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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187702040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-02
- Tag 1877-02-04
-
Monat
1877-02
-
Jahr
1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1877
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0richei»t tLgUch früh 6'/, Uhr. Ti»«ctio» «nt Lepröttto« JohanniSgasse 33. »orewLnuöeu drr Aetzatttoa: vormittags lO—12 Uhr. R-chmittag« 4—S Uhr. »oinavme drr für die nächst- «»larnoe Nummer beftimmtn, ^nlerarr an Wochentagen bis 4 Ndr Nachmittags. an Sonn- ko" Festtagen früh bi- '/,9 Uhr. », »r» Filiale» für Zns. Lonah»«: Otto kr,mm. Universttätsstr. 22, 2ouis Lösche. Katharinmstr. !8,p, nur bis '/.3 Uhr. «uflase 15,00«. Abollarmeniopret» vienelj. 4'/,Mk., incl. vrinaerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 30 Pf. Belegexemplar lO Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbrsörderung 36 Mt. mit Postbrsörderung 45 Mk- Inserate Igesp. Bourgcoisz. 20 Pf. Größere Schriften laut unserem PreiSverze»chn>ß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Lttlauik» ualcr dem Aetactionolirlch die Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stets an d. Srpetiti«» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prrielniw».-i-rniäo oder durch Postvorfchuß. W 35. Sonntag den -l. Februar 1877. 71. Jahrgang. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mttt»»ch a« 7. Februar ». «. Abeud» 7 Uhr «ach bee»deter g»«eiafchaftlicher Gttz»»S »it de« Slathe t« Gaal» der I. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Gutachten der Ausschüsse zum Bau- und Oekonomiewesen über a. die Ueberwölbung de- Elstermühlgraben-, d. die vom Rathe abgelehnte Anlage einer Berbindungsstraße von der Fregenraße au- nach der nächsten Parallelfiraße zwischen der Waldsträße und der Userstraße an der alten Elster. II. Gutachten de< AuSschusie» zur Gasanstalt über ». die Beschaffung zweier neuer Dampf kessel, b. die Erweiterung der Beleuchtungsanlagen an der Ringstraße in der Nähe der Barsußmühle. Hl Gutachten deS Verfassungsausschusses über die Abgabe von Wasser au- der städtischen Wasserleitung an auswärtige Consumenten IV. Gutachten de- SchulauSschusseS über die Mobiliarbeschaffung für die neue Realschule II. Ordnung. V. Gutachten de- OelonomieauSschusseS über die Budgetconten 18 bi- mit 23 (die der ' Stadt gehörigen Rittergüter rc.) Realschule II. Ordnung (HoSpitalftraHe 3). Die M»»«Id»«g «euer Gchüler für Osler« erbitte ich mir Mittwoch de« 7. und Do»«rr4tag de» 8. Frbroar Vormittag- von 8—12 und Nachmittag- von 2—5 Uhr. Die MichaeltS«nsirr, da- Tauszeugniß (der Geburtsschein) und der Impfschein find beizubringen und werden nach genommener Einsicht sofort zurückgegeben. Die ««fuah«eprüfu»g findet Mittwoch de» SL. Febr«ar früh 8 Uhr statt. Dir. vr. -»-Gl». Quittung. 300 sind am heutigen Tage durch einen Herrn, besten Name ungenannt bleiben soll, der vr. Rothe»Stiftung (PensionSstistung für die Diener de- Bezirksgericht- und deren Angehörige) schenkung-weise überwiesen worden, wa- mit dems AuSdrucke de- verbindlichsten Danke»' hiermit bekannt gemacht wird. Leipzig, am 1. Februar 1877. DaS Directort«« deS BeztrkS.GertchtS. , PkNch. Holzauktion. Moutag de« 3. Februar ». er. sollen von Vormittag- 9 Uhr an im Forstreviere G»»«ewttz auf dem Mittelwaldschlage in Abth. 16» und 17» ca. 11 Raummeter eichene Mutzfcheite, sowie 334 Raummeter eichene, 23 Raummeter buchene. 16 Raummeter rüsterne, 38 Raummeter erlene und 4 Raummeter lindene Bre»«schette unter den im Termine an Ort und Stelle öffentlich auSgehangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Z«sa««e«?»