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Mittwoch, S. August tvll Ich« L0V0 ndlinti BiiiiAri Nr. 177. Sechster Jahrgang. 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge 0«lantwokiltch«r R-daft-ur - fri«, Rrnkolä. ja« die Inserat« verantwortlich! Malter klraa,. Beide in Ane i. Lrzged. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. Sprechstunde der Redaktion mit Kn-nahm« der Sonntag« nachmittag» von st—» Uhr. — Lelegramm-Ndreff«i Tageblatt Ku«rz-«ncg- ^«rnh-rech« »5. Für unverlangt eingesandt« Manuskript» kann Gewähr nicht geleistet werden. Bruch und Verlag So» vnitli- », v»ei»a»-0«»«N»<de8 m. b. ks. in Ku« t. Grzgeb. Bezugspreis: Durch unsere Voten frei in» Haus monatlich so Vfg. 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G. h Reg crungtral Professor Dr. Konrad Duden, der Alline > ster der deutschen Rechtschreibung,^ gestern ,n Sonneberg bet Wiesbaden gestorben. Zn Aieslau begannen gestern die Festlichkeiten au» «inlah de» 100jährigen Bestehen» der dortigen Universität. » Die en gl i s ch e und russische Regierung erklärten fich bu ch ihre Gesandten gegen den früheren Schah Mohamed Ali. Auf Kreia macht sich eine Bewegung gegen die regte» renden Kreise bemerkbar. Ein Zusammenstoß der Parteien wird in allernächster Zett befürchtet. » We^en andauernder Trockenheit haben 18 2 Baum wollspinnereien in Nord-und Südkarolina den Betrieb eingestellt IW- Mutmaßlich« Witterung,am S. August; Wechselnd« wind«, wolkig, kühl, Gewitterneigung, stellenweise Regen. -wc Eine Frage au Frei Herrn von Schorlemer! Das den Ostmarkenverein verdächtigend« geheimnis volle Rundschreiben ohne Kopf und Unterschrift, da» Wer die Ostmark hinaus in allen nationalen Kreisen Befremden «nd Mißtrauen hervorgerufen hat, endete bekanntlich mit «irrer di rekten Berufung auf den derzeitigen preußischen Landwirtschaft», Minister Freiherrn von Schorlemer: Wir haben keinen Anlaß, an der Festigkeit der Regierung in der Wahrung und Stärkung des Deutschtums in unserer Provinz zu zweifeln, wir halten insonderheit die vom Lan-Wirtschaftrininister abgegeben« Erklä rung für vollkommen ausreichend und feine Absage an di« Leitung des Ostmarkenverein, angesichts der in set- Die erste Ersteigung der Jungfrau. Zur Erinnerung an d«n L. August 1811. «No-drv« «,sdol«n. Er ist heut« Nur noch eine alpin« Leistung, wenn irgendein Anhänger des Bergsports die Jungfrau erstiegen hat. Die Män ner, die vor hundert Jahren dies Ziel erreichten, dürfen wohl als kühne Helden gefeiert werden, und sie erscheinen dessen wiir. dtg, daß man auch noch heute ihrer Lat gedenkt. Denn «in« T a t wat das allerdings. So lange ein Berggipfel noch nicht erstiegen ist, ist der erst« Versuch, seinen Gipfel -u . ermtchen, immer eine Kühnheit, und dies« Kühnheit war vor hundert Jahren eben deshalb besonder« groß, weil überhaupt noch we nige Male erst der Versuch gemacht worden war, den Riesen der Alpen beizukommen, Di«l« von diesen Versuchen hielt man überhaupt für vollkommen unzugänglich, weil auch di« Topo graphie der Umgebung dieser Bergrtesen völlig unbekannt war. Erst die wissenschaftliche Erforschung des Llpengebtet««. di« wir vor allem «inem Manne danken, der auch «tn«r der ersten Er steiger de« Montblanc war, ermöglicht« di« Ersteigung d«r anderen Berggipfel und regt« dazu an. Dieser Mann war der Naturforscher Horace Bönedtet» d« Saussur« (L74V Li« 1799), der Begründer «in« Naturforscher-Dynastie, «in un- gemein