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WSchenttich erscheinen drei Nummern. Pränumeration« Prei» 22; Sgr. (- Thlr., vierteljährlich, Z Thlr. für da» ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. a g a für die Man prünumerirt auf diese« Beiblatt der Mg. Pr. StaatS- Zeitung in Berlin in der Expedition (Mohren - Straß» Ro. 34); in der Provinz so wie im Auslände bei den Wohllöbl. Post-Aemtcrn. Literatur des Auslandes. 87. Berlin, Mittwoch den 22. Juli 1833 England. 1'l-e Iiistur^ c>L lrelunä. (Geschichte von Irland.) Dou Thomas Moore. Erster Bund. London, 1835. Man kann sich kaum einen Begriff von den Schwierigkeiten ma chen, die dem Verfasser einer authentischen Geschichte von Irland in den Weg treten, wenn man nicht mit den zahlreichen Werten vertraut ist, die ubxr den Gegenstand bereits vorhanden sind und die sonderbarer Weise fast alle darin iibercinstinnnen, daß sie, anstatt zu beleuchten und aufzuhelle». nur verwirren und verdunkeln. Um von der großen Blasse von Versuchen und Betrachtungen über einzelne Punkte der Geschichte Irlands, die seit undenklichen Zeilen, gleichsam nur zur Verwirrung der Chronologie und zur Entstellung historischer Thatsachcn, abgefaßt wurden, einen Begriff zu bekommen, darf man nur die Arbeiten eines Ledwich und Keating's, eines O'Flaherty's und gewissermaßen selbst eines Vallan- cey's lesen, und man wird sich bald überzeugen, daß man, je weiter man mit ihnen vorschrcitct, wofern man anders die Geduld dazu hat, nur i» desto größere und auffallendere Widersprüche verfallt. Die Vermischung der Wahrheit und der Fabel in der alten Geschichte Irlands ist merk würdig, nicht nur wegen der Kühnheit, sondern auch wegen der Allge meinheit, in der sie Platz gegriffen und sich ausgcbrcitet hat. Lie wun derlichsten Begebenheiten sind hier mit den scheinbarsten Thatsachcn so eng verwebt und,so künstlich zusammengcstelll, daß es selbst dem bedenk lichsten Forscher schwer sehn würde, das anatomische Messer der Kritik an- zusctzcn und das Wahre vom Falschen zu scheiden. Steigen wir in die entfernteren Zeiten hinauf, so begegnen wir Traditionen, in der Gestalt von reinen Erdichtungen, die aber dabei eine so ernste und gewichtige Miene angenommen, daß wir, wenn wir ihnen auch allen Glauben ver sagen, dennoch genöthigl sind, immer auf dieselben, wo nicht als auf eine Autorität, so doch "als einen Beweis von Nicht-Autorität zurückzu kommen. Die Fabeln der alten Barden und die Dunkelheiten und Uebcrlreibungcn der nüchternsten Chonikcnschreiber erscheinen uns fast, gleich unglaublich, und wäre es nicht möglich gewesen, von Außen her Licht zu 'verbreiten, so hatte die Geschichte von Irland für immer eine unzusammenhängende, unentwirrbare Masse von Legenden bleiben müssen. Zur Lösung einer so schwierigen und mühsamen Aufgabe war kein Schriftsteller unserer Tage mehr geeignet, als Thomas Moore. Durch seine früheren Studien hatte er sich eine genaue Bekanntschaft mit den Legenden, mit den fabelhaften Heldenthate» der Urbewohner, mit den Wundern und poetischen Traditionen verschafft, mit denen die Annalen des Irländischen Volkes so reichlich ausgeschmückt sind. Und diese Fragmente aus dem Bereiche der mythologischen Dichtungen und der poetischen Begeisterung muß man nicht so gering anschlagen wollen für den Geschichtschreiber, der in ihnen den Geist des National-Cha- rakters