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jeden Wochentag früh 28 1^ 1^ vierteljährlich 15 Ngr. S Uhr. Jnseratewer- MM UH EU-/» M TH U" Inserate werden die den bis Nachmittags gespaltene Zeile oder 3 Uhr für die nächst- " deren Raum mit 5 erscheinende Nummer AI T° berechnet. Amtsblatt des Königl- Bezirksgerichts zu Freiberg, der Königl. Gerichtsämter zu Freiberg, Sayda und Brand und der Stadträthe zu Freiberg und Sayda. 23. Freitag, deu 29. Januar. 1858. Tagesgeschichte. Zwickau, 24. Januar. (D. A. Z.) Die Eröffnung der Zwickau-Glauchaer Bahnstrecke für den Kohlentransport hat in Chemnitz den Wunsch, daß die Würschnitzer Bahn auch bald eröffnet werden möge, noch lebhafter angeregt. Dem Vernehmen nach will jedoch das Finanzministerium, wenigstens unter den contractlichen Bedingungen (von jedem transportirten Scheffel 1 Ngr. an die Eisenbahngesellschaft abzugeben), die Würschnitzer Bahn nicht eher eröffnen, als bis die Zwickauer ganz fertig ist, was vor Mitte des Sommers schwerlich erwartet werden kann. Nach den Bauberichten, welche, nebst einer summarischen alle einzelnen Conten enthaltenden Uebersicht des Kassenbcstands, allmonatlich vom Direktorium den Ausschußmitgliedern mitge- theilt werden, sodaß jeder Actionär stets bequeme Gelegenheit hat, sich vom Stande der Sache zu unterrichten, waren Ende December von der 21,611 Ellenlangen Bahn, von welcher aber vorläufig nur 20,WO Ellen gebaut werden sollen, bereits 19,500 Ellen Planie fertig und 9500 Ellen Gleis gelegt; von 16 Bahn wärterhäusern waren 14 ihrer Vollendung nahe, und es unter liegt wohl keinem erheblichen Zweifel, daß die Bahn in den ersten Frühlingsmonaten in Betrieb gesetzt werden kann; voraus gesetzt nämlich, daß die Kohlenwerke bis dahin.es zu einer Höhe der Förderung bringen, welche es dem königlichen Finanzmini sterium und der Eisenbahngesellschaft möglich machen, einen beide Theile befriedigenden Contract auf die Zwischenzeit bis zur Eröffnung der ganzen Zwickauer Staatsbahn über den Strecken betrieb von Chemnitz bis Wüstenbrand und von da bis Würsch nitz abzuschließen. Dem Anschein nach ist übrigens im laufen den Jahre eine nicht unerhebliche Vermehrung der Kohlcnpro- duction zu hoffen, da der Karlsschacht, welcher im Begriff steht, seinen Zweigbahnbau zu beginnen, mit Aufstellung einer zweiten Maschine beschäftigt ist, der ganz neue Vereinigungsschacht, der wohl 1000 Scheffel täglich sollte liefern können, mit der För derung begonnen hat, und auch der Ottoschacht Hoffnung haben soll, mit einer Production von etwa 150,000 Scheffeln den Er trag des Jahres 1858 zu vermehren. Zwickau, 26. Januar. Sicherem Vernehmen nach hat Kutschke gestern Nachmittag halb 6 Uhr eingestanden, die Günther'schen Eheleute in Callnberg ermordet und beraubt zu haben. Unmittelbar nach vollbrachter That hat er sich rasirt und sich eine Mahlzeit Kartoffelstückchen und Schweinefleisch ge kocht und dieselbe genossen. Dippoldiswalde, 24. Januar. Am gestrigen Tage wurde in unserer Stadt ein Fund gethan, wie er hier seit Mcnschengedenken nicht vorgekommen ist. Um die dritte Nach mittagsstunde erschien in hiesiger Garküche eine ärmlich gekleidete Frau mit einem Tragkorbe auf dem Rücken und beabsichtigte, hier des Inhalts dieses Korbes, eines kleinen, ungefähr acht bis zehn Wochen alten Mädchens, sich zu entledigen. Im Schulhause verbarg sie das Kind in einem der in der Haus flur stehenden Kinderwagen und entfernte sich, die Kleine ihrem Schicksale überlassend. Der arme, in sehr dürftigem Zustande angetroffene Findling wurde einstweilen in der Behausung eines Lehrers untergebracht, bis er nach erfolgter Anzeige an die Polizeibehörde im hiesigen Hospitale Aufnahme fand. Bis jetzt ist noch Nichts von der Unbekannten zu entdecken gewesen; hoffentlich gelingt es aber noch, zu ermitteln, von wem das Verbrechen begangen worden ist. Wien, 24. Januar. Für die durch die