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Wochenblatt für '' Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 244. Reichenbmnd, Siegmar, Neustadt, Nabenstein und Rottluff. 44. Sonnabend, den 31. Oktober 1908. Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition lReicheubrand, Nevoigtstraße 11), sowie von den Herren Friseur Weber in Reichenbrand und Kaufmann Emil Winter in Rabcnstem entaegengenommcn und pro Ispaltige Petitzeile mit 10 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Anzeigen-Annahme irr der Expedition bis spätestens Freitags nachmittags S Uhr, bei den Annahmestellen bis nachmittags 2 Uhr. Bekanntmachung. Die hiesige freiwillige Feuerwehr hält am 31. dieses Monats llebnng ab, bei welcher Alarm signale gegeben werden. Zur Venneidung von Irrtümern wird dies hiermit bekannt gegeben. Reichenbrand, am 27. Oktober 1908. Der Gemcindcvorstand. Vogel. Bekanntmachung. Die nächste Reinigung der Schornsteine in hiesiger Gemeinde findet vom 3. bis 15. November 1908 statt. Reichenbrand, am 28. Oktober 1908. Der Gemcindcvorstand. Vogel. Nachstehende Bekanntmachung wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Nabenstein, am 20. Oktober 1908. Der Gemcindcvorstand. Alle im Gemeinde- und Gutsbezirk Rabenstein aufhältlichen (ausschließlich die von der Kgl. Sächs. Staatseisenbahn als vom Waffendienst zurückgestcllt bezeichnten) Reservisten, Dispositions-Urlauber und zur Disposition der Ersatzbehörden Entlassenen erhallen hierdurch Befehl, zu der am Freitag, den 6. November 1908, nachmittags 1 Uhr in Ehemnitz-Altendorf, Restaurant Wiesenburg stattfindcnden Kontrollversammlung pünktlich zu erscheinen. Anzug: Reine bürgerliche Kleidung; Schirme, Stöcke und Zigarren sind vorher weazulcgen. Zur Jahresklasse 1903 Zugehörige haben wegen der vorzunehmenden Fuhmessung in sauberer Fußbekleidung zu erscheinen. Befreiungsgesuche sind spätestens 5 Tage zuvor einzureichen, später eingehende Gesuche finden -ksw?. .B?rückfichtlAv2§. —- Sämtliche Unteroffiziere (Feldwebel, Sergeanten und Unteroffiziere) haben zur Kontrollversammlung am linken Oberarm weiße auf eigene Kosten zu beschaffende Binden zu tragen. 2m übrigen wird auf Punkt III und V der Pcrßbestimmungen hingewiesen. Welcher Jahresklasse jeder einzelne angehort, ist auf dem Deckel des Militarpasses verzeichnet. Königliches Bezirks-Kommando Chemnitz. Meldungen in» Fundamt Rabenstein. Verloren: 1 goldenes Armband. Rabenstein, am 29. Oktober 1908. Der Gemcindcvorstand. Wilsdorf. Schule zu Rabenstein. Don Ostern 1909 ab soll Eltern, die ihren Kindern eine Schulbildung zu teil werden lassen wollen, die über das Ziel unserer einfachen Ortsschulc hinausgeht, hier Gelegenheit gegeben werden. Die Ein richtung ist so gedacht, daß auf den planmäßigen Unterricht wöchentlich noch drei Stunden aufgesetzt werden. Diese drei Stunden kosten bei einer Mindcstzahl von 40 Kindern jährlich 0 Mark (bei 30 Kindern 8 Mark). Außerdem ist das übliche Schulgeld zu zahlen. Dieser erweiterte Unterricht ist zunächst nur für das Ostern 1909 aufzunehmcnde erste Schuljahr, höchstens siir das^nächstjährige) zweite Schuljahr geplant. 2m Bedarfsfälle wird diese Einrichtung auch Diese Stunden sind also mit dem Klassenunterricht organisch verbunden. Ravenstein, 1. Oktober 1908. Die Schuldircktion. Der Schulvorstand. / H. Steinbrück. Fr. Schmidt. Ai» Schule zu Rabenstein. Elemcntarklasse mit höheren Zielen) schon am 16. und 17. November erfolgen. Schulpflichtig sind alle Kinder, die bis Ostern 1909 das sechste Lebensjahr vollenden. Aus Wunsch der Eltern dürfen jedoch auch solche Kinder ausgenommen werden, die bis zum 30. Juni 1909 das Die Reihenfolge der Anmeldung richtet sich nach dem Anfangsbuchstaben des Familiennamens: Die in Rabenstein geborenen Kinder mit den Anfangsbuchstaben A bis M sind am 16. Nov. nachm. 2 A. anzu^nelden, die übrigen ^N bis^ZI gehobene Elemcntarklasse besuchen soll (vcrql. Bekanntmachung vom 1. Okt. d. I.). Steinbrück, Schuldirektor. Kontrollversammlung. Die Kontrollversammlung der in der Gemeinde Rottluff wohnhaften Reservisten, Dispositions- Freitag den 6. November 1908 nachm. 