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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 06.08.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050806020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905080602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905080602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-08
- Tag 1905-08-06
-
Monat
1905-08
-
Jahr
1905
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Liese» Blatt wird de« Lesen, wm Dresdea «d Umgebung «uv Lage vorher bereit» al» Ab-nd-Anrgabe -«gestellt, während e» die Post. Abonnenten am Morgen in einer G«samtau»gabe erhalten. kerugsgedüdr: »«««»«« w» de» ««all« Pdiimaltaer S»tr»,u«, durch »nler« Voten u»«»»« und »«»«,» »n Sonn- und Monloaen nur etnmav »Mi »oP« durckantwartteeSom- nolllonttrc , M» de. » Btt 50 Pf. Bei einmaliuer Zuftellun, durch die BoI>»Mt. iodnevesiell»«Id>. im«u»> laud mit eulivrechcndcm Sutchlaee. Vi achdrnit aller «Niki u. Oriainal- Miikiiu«,»» nur mit deutlicher Luellenanaabei.Dredd.Nachr'') vtiaika. Slachk!i»Iich« Lonorar» »Vivrüche dletden «nberültiickinal^ uuverianate Manuikrivie werden nicht ouldewabri. releara»m-«dr«sse: «»chrtch«»» »re»»«» 1888 Verlag von Atepsci, Sr Netcl,ardt. Anreizen-calll. «nnabme von «nkü»dig»»,e» bi» nachmitia,» » Udr. Sonn- mW Neierta,» nur Marienstrade » von » dt« >/»l Udr Di« l Ivalttae Vrund eeile «ca. » Silben! ro tZt«.. «u- kiwd,,u»arn aus der Privatieite Seile « PI« : die rivaitiae Seile aui Lert- ieiie so Pi,. alt Lin,eiandt Seile «0 Pi«. Sn Nnmmeeu »ach «mne- und S«irrU>,e» > >v,lti,e Brund«eU« so Pi,., aui Privatieite «o Pf».. «IvalNae Seile aus Lertieik und al« lkingciandtsoPi,. «udwilrttaeLui- käae nur ,c»en vorauäbeMlun«. vrleadiLtter werden mit U» Pf», derechuer. S«rnivre»anlchl,S: «Mt I Sir. U mW Sir. «M« ?ko1oerr> lpKj 8vdv Li >»>tl üeäiirlß MIrvI. MWVV 8tvt» Keukvltou. Katalog gl all«. km>I Wimlik liseli « «orltr yn >-» Strafe »-«. «r.216. Am! . Neueste Drahtbcrichte. Hofnachrlchten, Landcsverein für innere Mission, Vogelwiesen-Feucrlverk, . „Blanchette". Jälscherkünsle. Znni Färbefflrrik. Sonntag, 6. August IMS. Neueste Drahtmelduuzen vom 5. Augnst. Deutsch-Tüdtvestafrika. Berlin. Nach den letzten Nachrichten aus Deutsch- S üd w c staf r i ka ist nunmchr bcstiiuiiit sestgcstellt, daß Hendrik Witboi mit starken Kräften in Tsaihcib, einem zwischen dem Hudup- und dein Keitsub-Tale nach dem Leber- tlusse führenden Reviersitze, steht. Trotha gedenkt, ihn dort anzugreifen und ist un Begriff, seine Truppen hierzu zu versammeln. Die Ausführung dieser Truppenvcrschicbung wird mit Rücksicht auf die weiten Entfernungen erst in der zweiten Halste deS August beendet fein. Auch die unbedingt erforder liche Ausfüllung der Magazine wird erhebliche Zeit beanspruchen. Morenga wird durch schwächere Kräfte beobachtet werden. Am 32. Juli überfiel eine H o t t e n t o t t e n b a n d e die von 6 Mann besetzte Station Gaiuaichos, 25 Kilometer nörd- lich von Berseba. Nach einstündiaem Gefechte zog der Feind unter Verlusten nach dem nahen Hornkanz ab. Deutscherseits ein Reiter schwer, drei Reiter leicht verwundet. Mch Aus sage eines Ueberläufers betrugen di« feindlichen Verluste im Gefechte am Gamtoap am 14. Juni 25 Tote und 3 Schwer verwundete. Im Gefecht bei Narus ain 17. Juni l8 Tote und 2 Schwerverwundete. Die Telegraphen! sine Kcetmanshoop— Warmbad ist nunmehr fertiggcstcllt. Der Gcneralobcrarzt Theo- dar Sed lma yr, der am 26. Juli auf einem Ritt von Sand- fontein nach Ramansdrift gefallen ist, wurde in Rainansdrist beerdigt. Die Kricdcnö»«ission. London. Dem „Daily