Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190009161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19000916
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19000916
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- unvollständig: S. 7338 - 7346 (7.+8. Beilage) fehlen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-09
- Tag 1900-09-16
-
Monat
1900-09
-
Jahr
1900
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1900
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
472. Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Filialen: Alsred Hahn vorm. V. Klemm'» Sortt«. Universitätsstraße 8 (Paulinum), LoniS Lösche, Katharineuslr. 14, part. und Königsplatz 7. Nedaction und Erpe-ition: JohanntSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. BezugS-PreiS in der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Bororlen errichteten Aus gabestellen ab geholt: vierteljährlich ^>4.50, bei zweimaliger täglicher Anstellung ins HauS ü.50. Durch dir Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertestährlich 6.—. Directe tägliche Kreuzbandienduug Ausland: monatlich ^l 7.50. MpIM,Tageblatt Anzeiger. ÄmtsbMl des Königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes «nd Voüzei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem RedacttonSstrich (4 a»- spalten) 50^, vor den Familieunachrichten (6 gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unserem Preis verzeichnis Tabellarischer und Zifferusatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit d« Morgen-AuSgabe, ohne Postbefördrruug 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je ein« halbe Stunde früher. Anzeige« sind stets au die Expe-ttto» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig Sonntag den 16. September 1900. 84. Jahrgang. Aus der Woche. Der Iameson-Raubzug ist in etwas modificirter Form zum Ziele gelangt. Transvaal ist unterworfen, seine holländischen Bewobncr und, was für diese „Sieger" die Hauptsache, die Schätze des Landes werden englisch. Ob die Briten ihres Raubes so rasch froh werden, steht dahin, daS Häuflein der Boercn wird kaum leichter zu regieren sei», als eS zu unterwerfen war. Aber weder für die tapferen Streiter noch für die wirthschaftlich in Südafrika interessirten fremden Länder können weitere von den Unterdrückten den Engländern verur sachte Schwierigkeiten etwas ändern. Für Deutschland ist der Effect der, daß seine der energischsten Wahrung bedürftigen Interessen, die nach dem Einfall deö I)r. Iameson unser damaliger Staatssekretär des Auswärtigen in einer an die englische Regierung gerichteten Note so beredt zu vertreten wußte, zwar heute genau dieselben sind wie um die Wende des IahreS 1896, daß es aber gegen daS Schalten und Walten der britischen Regierung, also unter Andern: gegen eine differentielle Zollbehandlung ü lu Canada, nunmehr nichts mehr einwenben darf. Unser Handel und unsere Industrie werden sich zweifellos alle erdenkliche Mühe geben, das alte Absatzgebiet in den beiden gemeuchelten Staaten wieder zu erlangen und auözudebncn. Daß diesen ihren Be mühungen der Haß der Aoeren gegen die Engländer zu Statten kommen werde, darf jedoch bezweifelt werden. WaS der erwähnten Borstellung dcS Freiherr» von Marschall und anderen officiellen deutschen boerenfreundlichcn Kundgebungen folgte und nicht folgte, hat dem kleinen Stamme oittere Enttäuschungen bereitet, die durch die werklhätige Sym pathie deS deutschen Volkes, die wackere Theilnahme vieler Deutscher an dem Bertheidigungskriege nicht sehr abgeschwächt worden sein dürsten. DaS amtliche Deutschland ist sachlich gegenüber dem ungleichen Ringen nicht zurückhaltender ge wesen, als irgend