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Erscheint jeden Wochentag früh 4 Uhr. Inserate wer den bi« Nachmittag« r Ubr für die niichst- erscheimmde Stummer angenommen. Freiberger Anzeiger --- /' gespasteue Zeile oder - deren Raum mit Pf. Tageblatt. . i i!.: Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der König!. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. ' 98. Montag, den 29. April. 1861. > - Lagesgeschichte. Wo man die Augen binwendet, ficht es bedenklich aus und gährt es. Hur erfüllt heimlicher, lang genährter, täglich sich mehren der Unmuth die Gcmüther, dort spricht sich die Unzufriedenheit offen aus; auf der einen Seite machen sich neue Ansprüche geltend, auf der andern wird hartnäckig am Alten festgehaltcn. Die „ewigen Rechte, die droben hängen unveräußerlich und unzerbrechlich wie die Sterne selbst", sind vielfach im Kampfe mit dem geschichtlichen Rechte; hier sehnt man sich und ringt nach Einheit, dort strebt man nach Lockerung, wohl gar nach Zerreißung lang geknüpfter Bande; hier strebt man rüstig vorwärts, dort steht man fast un- thätig zu und wartet ab; wo kaum das Blutvergießen aufgehört Hal, droht schon wieder neues: in der That, man kann nicht anders als voll Besorgniß um sich und vorwärts blicken. In Warschau herrscht das eiserne Kriegsgesetz und durch die polnische Frage ist Rußlands Arm gelähmt; in Preußen fühlt man sich höchst unbehaglich; der Widerstand des Herrenhauses gegen die Regierung läßt nicht nach, die Junkerpartei tritt gegen Vas Bürgerthum schroffer als je in die Schranken; auf der einen Seite drängt man, weil eben die Zeit drängt, auf der andern will man kein Drängen; dem Ministerium fehlt nicht der gute Wille, aber der starke, kräftige Entschluß. Oesterreich befindet sich auf einem Wege, der eben so -leicht zum Verderben als zum Heile führen kann; die ungarische und venetianische Frage allein, abgesehen von den vielen übrigen Schwierigkeiten, macht genug zu schaffen; das Perhältniß zu Preußen ist wenigcr als je ins Klare gebracht, und cb c» sind die Unterhandlungen über die Umgestaltung der deutschen Militärverfassung abgebrochen worden, weil keine Einigung zu er reichen war. In Kürhessen dauert der Zwiespalt zwischen Land und Regierung fort; Holstein ist mehr wie je erbittert gegen Dä nemark und nicht gewillt von seinem Rechte zu lassen, Dänemark nicht geneigt zur Nachgiebigkeit und von den Großmächten viel mehr unterstützt als wir. In Italien herrscht noch keine Ord nung und das Gewonnene ist noch nicht gesichert, immer größer wird die Lust nach weiterem Erwerb. Die Türkei ist in schlim mer Lage, und die Besetzung Syriens durch Frankreich gefällt den Großmächten nicht, obwohl sie dieselbe für nothwcndig gehalten haben. In Nordamerika droht der Bürgerkrieg, ein Ereigniß, was nicht ohne großen Einfluß zunächst auf England bleiben wird. Wer das und anderes erwägt, wird finden, daß cs selten eine Zeil gegeben hat, in der so viele schwierige Fragen auf ein mal und zwar rasch — das liegt eben in dem Charakter der Ge genwart — erledigt zu werden verlangten. Napoleon, meint man, wisse vielleicht allein mit einiger Sicherheit, was zunächst kom. men werde. Aber auch er kann überrascht werden und sich täuschen. Es ist ohnedies fraglich, ob cr in diesem Augenblick noch eben so Herr der Lage ist wie früher. Auch für ihn häufen sich in Frank reich die Schwierigkeiten. Nach alter Erfahrung aber sind die Gewitter die schwersten, die langsam und von allen Seiten hcranziehen, und solche verkündigt der auf allen Seiten düstere europäische Horizont. Dresden. Der Pensions-Verein für Wittwen und Waisen sächsischer Beamten, dessen Direktorium nach feiner gegenwärtigen Zusammensetzung aus dem Herrn General-Staatsanwalt l)r. Fr. Schwarze al-Vorsitzender, und den Herren: Bezirksgerichtsrendant Andrä als Stellvertreter, Cultus-Ministerialsportcl-Eassirer Hartwig als Secretär, Depositen-Rendant Zöllner und Depositen-Buchhalter Müller als Beisitzer, besteht, und in