Volltext Seite (XML)
Adorkev Wochenblatt. Mittheilungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Achter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post; 1 Thaler, bei Beziehung des Blattes durch Botengelegenheit: so Ncugroschen. 42. Erscheint jede Mittwoche. 18. OKt. 1843. Vor hundert Jahren. In jeder Zeit wird geklagt, dass es früher bes ser gewesen sei. Wir wollen uns jezt nicht auf eine Untersuchung der Gründe dieser Erscheinung cinlassen; es wird dazu vielleicht später einmal Gelegenheit sein. Manche klagen auch über die jezige Zeit. Ob sie Recht haben oder nichts lassen wir jezt gleichfalls da hin gestellt sein. Es kommt natürlich daraus an, in welcher Richtung man diese Klagen verfolgt. Besser und schlechter ist es geworden, es fragt sich nur, in welcher Beziehung? Wer z. B. sonst etwas bei ei ner Behörde zu thun hatte oder von einer solchen et was erlangen wollte, der muste sich, wollte er zum Ziele kommen, auf Geschenke gefasst machen, über haupt Nebenwege einschlagen. In dieser Hinsicht ist es jezt, wenigstens der Regel nach, besser geworden. Wir gestatten uns, um dies einigermasen anschaulich zu machen und unseren Lesern zugleich ein kleines Bild der Vergangenheit vorzuführen, in Nachstehen dem 6 Briefe zum Besten zu geben, die vor unge fähr 100 Jahren in unserer Gegend geschrieben und ihrem wörtlichen Inhalte nach aus den wirklichen Ak ten einer öffentlichen Behörde entnommen sind. Sie betreffen die Bierbrauerei eines voigtländischcn Rit tergutes und sind geschrieben: Ho. 1. von einem Steuerbeamten an den Rittergutsbesizer, Ho. 2. und 3. von dem Sachwalter an den Gerichtsverwal ter, Ho. 4. von dem Stcucrbeamten an den Gerichts- Verwalter, Ho. 5. und 6. von dem Steuerbeamten an die Frau des Rittergutsbcsizcrs. Sind es auch keine hochwichtigen Aktenstüke, die wir unseren Lesern hier mitthcilen können, so hoffen wir doch, es werde diese Mittheilung als ein „Zeichen der Zeit", nämlich der alten guten, nicht ungünstig ausgenommen werden, zu-1 mal da die Briefe zugleich als Sprach-, Stil- und Höf. lichkeitsproben dienen können. 1) Hochwohlgeborner Herr, gnädiger Herr ! Ew. Hochwohlgeb. Gnaden will zuvörderst zu dem angetretenen Neuenjahre, alles Selbst wählendes Ver gnügen, Dero Frau Gemahlin aber, neue Gesundheit und langes Leben, und der schönen jungen Herrschaft, alles gute, hierdurch unterthänig anwünschen, mit dem annoctirten gehorsamsten Bitten, daß Sie meiner Wenigkeit mit Gnaden zugethan bleiben mögen'. Wie ich mich dann zu beharrlichen Gnaden hierdurch ganz gehorsamst reoommouckire und mit besonderer Voue- ration allstcts verharre Ew. Hochwohlgebohrn Gnaden, unterthäniger Diener am 5. Januar uo. 1740. 2) Hochedler Herr, Jnsonders Hochgeehrtester Herr Burger« meister! Es erfreuet mich von Herzen, wenn Ew. Hoch edel. nebst der hochwerthesten k'amilio annoch bey er wünschten Wohlscyn sich befinden. Von meinem A- gentcn in Dreßden habe letzthin Brieffe erhalten, der mir meldet, wie er die überschickten Alomorialia gehö rigen Orts übergeben, und die Sache bestens reoom- urvllliiret habe, worbey der Hr. 8oervtair ...... bey der Kammer den Rath gegeben, daß wir die koro- vation des privilogü suchen sollten, welches bey un serer Sache sehr dienl. feyn würde. Wenn nun Ew. HochEdl. dieses belieben und Vit. die Frau von dergl. sich gleichfalls gefallen lassen, an welche ich des wegen besonders geschrieben, so will dies falls ein Alomorial fertigen. Vornehm!, aber wird Hierbey nö'