eine andere Großmacht, es hat aber zum Unterschiede von Anderen seine materiell tadellose Neutralität wiederholt durch Begehungen und Unterlassungen mit einem etwas englandfreuudlichen Schein umwoben. Im Uebrigen entscheidet namentlich gegenüber Geschäftsleuten niedersächsischen Stammes auf die Dauer die größere kommerzielle Leistungsfähigkeit, die Concurrenz. Üud in dieser Richtung ist Deutschland ja wohl gut beschlagen. Aber der Staat als Abnehmer deutscher Erzeugnisse ist in Transvaal und Oranjestaat in der Hauptsache natürlich verloreu. Die Hoffnung der Boeren, die chinesischen Wirren würden ihnen rechtzeitig Luft machen, ist nicht in Erfüllung gegangen, während umgekehrt allerdings die Nothwcndigkcit, das in Südafrika Genommene mit kriegerische» Mitteln zu behaupten, die britische Bewegungsfreiheit in Ostasien noch auf geraume Zeit hinaus ungünstig beeinflussen könnte. Die Frage der ausreichenden Besetzung Pekings und damit der Sicherung geordneter Zustände ist noch immer nicht definitiv beantwortet, wenigstens dürfte aber die Ergreifung deS Mörders deS Freiherr» v. Kettcler und sein Geständniß die Mächte der Lösung ihrer anderen Aufgabe, der Vergeltung der verübten Unthaten, näher gebracht haben. Freilich kann sich die Sühne nicht mit der Bestrafung des obscuren TaschenuhrenaneignerS begnügen; die Anstifter müssen mit ihrer Person Genugthuung geben. Sollte der Prinz Tuan nicht in den Machtbereich der Verbündeten fallen, so werden dock viele seiner hockgestellten Helfershelfer zu fassen sein. Im Uebrigen werden in Europa von der Presse und Anderen gegebene Rathschläge über die Wahl der einzelnen Mittel, die am besten zum Zwecke führen könnten, nicht von sonderlichem Werthe sein. Im Ziele und in den Grundzügen der Methode ist daS deutsche Volk einig; eS will bei der Begrenzung der Genugthuung und der Garantie gegen die Wiederkehr ähnlicher Gräuel dem Scheine nicht mehr Geltungsberecktigung eingeräumt wissen, als nöthig ist, um auf die Einbildungskraft der Chinesen in nützlicher Weise zu wirken. Diese Uebereinstimmung besteht auch im BundeSrath. Die französische Presse hat den russischen Räumungs vorschlag sachlich und streng ebenso entschieden mißbilligt, wie die deutsche, und die Osficiösen der französischen Regierung sind in diesem Puncte noch deutlicher gewesen sein, als die von Berlin auS inspirirten Organe. Dennoch hat sich Frankreich auf den russischen Standpunkt gestellt. DaS war keinen Augenblick zu bezweifeln, denn Frankreich denkt doch nur an Eins. Deutsche Blätter haben in neuerer Zeit diese Wahrheit zu vergessen gesucht, und insbesondere in der Erörterung über die diesjährige Sedanfeier war zu hören und zu lesen, die „Wiederannäherung" zwischen Deutschland und Frankreich sei doch einmal eine Thatsache, die man nicht durch Kriegs- und EinigungSerinnerungSlärm ab schwächen dürfe. Aberder2.September warerst wenigeTage vorbei und schon fand eines der Blätter, die sich so hatten vernehmen lassen, daß sogar daS Handschreiben deS Zaren an den Präsidenten Loubet „lehrreich" für unS Deutsche sei. Und jetzt kommt dieselbeZeitung,um aufGrund einer vom „GauloiS" veranstalteten Enquete über die Gesinnung im Reichslande festzustellen, daß sich in Sacken der „Annäherung" „nicht- Wesentliches geändert bat". Vor der Sedanfeier, wie gesagt, las man'S anders. Wenn, waS verlangt werden muß, im nächsten und in den künftige» Jahren das Fest wieder in seine vollen Rechte treten soll, wird man sich zu erinnern haben, daß die Berliner Presse der Feier am meisten Abtrag zu thun gesucht hat. Es sei „kein Bedürfniß" für die Veran staltung im Volke vorhanden. Wollte man aber derartige „Bedürfnisse" nach Berliner