Telegraph" wird ans Ncwyork ge meldet: Nachdem Minister W i t t e durch Baron v. Rose» dem Präsidenten Roosevelt porgestellt und von diesem in herzlicher Weise begrüßt morden war, überreichte er dem Präsidenten ein eigenhändiges Schreiben des Kaisers von Rns; land, das die genauen Ansichten des Kaisers über die entscheidenden Umstände enthält, auf Grund deren er die Friede »sbedin- gungen beurteilen und ihre Annehmbarkeit prüfen werde. Dieser Schritt des Kaisers, den er als Zeichen seiner sreundschast- lichen Gesinnung für den Präsidenten, dessen Initiative die Friedenskonferenz zu danken sei, getan habe, beeinträchtige in keiner Weise dre Vollmachten Wittes. Gleichzeitig versicherte Witte den Präsidenten der frenndschastlichen Gefühle, die das russische Volk für das amerikanische hege. Russisch.javaiiisther Krieg. Wladiwostok. sPriv.-Tel.) In der Hoschkewitschbucht befindet sich ein japanisches Beohoch tungsgeschwader, das aus einem Kreuzer und vier Torpedobooten besteht. Washington. Von zuverlässiger Seite verlautet, die Japaner hätten den politischen Gefangenen, die sie m Separatabteilungen auf der Insel Sachalin vorgesundcn haben, erlaubt, wenn sie es wünschen sollten, nach anderen Ländern a-uszuwandern. Zur Lag« in Russland. Petersburg, (Priv.-Tel.j Die letzten Konzessionen, die der Zar und tM Ministerkolleaium der S e in st w o - V e r - tretung zugeßnnden haben, sollen, wie verlautet, ziemlich wichtig sein. Die Regierung hegt die nicht unbegründete Hoff nung, daß sie den Wünschen der Scmstwos entaegcnkomme. Nach dem sich die Mehrheit der letzten Konferenz für eine Verfassung ausgesprochen hat, soll nunmehr, wie von unterrichteter Seite bestätigt wird, die Entschließung der Regierung bestimmt am 12. August, dem Geburtstage des Thronfolgers, veröffentlicht werden. ES wird auch eine A m n e st i e für religiöse und po litische Vergehen erwartet. Helsingfors. kPrio.-Del.) Der Senat von Finnland hat in einem Bittgesu ch an den Kaiser darauf hinaewieien: Die von der Regierung geplant« Entziehung politischer Ver brecher aus der Kompetenz der örtlichen Gerichte und ihre Neberweisung an das russische Kriegsgericht widerspreche den Grundgesetzen Finnlands, wo die Todesstrafe, wie sic vom Kriegs- gericht ausgesprochen werden könne, seit 25 Jahren nicht angewandt worden sei. Als heute bekannt wurde, der Kaiser habe das Bittgesuch abgelehnt, versammelten sich Vertreter der Arbeiter parteien, und beschlossen einstimmig, nach einer Reihe scharfer und erbitterter Reden, gegen die Negiernngsmaßnahmen, aus denen schwere und verhängnisvolle Folgen zu entstehen drohten, entschieden zu protestieren und in den nächsten Tagen eine große Demonstration zu veranstalten. : g. Der Kölner Schnellzug, der gestern > Min. in München eintressen sollte, ist in Ingos- sicher Seite Aerzten. wird erklärt, cs fehle hier wenigstens an vierzig Nürnber abend 11 Uhr 20 , . , , stadt cntgle > st. Der Lokomotivführer und der Heizer wurden getötet, fünf Mitglieder des Personals und 11 Reffende ver letzt: die meisten Verletzungen sind gering Ni ünche u. Zu dem Eisenbahnunfall in Ingol stadt wird amtlich gemeldet: Der Zug 94 ist gestern bei der Einfahrt in das zweite Gleis des Nordbahnboies Ingolstadt vollständig entgleist. Lokomotivführer Knörfchilo und Heizer Riedel sind tot, Zugführer Möhler ist schwer verletzt: von den Betriebsbeamten wurden ferner 6 als verletzt, von den Reifen den 13 als leicht verletzt gemeldet. Die Verletzten wurden in Ingolstadt verbunden und niit dem Frühzuge nach München ge bracht, von einer Sanitätskolonne und drei Aerzten