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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.07.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140710017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914071001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914071001
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-10
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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Morgen »Ausgabe für Letpxla ua- Vororte durch unser« TrTaer VkAIIAVpr»»^ T < UN- Op-Sittur« rmalt-gUch tu« kau, gebracht: moaatllch t.r» M., virrtrllührltch S.75 M. Set -er Oe<ch-ft»N«ll«, uusrrn Ltllalen und stusgadesteUra abgeholt: monatlich 1M., olerteljährUch Z M. Durch »l« poft: innerhalb deutschlanb, und -er -eutschen Kolonien monatlich 1.S» M., vierteljährlich ».s» M., auoschlieglich postdesteUgelS. Va» Leipziger Tageblatt erscheint werktags »mal, Sonn-«.Zeiertogolmal. In Leipzig, bin Nachbarorten un» -en Orten mit eigenen Malen wirb 0i« fldrnüausgad» noch am sidenü üe» Erscheinen« in« hau» geliefert. Serllner Neüaktiou: Zn Sen Zelten 17, Zrrnsprrch-Knschluß: Moabit Nr. «07. tzcmt>elsFeituns /lmlsblatt des Rates und despollzerarntes der Stadt Leipzig NeSaktion und OeschSstosteU«: Zohanniogaff« Nr.«. o Zernsprech-slnschlug Nr. 14-42, 14-os und 14--4. ISS. Jahrgang slnzelgmpreis«: r' von auowort« ,0 ps., Nrkiamen 1.2» m.. Klein« fln,eigen üirPe«it,eUe nur rops.d.wieöerkol.Nad.,Inserate »onSebörSen im amtlichcnTeil oi« Petit zeil« S0 Pf. Srf»<tftoonz«ig«n mit plaNvorschrist im Preise «rkrkt. Nadatt nach Tarif. Seiiagen: Oesamtaufl.SM.Sa«Tausrnü ou.fchl.poitgebiihr. Nnzrigra-Nnnakm«: Zohanniogasse«, bei s«imtli»en Lilialcn Leipziger Tageblatt«» un- allen ^nnoncen-Eepeüitionen 0e» In- un- sluslan-e». Oeschaftostelle fllr Vertin u.ülr pr.Sraii-rndurg: VlrektionwalterZliegel, Serlia S.I«. vr» -»nerStrah«»?. jernfprech-slnschluh: Morihplay 1S721. !lk. 345. Freusg, Sen io. Juli. »Sl4. Das wichtigste. * Im weiteren Verlaufe seiner Landesreise besuchte König Friedrich August gestern die Orte Lichtenstein und Seiffen. (S. bes. Art.) * Der elsässische Karikaturist Joh. Jakob Waltz genannt Hansi wurde gestern vom Reichs gericht wegen Anreizung zu Gewalttätigkeiten und Beleidigung zu einem Jahre Gefängnis verurteilt. (S. bes. Art.) * Ein halbamtlich beeinflußter Aufsatz des „Berl. Lok." fordert die Solidarität Europas ge gen die großserbische Propaganda. (S. bes. Art.) * Kaiser Franz Joseph hat die Beschlüsse des österreichischen Ministerrats über den neuen Kurs in Bosnien genehmigt. (S. bes. Art.) * Die Carranza-Partei hat Verhand lungen mit Huerta abgelehnt. (S. d. bes. Art.) * Im Schlosse von Neuwied werden Vor bereitungen für die Ankunft des Fürsten Wilhr lm von Albanien getroffen. (S. d. bes. Art.) * In Galizien waren am 1. Juli acht Landesverratsprozesse wegen Spionage zu gunsten Rußlands anhängig. (2. Ausland.) * Die türkisch-griechische Auswande rungs-Kommission hat ihre Arbeit aus genommen. (S. d. bes. Art.) * Die Werra führt Hochwasser und hat die angrenzenden Wiesen überschwemmt. (S. Nachr. v. Tage.) Rudolf v. Sennigsen. Zum 90. Geburtstag. Von Dr. Richard Jacobi. Als am 10. Juli 1894 Bennigsens 70. Ge burtstag in Hannover festlich begangen wurde, betonte die Glückwunschadresse des Zentralvor