Maßstab messen, so erschiene die absolute nationale Abstinenz als daS vom deutschen Volke Gewünschte. In Berlin bestand auch kein „Bedürfniß", den Fürsten BiSmarck zum 80. Geburtstag zu beglückwünschen und ein paar Fahnen herauSzuhängen, al» bei der 25 jährigen ErinneruugSfeier an deu Krieg von 1870 viele Tausende Kämpfer aus diesem Jahre durch die Stadt zu einem Feld- gotteSdienste zogen. Dir Presse bedankt sick bei den Herren Juristen. Der Beschluß de» Bamberger IuristentazeS über den ambu- lantenGcrichtSstand ist höchst erfreulich und er ist dies — worüber iu der Presse selbst aber Meinungsverschiedenheit herrscht — vielleicht gerade deshalb, weil er mit dem Weniger vorlieb nimmt und nur den Staatsanwalt vor der Benutzung des promenirenden Gerichtsstandes auSnehmen will, nicht auch die sich durch Zeitungen beleidigt glaubenden Privatkläger. Mit dieser Beschränkung erlangt der Bamberger Beschluß, an dem nach Rang und Namen erste Juristen mitwirken konnten, die Be deutung eines autoritativen Gutachtens, während eine radicalere Resolution vermutblich nickt sehr starken Eindruck auf den BundeSrath hervorgebracht hätte. Zur Spaltung des Antisemitismus hatte da- Organ der Gebliebenen auSgerufen, getrennt oder vereint, daS sei egal: „im Kampfe gegen Juda sind alle Antisemiten einig". Mag sein, aber der Kampf gegen Juda ist kein ausreichende« Subsistenzmittel für eine politische Partei. UebrigenS möchten wir bezweifeln, daß auch nur in diesem Puncte volle Einigkeit bestehe. Mancher mag sich als Antisemit un behaglich gefühlt haben, als er in einer antisemitischen Zeitung auS der Kabbala, „der Geheimlehre der jüdischen Orthodoxie", nachgewiesen fand, der Gymnasiast Winter in Könitz habe er mordet werbe» müssen. Und zwar deshalb: Bei den letzten „Ritualmorden" kamen um in Tanten Ioh. Hegmann, in Polna AgneS Hruza, in Könitz Ernst Winter. Die Anfangsbuch staben der Namen der Ermordeten lauten also: I. H-, A. H. und E. W. DaS antisemitische Blatt folgert: „Diese Buchstaben ergeben das Wort Jahweh; eS mußte, um aus Tanten und Polna ein „Jahweh" zu erzielen, ein E. W. hiu- zukommen. Daher war Ernst Winter unrettbar den kabbalistischen Sectirern verfallen." So etwas nennt sich auch Volksaufklärung. Die Wirren in China. Von -eu deutschen Truppe«. Ueber den Tod des Hauptmanns Freiherrn von Rheinbaben, der als erster Officier deS ostasiatischen Er- peditionscorps in diesem Feldzuge verstarb, sendet der Special berichterstatter deS „Berl. Loc.-Anz.", Hauptmann Dannhauer, der mit demselben Transport die Fahrt nach Ostasien mitmachte, folgendes Telegramm: Tak», 14. September. Der TyPhuLfall, dem der Hauptmann Freiherr von Rhein baben am 3. September erlag, steht völlig vereinzelt da. Der verstorbene Officier war schon auf der Ausreise krank. Baronin Ketteler ist am 6. d. M. nach Europa abgereist, nachdem am 5. d. M. ein feierlicher Gedenkact an der Stelle des Attentats ab gehalten worden war. 31. Aug. in Chefoo. 5. Sept, von Moji „Ärcadia" „Crefeld" „Roland" „Valdivia" Ueber die Ausreise der Truppeu-TranSporldampfer nach China liegen folgende letzte Meldungen vor: „Köln" „Frankfurt" „Wittekind" „Dresden" „Halle" „Batavia" „Gera" „Sardinia" „Straßburg" „Aachen" „Rhein" „Adria" „H. H. Meier' „Phönicia" „Darmstadt" nach San Francisco. 13. Sept, in Tsingtau, in Taku. in Taku. in Taku. von Colombo, von Singapore. von Singapore. in Hongkong, von Shanghai, von Singapore. in Hongkong, von Singapore. von Suez, von Suez, in Suez. Gibraltar passirt. SagreS passirt. Gibraltar passirt. Gibraltar passirt. Gibraltar passirt. 7. 7. 9. 12. 3. 10. 6. 10. 6. 9. 7. 12. 12. 14. 10. 10. 12. 12. 