«ft: aus dem Holzschlage im sogenannten Streitholze bei Connewitz, unweit der WasterleitungSanlage. Leipzig, am'24. Januar 1877. DeS Math- Lieferung von Schulbänken. Die Lieser««g vo« 20« Glück «e«e» Gchulba'«ke» für die hiesigen Volksschulen soll mit Vorbehalt der Au-wahl unter den Bietern an den Mindcflfordernden vergeben werden AnschlagSformulare und Bedingungen sind aus der Schulexpedition zu erhalten. Die Gebote sind bi- zum 9 Februar d. I. Abend- 6 Uhr versiegelt und mit der Aufschrift „Schulbänke" versehen bei der Schulexpedition einzureichen. Leipzig, am 1. Februar 1877. Der Gch«la«Ssch»ü der Gtadt Leipzig. vr. Panitz. Leipzig, 3. Februar. An die Spitze unserer heutigen politischen Rund blicke stellen wir folgende wichtige, für unser Leipzig betrübend« Nachricht, die wir soeben in der Aug-Kurger „Allgemeinen Zeitung" finden: „Berlin, 2. Februar. In der gestrigen B»ude-rath-»Sitz»ng wurde em Ge» setzentwurs vorgelegt, welcher in Aus führung de- Gericht-verfassung-gesetze- be stimmt , daß da» Reichsgericht seinen Sitz in Berlin haben soll." Wenn diese Nachricht sich bestätigt — und nach der Quelle, der wir sie entnehmen, wie nach ihrer s.hr positiv auftretenden Fassung läßt sich leider nur schwer daran zweifeln —, so droht unserer Stadt ein empfindlicher Schlag, ein Verlust, der zu« Allermindesten ebenso groß wäre wie der Ge winn, den wir vor Jahren zogen, al- da- Ober» Handelsgericht zu unS kam. Denn da- ist ja bei dieser Frage da- Schlimme für Leipzig: Diese- wird, wenn da- Reich-gericht nach Berlin kommt, nicht etwa nur um eine Hoffnung, sondern um ein bereit wirklich besessene- Gut ärmer. ES wird nicht nur einer neuen Errungenschaft, auf die e- sich schon so sehr gefreut hatte, nicht theilhastig; nein, e- verliert auch ein Kleinod, da- e» schon besitzt und da- zn einem festen, unablö-lich scheinend«» Bestandtheile seine- geistigen und materiellen In ventar-, seine- politischen und geselligen LcbeoS a-worden war. Denn Da-, wa- wir jetzt Ober« Handelsgericht nennen, geht ja im Reich-gericht auf und wandert dann auch nach Berlin. Da- wird ein schmerzlicher Augenblick für unser Leip zig sein. Gebieten wir aber unserem LocalpatriotiSmuS Schweigen und überschauen wir die Frage von einem höheren, freieren, nationalpolitischen Stand- puncte au-, so können wir e- nur zu natürlich finden, daß die leitende Regierung de- ReicheS nicht in der Stimmung ist, ja au- gewissenhafter Erwägung Bedenken trägt, die oberste Gerichts behörde d«S Reiche- sächsischem Boden anzuver trauen. Schon vor Monaten, schon lange vor dem Beginn der Wahlbewegung haben wir aus den engen Zusammenhang hingewiesen, in welchem die Lösung dieser Frage mit dem Ausfall unserer Wahlen steht. Selbst dem blödesten Auge muß eS einleuchten, daß, wenn Leipzig keinen entschieden reichStreuen Vertreter inS Parlament gewählt hätte, von einer Verlegung deS Reich-gericht- in unsere Mitte überhaupt gar nicht die Rede hätte fein können. Leipzig hätte damit kundgethan, daß ihm selbst ein derartiger Wunsch fremd ist; eö hätte sich selbst da- Uriheil gesprochen Nun baben wir zwar am 10. Januar unsere Schuldigkeit gethan und u«S damit für unfern Theil den Anspruch auf Erfüllung unsere- schönsten Wunsche- ge wahrt. Wir dürfen aber nicht vergessen, daß wir zum Königreich Sachsen gehören; wa- unS gewährt" wird, daS wird Sachsen gewährt, und wa- von unS verlangt wird, da- wird auch von Sachsen und seinen maßgebenden Kreisen verlangt. Da mit dem Jni lebentreten deS obersten ReichS- gerichtShose- auch daS Obertribunal in Berlin fällt, so würde die ReichSbauptstadt. so würde Preußen und die preußische Juristenwrlt ein schwerer Verlust treffen, wenn die Reichsbehörde aus außerpreußischen Boden zu stehen käme, und nur ein ganz entschieden reick-treue-, in nationaler Beziehung durchaus makelloses Auftreten könnte einem nichtpreußischen Bunde-lande, einer nicht preußischen Regierung daS Anrecht ans eine Ehre geben, die mit einer Schädigung für den leiten den Staat und seine Hauptstadt verbunden wäre Kann Sachsen und seine Negierung, können die führenden Kreise in Dre-den sich eine- solchen Auftreten- rühmen? E- thut «u- wehe, al- Deutfche wie al- Sachsen und Leipziger schmerzt e- un- tief, daß wir nicht klipp und klar ant worte» können: Ja! Ma« erinnere sich doch, wie die sächsische Re- giernna in offener Kammer und durch da-Mundstück ihrer Presse den unversöhnlichsten Kampf gegen die nationale Partei Sachsen- gepredigt, wie sie die vom Reich-Verein angestrebte Bereinigung aller reich-» und ordnuna-treuen Elemente al- ein Unglück für da- Land, al- lande-» verrätherisch gebrandmarkt hat, wie die Junker partei. die ihr nahe steht, ja die hinter den Coulissen de- vorgeschobenen Ministerium- die Zügel der Gewalt in Sachsen führt, dem schroffsten ParticulariSmu», dem bornirtesten Preußenhasse, der prenßenfeindlichen Demokratie und Socialdemokratie mit allen Kräften Vorschub geleistet hat. Nun ernten wir mit Thränen, wa» mit Leichtsinn gesäct worden; nun ringen wir die Hände darüber, daß von den 13 Social- demokraten, die da- ganze Reich in- Parlament schickt (der bösen Dreizehn) da- kleine Sachsen allein 7 gewählt hat (die böse Sieben); nun sind wir bestürzt ob der Thatsache, daß in DreS» den der Haupträdel-führer der communistischen Rebellion gewählt und mit Hülfe Tausender von Bürgern gewählt ist, die sich besonderer Sachsen- und KvnigStreue rühmen! Wer wagt zu behaupten, daß die Zustände, auS denen solche Wahl«» hervorgegangen sind, sich rein zufällig gerade in dem armen Sachsen heran-« gebildet Häven ? Wer wagt zu behaupten, daß die sächsische Regierung keine Schuld an diesen Zuständen trage? Die Thatsachen sprechen zu laut; sie erklären die sächsische Regierung für schuldig. Die nationale Partei hat bei Zeiten gewarnt; trotz aller Verketzerung und Verfolgung ist sie nicht müde geworden in der Sisyphusarbeit, bessere Zustände m Sachsen herbeizusühren; eS hat nicht gefruchtet. Hoffen wir, daß eS nun mehr wenigstens tage, aber recht bald, damit e- nicht auch hier heiße: Zu spät! Wir sagen da- nicht dom beschränkten Local- standpuncte auS: Leipzig wird den ihm drohenden Verlust verschmerzen, r- trägt die Kräfte zu einer großen Fortentwickelung in sich selbst. DaS Schicksal Sachsen- aber ruht in den Händen deS Reiche-. Daß man auch in konservativen Kreisen an maßgebender Stelle keine Einschränkung deS Wahlrecht- im Reiche wünscht, geht auS folgendem Artikel hervor, welchen die „P-st" an hervorragender Stelle abdruckt: Die überraschenden Erfolge der Socialdrmottatie bei den Reichstogswahlen haben mehrfach zu Erörterung der Krage geführt, ob es ncht an der Zeit sei, das politische Wahlrecht zu beschränken und den Grundsatz des allgemeinen Stimmrecht» zu verlassen. Wir gehören wahrl ch nicht zu Denen, welche in der Einräumung deS allgemeinen Stimmrechts di« richtige Lötung der Aufgabe erkennen, für die Betheiligung der Nation an der Politik den entsprechenden Ausdruck zu finden. Wenn man^iuS der Gleichheit und Allgemeinheit drr Militairleistung auf das allgemeine Stimmreckt au die absolute Gleichheit der Wahlberechtigung geschlossen bat, so muß doch daran erinnert werden, daß ja jene Gleichheit, lene Allgemeinheit nicht besteht, daß viel mehr die überwiegend« Mehrzahl der Männer die Mrlitarrpflicht nicht zu «stillen hat, und zwar auS Gründen, welch« die Ausübung deS Wahlrecht» in keiner Weise beschränken. Andererseits ist «S di- jetzt nicht gelungen, Kri- terien ausiustellen, welche da» zutreffend« Corretat für Intelligenz, für Selbstständigkeit und Zuver lässigkeit de» Charakter», für politische Bildung, kür Patriot»»«»-, überhaupt für diejenigen Eigen schaften bilden, welch« von eine» Wähler, wie « fein sRlte, gefordert wer den müßten, und welch« daher eia Moment mehr für dessen Wahlberechtigung, uud zwar für eine bevorzugte, abzugeben geeignet wären. Weun man bei drr Abgötterei, welch« «an in so viele« Beziehungen (gar »st mit zweifelhafter