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Erscheint jeden Wochentag frlih > S Uhr. Inserate wer den bis Nachmittags 3 Uhr für die nächst erscheinende Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger -L - gespaltene Zeile oder deren Raum mit ö Tageblatt. Amtsblatt des Königl. Mirksgerichts «i Freiberg, der Königl. Gerichtsömtcr M Freiberg, Sayda und Mand und der Stadträthe !u Freiberg und Sayda. 4Z Montag, den 22. Februar. 1858. Tagesgeschichte. Freiberg. Bei der Wiedereröffnung der hiesigen Spar kasse am 29. Januar d. I. wurden 1936 Thlr. 9 Ngr. 5 Pf. von 131 Personen, von denen 37 neue Bücher ausgestellt er hielten, eingezahlt, 979 Thlr. 10 Ngr. 7 Pf. wurden von 75 Personen zurückgenommen. — Aus hiesiger Armenkasse wurden im Monat Januar d. I. (4 Wochen) 251 Arme in und außerhalb der Armenan- staltcn mit 119 Thlr. 6 Ngr. 4 Pf. baarem Gclde und mit 4014 Pfd. in natura verabreichtem Brode im Werthe von 87 Thlr. 15 Ngr. 4 Pf., 26 vorübergehend mit 24 Thlr. 11 Ngr. 8 Pf., 26 mit Kleidungsstücken und beziehendlich Wäsche, 10 außer den in den Armenhäusern ärztlich behandelten und den vom vorigen Monate in den Wohnungen krank verbliebenen Personen, sowie 18 im Stadtkrankenhause mit Kur, Medika menten und beziehcndlich Pflege, 172 mit Gcstiflszinsen unter stützt, 5 erhielten das Armenbegräbniß. Dresden, 16. Februar. (Tr. I.) lieber die königl. Turn- lehrerbildungsanstalt allhier ist soeben ein Bericht erschienen, der die ersten sieben Jahre ihrer Wirksamkeit umfaßt. Man ersieht aus diesen Mütheilungcn, dass die öffentliche Anerken nung des Turnens in Sachsen vom 6. März 1837 datirt, wo durch den nun verewigten Superintendenten vr. Großmann in der Ersten Kammer ein dahin gehender Antrag gestellt und angenommen wurde. In demselben Jahre erfolgte dann auch die Einführung eines regelmäßigen Turnunterrichts bei den Fürstcnschnlen, den Gymnasien und Schullehrerseminaricn des Landes, während die königl. Turnlehrcrbildungeanstalt selbst am 23. October 1850 eröffnet wurde. Es werden bei der An stalt selbst nur pädagogisch vorgebildete Lehrer, welche bereits eine Prüfung bestanden haben, ausgenommen. Der anatomisch ärztliche Unterricht zerfällt in drei Ablheilnngen: Anatomie, Physiologie und Diätetik, welche Disciplinen durch den Gene ralstabsarzt Prof. Dr. Günther zum Vortrag kommen. Für die spccicllc Ausbildung im Turnen wurden die Lehrer unter Leitung des Directors Kloß mit den verschiedenen Turnübungen und Bcwcgnngsformcn praktisch bekannt gemacht, woran sich zugleich Belehrungen über physiologische und pädagogische Ver wendung derselben knüpften. Damit stehen Vorträge in Ver bindung, welche sich über Geschichte der Gymnastik, Systeme, Literatur, Methodik und überhaupt über Das erstrecken, was man unter „pädagogischer Turnlchre" begreift. Ebenso ist für das Sommcrhalbjahr Gelegenheit gegeben, das Schwimmen kunstgcrccht zu erlernen. Für diese Lehrkurse wurden im Jahre 1850: 23, 1851: 16, 1852: 14, 1853: 12, 1854: 9, 1855: 12, 1856 : 7, 1857: 10, zusammen 103 Lehrer ausgenommen, Lie außer einem Philologen, zwei Theologen, einem Realin- stitutsdirector und einem israelitischen Cantor sämmtlich Lehrer an Bürger- und Volksschulen waren. Von denselben haben circa 30 eine Thäiigkeit als Turnlehrer erhalten. Ucber den Cursus für Erzieherinnen, an welchem sich 17 Lehrerinnen be- lheiligteu, ist seiner Zeit von uns berichtet worden. Da für «ine Anstalt dieser Art eine Ucbungsschule, in welcher An schauung von einem mustergiltigcn Schulturnen an die ver schiedenen Altersstufen gegeben werden kann, dringendes Be- dürfniß ist, so wurden die nahegelegenen Schulen herangezogen, um mit einzelnen Klassen derselben den praktischen Turnunter richt möglichst normal zu gestalten. Außerdem erhalten die sämmtlichen Zöglinge des königl. Schullehrcrseminars hier ihren regulären Turnunterricht, der unter Anleitung des Direktors Kloß durch die in der Anstalt gebildeten Lehrer Graubner und Zumpe versehen wird. Auf solche Weise wird die Anstalt für gewöhnlich von 10—15 Lehrern, 80—84 Seminaristen, 60—70 Knaben, 30—40 Mädchen, im Ganzen von circa 200 Zög lingen besucht. Nach den Anforderungen des Regulativs vom 14. März 1857 sind bis jetzt 30 in der Anstalt vorgebildete Lehrer (unter ihnen drei Privatturnlehrer) geprüft und mit Zeugnissen versehen worden. So hat die TurnlchrerbildungS- anstält unter der trefflichen Leitung des Direktors M. Kloß mit ihrer siebenjährigen Wirksamkeit einen tüchtigen Anfang, gemacht zur Förderung eines Erziehungdwerkes, das die ernsteste Beachtung aller Derer verdient, die ein Herz für die Wohl fahrt der Jugend haben und das Heilsame einer umfassenden und sorgfältigen Erziehun^sweise derselben in ihrer Bedeutung für das öffentliche Leben erkennen. Berlin, 18. Febr. Der Prinz und die Frau Prinzessin Friedrich Wilhelm hatten dem Magistrat die Absicht zu erkennen gegeben, den Vorständen der Innungen, der berittenen Corps, der Maschincnbauarbeiter und der übrigen Genossenschaften, welche sich an den Einholungsfeierlichkeiten betheiligt haben, persönlich ihren Dank auszusprechen. Der Magistrat hatte deshalb die ersten Altmeister der Gewerke sowie die Führer der genannten Körperschaften aufgefordert, sich am 17. Febr, 11'/r Uhr Vormittags im königlichen Schlosse einzufinden. Die Au dienz fand in dem Pfeilersaale des Schlosses statt, und wurde durch den Stadtsyndicus Hedemann die Aufstellung der zur Audienz geladenen 91 Personen so bewirkt, daß die Vertreter der berittenen Corps wie der Fabrikarbeiter in einer Reihe und die Innungen drei Mann tief Platz nahmen. Nach der vom Stadtsyndicus Hedcmann an das hohe Paar gerichteten Ansprache erfolgte die Vorstellung, wobei der Prinz den Stadtsyndicus auffordcrte, nicht mehr als drei zusammen vorzustellen, damit ihm Niemand entgehe. Der Prinz unterhielt sich mit Vielen in eingehendster und sachkundiger Weise, ging auf alle Specia- litäten ein, stellte Vergleiche der heimischen und fremden In dustrien an, kurz, er zeigte sich auf allen Gebieten heimisch. Als der Umgang bei den Meisten beendet war, stellte der Prinz seiner Gemahlin den Stadtrath Riedel vor und wandte sich dann an Alle mit etwa folgenden Worten zurück: Es sei ihm und seiner Gemahlin Bedürfniß gewesen, den hier Anwesenden als Vertretern ihrer Genossenschaften den Dank für die herz liche Theilnahme auszusprcchcn, und er könne nur das Gesuch hinzufügcn, daß die Anwesenden diesen Dank Allen, die sich hei dem festlichen Einzug betheiligt, im Namen des Prinzen amd der Prinzessin zu erkennen geben möchten. So groß das Ge wühl auch an dem Tage der Einholung gewesen sei, so seien doch die schönen kunstvollen Embleme nicht unbemerkt vorüber- gegangcn; so müsse cs jetzt ihm und seiner Gemahlin zu dop pelter Freude gereichen, daß die Insignien und Embleme nun bald in cincr Ausstellung vereinigt werden, wo ein genaueres Anschauen und Eingehen möglich werde. „Also dort auf bal diges Wiedersehen," schloß der Prinz die Anrede. Berlin, 19. Februar. Wie die ,,N. Pr. Ztg." bestätigt, stellt cs sich schon jetzt als unzweifelhaft heraus, daß die beiden Häuser des Landtags bis Anfang April ihre Arbeiten nicht be endigt haben, mithin nach Ostern nochmals zusammentreten und wohl bis gegen Ende April tagen werden. — Von dem Abg. Burchardt und Gamradt ist folgender Antrag eingebracht mor de»: „Das hohe Haus wolle beschließen, die königliche Staats regierung zu ersuchen, mit dem Baue der Ostbahn von Königs berg bis zur russischen Grenze noch in diesem Jahre und so bald als möglich zu beginnen." Als Gründe werden angeführt: Das schnelle Vorschreiten der kaiserlich russischen Regierung mit dem Bau der Eisenbahn von St. Petersburg nach der preu ßischen Grenze; die engere Verbindung deS östlichen Theils der Provinz Preußen mit den übrigen Provinzen des Staats; die Erhöhung der Rentabilität der Osibahn; endlich der zur Be schaffung der erforderlichen Geldmittel augenblicklich günstige