1 Uhr in Chemnitz-Altendorf, Restaurant „Wiesenburg" statt. Befreiungsgesuche sind spätestens 5 Tage zuvor beim Hauptmeldeamt des Bezirkskommandos einzureichen. 2m übrigen wird auf Punkt III und V der Pahbestimmungen verwiesen. Rottluff, am 21. Oktober 1908. Der Gemcindcvorstand. Die Sparkasse zu Neustadt Telephon Ne. SS, Amt Siegmar. unter Garantie der Gemeinde verzinst Einlagen mit 3 Vs o/o. Für Einlagen, welche bis zum 3. eines Monats bewirkt werden, erfolgt Verzinsung für den vollen Monat. Die Sparkaffe expediert täglich vormittags von 8 —12 Uhr und nachmittags von 2 — 6 Uhr, ihres früheren langjährigen Hauptmanns, jetzt Ehrenhauptmanns. Herrn Adolf Berthold, hier, bereitete die hiesige II. Comp. d. Freiw. Feuerwehr demselben gelegentlich seines auf den 27. dss. Mts. fallenden Dienstjubiläums, welches mit seinem 60. Geburtstag erfreulicherweise zusammensiel. Die Comp., welche vollzählig zur Stelle war, ließ ihn durch Herrn Ehrcnhauptmann Gemeindekassiercr Schiefer, die herzlichsten Glückwünsche entbieten und den Dank und die Anerkennung der Comp.?aufs?neue für seine langjährige verdienstvolle Wirksamkeit unter Ueberreichung eines kostbaren Geschenkes ausdrücken, für welche Aufmerksamkeiten der Jubilar, sichtlich bewegt, herzlichst dankte. Bei Verpackung von Drucksachen für die Postbeförderung wird von den Absendern häufig dadurch gesündigt, daß nur ein Streifband verwendet und lose umgelegt oder ein ungeeigneter Brief- Umschlag gewählt wird. 2n die weit geöffneten taschensörmigen Falten solcher mangelhaften Streifbandsendungen sowie in die offenen größeren Briefumschläge mit nach innen eingesteckter Derschlußklappe. die von den Postbeamten mit gutem Grunde als „Bricffallen* gefürchtet werden, verschieben sich unbemerkt Briefe, Postkarten und andere kleine Gegenstände und machen sodann als blinde Passagiere wider Willen oft weite 2rrfahrten in den Drucksachen. Günstigen Falles, wenn sie von einem Postbeamten in ihrem Versteck entdeckt oder vom Empfänger der Drucksache zurückgcgcben werden, gelangen sie mit größerer oder geringerer Verspätung in die Hände der Adressaten, andernfalls sind sie verschwunden. Die Postverwaltung ist eifrig bestrebt, durch geeignete Vorkehrungen die den anderen Sendungen von den Drucksachen her drohende Unsicherheit abzuwenden. 2m eigensten 2ntereffe des Publikums liegt es, die Postverwaltung in diesen Bestrebungen zu unterstützen, indem es in der üblichen Druck- sachenverpackung Wandel eintreten läßt. Dies ist ohne erhebliche Mühe oder Kosten für den Absender sehr wohl angängig. Bei größeren Drucksachen, die unter Band verschickt werden sollen, bietet sich als wirksamstes Mittel zur Vermeidung breiter Spalten die Anlegung eines Kreuzbandes an Stelle des einfachen Streifbandes. Kann man sich aber hierzu nicht entschließen, dann sollte man wenigsten ein aus gutem Papier gefertigtes Streifband so eng wie nur möglich um die Drucksache legen und außerdem eine feste kreuzweise Umschnürung mittels Fadens oder Gummi bandes herumschlingen. Bei Drucksachen, die unter größeren Brief umschlägen zur Absendung kommen sollen, wären tunlichst Umschläge anzuwenden, deren Verschlußklappe sich nicht am breiten oberen Rande, sondern an der schmalen Seite befindet. Jedenfalls soll man die Verschlußklappe nicht in den Umschlag einstecken. Will man den Inhalt vor dem Herausfallcn schützen, so verwende man Umschläge, deren Derschlußklappe einen zungenartigen, zum Einstecken in einen äußeren Schlitz des Umschlages eingerichteten Ansatz besitzt. Auch ln anderen Formen hat die Papierindustrie bereits sichernde Drucksachenhüllen auf den Markt gebracht. Damit die Versender von Drucksachen diese Anregungen beherzigen und, jeder für seinen Teil, ernstlich dazu beittagen, den von den Bricffallen ausgehenden Unzuträglichkeiten zu steuern, seien sie noch daraus hingewiescn, daß sie hierdurch nicht blos im 2nteresse anderer sondern auch im eigenen handeln; denn dieselben Gefahren, die sie anderen durch mangelhafte Verpackung