standes der nationalliberalen Partei, Bennigsen habe sich das unbegrenzte Vertrauen nicht bloß der Fraktion und der Partei, sondern weit dar über hinaus im deutschen Volk erworben und werde es in guten und bösen Tagen bis ans Ende bewahren. Es war das keine halb un wahre Geburtstagsfloskcl; es war die Fest stellung einer Tatsache. In den letzten Jahren seines Wirkens ragte Bennigsen wie eine schon historische Gestalt aus großer Zeit in die kleinere Gegenwart hinein. Männer, deren Zukunft in der Vergangenheit liegt, genießen leicht persönliche Autorität nnd ein Vertrauen, das die Herzen öffnet und die Zunge löst. Bennigsen erfreute sich dessen aber von Anbeginn. Daß er schon im ersten Jahre seiner politischen Tätigkeit in Führerstellung ge standen, seine ganze imponierende Persönlichkeit, bezwingende Rednergabe, staatsmännischer Blick, diplomatische Geschicklichkeit — alle diese Be gabungen verhalfen ihm zu Ansehen und Eiu- fluß liberal!, wo er in eine Gemeinschaft hin eintrat. Die herztickie Verehrung aber und das tiefe Vertrauen, die ihm dargebracht wurden, sie galten nicht dem großen Redner, dem erfolg reichen Parlamentarier, sondern dem Menschen, dem Grnndzug seines Charakters: dec Reinheit seines Wollens und der Uneigennützigkeit seines Strebens. Er war frei von aller pcrsönlickfen Streberci und darum auch von allen unsachlichen Nebenabsichten, frei auch von der milderen Form des Ehrgeizes, der den Dienst an der Eachc von der führenden Stellung der eigenen Person nicht zu trennen vermag. Das Zurückstellcn der eigenen Person war bei Bennigsen ein vielleicht unerläßliches Attri but seiner vornehmen Natur, seiner inneren Be- schcidenhcit, seines Zartgefühls. Der Mann, der sehr schroff werden konnte, wo ihm Ltrcberei und Aufgeblasenheit cntgeacntrat, der um der Sache willen auch mit scharfen Hieben drcinschlug, er scheute alles, was als eine Tat um des eigenen Vorteils willen gedeutet, werden konnte. Man wird Bennigsen nie völlig gerecht werden, nie ganz verstehen, wenn man diesen tiefsten Zug seines Wesens nicht berücksichtigt. Auf ihn ist schon die Verschlossenheit zurückzusühren, die die Eltern an dem Knaben oft beklagten. Bennigsen war eine innerliche Natur. Seine Gefühle und Gedanken verarbeitete er in sich selbst, suchte sich darüber klar zu werden und die Konsequenzen zu ziehen.. Doch er war kein Einsiedler und kein Duckmäuser. Wo er Anker geworfen, hielt er fest, da öffnete sich mitteil- >am sein Herz. So vor allem Planck gegenüber, der ihm, trotz großer Verschiedenheiten der Be trachtungsweise, im tiefsten Innern, in der Rein heit der Gesinnung eine durch und durch kon- geniale Natur war. Beiden lag Streberei und Eitelkeit jeder Art mcilenfern. Die Betätigung in der Politik war ihnen Herzenssache, Ge wissenspflicht. Aus diesen ethischen und seeli schen Grundlagen seines Wesens versteht mau erst in vollem Maße Bennigsens ganze Art in der Politik, in der Taktik vor allem. In sorgfältiger Abwägung betrachtete er die Dinge von großen Gesichtspuntten und möglichst in weltgeschichtlichen Zusammenhängen. Kein ein seitiger, eigensinniger Doktrinär, kein Mann, der an Nebendingen haften blieb: auf die große Sache kam's ihm an, aufs Wesentlichste allein. Das Wesentlichste aber war ihm von Anfang an der große deutsche nationale Staat. Um