und die Tendenz seines Genius entdeckt. Die Studien, die Moore bei Aufsuchung der Materialien für sein Leben des bapitain Rock") machen mußte, haben denselben auf einen Standpunkt gestellt, wodurch ihm eine ganz neue Aussicht, ein neues Feld eröffnet wurde. Zn jenem Werke erforschte er die Quellen des Unglücks und der Zwietracht von Irland, und cs ist ihm gelungen, mit Witz und Scharfsinn den gan zen Gegenstand wunderbar zu beleuchten. Nicht minder kommt unserem Historiker seine leidenschaftliche Vorliebe für die Orientalische Literatur zu statte», wie er sie bereits in Lalla Rookh auf eine so hervorstechende Weise bekundet. Hier unter de» Zeugnissen der Religion des Budha und der Erinnerungen des alten Hindostans findet der Geschichtsforscher eine Menge von Thatsachcn auf, die ihm nicht nur zur Vergewisserung mancher auf anderem Wege nnr halb gesicherten Schlüffe dienen, son dern auch selbst neue Kanäle eröffnen und ihn zur Kenntniß dessen führen, was zur Beleuchtung der Irländischen Geschichte von der höch sten Wichtigkeit ist Zu allem diesen aber gesellt sich noch die ausgc- breitete klassische Gelehrsamkeit Thomas Moore'«, und seine eigenthüm- lichen Verhältnisse und Beziehungen zu Irland; seine außerordentliche Anhänglichkeit für das Land seiner Geburt, seine politische Laufbahn und seine mannigfachen, glänzenden und seltenen literarischen Fähigkei ten, die ihn vor allen Anderen dazu geschickt machten, eine Geschichte seines Vaterlandes zu schreiben. Der vorliegende erste Band dieses Werkes, das im ganze» auf drei Bände berechnet ist, beginnt mit dem Ursprünge des Irischen Volkes, den. Herr Moore von den Cclten herlcilet, von deren Sprache das Iri sche der reinste Dialekt ist, der noch jetzt gesprochen wird, und führt uns bi« zum Anfänge des achten Jahrhunderts der christlichen Zeilrech- 'i.Cav Rock ist bekanntlich die allgemeine Bezeichnung für „Irländische Parteigänger." nung herab. Bei der Abhandlung der früheren Perioden dieser so vcrwik- kcllen Geschichte bietet sich dem Verfasser viele Gelegenheit dar, die verschie denen Theoricen einer Prüfung zu unterwerfen, die von mehreren histori schen Schriftstellern über mancherlei Punkte in Betreff der Alterthümcr Irlands, über ihre runden Thürme, über-die bekannte Milcsische Sage, über ihre Druidischm Monumente, über ihre Baal-Feuer, über die Authentizität ihrer Chroniken, die Aehnlichkeit zwischen dem Irischen und dem Phönizischen, die heiligen Gebirge und Tempel ic. ausgestellt worden: — über alle diese Gegenstände verbreitet sich der Berf. mit ungcmeincm Scharfsinn und einer außerordentlichen Gelehrsamkeit. Er hat es nicht an Mühe fehlen lassen, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen, und woher und von welcher Seite er nur immer Licht schaffen konnte, suchte er es auf, um Vieles aufzuhellen, was bisher durch Pedanterie oder Vorurtheil entstellt war. Durch ihn ist dem ver jährten Trugschlusse die nüchterne Wahrheit entgegcngestcllt, die schmeich lerische Tradition ihrer Hülle beraubt und ihrer ursprünglichen Gestalt wiedcrgegeben, so wie die Gesänge der Barden und der Aberglaube, den Jahrhunderte geheiligt, endlich einmal aufgeklärt worden, um nicht mehr zur Bekämpfung der Wahrheit oder zur Beschönigung eitler und thö- richter Einbildungen zu dienen. Bei Gelegenheit der Aufklärung der sonst so allgemein verbreiteten Milesischen