14. (N. D. Lloyd.) (Hamb. A. L ) (N. D. Lloyd.) (N. D. Lloyd.) (N. D. Lloyd.) (Hamb. A. L.) (N. D. Lloyd.) (Hamb. A. L.) (N. D. Lloyd.) Palatia" (Hamb. A. L.) ,Andalusia" (Hamb. A. L.) .Hannover" (N. D. Lloyd.) - " (Hamb. A. L.) (N. D. Lloyd.) (N. D. Lloyd.) (Hamb. A. L.) (N. D. Lloyd.) (N. D. Lloyd.) (N. D. Lloyd.) (N. D. Lloyd.) (N. D. Lloyd.) Chinesische Etreuelthaten. AuS Tientsin, 2. September, wird dem „Standard" gemeldet: „Die Berichte von Niedermetzelung von Missio naren in der Provinz Schansi, welche auf Veranlassung und unter der Autorität deS Gouverneurs der Provinz, Nutzsten, geschehen sein sollte, sind jetzt in allen Einzelheiten bestätigt worden. Ich war heute bei der amtlichen Vernehmung eine» chinesischen Christen gegenwärtig, dessen Glaubwürdigkeit von den jetzt in Tientsin anwesenden Missionaren garantirt ist. Der selbe kam gestern Abend in Tientsin an; «r befindet sich unter dem Schutze deS britischen ConsulatS, und er erzählte folgende Thatsachen: Am 29. Juni wurden Fräulein Wh! tchurch und Fräu lein Sewell in Hsiamihsien von Boxern angegriffen. Sie ersuchten den localen Beamten um Schutz, aber dieser erwiderte ihnen, di« Soldaten seien nur dazu da, um Chinesen zu be schützen. Die Boxer drangen in daS HauS ein, entkleideten die beiden Damen völlig und schlugen sie mit Keulen langsam todt. Der Beamte ließ die Leichen nachher in der Taufcapelle begraben. Am selben Tage wurde in der Mission von Taiyuenfu da» Hau» de» Herrn Stokeü angegriffen. Da» Hau» wurde in Brand gesteckt, aber die Bewohner desselben hatten einige Waffen, und sie hielten damit die chinesischen Soldaten «ine Zeit lang im Schach. Dann flüchteten die Bewohner in da» HauS de» Herrn Farthing. Eine Dame wurde dabei von der übrigen Partei getrennt. Die Soldaten ergriffen sie, schlugen sie und warfen sie dann in daS brennende HauS. Die übrigen Mitglieder der Mission blieben bi» 9. Juli in Herrn Farthing'» Hause, und dann wurden sie aufgefordert, im Hamen deS Gou verneurs zu erscheinen. E» waren dies Herr und Frau Farthing mit sieben Kindern, Herr und Frau Baynon mit Kindern, Herr StokeS und sieben Andere, deren Namen noch nicht festgestellt sind. Am 31. Juli wurden die Missionen in Tai! u von meh reren Hundert Boxern angegriffen. Die Missionare C lapp, Williams und Davis feuerten von den Dächern der Häuser auf dieselben, während Frau Clapp, Fräulein Bild und Fräulein Partridge sich in die Nebengebäude fluchteten. Zuletzt wurden die Verteidiger aber doch überwältigt und ge- tödtet. Die Köpfe aller Mitglieder der Mission wurden ab geschlagen und zusammen mit den Herzen der Männer, welche die Boxer herauSschnitten, zum Gouverneur geschickt In Hsonyang wurden am 30. Iunr fünf englische Missionare mit zwei Kindern von localen Beamten verhaftet. Sie wurden in Ketten gelegt, eiserne Kragen wurden um ihren Hals gelegt, und so wurden sie in Karren nach Taiyucnfu ge schickt. Während der Fahrt durften sie keine Nahrung zu sich nehmen. Nach ihrer Ankunft in Taiyucnfu wurden sie erst zum Uamen des Gouverneurs geschickt, dann zum Namen des lo calen Beamten, wo die Männer und Frauen getrennt einge kerkert wurden, wobei ihnen aller Verkehr miteinander ver boten war. Am 9. Juli wurden die sämmtlichen protestantischen Missio nare in den Damen des Gouverneurs berufen. Die Thüren wurden geschlossen, und die Boxer erhielten den Befehl, sie zu ermorden, was sie mit kaltem Blute thaten, während die Sol daten draußen Wache hielten. Alle wurden mit Schwertern ge- tödiet und ihre Köpfe wurden nachher dem Volke zur Schau gestellt. Im Laufe desselben Tages wurden noch 40 chinesische Christen niedergemetzelt, und am folgenden Tage wurden zehn katholische Priester den Opfern zugefügt. Am 15. August