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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.02.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140209010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914020901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914020901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-09
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Morgen - Ausgabe 10S. Jahrgang Nr. 7l 1914 Monisli, »en s. .fcbrusr Vas Wichtigste -4 50 Sp.). 4 4 4 4 -4 85 4 4 seine Al- 4 4 4 4 verschieden« Ausstellungen geschaffen hat, deren Darbietung Anregungen von Dauer für die Kunst Leipzig bedeuten. Was wir diesmal sehen, ist nur ein guter Anfang: aber wie ciu gewor fener Stein' im Wasser Kreise zieht, wird auch dieser Anstoß dauernde Wirkungen von immer größerer und größerer Ausdehnung uns schenken. I)r. Rodert Oorwexch. Rumänien. den anderen sogenannten Balkan- jich Rumänien dadurch Vorteil seine politischen Taten nicht einem unendlichen Wortschwalle über- Königl. Porzellanmanufaktur Berlin ein verheerendes Groß feuer (S. Letzte Dep.). * Prinz Wilhelm zu Wied hat Designierung zum Fürsten von banien offiziell au genommen. Ausland). * Der Flieger Ingold stellte auf seinem Deutschland-Flug mit 17 St. 20 Min. Dauer und 170 Kilometern einen neuen Weltrekord. Sp. u. Sp.). * Der Leipziger Sportklub verlor in Prag die österreichische Eis Hockey meisterschaft an den Budapester Eislaufverein. * In Carlsfeld fanden die Skiwcttläufe des Kreises Westerzgebirge ihre Fortsetzung; in Berlin wurde die Europa-Meisterschaft im Eisschnelläufen von dem Norweger Mathiesen gewonnen. In Wien gewann Kachler die Europameisterschaft im Eis kunstläufen. (S. Sp. u. Sp.). * Am Sonntag nachmittag brach in der in aus. * Frank Kramer besiegte im Radfahren in Paris PouchoiSin den beiden Läufen glatt. (S. Sp. u. sOr Inserat« au« L«Ip,G UN» Um,«dun, »I« ispaUig«p«tIt,«tt«2Lpf.,ÜI«N«klam«„il*1 M., »»nau.wart.Nvf., Nrklam«n 1.20 M.. »l«in« fln,«!,«n »««p.tltz.Il.nur 20pf.b.w»«»«rh»t.Kad.,0ns«rat«vonS«h»rü«n Im am»Uch«nr,II»l« prttt» ,«il« S»pf. S«fchäft»an.,el,rn mlt plaftvorschrif» Im pr«Is« «rh»h». Kodatt nach karif. 0«llag«n: ,rfamtaufl.»M.»a,eaus«n» au,schl.p»st««dühr. Nn,«i,«n.N«nakm«: 1»I,annI»saN««, d«I s«tmtlt»«n Ztttalrn S«, L«Ip»I,«« Lag«dlatt«. und «U«u Nnnonc«n-expe»itlon«n S«, 0n» un» Nurlan»««. V«schäft»st»ll«fllrVrrlinu.üiepr.SranSenburg: vtrrkNonwaltrrZU«,«», 0«rltu w. I», MoraarrikenNra»- ». Z«rnfpr«ch-Nns»Iuft: LiiNow «»71. poMetie Ueberliekt Stehen -ie S MMiar-en Neichsschul-en im Einklang mit -er Verfassung! Die „Juristischen Tagcsfragcn" schreiben: Nach einer amtlichen Zusammenstellung be laufen sich die Schulden des Reiches gegenwärtig auf über 5 Milliarden Mark. Wenn man nun die Reichsverfassung daraufhin prüft, auf wel chen Bestimmungen die Berechtigung beruht, m derartiger Höhe Schulden zu machen, die dock nur zum kleinen Teil als fundiert anzusehen sind, so kann man sehr im Zweifel sein, ob unsere Reichsschulden überhaupt nut der Ver- fassung vereinbar sind. In Frage kommt in erster Linie der Artikel 70, in dem bestimmt ist, daß, insoweit die Ausgaben des Reiches durch eigene Einnahmen nicht gedeckt werden, sic durch Beiträge der Bundesstaaten aufzu bringen sind. ES kommt weiter in Betracht der Artikel 73, nach dem „in Fällen eines außer ordentlichen Bedürfnisses" im Wege der Reiciis- gesetzgebung die Aufnahme einer Anleihe er folgen kann. Aus dieser letzten Bestimmung