Pulverexplosion in Mainz Verunglückten sind aus den verschiedenen Theilen der Monarchie bis 16. d. M. eingeflossen und ihrer Bestimmung zugeführt worden: zusammen 411 Ducaten und 112,255 fl. (eine NationalanlchenSobligation 5 50 st., 3 Napoleond'or, 1 Fünfsrankenstück, 10 Thlr. pr. Cour., 4 fl. R. W., 1 B. Thlr.). Werden hierzu die bekannten Beiträge Sr. k. k. apostolischen Majestät und Ihrer Majestät der Kaiserin mit 22,000 fl. und jener der Mitglieder des Kaiserhauses mit 19,000 fl. zugeschlagen, so stellt sich das Gesammtergebniß aus 153,255 fl., 411 Du caten und di» angeführten speciellen Beträge. Uebrigens sind die Sammlungen noch keineswegs als abgeschlossen zu be trachten. In Böhmen haben sich die Katzen an ihrem Leibgericht, das Heuer so gut gerathen war, an den Mäusen, überfressen. Man schreibt wenigstens die Seuche, die unter ihnen ausgebro chen ist, ihrem allzugroßen Eifer in Vertilgung der Mäuse zu. Prinz Adalbert von Baiern wird sich mit einem großen Gefolge nach Athen begeben, um dem 25jähr»gen RegierungS- Jubiläum seines königlichen Bruders beizuwohnen. Hannover. Der Berliner Börsen-Zeitnng schreibt man aus Peine vom 25. Jan.: „Leider habe ich Ihnen eine uns hier tief erschütternde Neuigkeit mitzutheilen. Nachdem am 21. Jan. der Bankier C. Hostmann in Celle, vormals Mitbe sitzer der Firma Warneke's Wittwe, bei dem dortigen Amtsge richt seine Insolvenz angezeigt und ihm infolge dessen die Dis position über sein Vermögen entzogen worden, hatte sich derselbe ) am 23. Jan. vom Hause entfernt und war am darauf folgenden Tage noch nicht zurückgekehrt. Umstände ließen auf eine Selbst- ! eutleibung schließen. Diese Annahme wurde nun gestern durch die Auffindung der Leiche in dem nahen Flusse bestätigt. Welche Verhältnisse einen so starken Geist zu einem so schrecklichen Schritte bewogen, ist bis jetzt natürlich noch nicht bekannt. Hostmann war bei einer großen Menge industrieller Unterneh mungen betheiligt, und es wird deshalb die Ordnung der Ver hältnisse voraussichtlich eine lange Zeit beanspruchen." Das Celler Tageblatt schreibt unterm 24. Jan.: „Gestern sah man alle Capitalisten und wohlhabenden Landleute in der Stadt, welche bei Hostmann ihre Gelder auf Aktien gegeben oder mit dem Hostmann'schen Hause in Geldverbindung stehen. Die Bauern haben mit Gewalt ihr Geld verlangt; man hat des halb, um rechtswidrige Handlungen zu verhüten, eine Schutz wache aufgestellt. Viele Familienväter, welche ihre kleinen Ca- pitalien von einigen Hundert Thalern Hostmann anvertrauten und auf Aktien gaben, beklagen nun ihren Verlust. Man fürchtet, daß dieser Fall noch mehrere zur Folge haben wird." Der alte Kästrich in Mainz, der durch daS Aufstiegen des Pulverthurms zerstört worden ist, war ein römisches Castrum oder Lager und liegt so vortheilhast, daß der deutsche Bund ihn ankaufen und befestigen will. Der Kästrich wird dann ein Haupt werk der wichtigen Festung. Bern, 22. Januar. Der BundeSrath verlangt von der Genfer Regierung strenge Untersuchung über die Aufführung und Haltung der in Genf lebenden italienischen Flüchtlinge wäh rend der letzten Zeit. Aus Paris vom 20. Jan. wird der Kölnischen Zeitung geschrieben: Folgende Notizen, zur Biographie des Anführers des scheußlichen Attentats, Pierri, gehörig, dürften nicht ohne Interesse sein. Pierri hat etwa ein Jahr in Ihrer Provinz, und zwar in Düsseldorf, gelebt. Im Jahre 1855 ist er als Lehrer mit drei Söhnen einer englischen Familie (Leester) dort hin gekommen; in seiner Begleitung befand sich eine Gouver nante mit einer Tochter derselben Familie. Pierri gab zugleich Privatunterricht im Französischen und Italienischen und hatte augenfällig ein Verhältniß mit jener Gouvernante. Als letztere aber plötzlich mit einem andern Herrn durchbrannte, reiste er nach Brüssel, wo er die Kinder ihrem Vater, der sie dort er wartete, übergab. In Düsseldorf fiel er durch sein excentrisches