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Adoner Grenzvme Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Oelsnitz des Amtsgerichts, der Amts, anwaltschaft und des Stadtrates zu Adorf. Diese Zeitung erscheint an sedem Wochentag« aachvittag mit dem Datnm de» folgenden Tage», «onnabend» liegt die 8seitig«Moman.Beilag« „Neue Illustrierte« bei Fernsprecher Nr. 14 Verantwortlicher Schriftleiter und Verleger Otto Meyer in Adorf. Postsch^Kto. Leipzig 3736S ^0' Freitag, den 19. Dezember 1924. Jav Was gibt es Neues. ^»er ^bUrettZWung^etrau?" Reichspräsidenten mit ldeutsch-kr^nrNNs^n^ «Er"^^^"Etermeldung nehmen die Yen Verlauf Wirtschaftsverhandlungen einen günsti- d" MEN«» Kn'egsschsld und Völkerbond. Durch die Neuwahlen zum Reichstage und durch die jetzt stattfindende Umbildung des Kabinetts sind die «ragen der Aufrollung der Beseitigung der Kriegs schuldlüge und des Antrags auf den Eintritt Deutsch lands in den Völkerbund in den Hintergrund gedrängt Horden. Das Ministerium Marx überläßt diese For derungen des Tages mit anderen auf dem Gebiete der inneren Politik seinem Nachfolger, der, ob gern oder ungern, zur gegebenen Zeit nicht umhin können wird, ihnen näher zu treten. Denn bei jedem Streiche, den Frankreich mit dem Garantiepakt, mit der Verlängerung der Kölner Okkupation und der „Kontrolle" über unsere vu'itärischen Verhältnisse gegen uns zu tun gedenkt, kwilen wir zwar nicht mit einem Schlage antworten, aber wir müssen einen Schild haben, um die Streiche aus Paris aufzufangen. Nach der im letzten August erfolgten Annahme der Dawes-Gesetze durch den Reichstag verkündete es der Kanzler Marx als seine Absicht, auf die Aufräumung Wit der Verleumdung von der deutschen Urheberschaft am Weltkriege zu dringen und einen bezüglichen An trag allen Unterzeichnern des Versailler Friedensver- trages zugehen zu lassen. Die Absendung der diplo matischen Note an die Regierungen wegen dieses An trages unterblieb, weil das französische Ministerium Herriot Zeichen von Verstimmung wegen dieser Ab sicht durchblicken ließ. Das Reichskabinett Marx ver schob die Sache, weil, es wohl erwartete, daß Her riot Gleiches mit Gleichem erwidern würde. Aber -es gc'chah nichts dergleichen. Um die Behauptung von der deutschen Kriegs schuld aufzuheben, lag mehr als genug Material vor, der politische Nachlaß des verstorbenen französischen Botschafters Louis in Petersburg hat neue wertvolle Enthüllungen gebracht. Wenn also der Feststellung der .Kriegsschuld von Poincare und Genossen näher getreten worden wäre, würden die französischen Zu mutungen wegen des Völkerpaktes, der Militärkontrolle und wegen Kölns einfach hinfällig geworden sein. Es ist von Berlin nicht verlangt worden, daß Herriot eine Erklärung des Verzichtes auf diese Punkte veröffent lichen sollte, aber es war nach dem deutschen Ent gegenkommen in der Verschiebung der Note doch selbst verständlich, daß man an der Seine seine Zukunftspläne «einstweilen ebenfalls auf sich beruhen ließ. Davon geschah aber nichts, im Gegenteil bestand Herriot dar auf als Kompensation für den Beistand, den er England in den Mittelmeerfragen gewähren wollte. Nicht ein mal wegen des eventuellen Eintritts Deutsch lands in den Völkerbund übernahm man in Paris und in London bindende Verpflichtungen. Niemand weiß, was sich aus der Entwicklung der französischen Forderungen entspinnen und welche Schikane uns damit angetan werden kann. Dagegen Müssen wir gerüstet sein, und unsere beste Verteidi gungswaffe bleibt eben der Antrag auf Aufrollung der Krieqsschuldfrage. „Wie du mir, so ich dir!" Niemand darf es uns verwehren, daß wir uns dagegen zu schüt zen suchen, in die Rolle eines kontrollierten Kriegs verbrechers gedrängt zu werden. ' 7 . Aene Siob-posten au- Mrollo. Das Borrücken der Andjeras. Aus Marokko kommen weiterhin äußerst beunru- chigende Nachrichten. In Tanger hört man bereits, den vorliegenden Meldungen zufolge, die Kanonade aus der Gegend von Tetuan. Nach einer englischen Meldung aus Tanger ist es dem aufständischen Stamine -der Andjeras gelungen, sich der Garnison von Alcazar Segui zu bemächtigen, die 48 