Sage von dem Ursprung der Irländer zeigt c« sich, wie die Natur des Dichters gegen den Histori ker ankämpft. Es wird dem Ersteren schwer, das einjuräumen, was der Letztere kalt von ihm verlangt. „Es ist", sagt Moore, „ein betrübendes und unangenehmcs Ge schäft, besonders für Einen, der von früher Jugcnd auf daran gewöhnt ist, die alten Schicksale seines Vaterlandes nur durch das Medium der Poesie und der Begeisterung zu sehen, nun aus einmal, in Folge der ernsten Mahnung der historischen Wahrheit, nicht nur seine eigenen Täuschungen über den Gegenstand aufzugeben, sondern auch noch selbst dazu bcizutragen, Anderen, die sonst keinen Beruf dazu suhlten, ihre Lieblings-Träume und Zrrthümer schwinden zu machen. Wer sollte sich darüber wundern, daß der Volksglaube in Irland so lange eine Sage gehegt und gepflegt, die dem Nationalstolze so schmeichelhaft war! Ein Volk, das stets gegen die Ungunst des Geschicks zu kämpfe» hatte, konnte nur mit Begeisterung die eingebildete Epoche der Milesischen Tage ansnebmen, wo der Ruhm der Waffen und der Künste und alle Segnungen der Civilisatio» im Gefolge ihrer heroischen Ahnen von den Küsten von Spanien her aiikamen, so daß bisher Niemand, außer den gemeinen Herabwürdigcrn Irlands von der herrschenden Partei, je daran gedacht, die Authentizität einer Legende in Frage zu ziehe», an der eine ganze Nation eifrig hing und die die traurige Bestimmung batte, durch das Phantom historischen Ruhmes für den Verlust der wirklichen Un abhängigkeit und der wahren Größe zu trösten. Selbst in unseren Ta gen unterließen die gelehrtesten Geschichtsforscher, die das alle Irland beschrieben, es nie, die Fabel von der Milesischen Bevölkerung mit ein- zuflechtcn, und manche unter ihnen haben cs sogar versucht, dieselbe zur historischen Wahrheit zu erbeben. Allein gerade unter ihren Händen mußte das Trugbild verschwinden, und alle Anstrengungen des Scharf sinns mußten scheitern, indem dasselbe sich in keiner Weile von den für ihre respektivcn Mutterlande gemachten Erfindungen eines Hunibald, Suffridus, Geoffrey, Monmouth und anderer Aehnlichcn unterschied, cs scy denn, daß cs mit etwas mehr Kunst verwebt und von dem be geisterten Volke adoptirt wurde, dessen Ehrgeiz es schmeichelte und dessen verletztem Stolze es zum Tröste gereichte." Der alte Aberglaube der Irländer — ihre Sprache — die Ogham- sche Schrift — die ursprüngliche Bevölkerung des Landes — die Os- sianischen Dichtungen — die Heroen und Barden — die Jurisprudenz unv die Religion — ihre inneren und auswärtigen Kriege — die Ein führung des Christcnthums — die Mission St. Patrick'« — die Iri sche Poesie und Musik — der Fortschritt der Irländischen Misstons- Gesellschastcn im Auslande — die Nortbumbcrische Invasion von Ir land — das Leben und der Charakter des John Scotus — der Acker bau, die Künste und die natürlichen Hülfsguellen Irlands — die Gesetze von Brehon — alles dies ist von dem Verfasser sorgfältig behandelt und mit deni größten Fleiße ansgeardeitct, von den Entstellungen und Verkehrtheiten der Ignoranz befreit und zu dem gebührenden Range der historischen Glaubwürdigkeit erhoben worden. ") Bibliographie. Ilintnrinal -chotcst nf tbe art af »oulnlure in »voll. (Geschichte der Holzschneidekunst.) Von R. F. Williams. 8 Sh. Eine Deutsch- Ueberscyun- dieses Werke« ist, so viel un« bekannt, eben, satt« schon angckündigt worden.