erhielten Herr und Frau Price und em Kind, Herr und Frau Attwood und zwei Kinder, Herr und Frau Landgren und Fräulein Eldved vom Präfecten den Befehl, Genchanfu zu verlassen. Der locale Beamte bat den Gouverneur, sie in Frieden zu lassen, da sie wütznge Leute seien und Frau Attwood täglich ihrer Niederkunft entgegensetze. Diese Bitte wurde aber abgeschlagen. Es wurde den Missio naren eine Escorte nach Tientsin versprochen und, von 20 Sol daten begleitet, begaben sie sich auf den Weg. Als sie nur wenige Meilen weit gekommen waren, stieß eine andere Abtheilung Soldaten zu ihnen, die auf ein von der Escorte gegebenes Zeichen di« Missionare in fürchterlicher Weise in Stücke hackte. Alle diese Mordthaten fanden auf Befehl und unter der Jurisdiction des Gouverneurs der Provinz Schansi statt." (Frkf. Ztg.) Tie voraussichtlichen Kosten der oftasiattschen Expedition und Vergleich mit den französischen Truppen. Was die Ausrüstung der Truppen anbetrifft, so haben die selben bekanntlich neben den leichten Drillichanzügen (Kakiuni- formen) Flanellbinden, wollenes Unterzeug, wasserdichte Decken und für den Winter Litevken und Mäntel. Die Franzosen geben ihren Truppen für den Winter noch Unterwesten von Schafpelz, und voraussichtlich werden auch bei uns ähnliche Pelze beschafft werden. Die Beschaffung der Mannesrüstung wird wohl auf annähernd 150 für den Mann zu berechnen sein, oder für die ganze Division auf 3 250 000 Für Beschaffung der Truppenfahrzeuge und des Sanitätsmaterials sind min destens 3—400 000 erforderlich und für Beschaffung von etwa 4000 Pferden gegen 4 Millionen. Die Franzosen er halten den größeren Theil der Pferde aus Australien, und zwar werden dieselben von einem Unternehmer frei China zum Preise von 850 FrcS. für das Stück geliefert, so daß man den Preis für unsere Pferde wohl auf 900—1000 für das Stück wird annehmen können. Auch für Beschaffung der Munition sind mehr als 2 Millionen erforderlich, denn wenn man für jedes Geschütz nur 300 Granaten, für jedes Gewehr nur 500 Patronen berechnet, so ergiebt dies bei einem Preise von 32 für die Feldgranatc, 54 für die schwere Granate und 13 H für die Jnfanteriepatrone die Summe von 2 050 000 die aber wohl auch wird erhöht werden müssen. Man erhält somit für die erste Ausrüstung der Truppen einen Aufwand von mindestens 9^—10 Millionen Mark, wozu noch daS Handgeld der Truppen mit 50 für den Mann (in Frankreich 200 Francs) kommt, welches wieder 1060 000 beträgt, und man erhält somit mehr als 11 Millionen. Hierbei ist der Aufwand für Aufstellung von Baracken noch nicht gerechnet, die für den Winter erforderlich sind und in Deutschland angefertigt werden. Da gegen 100 große Baracken erforderlich sein werden, von denen jede eine Compagnie aufnehmen kann, so wird hierfür mindestens eine Million zu rechnen sein. Weiter gehören zu den Kosten der ersten Aufstellung noch die Ausrüstungsgelder der Officiere u. s. w., die für den Leutnant 1000 für den Hauptmann 1200 c/l und für die höheren Officiere 1500 betragen und ebenfalls wieder rund eine Million erfordern werden. In Frankreich sind die Ausrüstungsgelder wesentlich geringer und betragen für den Leutnant nur 666 Francs, für den Hauptmann 930 Francs und für die Stabsofficiere 1330 Francs. Die gewaltigste Ausgabe aber wird durch die Miethe der Transportschiffe verursacht, und man wird wohl nicht sehr fehlgreifen, wenn man die Miethe für jeden der großen Dampfer auf 500 000 veranschlagt, da die Franzosen für ihre weit kleineren Schiffe und für die kürzere Seereise je 400000 Francs bezahlen müssen. Man hat nun bis jetzt zum Transport von Truppen und KriegSgeräthen vom Bremer Lloyd und von der Hamburg-Amerikanischen