Stunden lang heroischen Widerstand leistete. Auf diese Weise sei die wichtige Linie Ceuta—Tetuan Handstreichen vollkommen aus- Keliefert. .... ... _. —— . > Eine Havasmeldung will andererseits von einem kleinen Erfolg der Spanier Wissern Danach haben dis Spanier El Ksar, das die Aufständischen in der vergangenen Woche besetzt hatten, wieder eingenommen. Drei spanische Kolonnen von insgesamt 20 000 Mann sind gegen die Andjeras aufgeboten worden. * Englischer Pessimismus. In London beobachtet man die Entwicklung der Dinge mit großer Aufmerksamkeit. Indessen hält man die Lage, wie die „Times" berichten, noch nicht für so ernst, daß sie eine Beratung der Signatar-Mächte von Algeciras notwendig mache. Die Zusammenziehung der spanischen Truppen auf eine neue Verteidigungs linie könne vielleicht zu einer Besserung der militäri schen Aussichen führen. Der Marquis d'Estella hoffe weiterhin, daß, wenn seine Armee von der Aufgabe befreit würde, eine große Zahl kleiner Vorposten zu halten, es möglich sein würde, die Rifkabhlen unter Ab del Krim durch Anwendung von Strafexpeditionen und Aeroplanflügen in Schach zu halten. Englische militärische Kreise bezweifeln allerdings, ob die in Aussicht genommene Linie den gewünschten Erfolg bringen könne. Man ist der Meinung, daß die Befürch tungen des französischen Mars halls Liauteh wegen der Sicherheit der Nordgrenze der französischen Zone sehr berechtigt seien. Ab del Krim verfüge über genügend Kräfte für einen Vorstoß gegen Fez. MW und Eaillauk endgültig begnadigt. Eine Verteidigungsrede Malvys. Die französische Kammer beschäftigte sich erneut mit der Amnestievorlage. Ter entscheidende Artikel 2 wurde mit 347 gegen 196 Stimmen angenommen. Da mit ist die Begnadigung Malvys und Caillaux' im Sinne der Entschließung des Senats zum zweiten Male von der Kammer gebilligt worden. Vor der Abstimmung erklärte Malvy erneut, daß er für seine Person nicht in das Amnestiegesetz einge schlossen werden wolle. Er erkenne das Urteil des Senats nicht an und ziehe das Urteil des Volkes, das ihn als Abgeordneten wieder in die Kammer gewäht habe, dem Senatsurteil vor. Malvy wiederholte, daß er Unterstützungen an den Bonnet Rouge mit Einver ständnis des damaligen Präsidenten und der dama ligen Regierung gegeben habe und daß er nach der Aenderung des Kurses des Bonnet Rouge diese Tat sache selber mit dem Ministerpräsidenten festgestellt habe. Ei» Antrag auf Revision des Prozesses Malvy. Im Namen der Sozialisten teilt Renaudel mit, > daß seine Partei die Revision des Prozesses Malvy beantragen werde. Wahrscheinlich wird eine Anklage gegen Clsmencau erhoben werden. Malvy fügte noch hinzu, man werde bei der Wiederaufnahme seines Pro zesses feststellen können, was Clemenceau und seine Clique gegen ihn unternommen haben. Im Verlaus der Debatte sprach der kommunistische Abgeordnete Ber ton über den Fall Sadoul, der nach seiner Ansicht nicht des Hochverrats beschul digt werden könne, da Frankreich niemals mit den Sowjets in Kriegszustand gewesen sei. Kriegsminister General Rollet erklärte, er könne über den Fall de» Hauptmanns Sadoul, der jetzt unter Anklage stehe, nichts sagen. Gegen die Bestiunnungen des Amnestie gesetzes erhebe er keinen Widerspruch, denn es sei klar, daß von einem Einverständnis mit dem Feinde keine Rede sein könne, wenn kein Feind vorhanden sei. Der Antrag eines Abgeordneten der Rechten, die Fahnenflüchtigen, die sich nach dem neutralen Ausland geflüchtet haben, von der Amnestie auszüschließw, wurde mit 418 gegen 154 Stimmen angenommen. Es zeigte sich hierbei zum ersten Male ein Ausein- anderfallen des Linksblocks, was in den Wandelgänge.n viel besprochen wurde. Deutsches Reich. — Berlin, den 18. Dezember 1924. « Aufhebung aller VersamnUnugsbcfchränkuugeu tu Preußen. Vor einigen Tagen wurde mitgete-U, daß der Preußische Minister des Innern demnächst die Aufhebung der noch für Versammlungen und Umzüge unter freiem Himmel bestehenden Einschränkungen ver- fügen werde. Wie der Amtliche Preußische Presie- , dienst mitteilt, weist der Preußische Minister des K- > gern in einer neuen Verfügung an dre Ober- und