ihrer Drucksachen bereiten, drohen ihren eigenen Briefen und Karten durch Bricffallen von anderen Absendern und, wenn einem Versender auch vielleicht noch kein Leid in dieser Beziehung widerfahren ist, kann der böse Zufall jeden Tag einen wichtigen Brief von ihm oder an ihn in eine solche Falle führen. Eine weitere Gefahr für Postkarten und kleinere Briefe, durch Verschieben in Drucksachen verloren zu gehen, erwächst aus dem Mißbrauche, größere Mengen von Drucksachen und Warenproben in die Straßenbriefkasten einzuwerfen, was man leider recht häufig beobachten kann. Die Briefkasten werden dabei häufig mit einem Male bis obenhin mit Drucksachen und Mustern angefüllt, und die dann noch dazu kommenden Briefe und Karlen schieben sich nur zu leicht in jene ein. Zur Einlicferung größerer Mengen von Druck sachen und Mustersendungen sollten daher die Straßenbriefkasten niemals benutzt, solche Masscnsendungcn vielmehr zweckmäßig am Schalter der Postanstalten abgegeben oder durch die Posthaus- und Schalterbriefeinwürfe zur Einlicferung gebracht werden. Die Freundinnen. Original-Roman von Irene v. Hellmuth. (Fortsetzung) (Nachdruck verboten.) Er trat zu dem Mädchen und schaute lange in die leuchten den Augen. „Maja," — seine Stimme bebte, — „das sagen Sie mir? — Sie? — So grob denken Sie? — Darf ich Ihre Worte recht verstehen? Darf ich hoffen, daß es für mich noch ein Glück gibt, so groß, so unfaßbar, — wie ich cs nie zu träumen gewagt?" Sein Blick fiel jetzt auf das Kind, das mit weit aufge- risscncn Augen dalag und de» Vorgang beobachtete. Es konnte zwar nicht verstehen, um was es sich handelte, aber es hörte doch, daß der Vater in seltsam verändertem Tone sprach. Es klang aus seinen Worten wie mühsam zurück gedrängter Jubel. Er trat einen Schritt hinweg und mur melte: „Nein, jetzt ist nicht Zeit, glücklich zu sein, wo die Sorge um das Kind jeden andern Gedanken verdrängen muß. Aber das Licht, das ich heute schauen durfte, soll hincinlcuchten in die Nacht!" Dann saß er neben dem Mädchen und erzählte von seiner traurigen Vergangenheit. Bild um Bild entrollte er vor seiner aufmerksam lauschenden Zuhörcrin. Von seinem fröh lichen Soldatenleben berichtete er, wie er im Kreise der Kame raden so lustig und sorglos dahingelebt, kaum an die Zukunst denkend. Seine Eltern waren, wenn auch nicht reich, so doch in Verhältnissen, die ihnen gestatteten, dem Sohne eine angemessene Zulage zu gewähren. Dann nahte das Unglück. Arnold v. Brandt lernte eine junge Dame kennen, die ihn auffallend bevorzugte. Sie war damals auf Besuch bei Verwandten und ihre kostbaren Toiletten ließen darauf schließen, daß sie ein großes Vermögen besitzen müsse. Sie trug stets das Feinste und Eleganteste und Arnold wurde um diese Eroberung nicht wenig von den Kameraden beneidet. Da man überall munkelte, die junge Dame sei eine reiche Erbin, fanden sich natürlich viele Bewerber ein. Es dauerte auch gar nicht lange, da war Arnold v. Brandt der Ver lobte der schönen, viclgcfciertcn Berta v. Stetten. Kurz darauf tauchten allerlei Gerüchte auf über den Vater der jungen Braut. Derselbe sollte seine schöne Tochter nur deshalb so herausgeputzt und sie zu den Verwandten in die Garnison stadt geschickt haben, damit sie bald eine anständige Versorgung fände. Er wollte seine Tochter los sein, weil in ihrer Heimat ihr Ruf nicht der beste war. Arnold erfuhr natürlich davon zuletzt. Doch dachte er nicht daran, das Verlöbnis wieder zu lösen, auch dann nicht, als mau ihn warnte, eine Ehe mit der gefährlichen, koketten Dame cinzugchcu. Das Wort, das Arnold verpfändet, war ihm heilig. Es stellte sich denn auch bald heraus, daß die Braut weder eine Ausstattung, noch einen Pfennig Vermögen besaß. Der ehrliche, junge Mann führte seine Verlobte zum Altar, obwohl schon damals der kurze Glücksrausch verflogen war. Berta zeigte sich schon vor ihrer Verheiratung als ein launen haftes, trotziges Geschöpf, das kein Glück zu geben vermochte. Arnold v. Brandt erkannte mit Schrecken, daß seine Frau weder zu wirtschaften, noch zu sparen verstand, und daß