden, festzustellen. Das betreffende Material wird für viele Fragen der Communalverwaltung sich als zweck dienlich erweisen. Im Interesse der Durchführung der Volkszählung sei noch darauf hingewiesen, daß nach ausdrücklicher BundeSraths- vorschrift für die, bei dieser Zählung über die Persönlichkeit des Einzelnen gewonnenen Nachrichten das Amtsgeheimnis^ verhängt ist. Alle diese Nachrichten dürfen nur zu statistischen Zu sammenstellungen, nicht aber zu anderen Zwecken benutzt werden. Demgemäß werden die Daten über die einzelnen Personen weder veröffentlicht, noch an andere Stelle hin, auch nicht an Be hörden, mitgethcilt; sie stehen also auch nicht der Steuerver waltung oder sonstigen fiskalischen Zwecken zur Verfügung. Die Hausoerwaltungsverzcichnisse und Zählkarten werden nach beendigter Auszählung cingestampft. Die hohe praktische Be deutung, so entnehmen wir dem Schlußwort, die der Volks zählung zukommt, bringt es mit sich, daß das Reich, der Staat und die Gemeinde dafür sorgen, um die Aufnahme möglichst vollständig und zuverlässig zu gestalten. Allerdings verrichten die Zähler ihre Arbeit ehrenamtlich, aber diese ehrenamtliche Zählungsarbeit steht hinter der bezahlten an Gewissenhaftigkeit und Gründlichkeit keineswegs zurück und hat sich bei uns, namentlich auch Dank des verhältnißmäßig hohen BildungL- standcs des Volkes, insbesondere Dank der allenthalben ver breiteten Elementarschulbildung, bisher gut bewährt. Die Wirren in China. Li'S Angebot. Li-Hung-Tschang erklärte einem italienischen Corresponden- ten gegenüber in einer Unterredung am 25. November, die Be zahlung der von den Mächten geforderten Entschädi gung sei unmöglich. Die Deckung einer Anleihe von 11/2 Milliarden durch Verpfändung der Zölle sei ebenfalls un möglich, weil dadurch die Unabhängigkeit Chinas vernichtet würde. Eine kleinereAnleihe, garantirt durch die Salz zölle, sei discutirbar. Kaiser Kwangsü sei völlig frei, er habe die Decrete zur Bestrafung der für die Aufstände Ver antwortlichen selbst erlassen. Li argwöhnt, daß die Expedition des Obersten Uork die Einschließung von Schansi maSkiren solle, und ist besorgt wegen der Wendung der Ereignisse in der Mandschurei. Freilich versichert er, daß die Rückkehr deS Kaisers nach Peking erst nach Unterzeichnung der FriedenSverträge er folgen werde. * London, 29. November. (Telegramm.) „Morning Post" berichtet ouS Peking: Fürst UchtomSky verhandelt täglich mit Li-Hung-Tichang und dann und wann auch mit dem Prinzen Tsching. Der Fürst ist dafür, China zu gestatten, sich selbst zu regieren und die fremden Interessen auf die Häfen zu beschränken, bi- China die Reformen durchgesührt habe uud den Schutz der Fremden übernehmen könne. (Wdhlt.) Die Todesstrafe. Daß auch die deutsche Regierung dem Zuge nach milderen Friedensbedingungen nicht widerstrebt, dürfte folgende Auslassung zeigen, die wir in der „Post" finden: „Wenn hier, und da Bedenken laut werden, ob »S sich »mpfeble, die Forderung der Tob,«strafe für die Rädelsführer der fremden feindlichen Bewegung in der feiten- der Mächte zu überreichenden Collectionote unter die „cleekion irrövocadls" aufzunebmen. so mutz bemerkt werden, dah solch« Bedenken durchau« nicht auf Rück sichten der Humanität zurückgesührt werden Härten, indem man vielleicht vermulhet, die ein» oder andere Macht halte eine solche Strafe