W» - rierungspräsidenten sowie an alle j ,en nunmehr darauf hin, daß das Verbot von Veriaum^ ! lungen und Umzügen, das für Preußen zur Sicherung ! des Wahlkampfes zunächst noch aufrecht erhalten wurde, mit Ablauf des 7. Dezember d. Js. aufgehoben ist. -> v. Hoesch bei Stresemann. Der zurzeit z« Berichterstattung in Berlin weilende Botschafter Nm Hoesch suchte am Dienstag den Reichsaußenminrst« Dr. Stresemann im Sanatorium Fürstenberg auf. Die längere Zeit dauernde Unterhaltung betraf selbstver ständlich nur die zahlreichen außenpolitischen Fragen die das Arbeitsgebiet des Botschafters ausmachen. » Tic zcitranbcnven Dienstreisen. Auf eine kürz lich im' bayerischen Landtag gestellte Anfrage wegen des Zeitverlustes, den bayerische Ministerialbeamte durch die Dienstreisen nach Berlin örleiden, hat die Regierung jetzt geantwortet, daß im Rechnungsjahr 1923-24 443 Tage und im laufenden Rechnungsjahr bis einschließlich Ende Oktober 187 Reisetage in An spruch genommen wurden. Es sei nicht zu verkennen, daß infolge des Uebergangs der Finanz- und Verkehrs hoheit auf das Reich und der Vereinheitlichung auf den verschiedenen Gebieten der Gesetzgebung und Ver waltung die Zahl der Reisen nach Berlin gegenüber d« Vorkriegszeit sehr erheblich zugenommen habe. Auslands-Rundschau. Frankreich: Eine neue Hetzrede Millerands. Wie aus Paris gemeldet wird, hat Mill»- rand auf einem Bankett der republikanischen Liga eine politische Ansprache gehalten, in der er sich über di« Ziele der Liga äußerte. Er übte scharfe .Kritik ax der auswärtigen und der inneren Politik des Kabi netts Herriot. Bei der Kritik an der auswärtige» Politik erklärte Millerand u. a.: „In London hätte f Deutschland das Dawesgutachten angenommen und auch, r mit seiner Ausführung begonnen. Das Gutachten wär« I aber für Frankreich nur solange von Wert. al4 Deutsch» - land in ver Ausführung fortfahre. Wie lange dal ! Deutschland tun würde, wäre ungewiß: denn niemals s hätte Deutschland einmütiger die Verantwortung an dem Verbrechen von 1914 abgelehnt und damit sein« Absicht bekundet, das ReParatiouSvroblem zu v-rwer- fen (!). Frankreich hätte keine Pfände«- mehr in de» Händen. Die Ruhr würde geräumt, die französisch« belgische Eisenbahnregie wäre nur eine fern« Erinne rung. Deshalb wäre jetzt für Frawkriück der ungeeig netste Augenblick, aus eigenem Antrieb seine natio nale Verteidig«,ng zu schwächen. Amerika: Konflikt wegen der G-skEstm-tg. -r- In Washingtoner politisch« Kreisen sind Ge rüchte im Umlauf, die von Meinungsverschiedenhei ten zwischen Coolidge und dem Marinesekretär Wilbm in der Flottenfrage wissen wollen Wilbur besteh! aus eine Vermehrung der leichten .Kreuzer und dei Unterseeboote, um mit Japan -urf gleicher Höhe zu bleiben. Coolidge hingegen ist mit diesem Programm nicht einverstanden. In unterrichteten Kreisen hält man den baldigen Rücktritt Wilburs für möglich. Rom. Die „Tribuna" erfährt, die albanische Regierung drei Jahresklassen zu den Fahnen einbcrufen gat, um den Kampf gegen die von Ahme, Zogul geführten Aufständischen aufzunehmen. Nach dem genannten Blatt« scheint der Sieg der Aufständischen nach der Einnahme von Kroja als sicher. Paris. „Chicago Tribune" erfährt aus Madrid, die spanische Regierung habe von Frankreich die Ausliefe rung de« Romanschriftstellers Blasco Jvanez wegen Maje stätsbeleidigung des spanischen Königs aeiordem. Paris. Die Polizei hat in Nizza neun Up.lieuüche Kommunisten verhaftet und über die Grenze abgeschoben. Paris. Nach einer Havasmeldung ans Washington hat der Senat eine Vorlage angenommen, wonach die Schuldenfundierungskommission, die am 8. Februar 1!)25 aufgelöst werden sollte, noch weitere zwei Jahre bestehen bleibt. -r- London. Macdonald wird sich am 2S. Dezember nach Westindien und Panama begeben, um d-r. i-stnen Erholungsurlaub zu verbringen. Er beabsichtig«, '?. Fe bruar nach England zurückzukehren. SIresrmMms Mission. Mit der Regierungsbildung beauftragt. — Berlin, 17. Dezember. Der Reichspräsident empfing heute den nach Beclit zurückgekchrten Reichsautzenminister Dr. Slresemam und beauftragte ihn mit der Kabinettsbildung. Dr.