empfangen und in die Hotels oder die Wohnungen gebracht. Finsterwalde. Hier ist eine Arbeiterfamilie schwer erkrankt. Es wird vermutet, daß das Kochgeschirr durch Grünspan vergiftet war. Der älteste Sohn ist heute gestorben. Kiel. Der ordentliche Professor der Anatomie nnd ehemalige Direktor des Anatomischen Instituts der hiesigen Universität, Geh. Medizinalrat Dr. »icd. Walther Flemming, ist der „Kieler Ztg." zufolge gestorben. Wien. Der Tod des Schriftstellers Schönt Han ist infolge von Gehirnödem cingctrctcn. Paris. Der nationalistische Deputierte Guyot de Villcneuve kündigte an, daß er nach dem Wiedcrzusammen- tritt der Kammer über die Reaktivierung des Generals Peigne interpellieren und die Fortsetzung der Angeberetzettel wieder ausnehmen werde. Er habe, wie er in einem an den „Eclair" gerichteten Schreiben erklärt, diese Veröffentlichungen unter brochen, weil Ministerpräsident Nouvier versprochen habe, die Beruhigung der Gemüter berbcisübren zu wollen. Heute müsse er keststellen, daß diese Versuche vollständig gescheitert sind. Ter JLclair" bringt bereits in seiner hentiaen Nummer angebliche Enthüllungen, durch die bewiesen werden soll, daß General Peigne im vorigen Jahr einen sozialistischen Journalisten in Schutz genommen habe, der die Offiziere des 25. Dragoner- Regiments beleidigt habe. Insbesondere habe General Peigne einem Unteroffizier eine Beförderung in Aussicht gestellt, damit er gegen die Dragoner-Offiziere aussagcn sollte. Paris. Die Lage des Warenhauses „Printemps" ist. wie mehrere Blätter berichten, seit dem Zusammenbruch Jaluzots doch starker bedroht, als anfangs angenommen wurde. Das Warenl-aus „Printemps", das einer Aktiengesellschaft unter der Firma Jaluzot u. Cie. gehört, hatte Iasiizot aus 22 000 Aktien »der 10 Millionen Francs voraestrecn. Man befürchtet, daß diese Aktien zwangsweise verkauft werden müssen und daß da durch die Lage des „Printemps" schwer erschüttert werden könnte. Die Angestellten deS „Printemps" sind gegen Jaluzot sehr erbittert: ste wollen eine Versammlung einberusen, um ihn zu zwingen, seine Stellung als Direktor des Warenhauses aufzugeoen. London. Die Baumwollar beiter in Lancashire haben sich einstimmig dafür ausgesprochen, am 19. August in den Ausstand zu treten, falls nicht die Löhne um 5 Prozent erhöht werden. Der Ausschuß des Verbandes der Baumwoll- spinnereibesitzer beschloß, den ganzen Baumwollhandel aufzu fordern, sich zusaminenzuschließen und die Forderungen der Baumwollarbeiter zurückzuweilen. New York. Eine Depesche auS Caracas vom 4. meldet: Der Kassationshof hat die Berufung der französischen Kabetzgesellschaft gegen die vom obersten Gerichtshöfe gefällte Entscheidung, daß sie ihre Konzession verwirkt habe, ver worfen und so die Lösung des Vertrages mit der französischen Kabelgrsellschaft in letzter Instanz bestätigt. Washington. General Wyman ist vom Präsidenten angewiesen worden, alle zur Besserung der sa n i t är e n Ver hältnisse in New-Orleans erforderlichen Maßnahmen zu treffen. New-Orleans. Gestern sind hier am Gelben Fieber 5 Personen gestorben nnd 43 erkrankt. Von ärzt- Lcrtllches mi» Sächsisches. Dresden, 5 Anglist. —* Sc. Majestät derKönig ist gestern abend 7 Uhr 5 Mir- wohlbehalten mit Familie in Reichend all eingetroffen und im Parkhotel, wo auch Ihre Majestät die Königin-Witwe wohiil, abgcstiegen. Heute nachmittag 2 Uhr 35 Min. wird der König mit seinen Kindern ab Neichcnhnll die Heimreise fortsetzen und morgen früh 6 Uhr 50 Min. in Dresden eintressen. Im Lause des morgenden Vormittags begibt sich der Monarch sodann inS Hoslagcr Moritzbnrg. —* Se. Majestät der König hat aus Anlaß des Geburtstages Ihrer Majestät der Königin-Witwe nachstehende Carola- Medaillen verliehen: »> in Silber: Oberbürgermeister Dr. Kandier in Bautzen, Samtätsrat Dr. Stimme! in Leipzig, Frau Iva Fröhlich, Freifrau v. Feilitzsch, Frau Elisabeth Lobe- ring in Plauen i. B., Frau verw. Lehrerin Hofsmann-Rühle in Dresden, Frau Justrzrat Schneider in Mittweida, Apotheker Zielke in Dresden, den Albertinermnen Schwestern Jda Wilhain, Marie Brückner, Therese Kreidig, Emm» Schmidt des Haupl- vcreins und Elisabeth Johanna Wegener und Lina Bcierlein des Albert-Zweigvereins Leipzig: ist in Bronze: Apotheker Menzner in Bautzen, Hofkonditor Schumann in Dresden. Frau Hedwig Förster in Eibeiistock, den Albertincrinnen des Houpt- vereins Schwester» Paula Liebisch, Hedwig Grainger. Paula Mcisel, Lina Schmidt, Bertha Nupprecht, Emma Stolle, Anna Oclschlägel, Frieda Schmidt, Olabricle Wolfs: den Albertincrinnen des Albert-Zweigvereins Leipzig Elise Hartung, Wilhelmine Wil helm, Cvra Johanna Kaufmann. —* Herrn Architekt Schilling st. Fa. Schilling u. Gräbners, dem Erbauer der Wohnhäuser des hiesigen Gemein nützigen Spar- nnd Bauvereins, wurde vom Kaiser der Rote Adlcrorden 4. Klasse verliehen. —* Tie beiden nächsten Feldposten «ach Afrika gehen am 9. und 12. August ab. Am 9. August wird dem Reichs- postdampser „Kronprinz" in Antwerpen ein Nachversand von Briefen und Postkarten zugeführt. Diese Feldpost verläßt Ber- lin am 8. August mittags, Feldpostbriefe und Feldpostkarten, welche portofrei durch das Marinepostbureau gehen sollen, muffen also spätestens am 7. August zur Post gegeben werden. Die Feld- Post »st am 29. August in Swokopmunv fällig. Drei Tage später geht wieder eine Feldpost ausschließlich für Briessendnngen von «Louthampton. Der englische Dampfer ist am 29. August in Kap stadt. Die Weiterbeförderung nach dem Schutzgebiet hängt von der Gelegenheit ab, welche die Küstendampfer bieten. Diese Feldpost verläßt Berlin am 11. August, vormittags ^13 Uhr. Feldpostbriefe und -Karlen sind also spätestens am 10. August zur Post zu geben. Sendungen, die mit diesen beiden Posten gehen, dürsten etwa in der ersten Hälfte des Monats September in den Händen der Empfänger sein. —* Die diesjährige Generalversammlung des Konservativen Landesvereins wird in der ersten Hälfte des September ftattsinden. —* Gegen unlautere Kolportage, die mit unehr lichen nnd oft betrügerischen Mitteln arbeitet, erläßt der sächsische Landesverein für innere Mission eine erneute War nung an dir sächsischen Geistlichen, die jedoch auch allgemeine Beachtung verdient. Sie besagt u. a.: In icßtcr Zeit seien wieder aus verschiedenen Teilen des Landes Mitteilungen und Anfragen dem Landcsverein zugegangen über Liesernngswerke reli giösen Inhalts, die von Kolporteuren gewisser Verlagsbuchhand lungen und Betriebsanstalten zu hohen Preisen in den Gemein den, namentlich in Landgemeinden, abgcsctzt würden und zwar in der Weise, daß die Käufer überredet wurden, sich durch NamenS- uiiterschrift zur Abnahme des Werkes zu verpflichte». Diese Kol porteure erreichten ihr Ziel — abgesehen von de» jetzt wohl selte neren Fälle», in denen es ihnen gelinge, die Geistlichen zu einer Empfehlung durch ihre Namensnnterschrist zu bewegen — in der Regel dadurch leichter, daß sie erklärten, ein Teil des Ertrags fließe der inneren Mission zu. Der Vorstand des Landcsvereius für innere Mission ersucht die Geistlichen des Landes, diesem Unfug nach Kräften entgegcnznwirken, ein für allemal und grund- Kunst im- Wissenschaft. 