haben die gesetzgebenden Faktoren die unbc- grenzte Berechtigung des Reichs zum Schulden machen hergeleitet. Dem steht aber die Tat sache entgegen, daß der ursprüngliche Entwurf der Reichsvcrfassung den Artikel 73 nicht ent hielt; er ist vielmehr erst durch den Reichstag hinzugesügt worden. Der Bater der Verfassung, Fürst Bismarck, hat also an Reichsschulden über- Haupt nicht gedacht; ein etwaiger Fehlbetrag sollte nur durch die Matrikularbeiträge gedeckt werden. Das ist ein historisches Faktum, das man sich von Zeit zu Zeit immer wieder ins Gedächtnis zurückrufen muß. Der Grundsatz, keine Schulden machen zu dürfen, stand übri gens in vollem Einklang mit der ganzen Kon struktion des Reiches als Bundesstaat: alles sollte eben anteilmäßig von den Bundesstaaten ge- tragen werden. 2. Von Staaten hebt haft ab, daß es von wuchern läßt. Rumänien hat es ausgezeichnet verstanden, von seinem beabsichtigten Eingreifen in die Händel seiner Nachbarn kein Wesen zu machen, ehe die Zeit erfüllt war. Wie es 1877 seine Bundeshilfe bis zu dem Augenblicke zurückhielt, da Rußland ihrer vor Plewna bedurfte, so blieb es 1912/13 während des ersten Balkan krieges und auch noch, als das Gewittergewölk deS zweiten sich zusammenballte, abwartend bei seite stehen, bis unmittelbar vor dem Ausbruche des Unwetters. Als aber Bulgarien zum Schlage ausholtc, da wurde ihm in gemessenster Ferne mitgeteilt, daß im Falle einer neuen Friedens störung die Neutralität des Donaumündungs landes ihr Ende, erreicht habe. Und nachdem Zur Eröffnung -es neuen „Leipziger Kunstsalons" lThomasring 13) un- -er Iurpfteien Ausstellung, veranstaltet von -er Leipziger Sezestwn. Zwei für das Kunstleben Leipzigs wichtige Ereignisse folgen sich auf den Fersen: heute halfen wir einen neuen Kunstsalon einweihen, morgen eröffnet die Juryfreie Ausstellung ihre Pforten und ließ uns vorher kurze Heerschau halten. Beide Ereignisse begrüßen wir herz lich. Jedes Unternehmen, das mit ernster Ab sicht und mit irgendwelchen ehrlichen Zielen unser Kunstlebcn fördert, müssen wir willkom men heißen; denn, Hand aufs Herz, für die meisten Menschen gleicht die Kunst dem Kaviar, und sie müssen erst langsam lernen, daß Kunst Brot ist, genau wie Wissenschaft. Das kann man nicht oft genug wiederholen. Gerade die vielen Vorträge über Kunst beweisen, wie das innere Verhältnis zur Kunst spärlich ausgebil det ist. Jedermann will geführt werden durch Worte, dort, wo sein eigenes Auge und Fühlen Wegweiser sein sollte. Weniges, d. h. nur wenige Meister führt uns der neue Leipziger Kunstsalon vor, aber damit nicht wenig. Wir können aus dem Ge sehenen eine ehrliche Richtung herauslcsen: deutscher Kunst und deutschen Künstlern eine Stätte zu bereiten. In seinem vornehmen Charakter fügt sich der neue Salon als dritter gut in die Reihe der bestehenden Kunstsalons, die die neue Konkurrenz weiter in ihren guten Tendenzen festigen dürste. Von dem Gesehenen möchten wir hervorhcben das letzte Werk von Hans v. Bartels, „Lebensabend". Eine alte Holländerin wärmt ihre arbeitsschweren Greisenhändc über einem Kohlenbecken. Stellenweise ist alles nur angc- deutet, wie die linke Hand, und ist doch voll gültiger Ausdruck einer Künstlerabsicht. Von Claus Bergen bewundern wir die glän zende Leistung seiner ersten Zeit, da der Drei- undzwanzrgjährige den Pinsel wie ein Meister führte. Ob er je dieses „Englische Fischerdorf" übertreffen wird? Afaul Burck schätze ich seit kvr k«1pzla un» Vorort« Surch uns««« Trüaer VKAll ASPrEIs ». UN» Sp«»n«ur« rmaltüsli» I»» Hau, ««brach»: monatlich 1.2» M., vI«rt«l>ührUch A.7S M. 0«I Srr ch»>chä1»»st«U«, ous«rn ZUIalrn un» fiu»»ab«N«U«n abg«bolt: monatlich 1M..vlrrt«lISHrllch»M. Durch »lipostr tnn«rhald d«utschlan»o un» »«r »rutsch«« K»l»«t«a monatlich 1^0 M., vl«rt«Ij»hkllch ».»» M., au«schllr»U» p»std«N«U««tü. Da» L«ipzi««r Ta««dlatt «rsch«lnt w«rktag» »mal, Sonn- u. Zrirrtagolmat. In Lrlp-ig, »«n Nachbarort«» un» ürn <vrt«n mit eigen«» Zlllolrn wir» »I« fU»«nüau»gab« noch am fld«n» »es erscheinen» ins Hau» g«li«frrt. Srrlinrc N«»oktion:In»«nZrIt«n17, Zernspre-d-ünftlNuft: Moabit Nr.407. unruhige, von Leidenschaft und Selbstsucht be herrschte Politik Bulgariens, ganz beson ders auch seines Königs persönlich Deren Aus schreitungen will man in Bukarest nicht dulden: das ist der Sinn der Teilnahme am zweiten Balkankriege und der bestimmt vorgesehenen an einem dritten, wenn Bulgarien und damit auch dessen Gegner Serbien mit in ihn ein treten würden. Man kann diese Politik, obgleich sie sich nicht genau an die gegebenen Richtlinien der Dreibundsbedürfnisse aupaßt, erträglich finden, insofern sie eben von rumänischen Staatsnot- wcndigkeiten diktiert scheinen mag. Es kommt aber ein weiteres hinzu. War die Abneigung des Königs gegen die Türkei, die er schon vor seiner Ausreise zur Besteigung des rumänischen Fürstenthrones bekannt hat, zunächst seine Pri vatsache, so hat die rumänische Volksgesin- nung allezeit als Oberton eine österreich feindliche Note festgehalten. Richtiger sagte man vielleicht „un gar feindlich". Ein ab gerissenes Stück Rumänenlandes ist ja auch das russische Bessarabien, und zwar das ganze, nicht bloß das kleine Stück, das von 1856 bis 1878 wieder rumänisch gewesen ist. Aber die vielfachen Bemühungen, das Haupt augenmerk auf diese „Romania irrcdenta" (nach italienischer Analogie sich auszudrücken) zwischen Pruth und Dnjestr hinzulenken, haben doch wenig Wurzel geschlagen: das Volk sucht nun einmal sein „unerlöstes" Rumänenland zunächst und hauptsächlich hinter den Karpathen. Auch hat man in Budapest kein besonders gutes Ge schick, seine Madjarisierungsbc st re- bun gen in gefällige Fornien einzukleidcn, mag auch an sich das russische Verfahren vielleicht brutaler sein. Es war zu bezeichnend, daß in den Juliwochen, als gegen Bulgarien mobil ge macht wurde, in Bukarest ö st erreich feind liche Kundgebungen staltfanden, die die Regierung zu unterdrücken Not hatte. Die Ge legenheit wurde förmlich beim Schopfe er griffen, daß Oesterreich in den vorausgegangenen Monaten so etwas wie eine Gönnerrolle Bulga rien gegenüber gespielt hatte, als dessen Feind man sich ja nun bekennen durfte. Jener volks feindlichen Strömung hatte der König immer entgegengcwirkt; sobald man wähnte, daß auch er durch Oesterreichs Haltung verletzt sei, brach sie mit elementarer Gewalt durch. In Ungarn ist man nicht ganz blind gegen die Gefahr, auch den rumänischen Nachbarn neben dem serbischen unter die unversöhn lichen Feinde der Monarchie einreihen zu müssen. Man hat mit den ungarländischen Rumänen er neute Verhandlungen über einen Ausgleich gepflogen. Aber an den hochgespannten An sprüchen der rumänischen Parteigänger sind sie gescheitert. Der Hauptschuldige ist freilich wahr scheinlich die ungarische Opposition. So gut die Leute um den Grafen Apponyi eine derartige Abwechslung mit Freuden, zumal wenn sich, wie gestern, ein so ausgeichneter Sänger wie Herr Dr. Wolfgang Rosenthal hören läßt. Nicht genug, daß er im Vollbesitz einer klangschönen, wohl gebildeten, in allen Lagen gut ausgeglichenen Stimme ist, die der intelligente Künstler auf sehr geschmack volle Art voll auszunützen versteht, er vermag auch, wie dies der Vortrag einiger, zum Teil allerdings recht bekannter und viel gesungener Lieder von Schubert und Schumann bewies, die mancherlei Stimmungen und Gefühlswerte, die poetische Idee der Gesänge in eindringlicher Weise zum Ausdruck zu bringen. Die den Saal diesmal dicht füllende Zuhörerschaft dankte dem Sänger, dem in Herrn Max Wünsche (der allerdings mitunter etwas stark äuftrug) ein sicherer Begleiter zur Seite stand, mit lebhaftem Beifall. Einen vollen künstlerischen Erfolg errangen auch die Herren Konzertmeister Wollgandt, Wolschke, Herrmann und Professor Klengel insbesondere mit der in jeder Hinsicht höchst anerkennenswerten. Wiedergabe des Schubert- scheu E-Dur-Quartetts, dieses in Schön heit getauchten, melodienreichen Werkes voll übersprudelnder Phantasie. In präzisem Zusammen- spiel wurde rhythmisch alles aufs schärfste erfaßt, klanglich sehr fein abgetönt und mit starker innerer Belebung vermittelt Jedem einzelnen Satze ward eine seinem Charakter entsprechende, nachhaltig wir kende Auslegung zuteil. All die genannten Vor züge des Spiels traten auch bei dem Vortrag von Beethovens C-Dur-Quartett aus vp 59 in Erscheinung, dessen ausgezeichnete Wiedergabe den mit reger innerer Anteilnahme musizierenden Herren den reichen Dank der in künstlerischer Hinsicht vollbefriedigten Zuhörer einbrachte. Ourt Hermann. * Die Wiedereröffnung der Oper der Champs« Llqsöes steht, wie uns aus Paris gemeldet wird, bevor. Ein englisch-amerikanisches Syndikat, be stehend aus den Direktoren und Hauptaktionären der Metropolitan-Opera in New Park, der Boston-Opera- Company und der Londoner Opera Covent Garden, wird für ein Jahr das prächtige, von Astruc ge baute Theater mieten, zunächst um im April. Mai und Juni eine „soasov" deutscher und italie nischer Opern mit den größten Stars, Caruso. Geraldine Farrar, Amato uiw. zu veranstalten. Ur- sprünglich wollte das Syndikat die Oper nur für die genannten drei Monate haben; aber da die Jmmo- diliengesellschaft, der das Grundstück und der Theaterbau jetzt gehören, nur Jahresverträge ein- gehen wollte, wurde beschlossen, aus die Opernsaison eine ebenfalls dreimonatige Saison von Wiener Operetten folgen zu lasten. Das letzte Halbjahr wird eine Kientovkailon mit den sensationellsten Film« roerdon. L. MrrrtsblrUt des Reckes urrd des polizeierrnckes der Stadt Leipzig Nr-aktlon un» SrfchSftssIrU«: Z»honnt.gaff« Nr. 5. » Z«rnsprrch-gnschlutz Nr. 1»H»2, 14»4Z un» 14b»«. Jahren als einen unserer hoffnungsvollsten Künstler des Exlibris, als Schilderer der großen Alpenlandschaft. Hier können wir ein flott und gutgeinaltes Porträt seiner Frau bewundern. Auch die Temperagemälde wie „Tanz" und „Erda" zeigen, daß der Künstler imstande ist, großgestellte Probleme glücklich zu lösen. Nicht alle Künstler des Salons kann man erwähnen, nur was mir am tiefsten in der Er innerung geblieben ist, hebe ich hervor, so z. B. ein farbig mit altenglischer Delikatesse erfaßtes Frauenbildnis von Walter Geffcken. Wie die Töne nebeneinander gestellt sind, das zeigt eine reiche Kraft zartester Farbengebung. Ern st Liebermann, der Vielseitige und Ungleiche, erfreut durch ein paar Zeichnungen. Carl v. Marrs „Blumenspendcr" gehört zu den liebenswürdigen Werken, die allen ge fallen. Georg Schuster-Woldan beweist mit einem Knabenbildnis, daß er besser und ehrlicher arbeitet als sein bekannterer Bruder- Rafael. lieber Rudolf Sicck und seine mir sympathische Kunst habe ich schon öfters gelegent lich seiner Bilder im Kunstverein geschrieben. Nur wenige Noten beherrscht seine Palette, die aber mit seltener Innigkeit. Besonders inter essierte mich ein „Winternachmittag". Her mann Völkerling stolpert oft über seine selbstgestellten Probleme der Farbtechnik, schade, denn er ist ein echter, gesunder Künstler. Beson ders seine Porträts beweisen den verständigen Psychologen und den geschmackvollen Koloristen. Auch in seinen Landschaften liegt Stimmung, daß man dem Künstler immer wieder zurufen möchte: „Laß das Grübeln und die Chemie; folge deinen Hellen Maleraugen." Ferner seien erwähnt Karl Strathmann, P F. Mes - serschmidt, August LüdeckeClcve, Alex. Weise, A. Sander, Franz Hock und Hermann Eißfcldt. Der erste flüchtige Gang durch die Juryfreie brachte eine Ueberraschung. Mau erwartete die tollsten Jungen und Jüngsten und fand alle Kunst bis zu der ältesten Richtung, die man schon tot glaubte. Dabei ist das Gesamtnivean sehr achtbar. Für heute wollen wir nur, was wir schon mehrmals an dieser Stelle getan lfabcn, die Leistung der „Leipziger Sezession" anerkennen, die mat geringen Geldmitteln und die Warnung nichts gefruchtet hatte, machte man ohne weiteres Verhandeln in Bukarest Ernst und führte seine längst bis aufs kleinste vorbereiteten Pläne genau innerhalb des vorgczcichneten Rah mens aus; ließ sich auch nicht durch Bulgariens in jenem Augenblicke außerordentliche Schwäche verlocken, diesen zu überschreiten. Welch günsti geren Eindruck macht solch strenges Zielbewußt sein als die flackernde Unstetigkeit Bulgariens, das sich von einem unvorhergesehenen großen kriegerischen Erfolge verführen ließ, durch un bescheiden gesteigerte Begehrlichkeit die Eifersucht seiner Bundesgenossen zu wecken! Es ist wohl nicht zu bezweifeln, daß die im- poniercnoe Wortkargheit und Zielsestigkeit der rumänischen Politik das eigene Werk des Kö nigs Carol und der vorzüglichen Erziehung ist, welche er seinen! Volke zu geben verstanden hat, wenigstens dessen führenden Männern. Man darf darum auch wohl den Erklärungen erhöhtes Gewicht beilegen, die er soeben einem journa listischen Befrager in die Feder diktiert hat, in ihnen ein klar umrissenes Programm der zeitigen rumänischen Politik erkennen. Dieses Programm läuft aber darauf hinaus, daß Rumänien einen neuen türkisch-grie chisch e n K r i e g zwar sehr ungern sehen würde, ihn auch für vermeidbar und wenigstens nicht unmittelbar bevorstehend ansicht, in ihn aber nicht ein greif en will, solange er sich auf diese beiden Mächte beschränkt. Dagegen würde es sich einer Teilnahme sowohl Bulgariens als auch Serbiens widersetzen. Diese aus drückliche Nennung Serbiens ist sehr be achtenswert, da eine unkritische Behandlung der gegenwärtigen Petersburger Besprechungen be reits drauf und dran ist, die Bildung eines zweiten, Rumänien cinschließenden Balkan-Bun des als Tatsache hinzunehmen. Denn Serbien würde doch als ein wichtiges Glied für eine solche Verbindung in Rechnung zu stellen sein. Die Nichtteilnahme Rumäniens an einem auf die Türkei uud Griechenland beschränkten Kriege ist im Grunde eine Selbstverständlichkeit. Es müßte erst Bulgarien mit Gewalt oder Ueber- redung zu einem Neutralitätsbruche durch Ge staltung des Durchzugsrcchts bestimmen, um an die Türken heranzukommen. Die persön lichen Sympathien des Königs liegen nun ein mal dauernd auf der türkenfeindlich en Seite; lagen dort schon, ehe er an die Erbschaft der Krone Cusas dachte. Aber das rumänische Land hat an irgendwelchen ins Blaue hinein gehenden Kveuzzugsstimmungen nicht das ge ringste Interesse, nicht einmal besondere Anlage dazu, da es iu der Selbstverwaltung seiner Hospodarate durch gut vier Jahrhunderte hin durch von einem türkischen „Joche" niemals viel empfunden hat. Und König Carol ist Real politiker genug, um nur die Interessen Ru mäniens uud nichts weiter zu versehen. Was denen aber zu widerstreben scheint, das ist die im Jahre 1905 Rumänen und Serben gegen das Ministerium Fcjervnru aufhetztcn, möge« sie auch jetzt wieder ihren Widerstand aufgestachelt haben, während sie im Reichstage mit dreister Stirn der Regierung schon aus der Tatsache solcher Verhandlungen einen Strick drehen, sic des Verrats am ungarischen Staate bezichtigen wollten. Immerhin: die Dinge stehen jetzt so, daß Ministerpräsident Graf Tisza erklärt hat, er könne den Rumänen nicht weiter nachlaufen, uud Oesterreich-Ungarn werde schließlich auch die Gegnerschaft des rumänischen Staa tes zu ertragen wisse»'.. Dieser Satz war nun wohl nicht sonderlich diplomatisch. In Peters burg verhandelten rumänische Beauftragte mit Pasltsch uud Vcnizelos unter russischem Beirat! Kunst UN- Wissenschaft. * Die Frau Präsidentin. Schwank in drei Alten von Maurice Hennequin und Pierre Veber. Deutsch von Hugo Lion. Für die deutsche Bühne eingerichtet von Äolten-Baekers. Das Schauspielhaus hat gestern das Zugstück ge- funden, das jedes Theater nun einmal braucht. „Die Frau Präsidentin", die bereits in Berlin sich als Kassenmagnet bewährt hat, ist ein sehr geschickt gebauter Theaterschwank. Die Situationskomik ist mit zweifelloser Gewandtheit, die manchem deutschen Schwankdichter zu wünschen wäre, bis ins letzte ausgenutzt, und eine Kette von ausgelassenen und bühnenwirksamen Szenen geschaffen worden. Ein gut Teil Pikanterie würzt das Gebräu. Ist da eine flotte Schauspielerin, Eobette, die nolco, volevg mit gutem Witz auf einige Zeit Frau Präsi dentin mimt, die echke Frau Präsidentin ist zurzeit gerade verreist, Daraus ergeben sich nun alle erdenk baren Situationen und Verwicklungen, und die Sacke endigt nach mannigfachen Liebeshändeln — auf dem Justizministerium! — mit der Beförderung des Prä sidenten. Das übrige mag, wer diese Kost liebt und lachen will, sich selbst ansehcn. DasStück wurde in recht flottem Tempo und mit dergroteskenFärbung gespielt, die hier am Platze ist Wolfram als lebemänni- scher Minister, Wildenhain als beschränkter Pro- vinzpräiident, Balge, Leibelt und Adele Hübsch: sie alle taten das ihre, um die lachlustige Stimmung des Publikums rege zu halten. Lilli Monsee gab eine bildhübsche und verführerische Eobette, Cläre Reichenau eine famose Theater- dame zweiter Güte und Elli Förstcr ein sehr liebes Mädel. Das Publikum kargte nicht mit Bei- fall. Dr. Iriväneb üobreekt Vierte Kammermusik im Sewandhause Seit einigen Jahren ist es, wohl infolge der Konkurrenz, bei uns Sitte geworden, im Rahmen kammer musikalischer Veranstaltungen eine Anzahl Sololieder zum Vortrag bringen zu lasten, eine Sitte, die vom rein künstlerischen Standpunkt aus durchaus nicht zu billigen ist. Der größte Teil des Publikums emp- findet die, in keiner Weise als still«, begrüßt viel mehr
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