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WöwenNlch erscheinen drii Nummern. Pranumeration»- PreiS 22) S^r. «; Thlrn »ierteHädrttch, 3 Thlc. für das ganze Jahr, ahne Er höhung, in allen Theilen » der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man »rSnumeriri auf diese» Beiblatt der Allg. Pr. StaatS- Aeitung in Berlin in der Expedition (Mohren - Straße No. Z4>; in der Provinz s» evie im Auslande bei den Wohllöbl. Post-Aemlern. Literatur des Auslandes. 132 Berlin, Mittwoch den ä. November 183S. Italien. Giovanni Rosini als Dramatiker und Lyriker. Giovanni Rosini, der rühmlichst bekannte Verfasser der Monaca Li B!o»za und der Lnisa Strozzi, zweier auch außerhalb Italiens geschätzter historischer Romane, hat vor kurzem seine zum Theil schon mit Beifall ausgcführlc» Bühnenstücke in zwei Bänden') und seine lyrischen Gedichte in einem Bande") publizirl. Der erste Band der Bühnenstücke enthält die in Bersc», der andere die in Prosa geschrie benen. Zu den letzteren gehört das bedeutendste von Allen, Torquato Tasso, ein historisches Drama. Lasso kommt nach Ferrara, voll Ungeduld, Eleonoren zu sehen. ES folgt sein Duell mit Giraldini, und die heimliche Eröffnung seines Pultes, das die liebclrunkcnen Verse barg, die ihm seinen Untergang bereiteten. Die Handlung endet mit dem schrecklichen Momente, in welchem Herzog Alfons, um die Schande seiner Schwester zu bedecken, den Dichter für wahnsinnig erklärt. Alle Personen, welche damals (IL77) den Hof von Ferrara bildeten, nehmen an der Intriguc Theil: der von Licbcsgluth verzehrte Tasso; Eleonore mit ihrer edlen, aber nur der ,reinsten Freund schaft fähigen Seele; die Gräfin von Arco, die Vertraute alles dessen, was zwischen Beiden vorgegangen war; Guarino (Gocthe's Antonio), eisersüchNg aus die Gunst, in der Lasso stand, aber bei Hofe geehrt; Ercole Rondinelli, Tasso's vertrauter Freund. Alle sind mit derselben historischen Wahrheit geschildert, wie die Eharakicrc in Luisa Strozzi. Die alten Italiänischen Dramatiker versuchten sich schon in der historischen Komödie, zu welcher Gattung auch einige Stücke Goldoni'S gehören; aber andere moderne Dichter brachten an ihre Stelle eine qc- unschtc Gattung, die weder komisch, noch tragisch zu nennen ist. Wenn das Lustspiel schlechthin den Geist und die Sitten der jedes maligen Gegenwart darstellt, so ist bas historische Lustspiel schwieriger, weil hier die Anforderung an den Dichter ergeht, daß er in der Ver gangenheit wie in der Gegenwart lebe. Rosini bat sich daher durch feinen Lasso um so größeres Verdienst erworben, als die Schwierigkei ten bedeutender waren, die er zu bekämpfen halte. Von den ankeren beiden Stücken in Prosa ist die erste dem Fran zosen Picard nachgeahmt; sie führt den Titel: „Die Neffen und die Tante." Die zweite, betitelt: „Unvorhergesehene Folgen eines Zwei kampfs", hat mehr Originalität. — Die drei Komödien'in Versen sind: „die Abenteuer des Gilblas"; „der unklugc Schmarotzer", und „der Geizige" (eine schöne Ucbcrsctzung des Moliörc schcn -Vvaro). RosiniP Dialog ist sowohl in Versen als in Prosa leicht und na türlich; sein