's* Rcsidenztheater. Zum ersten Mal«: „Blanchette". Schauspiel in drei Akten von Brieur. Deutsch von Äse Landau. — Es wurde dieser Blanchette nicht leicht gemacht, sich erfolg, reich einzuführen. Die entnervende Glühhitze sdes gestrigen Tages lag auch abends drückend und lähmend über der Bühne und dem Zuschauerraum — in letzterem naturgemäß mehr Raum als Zuschauer bemerkbar —. sodaß die Darsteller unter der Ver antwortlichkeit ihrer Aufgaben, Vas Publikum unter der Last des Vergnügens in der Tat nichts zu lachen hatten. Zum Lachen war in der Komödie übrigens auch keine Gelegenheit geboten, im Gegenteil, auch hier herrschten Schwüle, Unbehagen und Oede der Stimmungen vom Anfang bis zürn Schluß. Das brachten BlanchetteS Schicksale mit sich. Diese Blanchette ist die Tochter normandijcher Dauern, die nebenbei eine niedere, von Arbeitern und Bauern besuchte Schankwirtschafl halten. Von dummem Bauernstolz« verblendet, in totalem Verkennen der Ver hältnisse machen die Eltern aus dein Mädchen eine sogenannte höhere Tochter. Sie erhält ihre Erziehung in der Pension einer großen Stadt und bringt es schließlich bis zur Lehrerin mit dem Besähiaungsnachwcisc für den Elementarunterricht. Im Besitze dieses Diploms wartet sie auf eine Anstellung, und da sie in der Reihenfolge der Aspirantinnen die 2000. ist, hat cs mit ihrer Znkunst noch gute Weile. In der Zeit dieses Hangens und Bangens ist sie in das elterliche Haus zurückgckehrt. Damit beginnt das Stück. Wir lernen Blanchette kennen als ein in der Erziehung durchaus verfehltes Geschöpf. Ihre Bildung ist oberflächlich, prätentiös, steht aber immer noch turmhoch über der ihrer Eltern und damit in schroffem Widerspruch zu deren Denken und Fühlen. Völlig mißverstanden steht sie namentlich ihrem Datei gegenüber, einem dummdreisten, rüden K'erl, einem egoistischen Schwadroneur, dem es nicht daraus ankommt, ge- legentsich auch gewalttätig zu werden. Diese völlig verschobenen Verhältnisse lasten den baldigen Eintritt einer Katastrophe von allem Anfang an erkennen. Noch ehe der Vorhang über das erste Bild fällt, ist einem daS Schicksal BlanchetteS nar. Und wie man es denkt, so kommt «8. In einem tollen Konflikte mit dem Vater bäumt sich BlanchetteS falsch erzogener Ehrgeiz aus. sie verläßt da- elterliche HauS, der Vater verstößt sie von seiner Schwelle. Nach verzweifelten Kämpfen um die Existenz sinkt sie schließlich zu einer von denen herab, welche die letzte Kategorie der Gefallenen bilden. Reich und elegant ausgeputzt sehen wir sie im letzten Bilde als Pariser Cocotte wieder. Als solche kehrt sie in die Heimat zurück, um mit dem Schandgelde den Ruin der inzwischen verarmten Estern zu verhüten. Unter einem Schwall hohler, leerer Phrasen weist sie der Vater ab. während die Mutter nicht abgeneigt scheint, das Anerbieten der Tochter an- zunehmen. Der Vater verläßt die Szene, um seine Entrüstung mit einem Glase Wermut zu beruhigen: Blanchette geht, indem sic der Mutter Geld zu schicken verspricht. Auf der Bühne ver bleiben, während es draußen zu dämmern beginnt, zwei Per sonen: die Mutter und deren Freundin, Frau Jules, Köchin bei einer wohlhabenden Familie. Weinend meint die Mutter mit Bezug auf Blanchette: ^Sie hat doch ein gutes Herz", worauf die Köchin erwidert: „Wenn jemand eine gute Erziehung ge nossen hat, bleibt immer etwas zurück." lieber dieser Moral fällt der Vorhang. — Man bat weder etwas Neues, noch etwas Altes in neuer Form miterlevt. Das abgenützte Thema von der ver fehlten Erziehung, mit der das Gegenteil der Absicht erreicht wird, ist wieder einmal variiert worden, ohne tiefer berühren zu können. Gleichgültig, öfter auch