Hannover eine etwas liberalere Regierung zu verschaffen, würde er den Kamps nicht auf nehmen, das erklärte er den Freunden schon 18öb. Hütte die Nation ihre Einheit machtvoll wieder gefunden, dann würde sie bestimmt auch der deutschen Freiheit eine Stätte bereiten; in der alten partikularistischen Enge und Ohnmacht könne die Freiheit nicht gedeihen. Darum zu erst Einheit und Macht. Aus dieser Gedantenfolge fußt seine Kompro- mißpolitit. Die Grundlegung seiner ganzen deut schen Politik ist ein Kompromiß zwischen Ideal und Wirklichkeit, zwischen Zutunstshosfnungen und Gegenwartsfordernngen. Die nationale Be wegung von 1848/49 war gescheitert (Bennigsen hat es wiederholt selbst ausgeführt) an der vollkommenen, doktrinären Vertennnng der gro ßen herangewachjenen Macht des preußischen Staates und der Monarchie der Hvhenzollern. Unter dem Einfluß dieser Erkenntnis ist Ben nigsen stets, in bewußtem Gegensatz zum Ra dikalismus und Doktrinarismus, eingetreten für den Ausgleich der Bedürfnisse des historischen Staates und der Ideale des Liberalismus. Die Gründung des Nationalvereins ging davon aus, und die der nationalliberalen Partei hatte die Verwirklichung solchen Ausgleichs zum Zweck. Sie betätigte sich unter Bennigsens Führung in diesem Sinne von den Verfassungsberatungen und vom ersten Septennatskompronuß an bis zur letzten großen Flottenvorlage, für die die natio- nalliberale Partei unter Bennigsens Führung 1898 eintrat. . Diese Kompromißpolitik ist oft und lebhaft kritisiert worden. Bennigsen sprach gelegentlich selbst in launiger Weise über den Titel des Va ters der Kompromisse, der ihm verliehen sei. Aber diese Bennigsenschen Kompromisse haben das Scheitern der neuen deutschen Verfassung und erneute Militärkonflikte und manches andere Schlimme verhütet und damit den friedlichen und ersprießlichen Gang der deutschen Entwick lung erst ermöglicht. Von den mühevollsten Kompromissen hat man „draußen" oft erst nach Jahren etwas vernommen. Das waren die innerhalb der Par tei selbst, ivo Doktrinäre und Realpolitiker, Ra dikale und Gemüßigte nnd schließlich Schutzzöll ner und Freihändler gar manchmal entgegen gesetzten Standpunkt vertraten. In Bennigsen und Lasker waren die Gegensätze personifiziert. Doch ist es unzutreffend, Bennigsen als Haupt eines rechten Flügels zu reklamieren. Bennigsen hielt die Milte, wie Gustav Frehtag sagte. Bis dann 1880 die Spaltung in der Parte: eintrat, gefördert von den wirtschaftspolitischen Diffe renzen, mit denen rein politische Absichten bei Bismarck sowohl als auch in der Partei Hand in Hand gingen. Bennigsen gehörte zu der nicht übermäßig großen Zahl von Politikern, die sich mit eiser nem Flerß wciterbllden. Die deshalb nicht un entwegt nach alten Heften arbeiten, sondern sich nicht scheuen zuzulernen, umzulernen. So wa ren es aus neuen Erkenntnissen erwachsene An schauungen, die es ihm ermöglichten, ja ihn nötigten, den gewandelten Bestrebungen Bis- marckscher Politik zu folgen. Aber dabei war freilich, über den besonderen Fall hinaus, so bei den: wirtschaftspolitischen Umschwung, die Er wägung mitbestimmend, daß man Bismarck durch gewährte Unterstützung davon abhaltcn müsse, an der Spitze einer klerikal-konservativen Mehr heit seine Pläne durchzusetzen. Die Möglichkeit und die Tendenz dazu waren vorhanden, seit dem