dessen VerwaliungSrath Herr Bürgermeister Neubert als Vorsitzender sungirt, macht bekannt, daß die erste Rate des Jahresbeitrag» längstens bis znm 15. Mai d. 2. portofrei an die Vereinscaffe abzuführcn sei, widrigenfalls nach Verlauf dieses Termins etwaige Rückstände, sowie die verwirkte statutenmäßige Eonveutionalstrafe eingezogen werden würden. Aus Schandau, LI. April. Unser vor nicht viel länger als einem Jahrzehnt noch ziemlich unbelebtes — einige Sommer- und Herbstmonale ausgenommen — unansehnliches, materiell dürftiges und geistig fast verkümmertes Städtchen bietet jetzt ein ganz anderes Bild dar: Eisenbahn, Dampfschifffahrt, stets wachsender Handels verkehr auf der Elbe, Verbesserung und Erweiterung der Wege durch die sächsische Schweiz auf Kosten dcö Staates und der Stadt, so- wie endlich auch eine größere Anziehungskraft des Bades haben uns einen Verkehr und mit diesem materielle Mittel zugeführt, daß wir uns aus der früheren Dürftigkeit, wie die» namentlich unsere zahlreichen Bauten beweisen, hcrauSzuarbeiten im Stande gewesen find. Mit Karlsbad und Teplitz rivalisircnd, leben wir aber auch im Winter, nach Ersatz für manches während der Badesaison Ent behrtes strebend , herrlich und in Freuden: die Genüsse geschloffener Gesellschaften, Bälle und Theater legen Zeugniß dafür ab. Doch sind wir auch der Bedürfnisse des geistigen Lebens nicht uneingedeuk, besonders seit der Gründung des Gewerbevereines: der Direktor unserer neuen Bürgerschule, Vr. Gärtner, bekannt als Liederdichter — mehre seiner Lieder sind auch componirt und werden gern ge sungen — unterstützt von einigen intelligenten Bürgern hat sich auf diesem Gebiete ein entschiedenes Verdienst seit den wenigen Jahren erworben, seit denen er uns angehört. Da wir übrigen- den Fremden ganz besondere Rücksichten schuldig find, so richten wir auch unsere baulichen Unternehmungen möglichst ihren Wünschcn gemäß ein. So bauen wir jetzt auf der sogenannten Schloßbastei*), von wo aus man über unsere Stadt und das herrliche Elbthal eine prächtige Aussicht hat, auf Anregung unserer Promenadcn- Deputation, eine neue Restauration, dcr später noch ein AusfichtS- lhurm bcigefügt werden soll, die den Ansprüchen eines.gebildeten Publikums nach Kräften genügen wird. Schließlich sei noch er wähnt, um Ihnen einen Begriff von dem Verkehre auf der hiesigen Elbe zu geben, daß im Laufe dieses Jahres bereits nicht weniger als 1030 beladene Fahrzeuge von dem Hauptzollamte abgefertigt worden find. Gebt dieser Verkehr in gleicher Weise fort, so wird er das vorige höchst günstige Jahr noch übertreffen. Breslau, 24. April. Nach einem Anschläge am schwarzen Bretc dcr hiesigen Universität ist die unter dem Namen „neue Bur schenschaft" hier bestandene Studentenverbindung laut Senatsbeschluß vom 17. d. M. ausgelöst worden. Köln, 23. April. lP. Z.) Heute starb der am 17. Nov. 1795 hier gebvrne Commerzienrath Joh. Heinr. Richartz. Außer dcn bekannten großartigen Schenkungen und Stiftungen zum Besten seiner Vaterstadt hat Richartz in seinem letzten Willen noch bedeu tende Summen zu milden Zwecken bestimmt, unter Andern- auch 100,000 Lhlr. zur Gründung eines städtischen Irrenhauses. In Lemberg hat der Landtag einstimmig beschlossen, um Un verletzlichkeit der Abgeordneten und völlige Einführung der polni- schen Sprache an der Jagellonischen Universität nachzusuchen. Paris, 24. April. Unter der polnischen Emigration herr,^ die größte Bestürzung wegen der die Warschauer Vorgänge I etres- senden Note (s. vor. Nr.) im beutigen „Momtenr F"rst ^ toryski erbat sich heute vom Kaiser eine Audienz, um zn erfahren, ob diese Nole das Ergebniß transitorischer Anforderungen der Po- litik sei, oder ob Polen auf jede Unterstützung seilens des Ver fechters des Nationalitätsprincips verzichten muffe. WaS Se. Mas. , _ . n - u »r 8ie sübei darr» ihr'» Namen, daß man da-clkst Mane,Überreste und -ine» Lrunnt» zeiqi, die beide von dem ehemaligen Dasein eine» Rand- schloffe« Zeugniß ablegen sollen.