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Mchcch-IkitW Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde, Nr. 29. 54. Jahrgang Donnerstag, den 8. März 1888 80 50 35 85 13 36 8335 1912 13886 29 49 bild der Entwickelung und — des Verfalles des gegen wärtigen französischen Staatswesens. Wilson selbst, der Spieler, der den entscheidenden Wurf verlor, der Politiker, der das Ziel seines Ehrgeizes nie erreichte, der Spekulant, dem die gewonnenen Millionen unter der Hand zerschmolzen, der Abenteurer, der auf der Jagd nach dem Glück in den Abgrund stürzt, erregt in uns das Mitleid, das wir dem verlorenen Leben, dem verfehlten Streben eines reichbegabten Menschen nie versagen können; und wenn wir über ihn ein Urtheil fällen wollen, so müßte es mit ihm zugleich die Zeit und die Menschen, unter denen er wirkte, treffen. gekaufte Staatspapiere, zurückgezahlte Spareinlagen. Zinsen. zurückgezahlte Stammeinlage. 72Z5^ Befördert wurden 2,613,531 Kilogramm Güter. Der Versandt von den Güteragenturen ist hierin nicht mit inbegriffen. 24212 Mark 78 Pf. Summa der Ausgabe. — In dem an großen, schönen Bäumen reichen Forstbezirke Nassau wurde kürzlich eine Tanne ge fällt, die am Fuße einen Durchmesser von l,ti Meter besaß und an deren Schnittfläche 250 Jahresringe ge zählt wurden. Pretzschendorf. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat Februar 84 Einzahlungen im Betrage von 8134 M. 90 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 29 Rück zahlungen im Betrage von 2139 M. 13 Pf. Die Ge- sammt-Einnahme in diesem Monat betrug 10,042 M. 29 Pf. in 112 Kaffenposten, die Ausgabe 18,892 M. 79 Pf. in 38 Posten. 4 Poffendorf. Am vergangenen Montag wurde der Bergarbeiter Richard Gehlert, welcher am 25. Februar auf dem zum Hänichener Kohlenbergwerke ge hörenden „Berglustschachte" verunglückte und einige Tage später an den erhaltenen Wunden starb, unter zahlreicher Betheiligung seiner Vorgesetzten und Be rufsgenossen, sowie aller bergmännischen Ehrenerweisun gen, auf hiesigem Friedhöfe beerdigt. Der Verstorbene hinterläßt eine Wittwe und 3 Kinder. Noch sei be merkt, daß vor beinahe 2 Jahren der Bruder des Ver unglückten, Bergarbeiter H. Th. Gehlert, an einer Fuß wunde, die er sich bei seiner Arbeit im Kohlenschachte zugezogen hatte, auch starb. Liebenau. Bei dem hiesigen Gutsbesitzer August Dittrich mußte am 3. März der Kadaver einer Kalbe vergraben werden, da letztere nach dem Gutachten des Herrn Bezirksthierarztes Lehnert aus Dippoldiswalde mit Milzbrand behaftet war. Dittrich besitzt noch weitere 13 Stück Rinder, welche bei vorgenommener Untersuchung durchgängig gesund erschienen. Dresden. Durch königliches Dekret ist der Schluß des gegenwärtigen Landtages auf Freitag, den 23. März, festgesetzt worden. — Die Zweite Kammer überwies am 6. März das Dekret, den Bau mehrerer Sekundäreisenbahnen betr., an die Finanzdeputation L, und das Dekret, die Anstellung eines Professors für mittlere und neuere Kunstgeschichte am Polytechnikum und an der Kunst akademie betr., der Finanzdeputation a.. Auf den Rechenschafts-Bericht über den Staatshaushalt 1884/85 wurde der Staatsregierung Decharge ertheilt. — Von den 12 durch die letzten Schneestürme unfahrbar gemachten sächsischen Eisenbahnlinien sind nur noch Annaberg Weipert und Marienberg-Reitzen hain gesperrt, während die Strecke Löbau-Pommritz nur eingleisig befahren werden kann; alle übrigen sind dem Verkehre zurückgegeben. Freiberg. In diesen Tagen ist der für die hiesige Jngenieur-Abtheilung beschaffte Schneepflug zur An lieferung gelangt. Derselbe ist in der Form eines Tenders erbaut, an dessen Vordertheil sich die Vor richtung zur Beseitigung deS Schnees von den