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Wetter s Grenzbote Der Adorfer Erenzbote gelangt jeden Moch ent. nachm. zur Ausgabe, für den nächsten Tag vorda tiert.—Anzeigen nach Tarif.—Postscheck-Konto 87369 Leipzig. — Fernruf Nr. 14. Gegr. 1835 Im Falle höherer Gewalt (Krieg oder sonstige Störung des Betriebes) hat der Bezieher keinen Anspruch auf Liefemng oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückgabe des Bezugspreises. Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt mannschaft Oelsnitz i. Vogtl., des Amtsgerichts, der Amtsanwaltschaft und des Stadtrates zu Adorf im Vogtland Tageblatt ».Anzeiger M Adorf Oogtl.),Bad Elster, Bad Brambach, Arnsgrün, Breitenfeld, Bergen, Freiberg, Ober- u. ilnieroettengrün, Kecmögriin, Nigelsburg, Leubetha, Mühlhausen Wbersreuch, Remtengrün, Schönberg, Siebenbrunn, Sohl, Wohlbach u. das übr. obere Bott Sonntavs eine illustrierte «nterhaltunssbeilage Druck und Verlag: Otto Meyer, Adorf (Vogtl.), Bergstraße 14. — Verantwortlicher Schriftleiter: Otto Meyer, Adorf (Vogü.) Skr. 205 SonurcksnÄ, den 6. SEptQtrckQv 1030 00. Jrtvrs FeMdiebstiLHIle lretv. Es sind Klagen darüber laut geworden, daß die Felddiebstähle im hiesigen Bezirke er heblich zugenommen haben. Die Amtshauptmannschaft sieht sich daher veranlaßt, vor der Ausführung von Felddiebstählen zu warnen. Sie hat ihre Polizeiorgane, insbesondere die Gendarmeriestreisen angewiesen, unnachsichtlich gegen Zuwiderhandelnde einzuschreiten und An zeige zu erstatten. Das Betreten der Felder durch Unbefugte vor der Aderntnng wird nach § 368 Ziff. 9 des Reichsstrafgesetzbuches mit Geldstrafe bis 60 RM. oder mit Haft bis 14 Tagen bestraft. — I 8: II 208/30 — Amtshauptmannfehaft Oelsnitz j. D., den 4. September 1930. Der Kaufmann Henry Klinkert in Bad Brambach beabsichtigt die auf dem Grundstücke Nr. 725 g des Flurbuches für Bad Brambach anfallenden Abwässer nach Durch laufen einer Kläranlage durch die Gemeindeschlcuse in den Röthenbach einzuleiten. Etwaige Einwendungen gegen die Erteilung der wasseramtlichen Erlaubnis sind, soweit sie nicht auf besonderen privatrechtlichen Titeln beruhen, binnen 2 Wochen bei der Amtshaupt mannschaft anzubringen. Beteiligte, die sich in dieser Zeit nicht melden, verlieren das Recht zum Widerspruch gegen die von der unterzeichneten Behörde zu treffende Regelung. - II VV: N 84/30 — Am<sha«p1mannschaft Oelsnitz i. D., den 3. September 1930. Am Caaaabanb, den 6. September 1930, nachmittags 3 Uhr soll in Ingels» bürg im Gasthof Jugelsburg 1 Mstw-Mw M. M RMN meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Adorf i. V., den 5. September 1930. () 1076/30. Dee GeeiehSsvollzietzee des Amtsgerichts. Was gibt es AeueS? — D-er Reichsminister des Innern hat angeregt, das von Preußen bereits verfügte Verbot des Alkoholaus schanks am Wahltage auf das ganze Reich auszudehnen. — Der deutsche Botschafter v. Hoesch hatte eine Untev- redung mit dem französischen Außenminister Briand, die der Vorbereitung fiir die bevorstehende Genfer Tagung diente. — Die französischen Manöver in Lothringen haben begonnen. — Auf dem Nationalitätenkongreß in Gen» beschäf tigte sich Ulitz mit dem Paneuropa-Plan Briands. — Bei den spanischen Flottenmanövern stürzte ein Wasserflugzeug brennend ab, wobei acht Personen den Tod fanden. — Santo Domingo wurde durch einen Wirbelsturm verwüstet. — Jack Diamond wurde zwecks Abschiebung nach Ame rika nach Hamburg gebracht. — Gegen die Lemberger Ostmesse wurde von ukrai nischer Seite ein Sabotageakt verübt. Flugzeug „Fragezeichen" ist von Neuhork nach Dallas (Texas) abgeflogen, um zu versuchen, den von Oberst Easterwood gestifteten Preis von 10N 000 Mark zu gewinnen. Dre igho Kilometer lange Strecke mutz ohne Zwischenlandung zurückgelegt werden. Die letzte Woche. Zum 60. Male jährte sich in dieser Woche der Tag von Sedan. Durch das ungeheure Erlebnis des Weltkrieges ist für die jüngere Generation die Er innerung an diesen Tag stark zurückgedrängt worden. Der Versailler Vertrag hat alles zunichte gemacht, was durch den Sieg von Sedan erreicht wurde; nur eins nicht: die Einhert des deutschen Volkes, die auf dem Schlachtfelde von Sedan erkämpft und in Ver sailles besiegelt wurde, hat auch Stürmen des Weltkrieges und der Revolution standgehaltcn. So hat der Sedantag auch heute noch für uns seine Bedeu tung, wenn es auch wehmütige Erinnerungen sind, die er erweckt. * Genau zwei Dutzend Reichswahlvor schläge sind vom Reichswahlleiter zugelassen worden. Das bedeutet aber noch nicht, daß nun reder Wähler die Auswahl zwischen 24 Parteien hat- Die Zahl der Wahlkreisvorschläge ist in den meisten Wahlkreisen ge ringer als die Zahl der Reichswahlvorschlage, weil viele Splitterparteien nur in einzelnen Wahlkreisen Listen eingcreicht haben. Andererseits sind m ernzelnen Wahlkreisen aivch Listen eingereicht worden, zu denen kein Reichswahlvorschlag gehört. Auch haben beispiels weise die Konservativen und die Landvolkpartei, die auf den Kreiswahlvorschlägen mit selbständigen Listen erscheinen, eine gemeinsame Reichsliste. Die Gesamtzahl der Parteien ist also größer als 24, wenn auch für den einzelnen Wähler die Auswahl unter den Parteien ge ringer ist. Glücklicherweise werden aber nicht alle Parteien, die Listen eingereicht haben, auch in den Reichstag cin- ziehen. Es ist unbegreiflich, daß es auch heute noch immer so viele Menschen gibt, die über unser Reichs wahlrecht recht unklare Vorstellungen haben. Die übergroße Zahl von Wahlvorschlägen er klärt sich zum Teil daraus, daß man sich einbildet, es genüge, für eine Partei im ganzen Reich 60 000 Stimmen aufzubringen, um damit Anspruch auf ein Mandat zu erhalten. Nach den klaren Bestimmungen des Gesetzes kann eine Partei auf die Reichsliste aber nur dann ein Mandat erhalten, wenn sie mindestens in einem Wahlkreisverband ein Mandat errungen hat. Parteien also, die nicht imstande sind, wenigstens in einem Wahlkreise oder Wahlkreisverbande 60 000 AM Mr Paneurova. Zer Genfer NattonalMenkonsreß. Der zur Zeit in Genf tagende sechste Nationali tätenkongreß beschäftigte sich am Donnerstag mit dem wichtigsten Punkt seiner Tagesordnung, der Stellung nahme zu den europäischen Einigungsbestrebungen. Der Führer der Deutschen in Ostoberschlesien, Ab geordneter Ulitz, betonte in seinem ausführlichen Re ferat die grundsätzliche Zustimmung der Minderheiten zu dem Gedanken eines europäischen Staatenbundes, übte aber an den Ideen Briands starke Kritik. Der Plan Briands enthalte eine große Lücke, da er nur Staaten kenne und nicht die Völker als Völker, son dern als Bewohner von territorialen Einheiten. Di« 35 Millionen, die als Volksgruppen in fremden Staa ten lebten, wollten auch ihren Anteil an der jetzt beginnenden Aussprache haben. Wenn Briand in fei nem Memorandum betone, daß die Zeit günstig sei, zeige er damit einen Optimismus, der im Hinblick auf gewisse Vorfälle vielleicht nicht ganz begründet sei. Wenn in einzelnen Staaten di« Erörterung der Anschlntzfrage als Kriegsgrund angesehen werde, so sprech« das gegen den Grundsatz der Gleichberechtigung der Völker. Wenn die Rede eines Ministers, der aus die Revisionsmöglichkeiten des Versailler Vertrages aufmerksam mach«, so laute Proteste auslöse, so spreche das nicht dafür, daß die Achtung der Verträge, von der so ost gesprochen werde, unparteiisch gepflegt werde. Solange es Staatengruppierungen gebe, die ihre deutliche Spitze gegen andere europäische Staaten rich ten, könne man wohl sagen, daß die Staatsmänner Europas vom Flügelschlag der neuen Zeit noch nicht berührt seien. Ulitz erinnerte sodann an die letzte Rede Poinearcs, in der dieser die Assimilationstheorie vertrat. Dem würden die Minderheiten ihren unbeugsamen Lebens willen gegenüberstellen. In kulturellen Fragen gebe es nur die Gemeinsamkeit der Völker. So wie es heute eine Solidarität der Minderheiten gebe, so sei dis Forderung der Stunde die Herstellung einer Solida rität der Völker. Ihre Voraussetzung sei die Her stellung nationaler und kultureller Freiheit. Sei diese gegeben, dann könnte