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Tageblatt. 3VS e « -S k- ii - n e » r l k - t ä p « f erscheinende Nummer angenommen. —) Philipp von KönigSmark hat sein Geschick «füllt an dieser Stelle den 14, Februar des Jahres 1-SS. Freitag, deo 31. December.» ,j > Scenen zur Charakteristik vergangener Zeiten * iv - (Schluß.) , 1888. » > Amtsblatt -rs Kömgl. Byirlisgrrichls M FMrrg, sowie der König». GrrichtsZmter und -er Stsötröthe M Freiberg, Sayda imd Brand. Gemache fand; er überzeugte sich wohl, daß Jemand eS bewohnt hatte; denn man fand auch das Pett und die,Möbeln in Un ordnung, und indem er sich überall umsah, erkannte er die Hand schrift seines Schwagers, der mit Kohlen an die Mauer die Worte geschrieben: ^kdiiigpe 6e Königsmark a rempli sä äe- *) Dieser befand sich nicht in Dresden, wie der Marschall von Sachsen angiebt, sondern als holländischer Offizier in einem Lager von Hollaich. ) Dieser Entschluß war eben so völkerrechtswidrig, al» (eck, da Friedrich August von Sachse» die LoSlassung des KönigSmark mit Entschiedenheit und zugleich mit gutem Rechte verlangte. . > Erinnerung an die Unbilde, die man ihyt schon zugefügt habe, verwischen wollen." Die Gnade des Herrn, antwortete ich, wird Alles zu Ende führen und auch Ihre'Leiden enden." Er un terbrach mich jetzt mit den Worten: „DaS ist wahr und vor- ! trefflich; aber reden wir von etwas Anderem. Was erzählt man ! von mir in der Welt? Unter ähnlichen Fragen kam die Stunde des Abendessens heran. Die Speisen wurden gebracht uyd der , Graf lud mich ein, an seinem Male Theil zu nehmen; ich lehnte l stiiiöo äans ce Neu le 14, Kehr, äe l'aynös 1695*)." Der Graf von Lewenhaupt sah ein, daß er um einige Stunden zu spät gekommen sei. Er verließ sofort das Gemach, verschloß die ! Thüren wieder und begab sich zurück zu seinen Leuten, die noch im Kampfe mit den Schweizern deS Kurfürsten wären. Bei seiner Ankunft zogen sich die Seinigen zurück, Und er stellte sich als ob er eben auS der Kirche herbeigeeilt sei, um > 'n^berechn^-.s auf den Pferden, welche er für KönigSmark bereit ^gehalten, schleunigst entfliehen, damit er sich mit ihrer Entfernung ent schuldigen könne, wenn man ihü wegen der Gewaltthat seiner ! Diener zur Rechenschaft ziehen wolle. Lewenhatcht begab sich dann ruhig in die Kirche. Seine Gemahlin, welche von dem, was vorgefallen war, keine Kenntniß. hätte, ging um 8 Uhr zur Predigt in eine andere Kirche. Der Superintendent Bilder beck betrat die Kanzel und hielt über den Text „eS war ein Mensch, der ging von Jerusalem gen Jericho und fiel unter i die Mörders,re. eine sehr ergreifende Predigt, die er mit den Worten schloß: „ich habe in oieser Nacht einer betrübten Seele beiaestanden; möchte ich sie Nickt überleben: unsere Stadt ist St- ! fleckt mit dem Blute der Unschuldigen und däS Schloß eures Fürsten ist eine Mördergrube," — Die Zuhörer zerflossen in ! Thränen und die Gräfin Lewenhaupt seufzte und stöhnte, daß j man es von einem Ende der Kirche bl« zum anderen vernahm. Der Gottesdienst ward unterbrochen und die Nachricht über das Borgefallene verbreitete sich schnell in der ganzen Stadt. Der Graf Lewenhäupt begab sich, um Auskunft zu erhalten, zu dem Superintendenten, der ihn mit den Worten empfing: „ich weiß, ! weshalb sie zu mir kommen und bin erfreut, Ihnen einige Auf- > klärung geben zu können. Ich fürchte den Kurfürsten nicht, ! denn ich fühle, daß ich nur kurze Zeit'noch zu leben hab«. Die letzten Ereignisse in Verbindung mit einem schleichenden Fieber, i an dem ich seit einiger Zeit leide, werden mich ins Grab stürzen. ! Ich ward gestern Abend auf Befehl des Kurfürsten zu dem Grafen von KönigSmark gerufen, Ler im Schlosse im Labora torium gefangen saß. Man sagte mir, daß er beim Abendessen i auf Befehl des Kurfürsten werde vergiftet werden und daß ich ihm in seinen letzten Stunden beistehen solle, daß. ich ihm aber nicht eher ritte Mittheilung machen dürfe, bis er gegessen habe. Ich wollte den Auftrag ablehnen, aber man versicherte mir, wenn ich i denselben nicht übernähme, werde man keinen andern Geistlichen ! kommen lassen: ich sei sein Beichtvater