Berech tigung) unt der Orffentl'chkeit treibt, e- nicht wagt, dieselbe für das polnisch« Wahlrecht einzusühren, wetl man die deutsche Nation hierfür nicht reis, den Charakter der Wähler nicht für fest, für »uthig genug hält, dann muß r» doppelt schwierig sein, jene äußerlichen Merk male aufzupelleu, an welchen man r» wagen könnte, die intellecturlle und sittliche Befähigung de» zur Wahl zu Berufenden abzupufen. So lange man aber nicht mit Sicherheit behaupten kann, daß man für diese Ab- tufung ein sicher S Normalmaß gefunden Hab«, wird eS äum zulässig sein, einen Grundsatz zu verlassen, welcher bi» zum Beweise sicherer besserer Auskunft die Vermuthung für sich hat. Seben wir jedoch von diesen allgemeinen Erwägungen ab und fragen wir, ob e- politisch klug wäre, wegen drr Erfolge der Socio ldemokratie da- grundgesrtz- lich ausgestellte Priucip de- allgemeinen Ttimmrrcht- auszugrben - An und für sich schon ist uns zweifelhaft, ob «S richtig sei, einen Grundsatz, welchen mau grnudgesetzlich aus gestellt hat und also nach reiflicher Erwägung für ge recht und weise muß gehalten haben, nach kurzer Zeit aufzuqrben. weil er zu unerwarteten, unliebsamen Sr- gednissen geführt hat. Es «weckt ein solche- Brrfahreu mit einer gewissen Berechtigung den Schein, als gestatte mau die Grundsätze nach seinen Wünschen. Wir müssen überdies erinnern, daß die Wahlsiege der Socialistrn zunächst nur eine symptomatische, de» Ge sundheitszustand des Reichstage» entfernt nicht drein- t'ächrigend« Bedeutung haben. Zudem entnehmen wir au« den fraglichen Wahlergebnissen einig« sehr bedeut same und, wenn beachtet, sehr heilsame Lehren, welche wert mehr werth find, als die Bedeutung einiger Sitze im Re chstag«. Wir kennen jetzt di« numerische Stärke und die musterhaft stramme Organisation der Social- Len^ traten, die Macht ihrer Führer und die Intensität drr Uebrrzeugung ihrer Schüler. WaS die numerische Stärl« betrifft, so dürfen wir überdies nicht übersehen, daß wir sie um das Contingeut der Altersklassen von 20—25 Jahren zu erhöhen baben. Wie bedeutend dieses Contrngent ist, ergiebt sich nicht allein aus der Natur der Sacke, welche dafür spricht, daß di« jüngeren Elemente der Arbeiterbevölkerung den socraldemokrat scheu Träumereien und Verlockungen am zugänglichsten seien, sondern auch daraus, daß ein« der Hauptforde rungen der socialistischen Führer die ist, das zum Wählen berechtigende Alter aus das 2». Jahr herab zusctzen. Indessen müßten wir es für einen Jrrthum halten, zu glauben. daS Contingeut für die Socialdemokratie liefere allein, oder auch nur überwiegend die Fabrik bevölkernng und daS sogenannte Proletariat, jene unstäte Arbeiterbevölkerung, welche, wurzellos in drr Gesellschaft stehend, verirögrnslo» von Lag zu Tag von ,hr-u Arbeitsverdiensten lebt, wir vermulhrn viel mehr, daß der Socialdemokratie ein Contingeut zu geführt wird aus der nicht kleinen Zahl unklarer, g« dilrrter, ungebildeter, halbgebildeter und mißbildercr Schwärmer, welchen die Hoblheit deS socialistischen Programms, seine zerstörenden Consequenzen nicht zum klaren Bewußtsein kommen. Wir erinnern unS der dreißiger Jadre, in welchen die social stischen Ideen von Fourier mit den sogenannten Phalansterien, von Constd^rant und Anderen geistreich ausgrmatt und popularisirt, n cht allein durch „reisenre Handwerks burschen", wohl ai ch ,.Reisende" mittels populärer Tractärcben die wett ste AusLebuung «hielten und bei den A'beitern begeisterte Aufnahme s-nden und s tie wurzelten, daß ste in den Jahren 1848 und 1849 noch rrcht d-utliche Spuren -urückUeße», sondern auch in der gebildeten Gesellschaft bi» in die höchsten Kreise der Gedanke warme vertheidtger uud Anhänger fand, wonach unter Zerstörung der Familienbandr, de» Privateigenthums und eine» guten Theile» der persön liche» Freiheit drr egoistisch« Widerstreit der productiven Kräfte, der