man Brücken zwischen den Völ kern schlagen, dann würden die Volksgemeinschaften in fremde Staaten übergreifen und damit ein gemein schaftliches Interesse am Frieden Herstellen. Dann sei aua) der Weg zu Paneuropa frei. Deshalb müsse der Kongreß der europäischen Na tionalitäten Herrn Briand zurufen, nicht nur fran zösisch zu denken indem er Staat und Volk gleich setzt, sondern europäisch. Die Staatsmänner müsse man daran erinnern, daß die Staaten im Gegensatz zu den Volksgemeinschaften von Menschen geschaffene Begriffe seien und nicht ewig dauerten. Von den Völ kern Europas aber müsse man volle Verantwortlich keit fordern und sie auffordern, ihre Interessen nicht allein durch ihre Regierungen vertreten zu lassen. Der jetzt eingeschlagen Weg führe noch nicht zum Ziel. Das Ziel müsse sein: der Friede Europas auf der Grundtag dc Friedens unter den europäischen Völker«. Tie Rek wurde von der Versammlung wieder holt mit großem Beifall ausgenommen. Stimmen aufzubringen, gehen auch auf der Reichsliste leer aus. Keine Partei kann auch auf die Reichsliste mehr Mandate erhalten, als sie Mandate in den Wahlkreisen erzielt hat. Wer einer Splitterpartei seine Stimme gibt, begibt sich daher damit seines Wahlrechts. * Bescheiden wie ein Veilchen im Moose blüht unter den zwei Dutzend Reichswahlvorschlägen auch eine Par tei, deren Wahlparole in anderen Ländern schon erbit terte Kämpfe entfacht hat. Keine Wahlversammlungen und keine Flugblätter haben bisher dem Wähler von dieser Partei Kunde gegeben, die es unternommen bat, den Kampf um die Trockenlegung auch in Deutschland zu entfachen. Wenn man die Wahlerfolge dreser „Partei gegen den Alkohol" als eine Art Volks entscheid über die Alkoholfrage betrachten darf, so wird allerdings noch gute Wege mit der Trockenlegung ^Eschlands haben. Denn iveder in Bayern noch iw wenlsellgen Rheinland noch an der grogduftenden Waterkant dürfte diese Partei ein Mandat erringen. Der Ozeanflug von Costes und Bellonte kam der gelegen. Die öffentliche Aufmerksamkeit rst dadurch ern wenig von der etwas blamablen An gelegenheit abgelenkt worden, die die Ausweisung d e s a m e r i k a n i sehen Zeitungskönigs Hearst für dre französischen Behörden bedeutet. Die Meldun gen aus Paris und London bezeichnen übrigens als Grund der Ausweisung nicht nur die Veröffentlichung der geheimen Vereinbarung mit England vom Oktober 1928, in der Frankreich sich Englands Unterstützung in der Frage der Nichtanrechnung der ausgebildeten Reserven auf die Stärke des Landheeres ausbedingen wollte, sondern insbesondere Hearsts kürzlich in der Frankfurter Zeitung erschienenen Artikel, in dem er die Bestimmungen des Versailler Vertrages über di« deutschen und die österreichischen Minderheiten als reformbedürftig bezeichnete. Auch die amerikanischen Konkurrenzblätter Hearsts geben unverhohlen der Mei- nung Ausdruck, daß Frankreich mit der Ausweisung Hearsts eine grandiose Dummheit begangen hat. Es hat damit dem amerikanischen Zeitungskönig den Fehdehandschuh hingeworfen, und Hearst wird nicht verfehlen, ihn aufzunehmen. Au« der Wahlbewegung. Vrau» über die Regierungsbildung. In einer in Sensberg (Ostpreußen) gehaltenen Wahlrede erklärte der preußische BNnisterpräsidcnt Braun, daß die Sozialdemokratie sich in entscheiden den und schweren Augenblicken der deutschen Geschichte der Nachkriegszeit niemals gescheut habe, Verantwor tung zu übernehmen. Nach der Wahl werde es sich darum handeln, entweder mit der Sozialdemokratie oder mit Herrn Hugenberg und den Nationalsoziali sten eine Regierung zu bilden. Aber es sei auf die Tauer nicht möglich, gegen die Sozialdemokratie zu regieren, weil sie als eine völlig geschlossene einheit liche Front dastehe, was man außer dem Zentrum von keiner der anderen politischen Gruppen sagen könne. * Trcvirauus über die Rcvisiousfragc. In einer konservativen Wahlkundgebung in Br s lau stellte Minister Treviranus als Ziel die Bereini gung der Verträge und die Bereinigung des öffent lichen Haushalts auf. Den Haushall in Ordnung