Geleisen Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 7. März. Es sind nur noch 14 Tage bis zu Frühlings Anfang, und obschon es zur Zeit noch gar nicht frühlingsmäßig aussieht, so halten wir uns doch an das bekannte Geibelsche Hoffnungswort: Und stürmt der Wlnter noch so sehr Mit trotzigen Geberden, Und wirst er Schnee und Eis umher, Es muß doch Frühling werden. schon jetzt, trotz der offenbaren Anhänglichkeit, Und schon jetzt, trotz der offenbaren Anhänglichkeit, die der rauhe Winter unserem Erdtheile in diesem Jahre widmet, ist es an der Zeit, für die kommenden Tage, von denen der Kranke und Schwache Genesung und Kräftigung erwartet, bedacht zu sein. Selbst wenn sich die gefaßten Pläne auch erst im Sommer aus führen lassen sollten, vorgearbeitet und gesorgt muß schon jetzt werden. Die Thätigkeit der Ferienkolonien wird darum jetzt schon lebhafter als bisher. Wir senden zwar keine dergleichen Kolonien auS, haben aber voriges Jahr den Anfang mit einer Milchkur für schwache, blutarme und schlechtgenährte Schulkinder gemacht, zu welcher das Lehrerkollegium die erste An regung gegeben hat. Wie wir hören, soll in der nächstens erscheinenden Schulschrift Näheres über den veranstalteten Versuch mitgetheilt werden, aber schon jetzt wollen wir mittheilen, daß durch einige bisher eingegangene freundliche Spenden ein kleiner in der Sparkaffe angelegter Fond von beiläufig 29 M. 28 Pf. angesammelt ist, an dessen Vergrößerung es gewiß nicht fehlen wird, wenn wir mit dieser Mittheilung die Bitte verbinden, demselben bei Gelegenheit thätige Theilnahme zuzuwenden. — Nächsten Montag wird, wie aus einer Bekannt machung der hiesigen Bahnverwaltung h-rvorgeht, auf unserer Bahn wieder ein sogen. Theaterextrazug von Hainsberg nach Kipsdorf abgelaffen werden. Der selbe dürfte, da in Dresden der Frühjahrsmarkt ab- ßehalten wird, sehr zahlreich benutzt werden. — Die Zusammenschüttung-der im vergangenen Jahre gesammelten Cigarrenabschnitte soll nächsten Sonnabend Abends im Gasthof zu „Stadt Dresden" vorgenommen werden. — Wir werden gebeten, zu berichtigen, daß die am letzten Februar geschossenen Hirsche nicht aufUlbern- dorfer Revier erjagt worden sind. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat Januar gestaltete sich rn folgender Weise auf den 6108 65 12 4654 5054 25 11384 186 428 27919 Jnferate, ««Ich« bei d« bedeutenden Auflage det Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, »erden mit 10 Psg- di« Spalten»«!« »der oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und compkicirte Inserat« mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell«» Theile, di- SpaltenM» 20 Pf«. Dtt AiWW der Wson-Mre. Die seltsame Ordensskandal-Affaire in Frankreich, welche, von dem „Fall" Limousin-Caffarel ausgehend, immer weitere Kreise ziehend, bis zum Sturze des Ministeriums Rouoier und zum Rücktritt des Präsi denten Grevy führte, hat in voriger Woche ihren „effektvollen" Abschluß vor dem Pariser Zuchtpolizei gerichte gesunden. Von demselben ist der Abgeordnete Wilson, der Schwiegersohn Gcevys, wegen Ordens handels zu zweijährigem Gefängniß nebst einer hohen Geldstrafe und mehrjährigem Ehrenrechtsverlust ver- urtheilt worden und mit diesem Verdikt gehört der Mann, dec in Frankreich noch vor einem Vierteljahre in seiner Stellung als Schwiegersohn oes damaligen Staatschefs als nahezu allmächtig gelten konnte, heute gesellschaftlich und politisch zu den Todten. Aber ehe über den Namen Wilson vollständig zur Tagesordnung übergegangen wird — um den parlamentarischen Aus druck zu gebrauchen — dürfte ein nochmaliger Rück blick auf die Lausbahn dieses Mannes nicht ohne Interesse sein, denn sie ist in mancher Beziehung