Tode Pius' IX. und seitdem der alte Kaiser seiner Abneigung gegen weitere „liberale Experimente" immer deutlicheren Ausdruck gab. Diese Abneigung machte sich gelegentlich der Verhandlungen Bismarcks mit Bennigsen wegen Uebernahme eines Ministerpostens besonders scharf geltend. Man darf heute wohl sagen, an dieser Stimmung des Kaisers wäre das Projekt eines Ministeriums Bennigsen schließlich doch gescheitert, selbst wenn Bennigsen seine von Bis marck für unannehmbar erklärten Bedingungen nicht gestellt hätte. Aber auch soweit sich damals die sachlichen und persönlichen Verhältnisse über sehen ließen, hat Bennigsen richtig gehandelt, daß er das Angebot, allein in das preußische Mi nisterium cinzutretcn, ablehntc. Den Kompromissen, der Ausgleichspolüik im ganzen, fehlt ja meist das Imponierende; oft liegt etwas von Schwäche, Halbheit, Wider sprüchen in ihrer Betätigung. Auch Miquel klagt 1883 in einem Brief an Bennigsen, er habe srit Jahren den Mangel empfunden, daß die Partei keine einheitliche Initiative hätte, sondern immer nur Stellung zu Regierungsvorlagen nahm. Das hängt in der Hauptsache mit dem Wesen der Mutelpartci zusammen; daneben ha ben ja bei der nationalliberalen Kompromißpolitik noch mancherlei besondere Umstünde mitgewirkt. Aber daraufhin gegen Bennigsen den Vorwurf schwächlicher Nachgiebigkeit zum Schaden des Liberalismus zu erheben, ist völlig haltlos; es ist direkt abgeschmackt, euren: Manne gegenüber, der seine liberale Grundanffassung und seinen aufrechten Sinn von Anfang bis zu Ende be wiesen hat, von seinem scharfen Auftreten gegen Borries bis zu seinem Kampf gegen die Hedlitzsche Schulvorlage, in dem er die erfolg reiche Führung übernahm, obwohl er Obcrpräsi- dent war und dem Abgeordnetenhause gar nicht angehörte. Und noch in seinen: letzten Jahre als Oberprüsident war der damalige Minister des Innern, von der Necke, so gereizt über Bennigsens liberale Betätigung im Parlamente, daß Miquel wie Hammacher fürchteten, es könnte gegen ihn eingeschritten werden. Wo etwas Wesentliches auf den: Spiele stand für die nationale Einheit oder für den Libe ralismus, da war Bennigsen allemal der auf rechte Kämpfer, der keiue Rücksichten persönlich Art kannte; dem aber auch bei solchen: Kampfe die Partei nicht Selbstzweck war, und der es ab lehnte, jeden einzelnen politischen Akt unter die Lupe der Parteidoktrin zu nehmen. Bennigsen nimmt in der historischen Er innerung seinen Platz ein als Wegebcreiter nnd Erfüller der deutschen Sehnsucht nach Einheit und Freiheit. Sein Anoenken wird nicht er ¬ löschen, solange cs eine deutsche Geschichte gibt. Aber darüber hinaus ist von entscheidender Wich tigkeit für unsere politische Zukunft, daß wir auch das Beispiel nicht vergessen, das er als Parteimann und Parteiführer gegeben in fer nem scharfen Kampfe gegen einseitigen Partei geist, der sich an die Stelle des Ganzen setzen möchte. Es gibt Größere als Bennigsen in der Geschichte, Größere in der Politik. Aber wo ihn nur wenige erreichen, das ist die harmonische, ungetrübte Verbindung edlen Menschentums mit dem Amte des Politikers und Parteiführers. Er hat den Beweis geführt, daß die Reinlichkeit der Gesinnung, die Selbstlosigkeit des Handelns und die Keuschheit des ganzen Wesens auch in den: oft niederziehenden politischen Kampfe be stehen, wenn