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eine VORANKÜNDIGUNG: (•hiilhiamnoni Sonnabend, den 1., und Sonntag, den 2. April 1972, jeweils 20.00 Uhr, Kulturpalast 7. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Freier Kartenverkauf Das auf- Dirigent: Kurt Masur Solist: Arto Noras, Finnland, Violoncello Werke von Mendelssohn Bartholdy, Dvorak und Brahms Mozarts große C-Dur-Sinfonie KV 551, die später durch den Londoner Geiger und Konzertunternehmer J. P. Salomon ihren heute allgemein gebräuch lichen Nomen „Jupiter-Sinfonie" erhielt, ist die letzte Sinfonie des Meisters. Sie wurde zusammen mit den Sinfonien Es-Dur KV 543 und g-Moll KV 550 im Sommer des Jahres 1788, einer für Mozart mit großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten verbundenen Zeit, innerhalb weniger Monate komponiert. Ein direkter Anlaß für die Entstehung der drei großen, ihrer Art nach so verschiedenen Sinfonien ist uns nicht genau bekannt, eventuell waren sie für Subskriptionskonzerte bestimmt, die dann allerdings wahrscheinlich nicht zustande gekommen sind. Es ist sogar durchaus möglich, daß Mozart diese seine letzten sinfonischen Werke niemals mehr selbst in einer Aufführung gehört hat. — Die Jupiter-Sinfonie läßt nach der strahlend-heiteren Es-Dur- und der melancho lisch-hintergründigen g-Moll-Sinfonie, Mozarts sinfonisches Schaffen krönend, in ihrer wunderbaren Klarheit geradezu einen Inbegriff klassischer Kunst vor uns erstehen. „Ein Werk höchster Harmonie" nannte sie der Mozartforscher Alfred Einstein, und auf diesen „olympischen" Charakter ist wohl auch ihr Beiname zurückzuführen. Bereits äußerlich am größten und glänzendsten angelegt, ist diese Sinfonie von einem stolzen, befreienden und läuternden Gefühl der Kraft erfüllt, gleichsam über alle Schwierigkeiten und Mißgeschicke hinausführend und sie überwindend. Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1971/72 — Chefdirigent: Kurt Masur Redaktion: Dr. habil. Dieter Hartwig Die Einführung in das Werk Mussorgskis schrieb Prof. Dr. Karl Laux, in das Mozartsche Klavierkonzert KV 414 Dr. Fritz Hennenberg Druck: veb polydruck, Werk 3 Pirna — 111-25-12 3 ItG 009-12-72 unserem Konzert erklingende Werk, ein typisches Beispiel Lisztscher Programm- Musik, zutrifft. Der Totentanz (Danse macabre), Konzertstück für Kla vier und Orchester, entstand unter mehrfachen Umarbeitungen in den Jahren 1838 bis 1859, wurde Hans von Bülow gewidmet, der ihn auch 1865 erstmalig in Leip zig aufführte. Das zeitweilig höher als die beiden Klavierkonzerte Liszts in der Gunst von Hörern und Spielern stehende Stück verdankt seine Entstehung einer Anregung durch ein Bild „Triumph des Todes" aus Pisa. Es handelt sich um eine Paraphrase über den alten Kirchengesang „Dies irae, dies illa, solvet saeclum in favilla" (Tag des Zorns, jener Tag, der die Welt in Staub zerlöst); denn der Komponist legte dieses Thema — wie Berlioz im „Hexensabbat" seiner „Phan tastischen Sinfonie" — sechs Variationen zugrunde, in denen er schauerlich düstere, grausig-spukhafte Stimmungen gestaltete. Ende Dezember 1782 schreibt Wolfgang Amadeus Mozart seinem Vater über einige seiner neuen Klavierkonzerte: „Die Concerten sind eben das Mittelding zwischen zu schwer, und zu leicht — sind sehr Brillant — angenehm in die Ohren — Natürlich, ohne in das leere zu fallen — hie und da - können auch kenner allein satisfaction erhalten — doch so — daß die nichtkenner damit zu frieden seyn müssen, ohne zu wissen warum." Die Äußerung dürfte sich auch auf das Klavierkonzert in A-Dur KV 414 beziehen, das wahrscheinlich im Herbst 1782 entstanden war. Sie zeugt davon, daß für Mozart Popularität Kunstfertigkeit einschloß. Die Musik sollte leicht ansprechen, verständlich sein, aber zugleich anspruchsvollem, tiefer eindringendem Hören Gewinn bringen. Im A-Dur-Konzert aus dem Jahr 1782 spielen die Bläser — lediglich Oboen und Hörner sind vorgeschrieben — eine untergeordnete Rolle; sie können sogar weg fallen. Im ganzen zeigt das Konzert mehr kammermusikalische als sinfonische Faktur. Gleichwohl kommt es zu lebhaftem, pointenreichem Konzertieren. Der erste Satz erhält durch seine Thematik den Charakter eines „singenden" Allegros. Die orchestrale und die solistische Themenexposition bringen zwei verschiedene Seitenthemen, die in der Reprise miteinander verbunden werden, überhaupt überrascht die Reprise mit manchen neuen thematischen Zuordnungen. Die Durchführung gründet auf einem eigenen Thema, das in Moll steht und elegische Züge in den Satz trägt. Der Mittelsatz setzt mit einem gravitätisch einher schreitenden Thema ein und wahrt diese Haltung auch in seinem thematisch reichen weiteren Verlauf. Das Finale, ein Rondo, macht durch etliche komische Episoden schmunzeln. Schon in dem Refrainthema verbindet sich Zierlichkeit mit Keckheit. Das anschließende erste Couplet führt ein einfältiges Motiv unisono in Sequenzen ein, gibt ihm dann aber sogleich reizvolle harmonische Ausdeu tung. Mozart jongliert virtuos mit der Form. Er stellt unerwartete Beziehungen her, läßt hier Teile weich ineinander fließen, setzt sie dort in scharfen dialektischen Kontrast. Dabei beachtet er stets, daß die Vergnüglichkeit, die Unterhaltsamkeit sich mit inhaltlicher Bedeutsamkeit verbindet. 6. AUSSERORDENTLICHES KONZERT 1971/72 Der erste Satz (Allegro vivace) wird in seinem Wesen bereits durch sein breites, zweiteiliges Hauptthema klar bestimmt: Festliche, heitere Kraft und innige Emp findung runden sich hier in vollendeter Verbindung. Auch das zweite Thema glie dert sich in zwei gegensätzliche Motive. In der Durchführung des Satzes, die von kunstreicher thematischer Arbeit mit den Hauptmotiven zeugt, entfaltet sich eine Fülle lebensvoller, doch stets in klassischem Ebenmaß gebändigter Bilder. — Auch für den zweiten Satz, ein Andante cantabile, gilt trotz einiger dramatischer, dunkler Mollpartien diese Ausgewogenheit. Die ausdrucksvolle Durchführung dieses Satzes führt am Schluß zu einer großen sinfonischen Steigerung. — ~ Menuett, das im Gegensatz zu dem lebhaften Trio eher beschauliche Züge weist, greift auf die Stimmung des ersten Satzes zurück. Als berühmtester Satz dieser Sinfonie gilt der Schlußsatz (Allegro molto), der äußerst interessante und glückliche Verbindung von Sonatenform und Fugato darstellt. Nach diesem Satz wurde das Werk zuweilen sogar als „C-Dur-Sinfonie mit der Schlußfuge" bezeichnet, obwohl es sich allerdings nicht um eine direkte Fugenform handelt. Trotz aller kontrapunktischen Künste (kanonische Nachah mungen, Engführungen usw.), die Mozart hier mit einer geradezu spielerischen Leichtigkeit handhabt, vereint er voll überlegener, selbstverständlicher Meister schaft polyphone und homophone Partien. Mit einem fanfarenähnlichen Schluß wird der von hinreißendem Schwung erfüllte Satz festlich beendet.