Gesellschaft 26 Dampfer gemiethet, von denen 7 auf die ganze Dauer deS KriegSzuge» theil» als Lazarethschiff«, theilS zum Transport von Pferden, von Verwundeten und Kranken verwendet werden. Diese 26 Dampfer werden allein schon gegen 13 Millionen er fordern, und eS werden demnach die Truppen bis zur Landung in China einen Aufwand von mindestens 25s4 Millionen er fordert haben, wobei die Waffen und Geschütze nicht gerechnet sind. Zit diesen einmaligen Ausgaben kommt alsdann noch der fortlaufende Aufwand für den Sold der Truppen und für die Mundverpflegung, und eS dürfte in dieser Hinsicht wenig bekannt sein, daß die Gehälter der Officiere, Aerzte u. s. st>., sowie die Löhnung der Mannschaft im Kriege sehr wesentlich höher sind, al» im Frieden. So beträgt der Feldgehalt der Officiere für den Leutnant monatlich etwa 240 für den Oberleutnant 400 Hauptmann 600 <^, Major 900 Oberst 1200 und für den Brigadegeneral 1400 während der DivisionS- general monatlich 2400 erhält. So wird der monatliche Gehalt für alle Officiere und Beamte annähernd 450000c« betragen. In Frankreich sind die Bezüge der Officiere nur für die Unter- leutnantS und für die Generale ganz wesentlich höher, für die anderen Dienstgrade aber etwas niedriger. Die französischen Officiere erhalten zu ihrem Friedensgehalt eine allgemeine Zu lage (iuäeiuoit^ cis sejour), eine Marschzulage und für die Officiere vom Major aufwärts noch eine sehr beträchtliche Zulage für Dienstaufwand (trais cko sorvieo), so daß die monatlichen Gesammtbczüge sich belaufen: für den Leutnant auf 384 Oberleutnant 400 o«, Hauptmann in 4 Stufen 452—524 -?«, Major 804 und für den Oberst 1184 s«. Der Brigade general erhält 2184 <-« und der Befehlshaber der Division monatlich 4620 c«. Die Mannschaften erhalten bei unS einen täglichen Sold von 35 H gegen 22 im Frieden, während di- Unterofficiere Zulagen von 40—50 H erhalten. Im französi schen Heere erhalten Unterofficiere und Soldaten eine KriegL- zulage von täglich 5 Cent. — 4 H, nur die verheiratheten Unter- officiere erhalten 50 Cent. — 40 H täglich mehr. Somit wird für die deutsche Division an Löhnung ein monatlicher Betrag von etwa 285 000 c« erforderlich sein, oder für Officiere und Mann schaften zusammen etwa 735 000 Bedeutend aber werden die Kosten für die Mundverpflegung sein, denn man wird wohl den größten Theil der Lebensmittel für Mann und Pferd nicht im Lande beschaffen können, sondern aus Deutschland, auS Amerika und anderen Ländern herbeiführen müssen, was die ein fachsten Lebensmittel ungemein vertheuern wird. Wenn man be denkt, daß während des deutsch-französischen Krieges die Portion für den Mann im Durchschnitt auf 4—5 Frcs. und für daS Pferd auf 3—4 Frcs. zu stehen kam, so wird man für China auf mindestens 5 <-« für den Mann und 3 für das Pferd rechnen müssen. Da nun die Officiere doppelte, die Stabsoffi ciere dreifache Portionen beziehen, so hat man etwa 23 800 Portionen und 4000 Rationen täglich zu beschaffen, wofür etwa 3,8 Millionen monatlich erforderlich sein werden. Somit kommt die Geld- und Mundverpflegung auf etwa 4,84 Millionen im Monat zu stehen. Nimmt man an, daß die ganze Division auch nur 6 Monate lang in China stehen bleibt, so ergiebt sich hierfür ein Aufwand von 27,24 Millionen, oder beim Aufenthalte von einem Jahre die Summe von 54^ Millionen. Hierzu werden noch sehr beträchtliche, aber auch nicht annähernd zu schätzende Kosten kommen für Beifuhr von Holz und Kohlen für die Truppen, da beides im Lande nicht zu beschaffen ist und über See herange führt werden muß. Es kann also der gesammte Aufwand allein nur für die Landtruppen und auf ein Jahr auf mindestens 80 Millionen veranschlagt