sie nur echt sind. Ein Klassiker ist Rudolf v. Bennigsen im po litischen Führertum, in: parlamentarischen Red- nertum, im vornehmen Menschentum. Von denen, die bei ihn: redlich in die Lehre gehen, wird mancher abgehalten werden, sich als politi- scher Futurist aus kosten der Gesamtheit aus zuleben. Möge der echte Bennigsensche Geist durch die Zeiteu in uns iveiter wirken, dann ist der deutsche Liberalismus davor gesichert, in kleinlichem Philistertum zu verkommen oder in dem Wölkenkuckucksheim eines radikalen Doktrinarismus ein unfruchtbares Leben zu führen. Oesterreich rind Serbien. Der neue Kurs in Sosnien vom Kaiser Franz Joseph gebilligt. Das „Neue Wiener Tagblatt" erfährt aus Ischl, der Kaiser habe den von dem gemeinsamen Mi nisterrat für die innere Lage in Bosnien in Aussicht genommenen Kurs genehmigt. Dem nach werde in Bosnien eine Reihe von Verände rungen verwaltungsrechtlicher Natur auf dem Ge biete der Polizei, der Schule und des Ver sammlungswesens zu gewärtigen sein, womit zugleich eine strasfere Handhabung der Grenzpolizei zu erwarten sein werde. Der Schritt bei dem serbischen Kabi nett werde in kürzester Zeit crsolgen. Er werde, wie mrt Bestimmtheit geagt werden kann, keinen Eingriff in staatliche Hoheits rechte Serbiens enthalten. Nichts werde der serbischen Regierung zugemutct, was als ein Asfront oder eine Demütigung gedeutet werden könnte. Da her sei zu erwarten, daß die serbische Regierung den österreichischen Forderungen auf Bestra fung der an der Anstiftung des Attentats b e - teiligten Personen und auf Vorkehrungen zur Abstellung jener Uebelstände, deren Weiterbestand einen korrekten Nachbarverkehr ausschließcn würde, voll und ganz Rechnung tragen werde. In der Demarche wird die serbische Regierung aufgesor- dert werden, gewisse Sicherheiten zu bieten, daß auch in Serbien zukünftig die großserbische Propa ganda auf dem Gebiete der Monarchie seitens der serbischen Regierung nicht nur nicht begünstigt, son dern möglichst verhindert werde. Scharfe üeutjche Töne gegen Serbien. In einem ersichtlich inspirierten Artikel schlägt der „Berl. Lok. Anz." außcrordentl:ch drohende Töne gegen Scrbren an. Der Artikel gehl davon aus, daß zurzeit noch untersucht würde, wieweit private oder gar offizielle Persönlichkeiten des Königreichs Ser bien an der Tat von Serajewo beteiligt wären. Dann fährt er fort: „Sollte diese Mitschuld erwiesen werden, so würde sich nicht nur die von ihr unmittelbar be troffene Donaumonarchie mit Entrüstung auflehnen und mit vollem Recht Sühne heischen, auch die ganze gesittete Welt würde sich in diesem Falle mitAbscheu gegen dieserbischc Nation wenden. InDeu 1 sch- land aber, das in Serajewo einen treuen Bundes genossen verloren hat, würde dann jeder Schritt, den man von Wien aus gegen die Schuldigen unternimmt, volle moralische Unterstützung finden, und auch das amtliche Deutschland würde hierbei gewiß nicht nachstehen. So müßte sich unsere Nibelungentreue aufs neue betätigen. Und darum kann es nur gutgeheißcn werden, daß die Regierung des Kaisers Franz Joseph offensichtlich entschlossen ist, die Ergeonisse der Untersuchung mit Ruhe abzuwartcn, um ihr weiteres Verhalten danach einzurichten. Wir irren wohl nicht, wenn wir die Annahme aussprcchen, daß auch in anderen Staaten, in denen gesittete Auffassungen