vielseitig gelehrter Herr, der al» der Humboldt de« Aipengcbtetes bezeichnet werden kann. Noch im Jahre 1788 schrieb Johann», Müll», in d«m ersten Buch« der Geschichten d«r Schweiz: Man weiß keinen Men- schen, welcher den weißen B«rg (Montblanc) oder da» Schreck- Horn erstiegen hätte. Freilich ist di» Vorsicht, die in diesen Ma ten liegt, immerhin geboten: man weiß keinen Mensch«», abo» r» ist doch nicht unmöglich, daß ««schon in früheren Zeiten kühn, Ersteiger dieser Berggipfel gab, ohne daß st, bekannt wurden, und ohne daß man rin Jnterch» daran nahm, ihr« Namen dor Nachwelt zu überliefern. Di« Welt trat dermal« erst in da» Zeit- alter exakter Naturforschung, di» derartig» »ergerftetgungen, di« lluterluLuog de» vwMpfst. d- «hwE ui». M, ASAd ner Presse erhobenen schweren vorwürfe und Verdächtigungen für durchaus berechtigt. Jed« Gemeinschaft mit diesem Vorgehen de» Ostmarkenverein» müssen wir unbedingt abl«hnen. — Dieste Apostrophierung de» Herrn v. Schorlemer hat sofort Leim Erscheinen der anonymen Kundgebung die Vermutung hier und dort laut werden lassen, d«r Landwirtschastsminister köncke mit dem Vorgang in Zusammenhang stoh«n; eine Vermutung, die wiederum den Wunsch auslöste, Herr von Schorlemer möge Veranlassung nehmen, einen solchen Zusammenhang in Abred« zu stellen. Jedoch ist inzwischen nicht» geschehen, al» daß die Deutsche Tageszeitung in der ihr so gut anstehenden Naivität bestritt, daß der Bund der Landwirte mit der Sache «twa, zu tun hab«: Jetzt aber läßt,flch die Tägl. Rundschau von wohl unterrichteter ostmärki^cher Seit« folgende Einzelheiten Uber da, Schriftstück mitteilen, dessen Urheber in illoyaler Weise mit ihrmr Namen zurückhalten: Die berühmte anonyme Erklärung gegen den Ostmarken, verein ist ohne Unterschrift erschienen,; aber in der Provinz sind die Namen ihrerUrheberdurchausnicht un- bekannt. Sie haben, um selbst in der Reserve bleiben zu können, auf der Straße und hinter den Zäunen geworben, und so ist da», was zunächst noch «in Geheimnis bleiben sollte, vor zeitig in die Öffentlichkeit geraten. Unter den Hauptakteuren befindet fich ein naher Verwandter «in«« frühe ren Ober« rästd enten, -er.die goldene Zeit de» Eapri- viemur wieder aufrichten möchte und vermöge dieser Platt form zu parlamentarisch«» Ehren zu gelangen hchft. Man hövt fetzt von verschiedenen Seiten in Posen, wie könig lich« Domänenpächter in den Dörfern hevumfahren, um Handwerker, Bauern und Tagelöhner für die Kundgebung gegen dir Enteignung und den Ostmarken-Deretn zu werben. Ein Grundbesitzer schickt seinen polnischen (!) Inspektor zu den Ansiedlern, um sie zu gleichem ,zu veranlassen; und da dieser an di« Luft gesetzt wird, glaubt er jetzt, daß polnische Unter schriften schließlich den gleichen Effekt erzielen werden. Ein Dritter bietet den Eingeladenen Freibier, um ihre Neigung zur Unterschrift zu kräftigen, und ermuntert die Hartnäckigen mit der Begründung, der Landwirtschaftsminister stehe auf seiner Seite. Man verficht es vollkommen, daß, obwohl disseHerren^zumeistdemBundder Landwirt« angehören, diese, in seinem offiziellen Organ ste von sei nen Rockschößen abschüttelt und mit diesem Treiben amtlich nicht« ,u tun haben will. , Schließlich aber verfich«rt da» gleich« Blatt, nach Mitteilun gen von zuverlässig«! Seit« erklären zu können, daß Herr von Schorlemer mif diesen Vorgängen nicht bloß in intellektuellen, sondern in direktem per. sönlichen