charakteristisch für die Dinge und Menschen im heutigen Frankreich. Wilson, der Sohn des von jenseits des Kanals nach Frankreich eingewanderten Hauptunter- nehmers der Pariser Gaswerke, hatte von seinem Vater ein nach Millionen zählendes Vermögen geerbt. Aber nur wenige Jahre brauchte der junge Wilson, Um in dem tollen Strudel des Pariser dißb-Iito die väter lichen Millionen bis auf eine bescheidene Rente, die ihm seine Familie rettete, zu vergeuden und schon da mals begannen die finanziellen Verlegenheiten Wilsons. Da kam der 28jährige junge Mann — es war im Jahre 1868 — auf den Einfall, sich auf die parla mentarische Karriere zu werfen und wirklich wurde der junge Lebemann in Tours zum Generalrath gewählt, Dank dem außerordentlichen Neichthum und persönlichen Einflüsse seiner in der Touraine begüterten Schwester, der Wittwe des Chemikers Pelouze. Hiermit tritt Wilson in das öffentliche Leben ein und in verhältniß- mäßia rascher Zeit klimmt er die Stufenleiter zu seiner schließlichen Stellung hinan, begünstigt durch ein eigen- thümliches Zusammenwirken günstiger Umstände. 1870 gehörte er dem Komitee für die nationale Vertheidi- gung in Tours an, wo er mit Grevy und Thiers näher bekannt wird, dann entsendet ihn das Departement Indre et Loire als Abgeordneten in die National versammlung und später in die Deputirtenkammer, wo der gewandte und ehrgeizige junge Politiker bald groben Einfluß erlangt. 1877 wird Wilson in die wichtige Budgetkommission gewählt, 1879 erhält er das Unterstaatssekretariat im Finanzministerium, im nächsten Jahre vermählt er sich mit der einzigen Tochter Grevys und als Schwiegersohn des Staatsoberhauptes wird Wilson der einflußreichste Mann der Republik. Wie Wilson diese Stellung ausgebeutet, ist bekannt. Hatte er sich schon vorher mit allerhand dunkele» Spekulationen abgegeben, so betrieb er nunmehr das Geschäft des „Geldmachens" im Großen und scheute er sich nicht, zu diesem Zweck die anrüchigsten Ver bindungen anzuknüpfen. Aktiengründungen, Bank geschäfte, Finanzspekulationen, kurz. Alles betrieb Wil son, Hoch und Niedrig, angesehene Männer, wie Abenteurer der schlimmsten Sorte mußten ihm bei seinem Streben, den Staat zu persönlichem Gewinn auszubeuten, dienen. Der noch nicht einmal vollstän dig aufgeklärte Ordenshandel ist lediglich ein specielles Moment in diesem Treiben. Durch eine Verkettung eigenartiger Umstände ist nun Wilson von seiner stolzen Höhe herabgestürzt worden und man muß sagen, daß ihm nur die gerechte Strafe für seine Handlungen wurde. Aber wenn er sein verwerfliches Treiben jahre lang unaestraft sortsetzen durste, so begünstigten dies eben die faulen Zustände, die sich in der dritten franzö sischen Republik allmählich herauSgebildet haben, und ganz gewiß bildet die Laufbahn Wilsons eiü Spiegel- — Geschäfts-Bericht des Vorschußvereins für Dippoldiswalde und Umg. auf Monat Februar. Einnahme: Mark 83 Pf. Kaffenbestand vom vor. Monat. Stamm-Einlagen. Eintrittsgeld. Spareinlage, verkaufte Staatspapiere. Zinsen von Staatspapieren, zurückaezahlte Vorschüsse. Provision. Zinsen. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Mark 82 Pf. Summa d?r Einnahme. Ausgabe: Mark — Pf. gegebene Vorschüsse. - 29 ' - - 84 - 65 „Wei-erttz-Zeitung «-scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg-, zweimonatlich 84 Pfg., eimnonatlich 42 Pfa. Einzeln« Nummer« 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie Die Agenten nehmen Be stellungen an. einzelnen Stationen und Haltestellen: Tourbillets. TagcSbillets. Militär- 11. lll. II. III. billets. Hainsberg. 33 495 63 457 6 Dresden . 33 240 63 529 9 Dippoldisw. 39 591 148 1221 17 beim Zugs. 49 1043 67 2157 25 Sa. 154 2369 341 4364 57