gelangwcilt, folgt man den Schicksalen dieser Blanchette, die. weil ihr das tragische Moment vollständig abgeht, zu einem der alltäglichen Geschöpfe ohne Existenzberechtigung für die Bühne berabsinkt. Zu verkennen ist nicht die oster gut und sicher getroffene Charakterisierung der Figuren, brillant ist namentlich der Vater, der alte Ronsset. ge zeichnet. Damit aber wird die Komödie nicht gerettet. Sie kann, kaum nach einer Seite hin, irgend eine Befriedigung Hervorrufen. Blanchette wird also, wie sie es anderwärts bereits erfahren, auch bei uns kein« Seide spinnen, auch nicht in so guter und sorgfältiger Darstellung, wie wir sie gestern durch das Linse- mannsche Schauspiel-Ensemble gesehen. Jedenfalls hat eS nicht an Frl. Hall, der Trägerin der Titelrolle, gelegen, dem Stücke zu einem Erfolg zu verhelfen. Sie versuchte es, einen aus den verschrobenen Verhältnissen herausgeholten Charakter zu schaffen, eine lebenswahre, nicht bloß aus außer- liche Wirkungen gestellte Figur, mrt der man öfter ehrlich sympathisieren konnte. Mehr au» dieser Blanchette zu machen, als eS Frl. Hall tat. dürfte schließlich auch einer in ihrer Kunst reiferen Darstellerin schwerlich gelingen. Tie beste Leistung des Abends bot entschieden Herr Legal mit dem alten, poltern den, in den Gesinnungen völlig verfallenen Roussct. Ihm dankt man in erster Linie das Interesse, das man zeitweilig an der Komödie nehmen konnte. Neben ihm erzielte auch Frau Caß- mann als Mutter Rousset einige tiefer berührende künstlerische Eindrücke, ohne jedoch, weil die Nolle es nicht hergibt, morkam hevvortrcten zu können. Alle anderen Figuren des Stückes sind größere und kleinere Episoden, die lobenswert dargestellt werden. Interessant an dieser „Blanchette" ist eins: Wer den Unterschied nnd schroffen Gctzeiifatz -wischen den Sittcnkmnödien eines Dumas nnd eines Modernen kenne» lernen will, der sehe sich „Blanchette" an. Dort echte, fesselnde Gesichter, gezeichnet von einem Meister, hier Larven und Fratzen im unappetitlichen Rahme», dargebotcn von einem gewiß geschickten, aber wenig feinfühligen Kopisten. H. 8t. f* Am Leipziger Stadt-Theater wird seit dem Direktionswcchscl fleißig gearbeitet. Die äußeren Verhältnisse gaben teilweise eine willkommene Veranlassung zu dem regen künstlerischen Eifer, Ler dort gegenwärtig zu bemerken ist. Di« 100. Wiederkehr von Schillers Todestag z. B. hatte einen elf Abende umfassenden Schiller-Zyklus mit einigen nam haften Gästen zur Folge, der einen rn jeder Hinsicht erfolgreichen Abschluß der verflossenen Saison für das Leipziger Schauspiel bedeutete. Professor Arthur Nikisch schloß die Saison mit einem W a g n c r - Z y kl u s, der bei der Vollendung der einzelnen Aufführungen die besten Perspektiven für die künst» lcrrl'che Zukunft der Leipziger Oper eröffnet«. Die lausende Saison hat nicht minder glücklich begonnen. Direktor Robert Volkner hat das neue Spieljahr mit einem soeben beende ten, neun Abende umfassenden Lu st spiel-Zyklus eröffnet, der wohl in mancher Hinsicht als maßgebend angesehen werden kann für die Pfade, die der neue Schausvieldirektor künftig gehen wird. Nicht nur, daß jede einzelne Aufführung infolge ge diegener künstlerischer Vorarbeiten als eine m sich abgerundete Leistung heraus kam, auch hinsichtlich der Ausstattung ist -um Teil Hervorragendes geleistet worden. Bauernselds „Bürger lich und romantisch" z. B.. sowie Frrytags „Journalisten" find völlig neu einqckleidet worden. Die Kostüme wie die einzelnen Bühnenbilder wurden streng im Stile der Entstehung»-«» der
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