vorherrschen, diese Haltung der Donaumonarchie als un anfechtbar angesehen wird. Denn nicht nur Oesterreich-Ungarn, nicht nur Deutschland, sondern dasgesamteEuropa.seies monarchisch oder republikanisch gesinnt, sei es germanisch, romanisch oder slawisch, muß ein. berechtigtes Interesse daran haben, zu wissen, ob sich in seinem berüchtigten poti« tischen Wettrnoinkel wirklich ein Staatswesen fin det, das nicht nur den Mord seiner eigenen Staats, oberhäupter betreibt, sondern seine Mordwaffe auch gegen Fürstlichkeiten anderer Staaten richten läßt." Wir haben, wie gesagt, Grund zu der An nahme, daß in diesen Zützen die Auffassung der Berliner amtlichen Kreise wieder gegeben wird. Nach unserer Kenntnis- ist von diesen Auffassungen auch bereits die Peters burger Regierung verständig: worden. Weitere Haussuchungen bei serbischen Stu- deute». München, 9. Juli. (Eif. D r a h t m e l d u n g.) Auch in München und anderen süddeut schen Städten haben bei serbischen (studen tischen und anderen) Komitees Haussuchungen wegen Verdachts der Zugehörigkeit zu geheimen Verbindungen stattgcfunven. In Leipzig ist entgegen anders lautenden Meldungen lediglich ein einziger serbischer Student von der Polizei vernommen worden, da er sich in höchst ungebührlicher Weise über den An schlag in Serajewo geäußert hatte. Neue Beweise für die serbische Schuld? Wien, 9. Juli. (E i g. D r a h t m e l d u n g.) Wie die „Reichs post" erfährt, wurden auf den bosnischen Bahnen serbische Manifeste ver streut, die König Peter als den König aller Serben proklamieren und Bosnien für Ser bien reklamieren. — Die „Reichspost" erfährt aus der Untersuchung über die Mordtat in Serajewo, daß Beweise vorliegcn, wonach der vorbereitete Anschlag das Signal zu allgemeinen Unruhen der österreichisiben Serben werden sollte. Serbien kompromittiert. Dem „Berl. Tagebl." wird aus Wien gemeldet: Das Ergebnis der Untersuchung in Serajewo ist derart, daß unbedingt diplo- malische Schritte nach Abschluß der Unter- suchung in Belgrad erfolgen werden. Da Serbien durch die Untersuchung stark kompromittiert erscheint, soll cs ausgesordert werden, die Ver schwörer zur Verantwortung zu ziehen und Sicherheiten dafür zu geben, daß die großserbische Propaganda auf d<m Gebiet der österreichisch-un garischen Monarchie von der serbischen Regierung verhindert werde. Serbische Anklagen. Wien, 9. Juli. Das k. k. Telegraphcn-Korrespon- denzbureau meldet aus Belgrad: In der fort schrittlichen „P rav da" wird behauptet, daß die Trauer um den Erzherzog Franz Ferdinand in Oesterreich nicht aufrichtig gewesen sei, nur die Trauer seiner Kinder sei echt gewe sen. Auch die Katholiken und Mohammedaner such- ten nur politische Vorteile zu erringen. ..Balcan" führt aus. Oesterreich-Ungarn sei selbst schuld. Wenn man ihn vor dem Unglück hätte bewahren wollen, so hätte man ihn davon ab- halten müssen, Serajewo an dem serbi schen Nationalfeiertag zu besuchen. Nach allem scheine cs glaublich, daß gerade diejeni gen, die Serbien für das Attentat verantwortlich machen wollten, die Nachricht von dem Tode des Erz herzogs mit größter Freude ausgenommen hätten. Der Hauptmitarbeiter des Blattes „Balvan", der frühere Anarchist Titvaric, führt aps: Man trauere gar nicht um die Person des THUsti»
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