Stil ist wahr, dem Gegenstand angemessen; die Sprache.... wie in Luisa Strozzi. Der gefeierte Schriftsteller weiß, daß seine Freunde diese Luisa jedem anderen Ilasiänischcn Roman verziehen. Unter den lvrischen Stücken Rosini's verdient besonders eine Ode an Pisa, Galilei s Vaterstadt, Erwähnung. Eine andere Ode ist an die hochgcseicrle Spanierin Malibran gerichtet; denn auch Rosini bat feine Leier zur Verherrlichung des große» dramatischen Genius stimmen wollen, der sowohl klassische als romantische Ohren entzückt. Auch in den übrigen Oden und Liedern erkennt men die gute Schule, welche Rosini in Italien zu erhalten sucht. Romani und Aricci, die im Bunde mit Rosini dieser poetischen Schule in Italien als Pfeiler dienen, bilden mit diesem ein dichterisches Klccblat, das den Anforderungen der Zeil Gehör schenkt, ohne darum die Meister der Vergangenheit gering zuschätzen. Bibliographie. DaKiormiuonti snllo vorila eioUa roliAinno. (Betrachtungen über die Wahrheiten der Religion.) Vom Priester Carlo Valletta. 2 Bde. Rom. 8^"' ili <!«c!ß<!si bihlici. (Versuch einer biblischen Exegese.) Hauptsächlich über die Unlrennbarkeit des neuen Testaments vom alten. Von Pietro Bandini. Florenz. Ktoria general« clvsia cas» el'^ustria (Geschichte des Oester- rcichischcn Regcntenhauses.) Bon G. Antonelli. 2 ist er und letzter Band. Venedig. Pk.l Lir.3U C. 8nnninno»ti ul cnmpenüio etc (Nachträge zu Tcmmnanu's Hand- bnch der Geschichte der Philosophie.) Vom Prof. Gaetano Modena. Pavia. Pr. 3 Lir. 10 C. ") üi OommeSln. (Dramatische Versuche.) Pisa bei Capmr». "> tsuu-« rime ü uu veclxo p««u>. (Neue Reime eines alten Dichters t Ebc>Idas- Prallste» cli amicizia. (Ueber die Freundschaft.) Eine Handschrift des löten Jahrhunderts, von Don Agostino Strozza. Venedig. Viaggio st'u» giorno zier I'inlenmo. (Reise durch die Hölle.) Ge dicht von Andrea Matlis. Neapel. Frankreich. Don Juan d'Anstria, von Casimir Delavigne. (Schluß.) Bei dieser Gelegenheit scheint uns über die in der gegenwärtigen Literatur herrschende Blöde, das jüdische Volk für die Darstellung zu benutzen und in Romanen und Dramen eine Rolle spielen zu lassen» eine Bemerkung nicht unpassend zu sehn. Seil Walter Scott's Re bekka schwärmt die neuere Poesie förmlich für die Jüdinnen. Keinen Sohn von guter Familie sahen wir mehr, der sich nicht in eine Jüdin verliebe» müßte. Das war die eigentliche Spitze des Interesses, darauf kam cS an, und uni diesen Hebel zu gewinnen, wurde keine noch so grobe Unwahrscheinlichkeit gescheut, kein Gesetz der Geschichte geachtet. So sahen wir aus der Bühne in einem Stück des Herr» Scribc ei»c» Kardinal der Römischen Kirche auf den Knicc» zu den Füßen eines Juden. Ob zur Zeit des Eostnitzcr ConciliumS ein Jude, der cs ge- gewggl hätte, an einen Fürsten der Kirche zu nahe hcranzutrelen, in Stücke zerrissen worden wäre, danach fragt Herr Scribc nicht. Nun, Alles hat seine Zeit. Ehemals waren die Älziren an der Tagesordnung, vor fnnfzehn Jahren die Onrika's, jetzt heißen die Heldinnen des Tages Rahel. Auch Easimir Delavigne hat diesem Götzen gehuldigt, allerdings mit mehr Talent, Geist