für zu doch. Tbatsache ist vielmrbr, daß alle Staate» davon überzeugt sind, dich di» Rädelsführer die Todes strafe verdient haben, dah jedoch aus verschiedenen Seiten dir Frage erhoben wird, ob eine solche Maßnahme vom politischen Zweck- mähisikritsstondpunct au- auch opportun sei, und hie, kann man allerdings verschiedener Ansicht sein. Was Deutschland betrifft, so bat es sich von vornherein nicht aus die Hinrichtung bestimm»»« Persönlichkeiten capricirt, sondern e» bat wied-rholt erklärt, daß 'S den Houvtwerlh darauf lege, dah dl» Bestrafung der Lchulbiaen ütrreln stimmend von allen Mächten griorden wrdr. Diese Haltung entspricht ja auch dem teilenden Grundsatz tz»r deutsch.» Politik, dir vor Allem dt» Einigkeit d»r Mächt» zu wahren strebt, damit alle Forderungen de« Toncert« auch von sämwtlichrn ach» G»»tzß»at»ll gestillt und v»rtr»t»n wird«»." Gefährdete Missionen. Nach einer Meldung der „Köln. Bolksztg." aus Tsintau machen die Boxer der Mission des Provikars Freinademetz in Puoly noch viel zu schaffen. Dagegen hat der dortige Mandarin etwas eingelenkt. Die von heidnischen Chinesen in Beschlag genommenen Felder der Mission sind auf seine Veranlassung zurückgcgeben worden und die Schulen wurden wieder einge richtet. Im September weilten dort noch 500 Flüchtlinge. In den Missionsstationen Cili und Coracuan sind die Missionare noch in großer Noth und Gefahr. Die Gemeinde Curajo ist ganz zerstört. 2520 Christen wurden ermordet und 50 Jung frauen zur Stadt geschleppt. Die von der Regierung in Tsintau als Dolmetscher angeworbenen 6 Stehler Missionare sind bis jetzt nicht in Thätiakeit getreten. Nach einem Monat wurde ihnen mitgethcilt, daß man ihrer Dienste nicht bedürft. * Petersburg, 29. November. Nach einem Telegramm des Generals Zeipiyki vom 17. d. Mts. hat das Schanhaikwaner Detachement den von tOOOO Boxern, Tungusen und chinesischen Soldaten belagerten Bischof derOstmongolei nebst zwanzig Missionaren und 3000 christlichen Familien befreit. (Wdh ) * London, 29. November. (Telegramm.) „Reuter'-Bureau" berichtet aus Tientsin unter dem 27. November: Wie verlautet, sind in Taku eine Anzahl neue Lokomotiven für die Russen zur Verwendung auf chinesischen Eisenbahnen ring,troffen. — Dir Anzabl der fremden Truppen in Nordchina beläuft sich ungefähr aus 7500 Engländer, ausichlietzlich derjenigen in Shanghai und Hongkong, 25 000 Deutsche, 15000 Japaner, 15000 Franzosen, 3000 Nüssen, ausschlictzlich derjenigen in der Mandschurei, LlOO Italiener, 1800 Amerikaner und 300 Oesterreich». Tolvatenbrtef. Einem vom „Schwab. Merkur" veröffentlichten Briefe eines württembergischen Kanoniers aus Peking vom 30. September entnehmen wir Folgendes: In unserer Caserne und in unseren Quartieren in Peking haben wir uns jetzt recht behaglich eingerichtet. ES lastete allerdings Arbeit und viele Muhe, und es mußten uns hierbei Kulis, deren wir im Anfang oft 200 hatten, hauptsächlich im Herbeischaffen von Wasser behilflich sein. Ich selbst bin mit einem Kameraden in einem Privatquartier untergebracht, habe ein gutes Zimmer, einen Marmortisch, hübsche Stühle, Spiegel und ein vorzügliches Bett mit wollenen Decken, we.ch letztere wir uns billig selbst besorgten. Unsere Leuchter sind aus seinem Porzellan und die Stube schmücken wrrthvolle Bilder und andere Kunstgegenständc. Man darf nicht meinen, die Chinesen seien arm, viele ihrer Sachen sind bedeutend schöner und kunstvoller gearbeitet, als bei uns, so z. B. die prächtigen Teppiche, die seidenen Stoffe und Möbel mit feinen Holzschnitzereien, und da es eine große Zahl reicher Chinesen giebt, so kann man sich den Reichthum an Kunstgegenständen von hohem Werthe in den prachtvollen, palastähnlichcn Privat gebäuden bei uns kaum vorstellen. Heute früh war Kirchgang mit heiliger Messe in einem großen Gebäude und heute Miltag großes Concert, da viele fremde Officiere angekommen find. Nach langer Unterbrechung, ich glaube nach sechs Wochen, bekam heute Jedermann eine Flasche Bier, die hier 1 Dollar (ca. 2 v-k) mexikanischer oder chinesischer Währung kostet. Von den Liebesgaben haben wir noch nicht viel gesehen, die Mehrzahl derselben ist noch nicht ein getroffen. Bis jetzt hatten wir immer noch recht gutes Wetter; warm wie im Sommer, alle Pflanzen sind noch grün und die Blumen großentheils noch in voller Blüthe. Seit zwei Tagen weht der Herbstwind über die große Stadt und die unermeß lichen Maisfelder; die Nächte werden kühler, in den BivouacS reicht der Mantel nicht mehr aus und man zieht eben an, was man gerade hat, um sich zu schützen. DaS Wichtigste für unsere Gesundheit ist daS Wasser, daS leider in d» ganzen Stadt schlecht und von üblem Geruch ist. Es kommt dies daher, daß die Straßen größtentheils außerordentlich schmutzig und morastig sind, wie auch ein großer Theil der Häuser und Höfe von Reinlichkeit weit entfernt ist; bei Regen wetter sickert nun dieser Schmutz bis zu den Brunnen durch, und deshalb ist dieses Wasser zum Trinken oder Kochen für die Gesundheit schädlich. Seit längerer Zeit hoben wir mit einem früheren chinesischen Major NamenS W u, der deutsch spricht und vor Jahren sich eine Zeit lang in Berlin aufgehaltrn hat, einen Vertrag, betr. Lieferung von gutem Trinkwaffrr, sämmtlichrr LebenSmittel und der vielen sonstigen Gegenstände, die man hier zum Leben braucht Wir sind nun mit Allem recht zufrieden, denn der Mann ist selbst reich und versteht sein Geschäft ausgezeichnet." AuS der bereits telegraphisch erwähnten letzten Mittheilung der russischen Regierung über die militärischen Operationen der Puffen in Lhin« geht hervor, d«ß noch «m I. Oetsber LSüü Officiere und 173 000 Untermilitärs im Felde standen, mit 336 Feld- und 4 Festungsgeschützen. Von diesen Truppen sind 130 000 Mann in China selbst einmarschirt. Bis zum 1. October betrug auf russischer Seite die Zahl der Verwundeten und Getödteten: 22 Officiere und 220 Untermilitärs getödtet, 60 Officiere und 1223 Untermilitärs verwundet. Im October wurden 1 Officier und 37 Untermilitärs getödtet und 7 Ofsi- ciere und 82 Untermilitärs verwundet. Einwirkung VerUnrnheu auf Sie Ei Iw cke!uug von Kiantschau Aus Tsingtau, 15. October, wird uns geschrieben: Die chinesischen Wirren wirken, abgesehen von den weittragenden politischen Folgen, eingreifend auf alle ostasiatischcn Nieder lassungen, und wohl am schwersten spürt man die Wirkung derselben hier in Tsingtau, unserer neuen Colonie, deren Ent wickelung noch sehr in oen Windeln liegt, und das Wachsen dieses Neudeutschlands wird schwer dadurch beeinträchtigt. Von Unruhen selbst sind wir hier sowohl wie auch in unserer nächsten Umgebung Dank der Klugheit des Gouverneurs von Schantung, Juan-Shi-Kai, des „Mannes mit dem doppelten Gesicht", wie ihn die Chinesen nennen, ver schont geblieben. Puan hat zu viel Verkehr mit Europäern ge habt, als daß er sich nicht ganz genau die Folgen vergegen wärtigen könnte, die Ausschreitungen gegen Europäer zur Folge haben würden, und so hat er den Befehl der chinesischen Re gierung zur Ausrottung und Vertreibung der Fremden kluger Weise dahin ausgelegt, daß er allen im Innern Schantungs lebenden Europäern, den Missionaren und den Angestellten der Eisenbahn- und Bergwerks-Gesellschaft, dringend anempfahl, sich in die deutsche Interessensphäre zurückzuziehen, widrigenfalls er für ihre Sicherheit keine Garantie übernehmen könne. Es haben sich daraufhin auch sämmtliche Europäer, bis auf fünf katholische Missionare, die auch in dem größten Trubel furchtlos auf ihrem vorgeschobenen Posten ausgeharrt haben, in den sicheren Bannkreis des deutschen Schutzes geflüchtet. Noch heute, obgleich im Norden bereits die europäische Waffengewalt die überwiegende ist, ist noch gar nicht abzusehen, wann an eine Wiederaufnahme der Bahn- und Bergbauarbeiten im Innern gedacht werden kann. Diese beiden Gesellschaften werden ja seiner Zeit, wenn mit China abgerechnet wird, ihre Rechnung machen, und auch wohl auf ihre Kosten kommen, vorausgesetzt, daß der chinesische Staats säckel den von allen Seiten auf ihn einstllrmenden Forderungen überhaupt genügen kann. Wer aber ersetzt den hiesigen Kaufleuten die Einbuße, die sie durch die gänzliche Stockung des Handels von und nach dem Hinterlande erleiden? Kolossale Läger von Mehl, Baumwollgarn, Petroleum, die Hauptabsatzartikel, lagern hier bereits Monate lang, drücken die Preise immer weiter herab und verschlingen ein Vermögen durch Zinsverluste u. s. w. Die mühsam herangezogenen Verbindungen nach dem Innern für Export laufen Gefahr, wieder verloren zu gehen. Diese Faciorcn bilden einen gewaltigen Hemmschuh für den wirthschaftlichen Aufschwung der Colonie. Andererseits haben freilich die Unruhen in gewisser Weise eine Wiederbelebung des Verkehrs hervorgerufen. Die Truppen ansammlungen in Ostasien mit dem erhöhten Bedarf an Pro viant, der zum nicht geringen Theile auch von hiesigen Kauf leuten beschafft wird, die Bauten von Baracken und neuen Casernements wirken belebend auf Handel und Wandel ein, und dieser Einfluß wird sich noch in erhöhtem Maße geltend machen, wenn ein Theil unseres Expeditionskorps aus dem Nor den zurückgezogen und hier in unserer Umgebung stationirl wird. Der Krieg in Südafrika. Krüger »ich Berlin. Au« Pari«, 29. November, gebt un« die schon in einem Tbeil per Auflage deS gestngen Abendblattes veröffentlichte Miltheilung zu, daß Klüger, wie verlautet, beabsichtigt, am Sonnabend von dort abzureisen »nv sich mit Aufenthalt in Köln und Magdeburg nach Berlin zu begehen. Noch sei eine endgiliigr Entschließung nicht gefaßt. Bon geschätzter Seite in Berlin wird un« durch den Draht gemeldet, dorthin sei ein Privattelegramm gelangt, nach welchem Krüger am Sonntag in Köln, am Montag in Magdeburg und am TtenStag tn Vcrltn «intreffe. Dort wird die Begrüßung deS Piäsideatea durch den Alldeutschen Berbaud »folgen. Krüger in Part». * PgrtS, LS November. (Telegramm.) Präsid»nt Krüg»r mvstng deute Vormittag den Prinzen Heinrich von OrlSan« zu »lnem kurz» Beluchs.
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