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un- Tageblatt Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brandt Erscheint jeden Wochentag Ab-ndS 7 Uhr für den /MO IF / anderen Tag. Preis vierteljährlich 2 Mt. 2SPfg. «/ f- M. » « . zweimonatlich 1 Mk. 50 Pfg. u. einmonatlich 7ö Pg^ Inserate werden biS18^6. angenommen. Prei» ^?I.«^°rtS Außerhalb deS LandgerichtSvezlrr Verantwortliche Leitung: Georg »urkhardt. ' — SS. Jahrgang. Sonnabend, de» 1. Angnst. Nach«. 7« Schluß deS Fahrkarten. Ermäßigte Fahrkart'enprelse." Siebentägige' Fahrkartengültigkeit. stn Wie aus London gemeldet wird, gilt es dort nunmehr als be- gi» 11« 9«° Politische Umschau. Freiberg, den 31. Juli. Aas Ia-an von mst. Von Contre-Admiral Reinhold Werner. H. Kleider und Sitten. (Nachdruck verboten.) rasirten Schädel gelegt. wurden nur bei offiziellen Gelegenheiten getrage Frauen war der der Männer sehr ähnlich. D, jedoch bis über die Füße zur Erde uno wurde t Sonderzng «ach dem Sonntag, den 9. August 1 Zd» 5^ Vorm, 8 aus Dresden-Altstadt m - an dem Abbild der Natur zu erfreuen, die er so sehr liebt und mit vollem Herzen zu genießen sucht. In diesen Miniaturschöpf ungen finden wir einen solchen Schönheitssinn, eine solche Liebe zur Natur, daß daS Volk unS schon dadurch sympathisch wurde und wir unS sagten, daß in ihm ein guter sittlicher Kern stecken müsse, wenn solche Gefühle einen ganz allgemeinen Ausdrnck suchten und fänden. Ebenso schön waren die Friedhöfe und stets an romantischen Punkten angelegt. Man konnte sie nur anmuthig und lieblich nennen und die Pietät der Japaner gegen ihre Todten sprach sich darin rührend aus. Die Grabstellen waren kleine viereckige Plateaus, mit einem Steine bedeckt, auf dem sich ein Denkstein erhebt. Alles umher war sauber gehalten, von Fichten, Azaleen und Kamellien beschattet, das Anziehendste aber der wöchentlich mehrere Male erneuerte Blumenschmuck. In den Sockel der Grabsteine waren Vertiefungen gehauen: in sie Paßten kleine Bambustöpfe für die Blumen find so glichen auch die Friedhöfe schön gehaltenen Gärten. Von Natur fanden wir die Leute auS dem Volke stets freund lich, zutraulich, bescheiden und entgegenkommend und nie hat ein Mißton unser gegenseitiges Verhältniß gestört. Ihre große, von Korff ost gerühmte Herzensbildung gab sich namentlich bei den Volksfesten kund, denen wir beiwohnten. Bei einem derselben zu Ehren des Windgottes Stampione waren über 10000 Menschen auf einer Hochebene bei Nagostati versammelt. Sie vergnügten sich auf harmlose Weise mit Steigenlassen von Tausenden von Drachen, liegend im Grase, picknickten und tranken recht viel Saki (schwacher Reisbranntwein) dabei, den die Japaner sehr lieben, obwohl er nicht einmal den europäischen Matrosen schmeckt. Ueberall wurden wir freundlich eingeladen, uns zu ihnen zu setzen > und an ihrem Mahle theilzunehmen. Gegen Abend war wenigstens oie Hälfte der Anwesenden angeheitert, aber nicht eine einzige Rohheit oder Gemeinheit haben wir wahrgenommen. Alles war lustig und ausgelassen, behielt aber stets eine angemessene Grenze, wie man es in unseren sogenannten civilisirten Staaten nie finden wird. In Glaubenssachen fanden wir die größte Toleranz. Theilweise waren die Japaner Buddhisten, theils Bekenner des alten einheimischen Sinto- oder pantheistischen Kultus, während die oberen Klassen keinem von beiden auge- hörten, aber die äußeren Formen beobachteten. Es ist daher auch wahrscheinlich, daß die jetzt gestatteten Christenmissionen bald große Erfolge Haven werden. Die Ehen in Japan dürfte man gute nennen, obgleich Liebe in unserem Sinne selten das Motiv ist und man sie wohl kaum kennt. Schon das Recht des Mannes, Nebenfrauen zu halten, deren Kinder bei dem Volke von der rechtmäßigen Frau adoptirt werden müssen, während sie beim Adel