und Grazie als Herr Scribc, aber doch auch noch zu unbesonnen, wir müssen cs sagen. So hatte» wir im zweiten Akt gesehen, wie Dou Juan, der Castilianer, der Spanische Christ, dec geborne Feind des jüdische» Volks, nicht eben sehr erstaunt oder iw Bedenken geräth, als ihm seine Geliebte das Bekenntnis; ablegt, daß sie eine Jüdin sey, wie er, ohne cinc» Sturm eines Innern zu bestehe», sic zur Gattin begehrt, u»d, was vielleicht »och schwerer wiegt als alles dies, wie er die alte Jüdin, die Frau Daniel's, umarmt, wie man nur seine Schwiegermutter in einem Augenblicke des höchsten Entzückens der Licbeswonne umarme» kann. Und das ist »och nicht das Acrgste; im vierten Akt kriegen wir »och ganz andere Dinge zu schauenj da scheu wir diese Mode auf ihrem Gipfel; .König Philipp II., der fana- lische Katholik, der mir dem Blute seines eigene» Leibes de» Scheiter haufen feiner Inquisilion zu wilderen Flammcn anfachtc, windet sich zu den Füßen dieser selbe» Jüdin und steht sic um Mitleid und Erbarmen an — lim Erbarmen mit ihm! Sollte man es denken? Philipp II. zu den Füßen einer Jüdin, die er liebt, aus,Liebe liebt. Der Spanische König, der König dcr Inquisition und der Niederlande liebeflehcnd zu den Füßen einer Jüdin! — Wahrhaftig, es wird Einem schwer, HorazenS 8oovmn ziooun! hier zu unterdrücken. Und doch war cs so leicht, wenn der Dichter nur den Ivanhoo zur Hand genommen hätte, sich zu belehren, mit welcher unnidllche» Kunst Walter Scott die Erscheinung seiner reizenden Jüdin willen unter all de» christlichen Rittern und Herren wahrscheinlich zu machen gewußt hat. Nur durch Zufall und die Gewalt dcr Umstände kömmt Rebekka in solche Gesellschaft. Und wie wird von derselben mit ihr und ihrem Vater nmgegange»? Kaum ein Stück Brod reicht man ihnen, kaum eine Streu wird ihnen gegönnt, keines Wortes würdigt man sie, und bei alle dem bedarf man des Inden dringend; sic werden geplündert, bestohlen, in den Kerker geworfen, nach Willkür mißhandelt, und Nie mand nimmt sich ihrer an, weder des Balers, »och der Tochter. Dem Menschlichste» und Gebildetsten unter diese» Christen, Ivanboe, dcr in seinem Zweikampf mit dem Templer Rebekka Ehre und Leden rettet, fällt es auch nicht im entferntesten Sinne ein, daß Rebrüka ibn liebe» könnte im eigentlichsten Sinne, denn Rebekka ist ja ech» Jüdin. Er reist mit ,ihr, ganz allein mit diesem schöne» Weibe sic, mit nieder geschlagenen Augen spcicht sie zu ihm, sie liebt ihn mit aller Glut ihrer Seele, ohne ein Geständniß ihrer Liebe zu wagen^ sie steht ibm helfend zur Scit.c, giebt ihm Waffen, verbindet ikm sei, .c Wunden, Beide über biete» sich i» wetteifernden Liebesdiensten für einander, und doch kommt Ivauhoe nicht ein einziges Mal der Gedanke ftn, paß Rebekka da« holdeste, edelste, hingebendste und mnlhvoll.sic aller Weiber ist; — denn sie ist eine Jüdin nnd er ei» Christ. D-omn der rührende Abschied der arme» Rebekka, als sic ihre Diamanto, ym, edle» Fräulein bringt, die Ivanhoc's Galli» werde» soll! ^zie schön, wie rührend ist sie, ohne es zu wissen, sie, dem strenge» Gesetz ihrer Zeit unterworfen, einer Zeit