Kamps der persönlichen Int«essen tu einem harmonische» Zusammenwirken jener Kräfte für di« Gemeinschaft und in einem conceatrischen Streben nach Einem Ziel« sich lösen sollte. Wir »ehmm aber nanmrilich an, daß di« Social- demokrati« einen sehr erheblichen Zuzug dermalen «hält durch de« Kleinbürger, den llemeu GewerbS- uianu und Handwerker, «elcher fein Geschäft aufokide begründet hat, und den verhrirathetrn Hauß- ardetter, eine Class«, wttcher es in den Jahren de» industriellen Aufschwung«» ungewöhnlich gut ging, welch« über dem ihr besonders reich zufließendea Ver dienst« da« Gleichgewicht verlor and die daher die Störung der Geschäfte um so unzufriedener macht, je «ehr d,e drückende S-rge der Gegenwart den Ent behrenden und Darbenden an die versäumte Gelegen- hert »u Ersparnissen mahnt, eine Stimmung, welch« den Mansch«» natürlich besonders empfänglich macht für Verlockungen, welch« ihm Befreiung von Sorgen und Wohlbehagen in Ausficht stellen, mag auch diese Aus- stcht noch so nebelhaft sein, ja, mau könnte vielleicht sagen, je mehr ste r» ist. W>r finden dies« unser« Annahme unterstützt durch die Wahlergebnisse, welch« keineswegs parallel gehen mit de« numerischen Verhältnisse drr Fabrikbevölkerung; wir führen al» Beispiele an Solingen, wo unseres Wissen» dt« Fabrikation weuiger centralisirt ist, da» Königrrich Sachsen, wo Hausarbeit und Kleingewerbe sehr ausgebildrt find, Stuttgart uud Launstadt, wo di< Zahl der socurldemokratischen Stimmen außer Verhält- uiß zu der Zahl der Fabrikbevölkrrung steht, währeot andererseits Wahlorte mit überwieg-nder. oder sehr zahl rr chrr Arbeiterbevölkerung nicht entsprechend social- demokratisch gewählt haben. E» sollte drr ReichSregieruna nicht schwer fallen, über diese Verhältnisse, welch« für die Würdigung d.r Log« von Bedeutung find, sich ziemlich genau anftu- klären; eine Vergleichung der jüngsten Wahlergebnisse des preußischen Abgeordnetcnhause«. wofür beschränk tes Wahlrecht gesetzlich bcsteht, mit denjenigen dcS Reichstages würde hierfür werthvolle Anbattsvuuct« geben. Immerhin wissen wir durch das Ergcb- iriß drr Reichstagswahlen, daß wir mit einer der socialen und staatlichen Ordnung feindlich ge sinnten, numerisch starken, trefflich organisirten, fanatisch inspirirten Macht zu rer neu haben und es wird nun Sach« der maßgebenden Staatsgewalten sein, zu er wägen, wie man sich diesem ,m StaatSorganiSmur. wuchernden Uebel gegenüber ärztlich zu verhalten haben w>rd. ob man dem Selbsterhaltungstriebe der civtlisirtrn Gesellschaft so viel Energie natürlicher Heilkraft »u- trauen kann, daß er das Uebel von selbst auSstoßcn werde, oder ob und welch« positiven Heilmittel ange wendet werden müssen. Unter allen Umständen wrrl- es geboten sein, von RricbSwegen den ferneren Gang drr socialdemokratischcn Bewegung einer gründlichen und ruhigen Beobachtung zu unterwerfen, zu unter suchen, ob «irthschaftliche Ncth und da» daraus ent stehend« Mßbetagrn, oder ob der durch ungewöhnlich gesteigerte Production veranlaß:« Uebeimuth des Ar beiter» die Zwecke de» Socialismus mehr sörccrc ö OH und inwiefern dir im Princ p ja unantastbar« Areibeit im Erwerbsleben aus diese Bewegung von Einfluß ist ? D,e G<sch,chte lehrt, daß auch ohne dies« Freiheit solche Bewegungen stattgefnnden und eine bercutende Ausdehnung gewonnen haben. Jedenfalls darf das sonaldemokratische Programm nicht ungeprüft in Pansch und Bogen verdammt und geringsckätzend » Iimir>« abgewiesen werden. So hirn verbrannte Doktrinen es tbeilweise «nlhä't, so fiuver,. sich doch in demselben auch Forderungen, welche u.cht minder berechtigt sind, als manche liberale Thesen, welchen man kaum zu widerspreche» wagt. Ein ruhig prüfendes Verhalten gegenüber der blen denden, dadurch imponirenden und wohl auch er schreckenden Erscheinung wird zu denjenigen Maßrc^o
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