keinerlei Rechte genießen, spricht dagegen. Nie wird jedoch ein Mann seine Frau miß handeln oder auch nur schimpfen. Die Anstandslehren, welche Herkommen und Erziehung für alle Schichten der Bevölkerung zum Gesetz, erhoben haben, werden stets beobachtet, was wohl auch einzig dasteht. Nur ein Punkt bei dem sonst so gesitteten Volke erregte unser Befremden: der Mangel an Scham. Wir waren oft entrüstete Zeugen der Vorgänge im Innern der Häuser, das Lem Blicke der Vorbeigehenden offen lag. Man sah die Frauen und die Töchter auch der wohlhabenden Einwohner aus dem Bade steigen und sich unbekümmert um Fremde im Freien abtrocknen, in den öffentlichen Badeanstalten badeten beide Geschlechter, Alt und Jung, durcheinander in adamitischem Kostüm und die jungen Mädchen genießen im Umgang mit Männern die denkbar größte Freiheit, während dies bei den Frauen völlig aus geschlossen ist. Die allmähliche Verbreitung der westlichen Civili- sation und des Christenthums wird aber wahrscheinlich dieser Auch in ihrer Bekleidung und am Körper sind die Japaner f ungemein sauber. Erstere war damals ebenfalls bestimmten Vorschriften unterworfen und im Allgemeinen einfach. Bei den ' Männern bestand sie aus einem schlafrockähnlichen, durch eine i Schnur zusammengehaltenen Kleidungsstück von Baumwolle oder 1 Seide und stets dunkler Farbe. Die Beinkleider reichten bis zum ° Knöchel; beim niederen Volke waren sie aus Baumwolle und « eng anschließend, beim Adel und Beamten weit '->d aus Seide, i Hemden kannte man nicht, die Füße Zeckten in w ßen Strümpfen, als Schuhe dienten Strohsandalen, die man überall für 10 Pfg. wüste, öder bei schlechtem Wetter Galoschen mit darunter genagelten Holzstäbchen. Wohlhabende trugen über dem Rock noch eine bis auf die Hüften fallende Jacke, deren weite Aermel mit Taschen zur Aufnahme kleiner Bedürfnisse, namentlich der Bücher dienten, deren Blätter als Schnupftücher gebraucht wurden. Die Haar tracht war der Zopf, aber nicht lang und hinten herabhängend, wie bei den Chinesen, sondern kurz und nach vorn über den ab- Kopfbedeckungen auS Bambusgeflecht bei offiziellen Gelegenheiten getragen. Die Tracht der der der Männer sehr ähnlich. Das Oberkleid reichte jedoch bis über die Füße zur Erde und wurde durch einen breiten Seidengürtel zusammengehalten. Oberhalb des letzteren ziemlich < lose, war eS nach unten straff in die Länge gezogen, so daß darin I nur kleine Schritte gemacht werden konnten. Im Gegensatz zu 1 der einfarbig und dunkel gehaltenen Männerkleidung war die der 1 Frauen jedoch stets hell und von leuchtenden Farben, deren Aus- > Wahl einen guten Geschmack nach unseren Begriffen verrieth, und < man sah vielfach kostbare Stoffe. Der Aufputz deS mit Pracht- ! vollem schwarzen Haar geschmückten Kopfes bildete ein Studium < und eine Kunst des schönen Geschlechts, dessen Herstellung Stunden i und Hilfe Anderer erforderte und zu dessen Schonung jenes ' eigenthümliche Kopfkissen erfunden wurde. Reich und Arm unterschieden sich dabei nur durch die größere Kostbarkeit der durch die Haarlocken gesteckten Spangen, aber nie haben wir auch arbeitende Frauen, Dienstmädchen oder Straßen kehrerinnen mit vernachlässigter Haartracht gesehen; stets waren sie sauber gekämmt. Eine so kunstvolle Haartracht vertrug natürlich keine Kopfbedeckung. Bei Frauen war zwar eine weiße Mütze vorgeschrieben, sie wurde aber nur lose aufgelegt. Junge Mädchen erkannte man daran, daß sie die Schleife und Gürtel hinten, während die Frauen sie vorne trugen, sodann aber auch daran, daß sie nicht wie die Frauen durch Gesetz und Sitte ver pflichtet waren, sich die jchönen Augenbrauen abzurasiren und die Zähne schwarz zu färben. Dagegen gewannen sie in unseren Augen nicht sehr durch die Vergoldung ihrer Lippen. Ebenso wenig konnte uns das allgemeine Weißschminken bis zum Halse hinter gefallen; ohne dasselbe würden sie besser ausschauen, da sie rothe Backen, angenehmere Züge und hellere Hautfarbe als die durchgängig unschönen Männer hatten und die Tracht sie vorzüglich kleidet. Einzelne von ihnen waren so reizend, daß sie in europäischen Kreisen Aufsehen erregt haben würden. Rauchen war bei beiden Geschlechtern ganz allgemein. Nirgends fehlte am Gürtel das zierliche Täschchen mit Pfeife und Tabak. Erstere sind sehr klein, das Rohr aus Polirtem Bambus, der Kopf aus Messing und nicht größer als ein Eicheluäpfchen, so daß er nur drei bis vier Züge gestattet, deshalb verunzierte däs Rauchen auch nicht. Der bekannte Weltreisende Baron von Korff sagt in seiner Beschreibung Japans über den Charakter der Be völkerung, er habe nirgends eine liebenswürdigere und herzens gebildetere gefundeu als sie. Ich kann diesem Ausspruche nur voll beistimmen und als wir damals nach unserem einjährigen Aufenhalte das schöne Land verließen, fühlten wir wirkliches Heimweh nach ihm und den guten in ihm weilenden Menschen. In gewisser Beziehung sind die Japaner sehr prosaisch. Während in vielfacher Beziehung ihre Industrie ans einer sehr hohen Stnfe steht, die wir bis jetzt noch nicht haben erreichen können, geht ihnen der höhere Sinn für Musik, Malerei und Dichtkunst nach unserer Auffassung ab, aber daß sie ein tief und schön empfindendes Gemüth besitzen, lehrte uns schon em Vuck auf ihre Gärten und Kirchhöfe. Erstere fehlten bei keinem Hause; bei der Raumbeschränkung in den Städten waren sie oft nur wenige Quadratmeter groß, aber mit einer Sorgfalt und Zierlich keit gepflegt, die bewunderungswerth ist. Alles war in ihnen verzweigt, aber nicht etwa wie in China in Folge verdorbenen Geschmackes, sondern nur um den kindlichen Sum des Japaners Bekanntmachung. Das städtische Schwimmbad bleibt während der Zeit vom 3. bis mit L«. August Wege« vorzunehmender Baulichkeiteu geschloffen. Freiberg, am 81. Juli 18S6. Der Stadtrath. - SLsster. Kam. Die Grundsteuer und die Aulage vom Grundbesitz^ N-dLE/L d«v °°" b-M°Mch „ü 1 Pr°M> ... - . vom 1. bis mit 14. August dieses Jahres an die Stadtsteuereinnahme hier zu entrichten. Freiberg, am 2S. Juli 1896. Der Stadtrath. LkvrlnarS. Wgdt. Unsitte auch bald ein Ziel setzen. Nimmt man dies alles zusammen und fügt noch hinzu, daß der Japaner, der außer Ehrgeiz auch ein ungemein feines Gefühl für Ehre besitzt, tapfer, körperlich sehr abgehärtet ist, außer ordentlich geringe Bedürfnisse hat und neben einer staunens- werthen Nachahmungsfähigkeit Fremdes nicht nur der Form, sondern auch dem Geiste nach erfaßt, so darf man sich nicht wundern, daß das Heer des Jnselreiches China so glänzend zu Boden geschlagen hat, und nun dahin strebt, in Ostasien eine dominirende Stellung einzunehmen. Es hat auch ein Recht dazu, denn es ist die geistig und körperlich tüchtigste Nation in jenem Welttheil. Verkaufs am . 8. August, Abends » «Utlikb zu erhaltende Neberstcht. Näheres ergiebt die bei den beteiligten Stationen unentg cy Dresden, am 22. Juli 1896. - Staatseisenbaynen. Königliche Generaldirettion der Sächsische - L. Iso. 6910 0 I. HoSi»»»» — i kommt. Eine recht bemerkenswe^V^ augenscheinlich zwischen den Eg^ ll Gazette" an erster Stelle, will, bringt die Londoner „Pall r.