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145 1880 in». Juni, Mittwoch, de« ZZ Juni. inr Gun- mdlichst der. n. Amtsblatt der Lönigt. Amtshauptmannschaft Flöha, des Königl. Amtsgerichts und -es Stadtraths zu Frankenberg. et ud. a Brocks ind. schon Kach- amm- ieder. ng am adean- n? sr »rf. >. Kohlen- Bezirk«. ,u verw. R-, je . Selb- wuckerei H., E. wrf, 30 20 M. -i hiesi- LMM- kS6 M. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Aesttage. Abends für den folgenden Tag. — Jnseraten-Annahme für die jeweilige Abend-Nummer bi» Vormittags 10 Uhr. OertlickeS und Sächsisches. Frankenberg, 22. Juni 1880. -s Die Masernkrankheit hat auch in unserer Stadt tieferen Fuß gefaßt und wurde deshalb gestern die Knabenklasse 6b der Mittlern Bür gerschule vorläufig auf 8 Tage geschlossen. In derselben fehlten von einigen 50 Schülern nicht weniger als 39. Auffallend ist der Umstand, daß in allen anderen Klaffen nur eine verhältniß- mäßig geringe Anzahl der Schüler durch diese Krankheit am Schulbesuch behindert ist. ff Gestern Nachmittag stürzte beim Spielen an der Zschopau hinter dem Klein'schen Grund stücke das 5jährige Kind des Feuermanns A. Einert in den stark angeschwollenen Fluß und wurde von der Fluth fortgerissen. Auf das Ru fen mehrerer am Ufer befindlichen Personen sprang der in der Heuernte befindliche Herr Wbrmstr. Gärtner, in der „Rothfarbe" wohn haft, in das Wasser und gelang es ihm, ein beträchtliches Stück unterhalb des Unglückspla tzes das Kind, welches schon vor 2 Jahren ein mal durch hilfreiche Hand dem Tode in der Wasserflulh entrissen wurde, «och lebend zu ret ten und ans Land zu bringen. ff Außer den verschiedenen Stiftungen an hie sige Corporationen hat der im März d. I. ver storbene Hr. Fabrikant Herm. Schmidt soo. auch den Obergorbitzer Nettungsanstalten, die schon so manchen Verlorenen der menschlichen Gesell schaft wieder zurückgegeben haben, ein Legat von 1000 M. ausgesetzt. ff Chemnitz!Hal-Straße. Im Anschluß an unsere mehrmaligen kurzen Notizen sind wir heute in der Lage über die Einweihfestlichkeiten aus authentischer Quelle folgendes Nähere mit- theilen zu können. Das Fest wird Sonntag, den 27. d. M., abgehalten und im Wesentlichen bestehen in: 1) Corsosahrt von Furth aus bis Zu beziehen durch alle Postanstalten. Preis Vierteljahr!. 1 50 4 Einzelne Nummern 5 H. Markersdorf unter Eröffnung durch das berittene Musikchor des kgl. sächs. 2. Ulanen-Regiments; Abfahrt präcis um 1 Uhr. 2) Festactus in Markersdorf zu Ehren Sr. Maj. König Albert's von Sachsen. Umtaufung des Königsberges in König-Albertsfelsen. Die Weihrede gehalten von Herrn Amtshavptmann v. Welck. 3) Festcom mers in der errichteten Festhalle. Concert von dem Ulanen-Musikchor. Hohe Herrschaften haben ihre Theilnahme zugesagt, u. A. wird auch Se. Excelleuz Herr Finanzminister Frhr. v. Könneritz erwartet, und darf man auf einen glänzenden Verlauf gefaßt sein. Auch für Volksbelustigun gen, Schankzelte rc. ist auf dem Festplatze be stens vorgesehen, so daß allen Ansprüchen genügt werden kann. Montag, den 28. Juni, und Sonn tag, den 4. Juli, ist Fortsetzung der Festlichkei ten in Markersdorf, woselbst, wie nebenbei be merkt sei, feiten der Gemeindeverwaltung hin längliche Vorkehrungen für Unterbringen der Pferde und Geschirre getroffen worden sind. — Der von Sr. Maj. dem Könige für eine Arbeit „über Unschädlichmachung der den fließen den Gewässern zugeführten Unreinlichkeiten der Fabriken und Städte für den Fischbestand" aus gesetzte Preis konnte bei der Prämiirung der in- lernationalen Fischereiausstellung nicht verliehen werden und bleibt sür erneute Bearbeitung die ser Aufgabe reservirt. — Die Amtshäuptleute v. Thielau zu Löbau und v. Ehrenstein zu Pirna sind in Anerken nung ihrer ersprießlichen Wirksamkeit von Sr. Maj. dem Könige mit dem Ritterkreuz I. Klasse des Verdienstordens ausgezeichnet worden. — Von den Unglücksstätten der Lausitz kommen nunmehr Berichte über die Aufräumuugsarbeiten. In dem circa 4z Kilom. langen Dorfe Oderwitz waren auch am Sonntag mehrere Compagnien des in Zittau garnisonilenden 102. Jnf.-Reg. vom frühen Morgen an bis spät Abends damit Jnjerate werden mit s Pf. für die gespaltene CorpuSjetle oder deren Raum berechnet. Geringster Jnferatenbetrag so Pf. Com- plictrtc oder tabellarische Inserate nach Uebereinkommen. beschäftigt, die fast ganz von den Wassermaffen weggespülte Straße auszubessern und den Sand und Schlamm, welcher sich fast in ff Mtr. Höhe auf den Wiesen festgelagert hat, hinwegzukarren. Am Montag sollten zur schleunigeren Beförderung dieser Arbeiten noch einige Compagnien von Bautzen eimreffen, da die übrigen Compagnien des Zittauer Regiments bis auf 2, welche den Nachtdienst versehen, in der Umgegend Bern stadts mit gleichen Arbeiten beschäftigt sind. Auch die aus Dresden eingetroffenen Pionniere sind mit Herstellung von Bachübergängen, welche sämmtlich, auch die erst seit einigen Jahren neu erbauten, massiv steinernen Brücken, weggerissen sind, beschäftigt; doch hat der größere Theil dieser Mannschaften noch an der Ausbesserung des zwischen Herrnhut und Oderwitz gelegenen Bahndammes der Löbau-Zittauer Eisenbahn Ar beit genug, und erwarten dieselben vor 14 Tagen eine Rückkehr nach Dresden nicht. Gegen 10000 Personen, von Dresden und Warnsdorf her, mögen am Sonntag die Unglücksstätte in Oder witz, noch mehr aber, namentlich von Görlitz und Löbau aus, die Bernstadter Gegend besucht haben. Fast an allen Gebäuden findet sich ein Merkzeichen der Wasserhöhe vom 14. Juni mit Farbe angezeichnel. Sophas, Schränke und an derer Hausrath steht um die Wohnungen auf freier Wiese, uni durch die Sonnenwärme aus- getrocknet zu werden. Sammelbüchsen zur Auf- nahme von Gaben für die Heimgesuchten sind an zahlreichen Stellen befestigt, und wehmüthig blicken die unglücklichen Bewohner die vielen Fremden, welche ihre Dorfstraße durchziehen, mit der stummen Bitte an: „Helft uns!" Kartoffeln und Heu werden in den überschwemmten Districten in kaum nennenswerther Ouantität geerntet werden, da der Boden von ersteren den frischen Wiesenwachs vollständig bedeckte, während das gehauene Gras von den Wogen mit fortgerissen, H auch sitosen rügen. :d Be- .-bl. > rvol- mlder saZe au i. >«- n wir Alter Miit- usung, soll. frau- Die xoeliöckij Asubemelt äes HönW Iuäwig von Wern. So wie sein kaiserlicher Ahnherr Ludwig der Baler, denkt jetzt ein zweiter königlicher Ludwig, der sich weiter oben auf der Berglehne des breiten GraSmangthaleS auch eine Art Kloster für schwär merische Stunden geschaffen und mit allem Zauber der Romantik umgeben hat. Da sind Berge auf- unv abgetragen, durchstochen und überbrückt, um «in Juwel in die Berge zu zaubern, wie eS sich die Phantast« nicht schöner und wunderlicher aus- denken kann. Auf der nächsten Berglehne vor dem Schloff« erhebt stch der VenuStempel, während der Bergrücken hinter demselben sein« Grotte birgt, welche zu so vielen Märchen Anlaß gegeben. Als «in Riesentunnel durch den Berg gebohrt, birgt sie in ihrem Innern einen künstlichen See, in den alle Wasseradern der Klammspitze und deS Hennenkopfes, zwischen dessen Borbergen stch der Linderhof befin det, hineingeleitet worden sind. Die ganz mit Tuffstein ausgelegte Grotte führt im Munde deS Volke» den Namen der blauen Grotte, weil in den ersten Jahren sowohl Beleuchtung als Farbe deS Innern stch intensiv blau spiegelten. Zn der Neu zeit zeig, sie nur gelbe «der goldene Farben, da die künstliche Beleuchtung, welche, so lange der König auf dem Linderhofe weilt, Tag und Nacht nicht verlöschen darf, besser damit stimmt. Jetzt wiegen die schimmernden Flutheu deS SeeS — buntfarbige Gläser verdecken und brechen das Licht — di« ein same Gondel nur in goldigem Glanze. Kein mensch liches Auge darf ihr folgen. Täglich wird die Grotte geheizt, auch wenn der König sich auf Mo nate entfernt hat, denn der eingerichtete Heizappa- rat bedarf permanenter Nahrung. Draußen vor ihrer Pforte im Tageslichte springen auS seltsam prächtigen Blumenrabatten riesenhohe Fontainen, durch die den stürmisch herabftürzenden Berggewäs- fern, welche zum See gefangen wurden, ein Aus weg gegeben wird. Aber diese Riesenfontainen stei gen einsam empor, einsam liegen die Gärten. Nur von den Felsenhäuptern, die sie im Kreis umgeben, könnte ein kühner Blick auS der Vogelperspektive in diese Wunderwelt dringen. Welcher Zauber aber beseelt in dieser grotesken, von winterlichen Schneestürmen helmgesuchten Alpenwelt die fast in tropischen Farben leuchtenden Blumenkelche? Hoch über ihnen schimmert in lichter Reinheit der Tem- pel der VenuS, der einzig die Jdealgestalt der Göt tin in seinem Innern birgt. Sie ist aus dem sel tensten, fast durchsichtigen kararischen Marmor ge- bildet, ein vollendetes Meisterwerk. Vor dem Schlosse hallen bairische Löwen auS Bronce Wacht. Von hier führt der Weg über breite Marmortrep pen erst zur großen Fontaine an der uralten Linde vorbei, welche dem wunder,prächtigen Orte den Na men gegeben. Das Schloß selbst, nach dem Muster des von Versailles gebaut, ist in feinen ungewöhn lich hohen Fenstern von einer Fülle hellgrauen Stückwerks umgeben, in dem Reckengestalten al» SLulenträger dienen. Rund um das Schloß ziehen sich Laubgänge von Epheu und wildem Wein, im mer wieder durch Nischen mit Marmorstaiuen un- terbrochen. Hier flehen die vier Welttheile, dort die vier Jahreszeiten und weitere sinnbildliche Dar stellungen, während, von allegorischen Gestalten umgeben, Ludwig XIV. al» Mittelpunkt sich er hebt. Die ausgesuchte Pracht im Innern de»