werden. Hierzu kommt alsdann noch der Aufwand für die Kriegsflotte, die in den chinesischen Gewässern mit 27 Schiffen und mehr als 7000 Mann vertreten ist. Dieser Aufwand, bei welchem die Beschaffung der Lebensmittel und der Kohlen den Schwerpunkt bilden werden, ist ohne genaues Ma terial nicht zu berechnen, allein es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß die Gesammtkosten für die Flotte sich auf mindestens 20 Millionen belaufen werden, und man kommt alsdann auf einen Gesammtbetrag von 100 Millionen. Diese Kosten, sowie den Ersatz für zerstörtes Privateigenthum der in China lebenden Deutschen nebst den Entschädigungen für die Ermordung von Deutschen und für unsere invalid gewordenen Soldaten wird China ersetzen müssen, und schon aus diesem Grunde wird der Aufenthalt unserer Truppen von ziemlich langer Dauer sein, da man wohl nicht daran denken wird, die Truppen zurückzu ziehen, bis ein großer Theil der Entschädigung bezahlt und für den Rest unbedingte Sicherheit gegeben ist. (Schwab. Merkur.) * Berlin, 15. September. Das Kriegsministerium theilt über die Fahrt der Truppentransportschiffe mit: „Andalusia" ist am 14. September in Suez angekommen. * Köln, 15. September. Die „Kölnische Volkszeitung" meldet: Bischof Anzer hat sich heute in San Francisco nach Tsingtau eingeschisft. * Peking, 8. September. Die Vernehmung deS Mörder» des Frhrn. v. Ketteler wurde heute wieder ausgenommen. Der Gefangene wurde mit dem deutschen Dolmetscher Cordes conftontirt, der den Gesandten begleitet hatte, als dieser ermordet wurde. Der Gefangene gab zu, daß er Unterofficier sei und erklärte, er habe auf die Befehle eines hohen Beamten, alle Fremden zu tödten, gehandelt. Er behauptete, er habe nicht gewußt, wenn er tödtete. * London, 15. September. „Reuter'S Bureau" berichtet au» Wei-hai-wei vom 8. d. M.: Ti« australische Marine- Brigade ist hier angekommen und nach Taku weitergegangen. — „Reuter'S Bureau" berichtet aus Taku unter dem 12. d. M.: Die Wachen der deutschen und amerikanischen Gesandtschaft in Peking sind auf ihre Schiffe zurückgekehrt. * Shanghai, 14. September. LI-Hung-Tschang ist nach einem Besuch beim deutschen Gesandten Freiherrn Mumm von Schwarzenstein in Begleitung des Telegraphendirector» Scheng an Bord des englischen Persoucndampfers „Anping" nach Taku abgereist. Es heißt hier, daß Prinz Tsching und Li- Hung-Tschang, nicht aber, wie andererseits gemeldet wurde, auch Sir Robert Hart, von der Kaiserin mit Vollmacht versehen seien. Diese, der Kaiser und Prinz Tuan sollen thatsächlich in Taiyuensu angekommen sein. * Part», 15. September. Dem „Siöcle" zufolge hat die Re gierung die Kosten der chinesischen Expedition, fall» die Truppen bis Ende deS IahreS in China bleiben müßten, auf 70 Millionen FrcS. geschätzt; sie wäre deshalb genöthigt, außer den vom Parlamente und GtaatSrath bereit» bewilligten Crediten, noch 20 Millionen zu verlangen. E» sei wahr- scheinlich, daß Frankreich, gleich den anderen Mächten, außer einer Entschädigung für die des frauzSsischrn Staats angehörigen zugrfügten Schäden, noch eine Kriegsentschädigung ver lange. Der „Matin" schreibt, die Rollen in China schienen voll ständig vertauscht zu sein; es seien jetzt die chinesischen Unterhändler, die Bürgschaften von den Mächten verlangten. Nur die übermäßige Langmuth der Mächte sei schuld daran, daß Prinz Tschiug uud Li-Hung-Tschang so verwegen seien. * Pari», 15. September. Da- „Journal de» Dbbat»" schreibt: Tie hauptsächliche Rechtfertigung deS Räumung-Vorschläge» war die Annahme, die Chinesen würden vor der Entfernung der fremden Truppen au» Peking nicht verhandeln. Die Ag,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite