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Amts- M AiUigckatt für den Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fod genden Tag. JnsertionSp reis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. LIV NstsnneWent »tertelj. 1 M. 50 Pf. etnschließl. d»S .Jllustr. UnterhaltungSbl.* u. der Humor. Beilage .Seifen« blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen RetchSpostanftalten. Tklegr.-Ldrrsse: Amtsblatt. ^7 24 —-nr 57. Jahrgang. - Sonntag, den 30. Januar Japan. Im japanischen Parlament hat dieser Tage der Mi nister des Aeußern sich in einer längeren Rede über die Situation auf dem Gebiete der äußeren Politik Japans in längeren Ausführungen ergangen, die zum Teil von weiter gehendem Interesse sind. Es ist ja klar, daß bei derartigen offiziellen Aeußerungen gern Schön färberei getrieben wird und manche Darstellung den Tatsachen nicht so genau entspricht, weil man nicht gut die Wahrheit sagen kann, teils aus politischen, teils aus taktischen Gründen. So ist es auch begreiflich, wenn der japanische Minister des Aeußern in seiner Re de erklärte, daß eine Festigung der Freundschaft zwi schen Rußland und Japan zu konstatieren sei. Man weiß zur Genüge, welche Ziele Japan auf dem asiati schen Festlande verfolgt und diese Phrase muß daher, bei Lichte besehen, einen etwas komischen Eindruck ma chen. Tatsache ist doch, daß Japan auf dem besten Wege ist, Korea noch enger anzugliedern und zu dem Zweck -ehntausende von Truppen dorthin gebracht hat. Diese große Truppen - Konzentration ist aber nicht für Korea allein berechnet, denn hierfür würde weit we niger reichen, man verfolgt dabei noch ganz andere Zwecke und diese sind gerade nicht in letzter Linie ge gen Rußland gerichtet. Japan geht zweifellos darauf aus, auch in der Mandschurei seinen Einfluß sowohl auf wirtschaftlichem wie auch auf politischem Gebiete zu er weitern, und hierauf sind glle japanischen Anstrengun gen gerichtet. Aus diesem Grunde ist es auch geschehen, daß Japan den Vorschlag Amerikas hinsichtlich der Neu tralisierung der mandschurischen Bahn energisch ab- aelehnt hat und der Minister ist auch so offen, in seiner Rede als Grund hierfür rund heraus zu erklären, daß dies geschehen sei, weil dieser Vorschlag nicht blos den Verträgen widerspräche, sondern auch unter den ge genwärtigen Verhältnissen die Interessen Japans in der Mandschurei gefährden würde. Bei der Ablehnung dieses weitgehenden Projektes dürfte aber auch noch ein anderes Moment in Frage gekommen sein: Der alte Haß gegen die Bereinigten Staaten von Nord- Amerika. Es ist in aller Erinnerung, wie man nicht weit von einem folgenschweren amerikanisch japanischen Kriege entfernt war, daß Amerika sogar seine Flotte bereits mobil gemacht hatte, welche dann die große Fahrt zu Uebungszwecken antrat, vielleicht aber auch aus dem Grunde, weil man doch eine erhöhte Zuspitzung der Dinge befürchtete. Für dieses Amerika den Schlep penträger zu bilden, dafür dünkt man sich in Japan zu gut, denn man sagte, daß diese „Neutralisierung" doch wohl nicht in letzter Linie aus dem Grunde vorgeschla gen worden ist, um den Einfluß Amerikas in Gestalt der Beteiligung beträchtlichen amerikanischen Kapitals Ln erhöhtem Maße zu stärken. Die Japaner sind von je mißtrauische Leute gewesen, und es ist nicht so leicht möglich, sie hereinzulegen. Das hat England zu sei nem Leidwesen sehen müssen, wo npan sicherlich ge hofft hatte, von dem Bündnis mit Japan reiche Früchte »u ernten, während das Resultat das ist, daß heute England von diesem Bündnis, welches Japan zu statten gekommen ist, mehr als genug hat. Bei diesem japaw> scheu Mißtrauen gegen alles Fremde, wird man auch keine allzugroßen Hoffnungen auf die Oeffnung des Hafens Port Arthur für den Welthandel setzen dürfen, denn Japan wird es schon trefflich verstehen, die Sa che so zu handhaben, daß man ^ei aller Freiheit des Handels selber nicht zu kurz wegkommt. Es liegt iw der Hatur der Sache, daß Japan bei dem bisher in seiner Asienpolitik Erreichten nicht stehen bleiben, sondern su chen wird, seinen Einfluß in Ostasien zu einem domi nierenden zu gestalten. Die Japaner überstürzen nichts, man wird langsam, aber sicher vorgehen, bis man, wie beim russischen Kriege, den Moment für den günstigsten erachtet. Daß es dann zu folgenschweren Konflikten mit vielleicht nicht bloß einer Macht kom men wird, liegt auf der Hand, und von keiner anderen Seite als von Japan droht Gefahr für den Weltfrieden. Tagesgeschichte. Dextschlaxd. Die Verleihung des Schwarzen Ad lerordens an den Reichskanzler von Beth- mann-Holl weg wird von verschiedenen Blättern als Beweis ganz besonderen persönlichen Vertrauens des Kaisers aufgefaßt und angesichts der immer wieder auftauchenden Gerüchte von einer Kanzlerkrise für po litisch bedeutsam erklärt. Die Meinung geht dahin, daß diese Auffassung zutreffen müsse, weil der fünfte Kanzler bisher weder auf eine lange Amtszeit nocy aus einen hervorragenden politischen Erfolg hin- zuweisen hat, worin man den Anlaß zur Dekorierung erblicken könnte. — Die guten Beziehungen der auswär tigen Mächte zum deutschen Reiche sind ge legentlich des Geburtstages unsers Kaisers wieder recht deutlich in die Erscheinung getreten, und es hat sich dabei auch wieder gezeigt, einen wie großen persönlichen Anteil unser Kaiser an der Herbeiführung und Erhal tung dieser guten Beziehungen hat. Der Zar äußerte sich in dem Geburtstagstoast auf Kaiser Wilhelm in diesem Sinne. Präsident Taft hob in seinem Glück wunsch gleichzeitig die gute Gesinnung des amerikani schen Volkes für Deutschland hervor. Der Rotterdamer Bürgermeister betonte, daß Rotterdams Zukunft auf dem deutschen Rhein liege und daher mit Deutschlands Wohlfahrt stehe und falle. Alle diese einzelnen Kund gebungen vereinigen sich doch zu einer Manifestation, von hoher politischer Bedeutung, auf die wir stolz sein können. Ein Zwischenfall bei der Kaiserge burtstagsfeier. Ein peinlicher Zwischenfall ereig nete sich bei der von der Bürgerschaft von Karlsruhe veranstalteten Vorfeier zu Kaisers Geburtstag, an der die Spitzen der Regierung, sowie die Zivil- und Mili tärbehörden teilnahmen. Der zweite Redner, der den Toast auf den Großherzog auszubringen hatte, Kammer stenograph Frey, Vorsitzender des jungliberalen Vereins von Karlsruhe, kam in seiner Rede auch auf das Ver hältnis der Bundesstaaten unter sich zu sprechen und nahm dabei Gelegenheit, ziemlich scharfe Angriffe ge gen Preußen wegen des Verhaltens in der Schiffahrts abgabenfrage zu richten. Der gleichfalls anwesende preußische Gesandte am badischen Hofe, von Eisende cher, sprach darauf dem neben ihm sitzenden Oberbür germeister von Karlsruhe sein Bedauern aus, daß diese Angriffe gefallen seien, und betonte, daß er sich ge zwungen sehe, eine Feier, bei der derartige Angriffe auf den von ihm vertretenen Bundesstaat Preußen erhoben werden, zu verlassen. Tatsächlich erhob sich der Gesandte auch sofort, .nachdem der Redner seine Ausführungen beendet hatte, und verließ ostentativ den Saal Der Rücktritt des Gouverneurs von Schuckmann wird in einigen Blättern als feststehende Tatsache behandelt. Wie die „Information" erfährt, eilt diese Meldung den Tatsachen meistenteils stark vor aus. Herr von Schuckmann wird allerdings in den nächsten Wochen auf Urlaub in Deutschland eintref fen, da sein schwankender Gesundheitszustand, der ihn bekanntlich schon einmal zu einem vorzeitigen Urlaub genötigt hatte, auch zurzeit leider nicht der beste ist. Die Frage, ob der Gouverneur in das Schutzgebiet zu rückkcchren wird, hängt lediglich von späteren ärztlichen Entscheidungen ab Tatsache ist jedenfalls, daß man in den leitenden Stellen der Kolonialverwaltung ein etwaiges Ausscheiden des verdienten Gouverneurs au ßerordentlich bedauern würde Ein neues Lüderitzbuchter Tele gramm. Nachdem die abfällige Kritik an dem ersten Lüderitzbuchter Telegramm in Südwestafrika bekannt geworden ist, haben die Lüderitzbuchter Bürger in ei nem zweiten Telegramm die verletzende Form ihres Vorgehens korrigiert. Nach der „Deutschen Tageszei tung" lautet die neue Depesche: „Wir ersehen aus teSh- graphischen Nachrichten, daß die Form unserer Tele gramme in Budgetkommission und Presse Anstoß er regt hat. Wir bedauern, wenn wir in der Form gefehlt haben und bitten, über die Form nicht Inhalt zu ver gessen. Wir werden alle öffentlichen Kundgebungen und Angriffe in der Presse vermeiden und nach Eingang der dem Reichstage vom Staatssekretär vorgelegten Denkschrift, die anscheindend dem Sinne unserer Tele gramme vom 1. Dezember nicht gerecht wird und zahl reiche Unrichtigkeiten enthält, schriftlich unsere Peti tion eingehend begründen und belegen. Wir haben das Vertrauen, daß der Reichstag und die Presse auch uns Gehör geben und sachliche Darlegungen auch sachlich prüfen werden. Kreplin, Bürgermeister." — Deutsch-französischer Kinderaus tausch. Der seltsame Plan ist Wirklichkeit geworden: In Berlin wurde zwischen Vertretern des preußischen und des französischen Kultusministeriums die Grün düng eines Komitees für internationalen Austausch von Kindern und jungen Leuten beschlossen. Der militärische Wert Helgolands Wird durch die Abbröckelungen, an der von Len Meeres wogen arg mitgenommenen Südwestseite nicht beein trächtigt, so düster die Zukunft des Eilands auch von manchen Federn geschildert werden mag. Es hieß so gar, durch die gewaltigen Erschütterungen, die das Feu er der modernen Küsten-Geschütze im Ernstfälle Hervor rufen würde, müßte das Versinken der Insel in rapi der Weise beschleunigt werden! Die Ansicht ist naiv. Die Bedeutung der Insel ist zu suchen in ihrer Bezie hung zum Seeminenwesen, das heute eine solche Aus dehnung erfahren hat, daß eine enge Blockade der Elbmündung als ausgeschlossen gelten muß. Ferner ist der Hafen Helgolands als Stützpunkt der Kriegsflotte von hoher Bedeutung, u. auf die Befestigung der Hafen- pnlagen beziehen sich ja auch die Ausgaben, die im neuen preußischen Etat für Helgoland gefordert werden. — Unsere Unterseeboote. Aus Marinekrei sen wird geschrieben : Unserer Marineleitung wird hier und da der Vorwurf gemacht, sie wende der Entwicklung des Unterseebootwesens zu geringe Aufmerksamkeit zu. Das trifft nicht zu. Im Gegenteils es werden gerade für diesen Zweig der Marine, nachdem sich das Un terseeboot als eine brauchbare, wenn auch nicht ent scheidende, sondern nur gelegentlich zu verwendende Kriegswaffe erwiesen hat, schnell steigende Mittel ge fordert und eingestellt. Etat 1908 enthielt 7 Millio neu Mark für Unterseeboote, im Etat 1909 waren es 10 Millionen., die verwendet werden konnten: Etat 1910 wird 15 Millionen aufweisen. Im Laufe von zwei Jahren sind also die Mittel mehr als verdoppelt wor den und man muß bedenken, daß mit dem Bau der Boote es nicht allein getan ist. Es gehört auch Perso nal dazu, und solches in genügender Stärke auszubil den erfordert Zeit. Im letzten Herbst hat zum ersten Mal eine Unterseeboot-Division manövriert. Acht Boot? sind fertig, oder werden es demnächst werden, weitere kommen bald dazu, sodaß die Anfänge zu einer Unter seebootflotte schon vorhanden sind und ihr weiterer Ausbau in wachsendem Maß betrieben wird. Nähere Angaben über die Boote werden nicht bekannt gegeben. Die neuesten Unterseeboote Englands, die fertig schwim men, oder bald fertig werden, sind 135 Fuß lang, ver drängen 321 Tonnen Wasser und haben Gasolinmaschi nen von 600 Pferdekräften. Es ist das die „6" Klasse, bis „6 30" reichend. Von der steuen „0" Klasse, von welcher das erste Boot ausgerüstet wird, kehlen sichere Angaben. Oesterreich-Ungarn. Der Sprachen st reit in Oe st erreich hat seit Jahrzehnten die Erscheinung zutage treten lassen, daß das patriotische und dynastische Empfinden der Tschechen vor dem rücksichtslosen Erstreben nationaler Ziele völlig zurücktritt, ja überhaupt ausgeschaltet wird. Für diese Tatsache liefert einen neuen Beweis eine Re de des tschechischen Abgeordneten Lisy, voll von An griffen gegen den Kaiser Franz Josef, die wörtlich schließt: „Wir wundern uns, daß der am Rande des Grabes stehende Greis so viel Gewissen gehabt hat, um so harte Gesetze (Die deutschen Schutzgesetze. D. Rd.) zu unterschreiben. Wie ist es möglich, von uns heute Lie be und Achtung zum Throne zu verlangen» wenn er die Staatsgrundgesetze verletzt ? Wie ist cs möglich, vom tschechischen Kinde zu verlangen^ daß es mit Begeiste rung „Gott erhalte" singe, wenn sein Vater und seine Mutter in den tschechischen Minoritäten zugrunde ge richtet werden? Ich bin überzeugt, daß nach dieser letzten gegen uns gerichteten Tat aus jeder tschechischen Stube, dort, wo es noch vorhanden war, das Bild desjenigen verschwinden wird, der diese enteignendem^ antitschechischen Gesetze .unterschrieben hat, weil beim Anblick dieses Bildes sich Worte des Fluches auf die Lippen drängen". In seinem bürgerlichen Berufe ist der Abgeordnete Lisy Lehrer, ein „Erzieher" der tschechischen Jugend! — Der böhmische Landtag wird für den 3. Februar einberufen. Budapest, 28. Januar. Im Abgeordneten Hause, wo heute die Debatte über die Vorstellung des neuen Kabinetts fortgesetzt wurde, verzichteten die mei sten der noch vorgemerkten Redner — 19 an der Zahl auf das Wort, sodaß es zur allgemeinen Ueberraschung schon heute zur Abstimmung über den Mißtrauensan trag Justh und den Antrag Kossuths auf Errichtung ei ner selbständigen ungarischen Bank kam Beide An