Zusammenhang« steht. Angesicht, diese» schwer kompromittierenden Angriff, schont,e» un» für den Herrn Landwjirtschastemknister nicht mehr vor mi«i blich, de» Oeffrntlichkett auf die Frage, ob oder inwieweit die anonymen Verfasser der Schmähschrift fich aus ihn mit Recht berufen kön nen, «ine klarevntwort zu erteilen. Freiherr pon Schor lemer soll infolge persönlicher Famtlienbeztehungen ultramonia- ner Beeinflussung besonder» stark ausgesetzt sein. Er hat.sich, nachdem er kaum in di« Lage gekommen war, fich Mtltch mit den Ostmarkenverhältnissen vertraut zu machen, zu persönlich gereihten und völlig unmotivierten Angriffen gegen einen alten, nationalen Verein von höchsten Verdiensten hinreißen lassen; einen Verein, der fein« segensreich« und unentbehrlich« Abwehr, arbeit in deutscher Treu« auch dann noch verrichten wird, wenn Herr von Schorlemer längst nicht mehr , da» Landwjjrtfchaft». ressort verwaltet. Freiherr von Schorlemer hat seinen politi- schen Kredit schon damal, in den weitesten Kreisen untergraben. Sollte es in der Tat auf Wahrheit beruhen, daß er sich nun- mehr anonymer Mittler bedient, um di« Taprtoipolitik, deren öffentliche Vertretung ihm den nationalen Unwillen eintrug, insgeheim zu fördern und zu propagieren, so würde ihm da» den letzten Rest fein«» persönlichen Kredit», den Ostmarkdeutschen den letzten Rest an Vertrauen in die Aufrich- tigkeit amtlicher Regierungserklärungen rauben. Darum haben auch wir -en aufrichtigen Wunsch, Herr von Schorlem«» möge in der Lage s«in, jeden Zusammenhang mit den heimlichen WÜH. lern gegen den Ostmarkenoevein in Abrede stellen zu können. Zur Lage. ^0 Kanzl«, and , Staatssekretär de» Aeußer«n find au» Swinemünd« zurückgekehrt, nachdem dort eingehend, Besprechungen Mit Kaiser Wilhelm statttzefunden haben. Es ist unschwer zu erraten, daß -ei diesen Konferenzen rytchtige Entscheidungen in der Marokkofrage gefallen find." 'Viel leicht wird ,es jetzt möglich sein, den Schleier über die Verhand- langen ein bißchen zu lüften, sodaß man nicht mehr auf,dte haltlosen Kombinationen angewiesen ist, wie sie in den Pariser und Londoner Blättern noch immer austauchen. Es ist ja Le- greiflich, daß di« beiderseitigen Forderungen geheim gehalten werden, bi« daß man zu elner Einigung gekommen ist, damit nach außen hin nicht kund wird, wieviel von den Forderungen auf jeder.Seit, aufgegeben w«rd«n mußten. Immerhin aber würde es gerade in einer so wichtigen Frage wünschenswert fein, wenn die Oeffentlichkeit wenigsten» über di« Grundlinien voll und wichtig hielt. Gerade aber in jenem Jahre, al» der große helvetische Geschichtsschreiber jene Worte schrieb, wurde di« erst« bekannt« Ersteigung d«» Montblanc au»geführt. Ein «in. facher Mann, Jacob Balmat au» Dhamouny, unternahm sie im Jahr« 1788, um bald darauf dann auch den Dr. Paccar d au» Genf Hinaukubegleiten. Indessen war doch erst Idte am S. August 1787 von de Saussure in Begleitung von achtzehn Trä gern und Führern unternommene Ersteigung diese« höchsten Der- ge, Europa» recht bedeutungsvoll, weil diese durch die phyfika- lischen Beobachtungen de Eaussur«, wissenschaftliche Bedeutung ^erlangte. Erst «in Vierteljahrhundert später aber wurde die Jungfrau zum ersten Male erstiegen. Natürlich aber gab «» auch schon in früherer Zeit einzelne kühne Männer, die leichter zugängliche Berg« der Alpen bezwangen. So wurde der Titli» schon im Jahre 17S9, der Mont Velan 1779, di« Dent du Midi 1784, der Groß-Glockn«r in Kärnthen 1799, der Ortler 1884 be stiegen. Jnd«ss«n erreichte man erst nach Ersteigung -er Jung, stau den Gipfel de» Ftnsteraarhorn 1812; der Piz Bernina wurde erst 1880, di» höchste Spitz« de» Monte Rosa erst 1888 und nach manchen vergeblichen Versuchen da» Schrockhorn erst im Jahr« 1881 bezwungen. Natürlich ist ,» nicht Zufall, daß di« «inen Berggipfel so früh, ander«, die keinen»eg» so hoch sind, um so viel später er- stiegen wurden. Daß der Montblanc, al» der höchst« Berg Eu ropa«, am meisten da« wissenschaftliche Interesse erregt«, ist selbst verständlich. Hatte de Saussur« dies, Tat vollbracht, brauchte ihm, dem »» vor allem>»uf di» geologischen, barometrischen und physikalischen Beobachtungen ankam, nicht mehr viel an der Untersuchung niedrigerer Berge zu liegen. Ander» Bergrtesen aber entsteigen weitläufigen Gletscherrwieven oder wilden, ab- gelegenen vergtälern, die in damaliger Zeit noch von allem Kulturleben fo entfernt lagen, daß e« öftmal« vteltägiger Unter- nehmungen »«durst hätte, um durch dies« wtkdni, zu gelangen, Unternehmungen, di« von ganz anderen E^ahren L,gleitet waren, al» st» nur der Kühnheit de» Burgsteiger» begegnen. Heut, stnd «Len der Sportletdenschaft dr, Alpinisten di» Wog« völlig geebnet. gchämu gu» Dchwchtuch stets» BMggkzchA!» wohl auch noch körperliche Gewandtheit, Ausdauer, Kraft und Verwegenheit, um Gefahren zu überwinden,, aber man kennt dies« doch genau und kann sich daher gegen sie besser rüsten. Unter solchen Umständen ist d«nn di« erste Ersteigung der Jung!- stau vor einem Jahrhundert immerhin.al, ein sehr bedeutsam«» Ereignis in der Alpinistik anzusehen. Die Brüder Joh. Rudolf undHteronymu« Meyer au- Aarau waren di« Männer, die in Begleitung zweier Wal liser Gemsjäger, die ihnen als Führer dienten, d«n Rühm dieser ersten Ersteigung der Jungfrau erwarben. Di« Brüder Meyer reisten am 29. Juli 1811 von Aarau ab, stiegen über die Grtm- kel in, Walli» und nahmen ihren Weg lyach dem Lötschental. Außer von den genannten Walliser Führern, denen ste jedem 28 Batzen für den Lag bezahlten, nahmen st« noch einen Präger au, Euttannen, «nd dr«t ihrer Leut» au, Aarau mit fich und erstiegen am erst«» August, ausgerüstet mit Lobenmnitteln, Holz, einer Leiter «nd Seilen von hundert Fuß Länge, den Lötschen- gletscher. Nachdem die Lötschenliück» überschritten war, schickten ste ihre drei Dtenstleut« au, Aarau wieder zurück. Di« de, Bergsteigen» Ungewohnten hatten sich zu ängstlich g«-etgt und ihnen mehr Müh« gemacht, al, iHv» Mttnahm« ihren förderlich war. Di« anderen aber schritten «eiter auf dem Wegs zur Jungfrau, und, um d«n Weg besstr au-mitteln zu können, trenntenfi« fich zunächst. Jnde» der Duttaner b»im Gepäck zuvückgelassen wurde, nahm Rudolf Meyer mit «inem .Gemojöger sein» Richtung südwärt», um sin» Ets-Lh» zu «klettern, wo «r sich orientieren wollt», während Hteronymu, mit d»m ander»« Jäger fich nordwärt» einem anderen SchmeaSbirgs -«wandt», St» er di» Jungfrau -»stimmt «kannte. Al, di«, gäßhehm, v, r, tnigt« sich di» ganz, Egpwttion Meder an einer etwa, hochltegenden, au» dem Eismeer hevvorvagendw FelMtmw an der nördlichen Seit« dm Gletscher«, da, «0 sich der Aletschfirn mit dem Aletschgletscher vereinigt. Hi« ÜLernachwten ste, um mit der rtsten Tagaehell, tzm zweiten August bi« Reise fortzu. schm. Durch da» von der Jungsta» und dem Mönck h«ra»ei»> hend» Gletschertal, dsn Klngfraufirn aufwärts, »o, Pie Sesell- SW «« dm obe^StM dm