^^,zchtigt zu konstatiren. Dies Blatt schreibt Folgendes : „W^ des daß die Königin aus persönlichen Gründen o schmerzlich deutschen Kaisers von Cowes m diesem dem echen empfindet; der jährliche Besuch des s Familienangelegen- vffiziellen Erscheinen oes Monarch Bedeutung, heit betrachtet und hatte für Ihre Mil diesem Jahre Ls ist sehr wohl möglich daß der Kaffer später m ^^°lche im Stande sein wird, Ihrer Maiestätz » § s tglieder großen periodisch wiederkehrenden Besuche ihrer Famll.enmiigi am 9. August in Wilhelmshaven shren - f 9 Bedeutung für Kaiser Wilhelmkanal auch auf seme s S sth ^bung erprobt unsere Kriegsflotte hm durch Ach werden. Nach dem veröffentlichten Uebungs^ flotte werden am 14. August die sesamm ö s . rMfthelm- Geschwader Flotillen und Austlärungsgruppen den Ka i kanÄ in der Richtung v°n Brunsbütte^a^ Diese auf das Programm gesetzte Durchfab ^»tereffe fgx in mehr als ein"r Richtung hin von d-m unsere Marinebehörden sein; denn durch siewirder^ welche Zeit nothwendig ist, um eine m A^gsbereitschaft fahrende Flotte, wie sie der Zahl unserer Kriegsschiffe "ach zur Zeit im Ernstfall überhaupt nur formirt werden kann, von der Nord-nach der Ostsee zu beordern. Gleichzeitig werden die Durchscbleusungs- anlagen an den Mündungen des Kanals ihre.Brauchbar e z erweisen haben; denn auch von der Thät,gleit dieftr Weck M in erster Linie eine schnelle Durchfahrt durch den Kaiser Wilhelm- kanal, der aus mehr denn fünfzig Schiffen, Fahrzeugen und Tor- iedobooten bestehenden Flotte abhängen. Auch die vielbesprochenen Tiefenverhältnisse des Kanals werden den Beweis zu liefern haben, daß sie den Tiefgängen unserer größten Kriegsfahrzeuge nun genügen. Das beklagenswerthe Mißgeschick, daS unsere Flotte in den sturmreichen ostasiatischen Gewässern getroffen, giebt der „Schlesischen Zeitung" Anlaß zu der beherzigenswerthen Mahn ung : Welchen Standpunkt man auch in der Frage der noth wendigen Stärke der deutschen Flotte einnehmen mag — niemals darf ein seiner Aufgabe nicht ganz gewachsenes Kriegsfahrzeug die Reise über das Weltmeer antreten, und niemals darf mit dem Ersatz derjenigen Fahrzeuge auch nur einen Moment ge zögert werden, deren Zustand nicht in jeder Richtung den Er fordernissen entspricht, die an die Widerstandskraft eines Schiffes in dem Kampfe gegen den Feind und gegen die Elemente ge macht werden müssen. Unsere Seeleute, oie sich ihr Leben in Sturm und Wogendrang täglich von Neuem gewinnen müssen, haben das unzweifelhafte Anrecht, in ihren und gefahrvollen Berufe mit allen Mitteln des Widerstandes versehen zu sein, welche die moderne nautische und die Kriegs wissenschaft an die Hand geben. Wir wollen keineswegs be haupten, daß der „Iltis" mit solchen Mitteln nicht ausreichend ausgerüstet war. Bei den Erörterungen über die Flottenbaupläne ist aber von berufener Seite die unwidersprochen gebliebene An- icht geäußert worden, daß das nicht bei allen Schiffen der deutschen Kriegsmarine der Fall sei. Ueber Zahl und Größe der Schiffe mag man streiten. Aber keinen Widerspruch darf die Forderung erfahren, daß jedes auS dem heimischen Hafen auS- segelnde Kriegsfahrzeug mit allen denjenigen Mitteln zum Wider stande und zur Selbsterhaltung versehen sein muß, die für den von rhm vertretenen Typus nur irgend beschafft werden können. Veräntwortung auf den Verweigerern der hierzu nothlgen Mittel lasten, wenn ein nicht ausreichend ?^o^ustetes Schiss von einer Katastrophe ereilt würde und sie sich saaen müßten, daß alle die verlorenen Menschenleben hätten gerettet werden können, wenn nicht in Parte pW ^<b M-L»^ ^cacy Meinungen aus Shanghai war der ^ltis" m-brere Stunden vor dem Unglück unlenkbar. Trotz - strengungen des Kapitäns und der Offiziere war es .^ > als e^mck e?»^ Zuletzt wurdet ^biner Schnelligkeit von sechs Knoten per Stunde fuhr, nnt furchtbarer Gewalt an einen Felsen getrieben, wo er zer schellte. Von der Mannschaft wurden elf Matrosen, welche sich an Trümmern festklammerten, ans Ufer geschwemmt. Der Kommandeur des deutschen Geschwaders begab sich auf dem „Kaiser" nach der Uimlucksstelle. ' uu» «vnvv» urmrlvcl lv^v, ro vv" ---- Zur Dorner S p i ° " e n - An gele genheit verlautet stimmt, daß der Deutsche Kaiser in diesem Jahre nicht nach Cowes laus sicherster Quelle, daß keineswegs Militärpersonen betheiligt