und es stehe nun bet mir, ob ich ihn ohne Beistand sterben lassen wollte. Ich sah mich also genölhigt, so zu sagen Theil an dem Morde zu neh men. Graf Königsmark, zu dem ich mich Abends gegen - Uhr j begab, empfing mich mit lebhafter Freude und fragte zugleich, wie ich Li« Erlaubniß erhalten hätte, ihn zu besuchen; dann l fügte er lachend hinzu: „ich fürchte nicht, daß Sie kommen, um mich zum Tode dorzubrreiten." Hch fühlt« mich sehr befangen ! und sagte nur, daß ich darum nachgesucht hätte, ihn sehen zu dürfen um ihm in seiner traurigen Lage geistlichen Beistand zu - leisten. Der Graf bezeigte mir viel Freundschaft ünd bemerkte, ! er glaube nicht, daß man weiter etwas gegen ihn vornehmen werde, man müßte denn durch die größten Ungerechtigkeiten die Erinnerung an Lie Unbilde, Lie man ihyt schon zugefügt habe, Einer der Begleiter des Grafen Königsmark brachte in den erstett Tagen nach dessen Verschwinden in Erfahrung, daß dieser § n-v u»» vv » noch lebe und festgehalten werde. Mit dieser Nachricht eilte er dem Streite ein Ende zu machen. Da aber mehrere Schweizer sofort zu dem Schwager desselben, zum Grafen Lewenhaupt*)- getödtct worden waren, ließ der Graf einige von seinen Leuten Dieser reiste augenblicklich nach Hannover. Er hatte überall auf den ^Pferden, welche, er iür^Kmtigömark ^bereit ^gehalten, seine Spione, um zu erfahren, was man spräche oder thue, und ' - — n»-.- "** La er nach den obwaltenden Umständen vermuthete, daß die Sache für KönigSmark ein übles Ende nehmen werde, beschloß er ihn mit Gewalt oder List zu retten. Er vermehrte daher die Zahl seiner Begleiter, ließ auch noch mehrere Offiziere, auf die er zählen konnte, aus Sachsen kommen. Der Jäger des Gra fen Königsmark, Ziegler, war ein gewandter Mensch, besten sich Lewenhaupt trefflich zu bedienen verstand, um zu erforschen, was vorgehc. Ziegler wußte ein Verhältnis' mit der Frau d«S bereits mehrmals erwähnten Fouriers anzuknüpfen und erfuhr Lurch sie alle Einzelnhcüen Fes Vorfalles unL den Ort, wo Königs,mark festgchaltcn ward. Er entwendete überdies jener Frau «inen Hauptschlüssel des Schlosses. Lewenhaupt, der die Umstände für günstig hielt und außerdem von einer Ber-thüng am Hof,-zu Hannover Kunde erhielt, deren Resultat der feste Entschluß war,**) den Grafen KönigSmark um jeden Preis auS dem Wege zu räumen, beschloß nun seine Pläne jetzt auSzu- führen. Es "war aber keine Kleinigkeit, einen Staatsgefangenen, auS dem Palaste eines Fürsten, trotzdem daß der Hof sich auf Lem Lande befand und nur «ne geringe Anzahl Schweizer die Wache bildeten, zu entfuhren. Lewenhaupt ließ sich aber nicht schrecken. Er traf seine Maßregeln so zweckmäßig als möglich, um Len Erfolg seines kühnen Beginnens zu sichern. ' . Es war im Winter; die Nächte also noch sehr lang. Lewen haupt gab vor, er wolle Am Sonntag den 15. Fcbr. 1695 in die Frühprcdigt gehen, versammelte sein Gefolge und ging zu Fuße von seiner Wohnung fort. Mehrere Personen durchschrit ten den Schloßhof, um sich in die Kirche zu begeben. Der Graf nahm denselben Weg, blieb aber in einer kleinen Straße unweit des Schlosses stehen, und ließ seine Leute'einzeln in dasselbe eintreten mit der Weisung in der großen Gallerte seiner zu warten. Der Graf erschien zuletzt und befahl dem größeren ! Theile seiner Leute, Lie nicht wußten, was das Alles bedeute, sich vor das Schloßthor zu begeben, dort scheinbar einen Streit an zufangen und Lie Degen zu ziehen in der Erwartung , daß die Schweizer hcrbeikommen würden, um sie zu trennen: diese soll ten sie dann angreifen und den Kampf so lange hinziehen, bis er wieder zu ihnen stoße. Der Graf hoffte während des Lär mens den Gefangenen befreien zu können. Jeder eilte auf sei nen Posten, und sowie Ler Graf hörte, daß der Angriff am Schloßthvre begiyne, ließ er von Ziegler mit dem Hauptschlüs sel alle Thüren öffnen und gelangte.an die des Laboratoriums, in welchem Königsmark sich befinden sollte. Der Schlüssel paßte hier nicht, die Thüre mußte eingeschlagen werden. Groß aber war das Erstaunen des Grafen, als er Niemanden in dem ETreiberger Anzeiger.--- z Uhr für die und ' sqpayvn!